Yuri - Kein Anmachspruch, aber Nahtoderfahrung

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13.10.2014

Ich hasse dieses Lied, denke ich mir nach einem ebenfalls ereignislos verlaufendem Schultag auf dem Weg nachhause. Mmh irgendwie hab ich ein Déja-vu Gefühl, ist der Gedanke der unmittelbar auf den ersten folgt und ich muss zurück an den Tag am Flughafen denken. Mein schmerzhafter Flug, mein Shirt, die Koffer und abhol- Katastrophe, der Kaffee, der blödeste Anmachsspruch aller Zeiten und der Typ. Der Typ, denke ich kopfschüttelnd und verbanne ihn und sein freches Grinsen gleich wieder aus meinen Gedanken.

Doch er ist wie dieses Lied von dem ich, seit ich es heute morgen im Radio gehört habe, einen Ohrwurm habe. Ich kann einfach nicht aufhören an ihn und diese Melodie zu denken. Ich bin heute aus mir unerfindlichen Gründen bevor der Wecker angehen konnte aufgewacht und hatte eigentlich die Zeit nutzen wollen an meinem Stück weiter zu komponieren . Doch mein Kopf schien wie leergefegt und ich hatte auch noch nach 20 Minuten keine Note aufs Blatt gebracht.Also hatte ich mich kurzerhand entschlossen schon mal Duschen zu gehen.

Als ich fertig war und, in ein großes flauschiges Handtuch gewickelt, zurück in mein Zimmer gelaufen war, war mein Wecker in der Zwischenzeit angesprungen. Er spielte dieses eine Lied und ich wollte schon genervt die Stummtaste drücken, da diese typische Boy-Band-Morgen-Musik hier in Korea nicht meinem Geschmack entspricht, als er anfängt zu singen. Seine Stimme lässt mich inne halten. Sie kommt mir so unendlich bekannt vor, doch ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern woher. Rau und gleichzeitig sanft wie Seide gleitet sie über mich hinweg und verursacht bei mir wohlige Schauer. Die tiefe rauchige Stimme scheint dem Lied einen Sinn zu geben und kreiert gleichzeitig etwas völlig neues.Wer auch immer das war, verdammt ich wünschte mir zu diesem Zeitpunkt er würde niemals aufhören zu singen.

Leider war das Lied kurz darauf zu Ende und ich hatte nicht herausfinden können wie es hieß geschweige denn von wem es war. Doch diese Paar Zeilen und die Melodien hatten sich in meinem Kopf festgesetzt und waren nicht mehr loszuwerden. Ich hasste diese Lied jetzt schon, doch das war ein anderer Hass. Denn ich wollte es immer und immer wieder hören. Dieses Lied, diese Stimme, mich von ihnen gefangen nehmen lassen und so sang ich fortwähren diese paar Zeilen, summte immer wieder diese Melodie, wippte mit dem Kopf im Takt, unfähig es loszuwerden.

Quietschende Reifen und ein Hupen das erschreckend nah in meinen Ohren klingt, reißen mich aus meiner Gedankenwelt. Zum ersten Mal seit ich die Schule verlassen hatte nehme ich meine Umwelt bewusst war und bemerke das ich wie angewurzelt mitten auf einer Straße stehe.

Ich drehe den Kopf zur Seite und registriere: Keine 20 cm vor mir beginnt die Stoßstange einer schwarze Mercedes Limousine. Werde ich jetzt gleich über mir selbst schweben und die ganze Szenerie von oben betrachten können? Sei nicht lächerlich schalt mich eine innere Stimme. Der Geruch von verbrannten Reifen erreicht meine Sinne und verdeutlicht mir wie knapp ich einem Unfall entkommen war, den ich sehr wahrscheinlich nicht überlebt hätte.

Langsam atme ich aus, eine Benommenheit legt sich über meine Sinne. Teilnahmslos sehe ich in die weit aufgerissenen Augen des Fahrers. Wie durch Watte nehme ich wahr, das eine Tür geöffnet wird und jemand auf mich zustürmt. Ich höre gestammelte Worte, wahrscheinlich eine Entschuldigung, meine Gedanken bewegen sich wie zähflüssiger Nagellack in meinem Kopf und so wird mir erst nach einigen Momenten bewusst, das jemand meinen Namen sagt und nun fortwährend an meinem Arm rüttelt.

„Was?“, frage ich immer noch benommen, da ich alles wie durch dicken Nebel wahrnehme. „Ob du irgendwo verletzt bist?“, fragt mich eine besorgte, aber vertraut klingende tiefe Stimme. Langsam hebe ich den Blick. Blonde verwuschelte Haare, tiefbraune besorgt dreinblickende Augen schauen auf mich hinab, volle zum an schmachten schöne Lippen, die diesmal nicht zu einem frechen Grinsen verzogen sind. Du hast dieses Gesicht schon einmal gesehen, wabert es durch meine Gedanken und mit einem Schlag verzieht sich der Nebel, macht einer schärfe der Sinne platz.

Die Teilnahmslosigkeit wird durch unbändige Wut, angestachelt von Furcht, ersetzt und bringt Leben zurück in meine tauben Glieder. Ich keuche auf und reiße meinen Arm zurück. „DUUU!“, zische ich den Typen an der vor mir steht und mich mit wachsender Besorgnis betrachtet. Glaubt ihr ans Schicksal? Ich hatte es bisher nie getan und fand die Idee eines über uns stehenden Mannes der alle Fäden zieht immer lächerlich. Doch die Tatsache das Mr. Blödester Anmachspruch aller Zeiten direkt in meinem Blickfeld steht lässt sich nicht verleugnen.

Ihr habt richtig gehört, der Typ der aus dem Auto gesprungen ist um sich zu vergewissern das sie mich doch nicht angefahren hatten, war der Typ vom Flughafen. Wie hoch ist bitte die Wahrscheinlichkeit das ich in einem so überfüllten Land wie Korea ausgerechnet den Typen wiedertreffe, den ich am wenigsten und gleichzeitig so unbedingt wiedersehen wollte? Ich konnte quasi hören wie sich derjenige der sich das ausgedacht hat einem ausgewachsenen und äußerst schadenfrohen Lachflash hingibt.

„Komm, steig ein, wir fahren ins Krankenhaus!“, weist er mich an und wartet. Als ich nicht reagiere, da ich immer noch damit beschäftigt bin herauszufinden ob das hier gerade wirklich passiert, greift er sich einfach mein Handgelenk und zieht mich in Richtung der offen gelassenen Autotür. Ein paar Schritte brauche ich um die Situation zu verstehen doch als es schließlich klick macht bleibe ich wie angewurzelt stehen und stoppe so auch den Typen der mich dreister Weise hinter sich herzieht.

Verwirrt dreht er sich um, „Was machst du denn? Wir müssen zu einem Arzt!“, höre ich ihn drängend sagen. Wut flammt in mir auf. Langsam sehe ich auf seine große Hand die mein Handgelenk umfasst hat und so ein unkontrollierbares Kribbeln an der Stelle entstehen lässt wo er meine Haut berührt. „Lass mich los“, sage ich leise und völlig ruhig. Er neigt den Kopf leicht zur Seite. „Ist alles in Ord-“, ich entreiße ihm mein Handgelenk. „Du sollst mich loslassen!“, schnauze ich ihn an und atme keuchend aus. Stirnrunzelnd lässt er langsam die Hand sinken und tritt ein Schritt zu Seite. Mein Innerstes ist bis zum zerreißen gespannt. Wartend sieht er mich an.

„Was?“, bringe ich mit kaum zu unterdrückender Wut über die Lippen. „Wir sollten zu einem Arzt fahren aber da du anscheinend keine Berührungen magst, warte ich darauf das du einsteigst.“, sagt er ohne jeden Sarkasmus in der Stimme und seine Miene drückt echte Besorgnis aus. „Ich lasse mich berühren ich mag nur DEINE Berührungen nicht“, werfe ich ihm an den Kopf und verspüre in der nächsten Sekunde einen kleinen Stich in der Herzgegend als ein ehrlich verletzter Ausdruck über seine Gesichtszüge gleitet. Wo kam das denn jetzt her? Ist mir doch völlig egal ob ihn das getroffen hat oder nicht.

Ich lache kurz laut auf und schnaube gleich darauf verärgert über mich selber. Noch immer betrachtet er mich eingehend und fängt vorsichtig an „Wir sollten wirklich einen Arzt aufsuchen du wirkst ein bisschen... verwirrt und aufgebracht“. Hatte der mich etwa gerade durch die Blume als irre bezeichnet? Erneut Lache ich laut und rufe damit nur noch mehr Verunsicherung bei ihm auf dem Plan als ich mich in der nächsten Sekunde Metaphorisch auf ihn stürze. „Ach verwirrt und aufgebracht also? Kein Wunder denn so ein Idiot hat gerade versucht mich platt zu fahren und ich hab wirklich noch keine Lust den großen Meister da oben kennen zu lernen!“, fange ich meine Standpauke an und zeige Richtung Himmel. „Wärst du da etwa nicht etwas aufgebracht wenn solche ausgewählten Idioten versuchen ihre zweieinhalb Tonnen Karosserie auf dir zu parken!? Kannst du eigentlich nicht aufpassen?! Ihr hättet mich beinahe um genietet!!“, schreie ich nun fast hysterisch und lasse mich nicht von seiner entschuldigenden Miene ablenken.

„Wie habt ihr eigentlich einen Führerschein bekommen? Die Verschenken die Genehmigungen aber heutzutage auch an jeden. Du bist nicht 007, du hast eine Lizenz zum Fahren bekommen und nicht zum Töten und- “, abrupt breche ich mitten im Satz ab und blicke zur offenen Autotür. „Ich weiß tut mir wirklich Leid und du kannst mich gerne auch noch im Auto weiter anschreien aber bitte sei jetzt vernünftig, steig erst einmal ein und lass uns zum Krankenhaus fahren damit ich mir sicher sein kann das du in Ord-“, „Schhh!“, unterbreche ich seine Entschuldigung und den Appell an meine Vernunft.

Ich lausche weiterhin und starre angestrengt zur Autotür, ein Summen erfüllt mein Innerstes. „Alles klar ich höre sofort auf zu Reden sobald zu nur-“, fängt er erneut an bricht aber den Satz ab, ich werfe einen schnellen Blick auf ihn. Bleibe aber mit allen anderen Sinnen bei dem Geräusch das aus dem Auto kommt. Ohne es zu merken hatte mein Körper die Führung übernommen und es für eine gute Idee gehalten ihm einen Finger auf die Lippen zu legen. Wenigstens hielt er jetzt die Klappe und ich konnte mich konzentrieren.

Ich schließe die Augen und reiße sie einen Moment später wieder erstaunt auf. Das Geräusch, oder besser gesagt die Melodie, die aus dem Auto zu mir klingt formt sich langsam zu einem Lied. Erstaunt merke ich wie ein glockenheller Ton meine Kehle verlässt und ihm weiter Folgen. Mein Herz hatte das Lied und die Stimme, die sich seit heute morgen festgesetzt und so fest in meine Erinnerungen gebrannt haben wie keines zuvor, schneller erkannt als mein Verstand es mitbekommen konnte. Ohne es kontrollieren zu können bildeten meine Stimme und die des unbekannten Sängers aus den Lautsprechern die perfekte Harmonie und ergänzen einander, wie 2 lange verloren geglaubte Teile die sich nun zu einem Ganzen fügen. Ich konnte es nicht stoppen, ich wollte nicht.

Eine Innere Ruhe erfasst mich und ich verweile ganz im Augenblick. Diese Stimme, mein Gegenstück, sie bringt irgendwas in mir zum klingen, ein stetiges Summen erfasst mich und reizt meine Sinne bis aufs äußerste. Alle meine Nervenenden kribbeln und unkontrollierbare warme Schauer rieseln über meine Haut. Ich singe und bin ein ganzes. Denn obwohl ich diese Melodie, diese Worte nur ein einziges mal vernommen habe, singe ich sie auswendig, so als wäre dies schon unzählige Male passiert. Wir beenden das Lied, doch dies, das ist mir jetzt klar, ist der Anfang von so viel mehr. Mehr als ich mir jemals zu erhoffen gewagt hatte.

Schwer atmend aber von einem unbändigen Glücksgefühl erfüllt öffne ich die Augen, die ich wohl geschlossen hatte als ich dem Drang nachgegeben hatte mitzusingen. Ich war von meinen Gefühlen überwältigt worden. Ein Lächeln verweilt auf meinen Lippen und ich kann nicht unterdrücken vor unbändiger Lebenslust aufzulachen. Ich hatte es gefunden. Dabei hebe ich meinen Blick und sehe direkt in ein ziemlich erstauntes Gesicht. Lippen auf denen, wohlgemerkt nicht mit Absicht, immer noch mein Finger liegt, verziehen sich zu einem typischen frechen Grinsen und ein Funkeln tritt in die zuvor vor erstaunen geweiteten Augen.

Einen Moment sehen wir uns an und so schnell wie sein Grinsen erscheint so schnell erstirbt meines. Verdammt! Ich hatte vergessen wo ich war. Nun nehme ich auch die um uns herumstehenden Passanten wahr. Mehrere Typen waren aus dem Auto gestiegen, aus dem auch zuvor der Grund für meinen Fehltritt gestiegen war, und schauten mich teils ungläubig, teils grinsend und teils überwältigt an. Jeder von ihnen sah auf seine ganz eigene Weise gut aus. Entschuldigung wo bin ich hier gelandet? Ist hier irgendwo in der Nähe ein Contest für Koreas next male Model? Ich sehe wieder zu dem auserwählten Grund meiner Herzrhythmusstörung.

Hastig ziehe ich meine Hand von diesen viel zu weichen Lippen und schaue mich nervös um. Die meisten Passanten schienen weiterzugehen und erleichtert atme ich aus. Nur diese Typen am Auto und das Sonderexemplar direkt vor mir stehen weiterhin unter dem gleichen Himmel wie ich und starren mich an. Ganz schön unangenehm kann ich euch sagen! „Wow, V ich würde sagen die kleine ist dein Match!“, unterbricht einer der Autotypen, die Stille die sich nach meiner nicht ganz freiwilligen kleinen Show ausgebreitet hat, schaut in Richtung Mr. Dämlicher Anmachspruch und grinst den angesprochenen ehrlich an. Die Worte kommen von einem gut aussehenden Typen mit dunklen Haaren die unter einer Cap hervorlugen und fast vor seine dunklen Augen fallen. Er ist Vielleicht einen halben Kopf größer als ich und ziemlich gut gebaut.

Ich schüttle den Kopf und Konzentriere mich auf die Aussage. Was bitte sollte das denn heißen? Jetzt wurde ich ausnahmslos gemustert. Zu viel Aufmerksamkeit schreit meine innere Stimme und ich werde zunehmend unruhiger. Ich vermeide es normalerweise in der Öffentlichkeit zu singen, zwar liebte ich das singen und konnte, wie man gerade an bestem Beispiel begutachten konnte, mich völlig der Musik hingeben, jedoch nicht in Gegenwart andere Personen und noch dazu fremder. Doch diese Stimme hatte mich alles vergessen lassen und mir eine Geborgenheit geboten der ich nie zuvor teil geworden bin. Ich hatte mit mir selbst vereinbart nur für mich alleine zu singen, da ich nicht dermaßen arrogant war zu glauben ich wäre gut genug um das zu meinem Beruf zu machen, geht es mir dabei vor alldem um die Gefühle die ich loswerden kann oder dabei erzeuge.

Mein Atem geht schneller und eine Hitze erfasst mich, als 6 Augenpaare mich weiterhin ununterbrochen anstarren. Ich bin kurz davor auf dem Absatz umzudrehen um mich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen, als eine Hand nach meiner greift. Eine kühlende Berührung auf meiner Haut die fast in Flammen zu stehen scheint und ich blicke hinab. Sofort breite sich eine Ruhe in mir aus und kühlt die Feuer meiner Haut auf ein angenehmes Knistern ab.

ER hat meine Hand ergriffen und sieht mich aufmerksam an. „Was hast du?“, eine Stimme deren Klang ich mich nicht entziehen kann füllt meine Gedanken aus, seine Stimme, die, die der meines Gegenstückes so verdammt ähnlich ist. Kaum hatte der Gedanke an die Stimme sich wieder in meinen Kopf geschlichen, setzt sich eine völlig neue noch nicht existierende Melodie darunter und ich stutze.

Die Nervosität und Unsicherheit, die mich bei den Blicken befallen hat, verschwindet schlagartig und blende alles um mich herum aus. Lausche nur auf die Melodie und Noten, die fließend über meine Gedanken hinweggleiten. Sie scheinen von selbst zu entstehen ohne große Mühe kann ich immer weiter komponieren. Meine Blockade ist gebrochen und ohne ihn wirklich getroffen zu haben hat allein der Klang seiner Stimme mich inspiriert und etwas in mir angestoßen von dem ich nicht wusste das es existierte.

Gedankenverloren, drehe ich mich um und laufe weiter ohne ein Wort zu verlieren. Meine Hand gleitet aus seiner und direkt macht sich eine Spannung nervöser Vorahnung in mir breit aber das bemerke ich kaum. Dafür sind meine Gedanken zu laut, meine Ideen zu viele als das ich meine Kraft hätte auf Worte verschwenden können oder etwas anderes bemerken konnte. Nur am Rande bekomme ich mit wie Mr. Saublöder Anmachsspruch mir hinterherruft. Ganz in der Aufgabe vertieft diese Melodie die durch meinen Kopf schwirrt zu vervollständigen bleibe ich auf der anderen Straßenseite stehen und lasse mich auf einer niedrigen Mauer nieder, ziehe mein Notizbuch aus der Tasche und fange an zu schreiben. „V! Was machst du denn? Komm endlich! Rap Mon müssen wir auch noch finden, der hat sich schon wieder raus geschlichen und wir haben doch den Termin mit dem Sender“.

Der Typ von vorhin, seine weiche Stimme klingt bis hier rüber. „Geht schon mal vor. Ich komme nach!“. Sagt SEINE Stimme ganz in meiner Nähe, doch ich lasse mich nicht ablenken und bin ganz versunken in meiner Komposition. Eine Dritte gesellt sich dazu. „Lass ihn ruhig hierbleiben. Er wird schon wissen was er tut. Aber nimm wenigstens die hier“. Kühl, distanziert, endgültig. Leises Gemurmel, Autotüren schlagen. Ein Motor wird gestartet und es ist endlich ruhig.

Leise wiederhole ich immer wieder die Melodie von neuem die ich gerade erschaffe, ändere sie ständig um, füge etwas hinzu, lösche. Schreibe Noten auf, streiche welche weg und singe einige Parts. Ich weiß nicht wie lange ich so dort schon sitze, vertieft in meiner kleinen Welt. Abgeschottet von außen, als plötzlich ein kleiner Tropfen auf mein Notizbuch fällt. Verwirrt halte ich inne, streiche ihn weg und will schon weiter schreiben, als der nächste auf die Seite fällt und eine Note verwischt.

Erschrocken sehe ich hoch. Der Himmel hatte sich verändert, dunkle fast schon schwarze Wolken hängen bedrohlich am Himmel und verbreiteten eine drückende Atmosphäre. Die Luft ist zum schneiden und kein Laut ist zu hören. Die Vögel haben aufgehört zu singen und kein einziger Passant ist weit und breit zu sehen. Kein Wind streicht durch die Bäume und lässt diese rascheln. Die Welt scheint den Atem anzuhalten. Die Ruhe vor dem Sturm schießt es mir komischerweise durch den Kopf. „Wir sollten uns irgendwo unterstellen es fängt bestimmt gleich an zu regnen“, sagt plötzlich eine Stimme neben mir und mir bleibt keine Zeit mich über die Tatsache zu wundern das Mr. Saublöder Anmachsspruch komischer Weise direkt neben mir auf der Mauer sitzt, jetzt allerdings mit dem Unterschied das er eine schwarze Cap trägt, die ihm zugegeben ausgezeichnet steht. Ebenso eine schwarze Sonnenbrille, wobei ihn die Tatsache das kein einziger Sonnenstrahl durch die dichte Wolkendecke dringt nicht zu stören scheint.

Da setzt auch schon wie auf Stichwort ein Platzregen vom allerfeinsten ein. Ein erschrockenes Keuchen entweicht mir, innerhalb von Sekunden hat der eiskalte Schauer uns erwischt. Gleichzeitig springen wir auf, ich kann gerade noch meine wertvollen Notizen in die Tasche stopfen, als er auch schon meine Hand ergreift und einfach losrennt. Schon wieder zieht er mich einfach hinter sich her, denke ich frustriert. Der ist wohl auch noch in der Steinzeit gefangen, fehlt nur noch das der mir mit einer Holzkeule eins überbrät, mich einfach über die Schulter schmeißt und mich mit dem obligatorischen 'ugah' entführt.

Ein aufregendes Kribbeln macht sich bei der Vorstellung wie seine starken Arme mich halten, in meiner Magengegend breit und ich schnappe nach Luft. Ganz sicher nicht! Einen kurzen Moment überlege ich den Kontakt abzubrechen und einfach stehen zu bleiben um ihm meine Hand zu entreißen. Aber da ich weder komplett durchnässt werden wollte, noch Bekanntschaft mit dem Boden machen wollte, auf dem ich mit Sicherheit bei meiner unvergleichlichen Geschicktheit landen würde, bleibt mir nichts anderes übrig als ihm widerstandslos zu Folgen.

Wir erreichen die nahegelegen Bushaltestelle und auf der Stelle entziehe ich ihm meine Hand und bringe ein paar Schritte Abstand zwischen uns. Was nicht wirklich viel bringt mir aber ein gewisses Gefühl von Distanz schenkt. In meiner Magengegend kribbelt es immer noch verdächtig und trotz des kalten Regens ist mir dazu auch noch ziemlich warm. Er dreht sich zu mir um und sieht mich einfach nur an. Seine Gesichtsausdruck ist offen und es scheint als würde er versuchen mich einzuschätzen. Viel Glück dabei, denke ich mir und kann ein leichtes Schmunzeln nicht verhindern. Eine andere Frage macht sich in meinem Kopf breit.

„Was machst du hier?“, platzt es auch schon aus mir heraus bevor ich auch nur darüber nachgedacht habe. Seine vollen Lippen verziehen sich zu jenem nur allzu bekanntem frechen Grinsen und ich betrachte ihn genauer. Seine Füße stecken in schwarzen Converse, er trägt ein helle Jeans, ein weißes enganliegendes V ausschnitt Shirt, von dem ich meinen Blick nur mit Mühe losreißen kann, da es seine Muskeln mehr als nur zu Geltung bringt, und ein schwarze um die Hüfte gebundenes Hemd. Seine hellblonden verwuschelten Haare liegen nach wie vor perfekt, darauf bin ich jetzt echt neidisch! Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass meine Haare gerade jetzt wie ein Vogelnest aussehen.

Seine freiliegende Haut an Armen und Hals ist mit winzigen Tropfen bedeckt und lässt sie leicht glänzen. Ich schlucke und mir wird erneut warm. Sieh woanders hin verdammt. Ruft mein Verstand und mein Blick wandert hoch zu seinem Gesicht. Auf einmal nehme ich war das seine Lippen sich bewegen, anscheinend redet er. Seit wann redet er!? Hatte ich mich so von seinem Anblick ablenken lassen. Hör gefälligst zu was er sagt und starr ihn nicht bloß sabbernd an, befehle ich mir und konzentriere mich auf seine Worte.

„-Wenn das allerdings eine existenzielle Frage war, so kann ich dir dies leider genauso wenig beantworten wie jeder andere Mensch auf dieser Erde es vermag. Ich schätze wir werden herausfinden was das Schicksal mit uns vorgesehen hat wenn es soweit ist“, beendet er seinen kleinen Vortrag und da ich kein bisschen verstanden hatte, was er damit gemeint haben könnte, kommt ein nicht gerade sehr intelligentes: „Häh?“ aus meinem Mund.

Na toll da war mein Mund mal wieder schneller gewesen als mein Gehirn. Ich steche hier gerade nicht mit meiner über alles herausragenden Intelligenz hervor. Was musste er bloß gerade von mir denken. Ich- Stop! Seit wann interessiert mich das eigentlich? Ein leises raues Lachen lässt mich meine Gedanken augenblicklich vergessen. Das könnte ich ewig hören und ich wäre wunschlos glücklich. AAH! Halt! Schon wieder falsche Richtung, ich bin heute ganz eindeutig nicht ich selbst.

„Ich sagte, ich habe gewartet um dich zu einem Arzt zu bringen da du eindeutig nicht ganz bei dir bist. Falls das doch eine existenzielle Frage-“, „Jaja schon gut ich hab dich gehört“, unterbreche ich ihn, da ich den zweiten Teil seiner so überaus philosophischen Ansage ja noch mitbekommen hatte. Ich hatte vor knapp einer Dreiviertelstunde Schulschluss gehabt, zeigt mir ein kurzer Blick auf meine Uhr. Hatte der etwa die ganze Zeit neben mir gesessen ohne das ich ihn wahrgenommen hatte, denke ich ungläubig.

„Hab ich und ich kann es auch kaum fassen das du meine Anwesenheit fast eine Stunde lang übersehen hast“, grinst besagter verschmitzt. Ups das hatte ich wohl doch nicht nur gedacht. Was hatte der denn die ganze Zeit gemacht? Mich einfach nur angestarrt? „Stalker!“, platzt aus mir heraus und ich schaue ihn wütend an. Entrüstet begegnet er meinem Blick. „Yah! Was soll das denn heißen! Ich habe mir Sorgen gemacht weil du nach dem beinahe Unfall ziemlich neben der Spur wirktest und ich sicher gehen wollte das du nicht verletzt bist“, erwidert er und sieht mich an als wäre ich eine Irre. „Ich meine du hast mittendrin einfach angefangen zu singen, dann hast du gelacht und dann hast du dich einfach umgedreht als hättest du von einer auf die andere Sekunde alles vergessen. Du hast nichts mehr mitbekommen und dich total abgeschottet.

Soll ich jemanden der so reagiert, nach einem Unfall der zugegeben auch noch meine Schuld ist, einfach laufen lassen?“. Hatte ich mich wirklich so verhalten? Wie gruselig, da hätte ich an seiner Stelle auch gedacht das ich völlig bekloppt bin, trotzdem! „Ach wenn ich doch so neben der Spur war, wieso hast du mich dann nicht einfach angesprochen, sondern mich eine Stunde lang beobachtet ohne ein Wort zu sagen?“, werfe ich ihm vor. Sein Gesichtsausdruck wechselt so schnell, dass ich um die Veränderung mitzubekommen ein paar Sekunden brauche. Seine Lippen umspielt jetzt ein echtes Lächeln und seine Augen glänzen vor Begeisterung.

„Du hattest diesen Blick drauf“, sagt er einfach nur und sieht mich weiterhin an. Jetzt ist es an mir ihn anzustarren als wäre er irre. „welchen Blick?“, frage ich vorsichtig. Er zuckt mit den Schultern und sieht raus in den strömenden Regen, der sich wie eine schützende Hülle um die Gegend gelegt hat und einem das Gefühl gibt, sich in einer eigenen kleinen Dimension zu befinden. „Dieser Blick der besagt du bist in deiner eigenen Welt, hast abgeschaltet, blendest alles von außen aus und konzentrierst dich ganz auf das was du liebst. Es wäre sinnlos gewesen dich in der Situation anzusprechen. Du hättest nicht reagiert, oder ich hätte dich unterbrochen und das was du zu tun hattest schien dir ziemlich wichtig zu sein. Also habe ich gewartet.“, sagt er schließlich als wäre es das normalste der Welt.

Doch das war es nicht. Wie konnte es sein, das ich in meinem Leben bisher niemanden getroffen hatte der das verstand? Tagträumerin nannten sie mich und verstanden die Wichtigkeit, die hinter all dem steckte nicht. Doch er...ihn hatte ich nur zweimal getroffen, er hatte mich bloß einmal angeschaut und doch verstand er. Besser als ich mich selbst.Unruhe machte sich in mir breit. Wie konnte das sein? „Und dann davor als du gesungen hast. Das war unglaublich!“, nun sah er mich wieder ehrlich interessiert an. Ich werde immer nervöser. „So etwas habe ich noch nie erlebt, die Musik bedeutet dir-“, „Gar nichts!“, unterbreche ich ihn harsch und die Stimme in meinem inneren schreit mir weiterhin 'leugne!' zu.

Irritiert sieht er mich an. Ich weiß nicht wieso aber aus irgendeinem Grund kann und will ich nicht einsehen wie wichtig das ist, was da nach dem Unfall passiert ist. Ebenso will ich auch nicht zugeben was für eine wichtige Rolle die Musik für mich spielt. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit und aus einem unerfindlichen Grund macht mir die Tatsache das der Kerl mich besser zu kennen scheint als ich mich selber ein Scheiß Angst.

Immer noch sieht er mich abwartend an und fängt kurz darauf erneut an: „Ich hab es doch mitbekommen, als du das spontan Duett auf der Straße gestartet hast, jeder konnte es fühlen Yuri. Wenn ich-“, „Es ist mir egal!“, zische ich und will einfach nur noch weg. Er seufzt und ich wende den Kopf ab. Wann kommt bloß dieser Bus? Einige Momente herrscht eine drückende Stille, nur unterbrochen von dem prasselnden Geräusch der Regentropfen auf dem Dach der Bushaltestelle. „Gut dann lass uns dich wenigstens zu einem Arzt bringen.“, sagt er unvermittelt und seine Stimme klingt so sorglos gutgelaunt als wäre gerade nichts passiert. Ich wende mich in seine Richtung. „Du darfst dir auch aussuchen zu welchem. Also, zur Auswahl stehen das örtlich Krankenhaus, das ich allerdings aus gewissen Gründen eher vermeiden würde, oder allerdings ein befreundeter Psychiater von mir der ebenfalls einen Doktor in Medizin hat und die Verschwiegenheit in Person ist.“, fährt er fort, lässt seine strahlend weißen Beißerchen aufblitzen und zwinkert mir zu.

Der muss mich wirklich für Irre halten wenn der mich schon zu einem Psychiater schleppen will, denke ich wütend. „Wie ihr euch kennengelernt habt, kann ich mir lebhaft vorstellen, also danke, aber nein danke. Ich bin bei voller Physischer und Psychischer Gesundheit ich brauche keinen Arzt. Du kannst also jetzt, wo du dir sicher bist das es mir gut geht, verschwinden!“, fauche ich wütend in seine Richtung.

Das ich ihn wütend anfahre hat aber leider nicht den gewünschten Effekt, sondern bewirkt eher das Gegenteil. Er bricht in lautes Gelächter aus und ich kann nicht verhindern das mein Mundwinkel sich einen Millimeter hebt. Schnell räuspere ich mich und setzte erneut eine unbeteiligte Miene auf. Immer noch breit grinsend sieht er mich erneut an. „Na gut dann wollen wir das fürs erste glauben“, fährt er fort. Hallo was soll das denn heißen!? Ich dreh schon nicht von einer auf die andere Sekunde völlig durch und ein Trauma hab ich auch nicht davongetragen. Ich könnte mir höchstens ein Schleudertrauma von meinen eigenen Stimmungsschwankungen einfangen. Die ständigen hochs- und tiefs die irgendwie alle mit diesem Kerl neben mir zusammenzuhängen schienen, gehen mir allmählich selber auf die Nerven.

„Dann lass mich dich wenigstens nach Hause bringen“, schlägt er vorwitzig vor und grinst schon wieder unverschämt. Genervt stöhne ich auf und fahre mir mit einer Hand über die Stirn. Dieser Typ verursacht Kopfschmerzen bei mir. Wie hartnäckig war der eigentlich noch? „Hör zu -“, fange ich langsam an um sicher zu gehen das er auch jedes Wort mitbekommt, unterbreche mich allerdings als mir plötzlich bewusst wird, das ich immer noch keinen Namen von ihm kenne. Einen Moment lasse ich unsere Begegnungen Revue passieren um sicher zu gehen, das ich ihn nicht einfach nur überhört hatte. Doch ich lag schon richtig, von Anfang an hatte er meinen Namen gekannt, aber nie seinen erwähnt.

Peinlich berührt starre ich ihn an und beiße mir auf die Lippe. Er zieht fragend die Augenbraue hoch und ich schaffe es mich schließlich zu überwinden die Frage zu stellen: „Wie war dein Name noch gleich?“. Er lächelt. „Kim Taehyung“, sagt er schlicht, „oder auch V, ein Spitzname “, fügt er hinzu und sieht mich abwartend an. Genervt schnalze ich mit der Zunge. Was erwartete er von mir? Ich würde ihn niemals SO nennen, wie lächerlich war das denn bitte. Wozu hatte er einen richtigen Namen. „Aber es ist schön das du Interesse zeigst, endlich gebrauchst du meinem Namen. Ich dachte schon du fragst nie“, stellt er frech fest und sein Grinsen bringt mich fast um den Verstand.

Was dachte der sich eigentlich!? „Deinen Namen brauche ich höchstens für die Bewirkung einer Einstweiligen Verfügung“, sage ich wutschnaubend und bewirke damit nur einen weiteren Lachanfalls Kim Taehyungs. Ich atme einmal tief durch um mich zu beruhigen und fahre dann fort: „Also Kim Taehyung -“ „Nur Taehyung, Kim ist mein Nachname“, verbessert er mich und lächelt scheinheilig. „Meinetwegen“, sage ich zähneknirschend, „also Taehyung, mir geht es wie du siehst bestens und ich bin auch noch sehr wohl in der Lage den Weg nach hause alleine zu bewältigen. Du kannst mich also jetzt in ruhe lassen“, sage ich langsam und deutlich und hoffe das dies nun Abfuhr genug war damit selbst er das versteht.

„Ok“, sagt er schlicht und steht auf. Ok? Ich sehe ihn irritiert an. Für mehr reicht die Zeit nicht, denn in dem Moment fährt mein Bus vor. Schnell krame ich meine Karte aus meiner Tasche und steige in den Bus ein, da es immer noch in strömen regnet. Ich halte die Karte vor den Scanner, suche mir einen Sitzplatz und vermeide es mich umzudrehen. Zum Glück ist der Bus bis auf ein paar ältere Leute leer sodass ich mir einen Fensterplatz im hinteren Teil des Busses schnappen kann. Kaum sitze ich, sind auch schon mein Ipod und meine Kopfhörer aus der Tasche geholt und einsatzbereit.

Ich drehe die Musik voll auf und schaue aus dem Fenster in die Trübe der Welt hinaus. Kein Mensch ist, wenn nicht unbedingt nötig, bei diesem Mistwetter unterwegs. Die sonst so belebten Straßen Seoul's wirken wie ausgestorben und der anfängliche Regenschauer hat sich in einen kleinen Herbststurm verwandelt. Urplötzlich sind meine Gedanken wieder bei ihm. Was zur Hölle war das gerade gewesen Kim Taehyung? Wie kann es sein das du mich besser einschätzen kannst als ich mich selber? Und warum schaffst du es immer wieder mich auf 180 zu bringen, während ich im nächsten Moment einfach nur laut loslachen möchte? Ein leises Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und grinsend über mich selber schüttle ich den Kopf. Was ist bloß los mit mir?

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als sich jemand neben mich setzt und ich stöhne innerlich auf. Was soll das denn jetzt? Der Bus ist fast komplett leer! Konnte diese Person sich nicht woanders hinsetzten. Ich wende mich um und nehme schon einen Kopfhörer raus um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, als ich mitten in der Bewegung erstarre. Das kann nicht sein ernst sein!

„Sag mal willst du mich verarschen!? Hab ich nicht gerade gesagt das ich alleine klarkomme? Ich brauche niemanden der auf mich aufpasst und mich nachhause bringt!“, wütend sehe ich meinen Verfolger an. Ihr könnt euch wahrscheinlich denken wer sich da dreister Weise neben mich gesetzt hat. Richtig! 100 Punkte. Niemand anderes als Mr. Saublöder Anmachspruch aka Kim Taehyung oder wie seine Freunde ihn angeblich nennen, ' V '. Er zuckt nicht mal mit der Wimper und sieht einfach weiter geradeaus, im Gegensatz zu den anderen paar Mitfahrern die mich alle anstarren. Ich hatte wohl lauter geredet als vorgesehen und senkte meine Stimme zu einem flüstern.

„Was bitte soll das werden?“, frage ich scharf nach. „Ich fahre nachhause“, antwortet Taehyung und sieht wieder nach vorne, nachdem er mir ein unschuldiges Lächeln zugeworfen hat. „Du... du fährst nachhause“, wiederhole ich leise. Oh Mist. Ich merke wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Tja da war meine große Klappe wohl wieder mit mir durchgegangen. Natürlich nutzten auch noch andere Leute diese Linie und fuhren in die gleiche Richtung. Wie dämlich war ich eigentlich , ich hatte mal wieder etwas überinterpretiert.

„Von mir aus, dann musst du also den gleichen Bus nehmen um nachhause zu kommen, aber könntest du nicht wenigstens einen anderen Platzt belegen? Es sind noch massenweise welche frei. Zum Beispiel am anderen Ende des Busses.“, sage ich schließlich nach einigen Momenten peinlicher Stille und bin dabei mehr sauer auf mich als auf ihn. „Das ist leider unmöglich“, erwidert er immer noch die Ruhe selbst und sieht auch weiterhin nach vorne. „Ach ist es das? Darf man auch noch erfahren warum?“, frage ich genervt nach. „Wenn ich neben jemandem sitze falle ich nicht so sehr auf“, flüstert er nun.

Ich runzle die Stirn. Wie bitte, hatte er gerade wirklich gesagt er fällt dann nicht so sehr auf? Wieso sollte er auffallen. Wegen seinem göttergleichen Aussehen und seiner strahlenden Aura oder was, denke ich sarkastisch und muss über mich selber grinsen. Sarkasmus, mein bester Freund und Retter in der Not. Das hier ist ja wohl ein ausgewachsener Anfall von Selbstverliebtheit. Ich drehe mich wieder nach vorne. Na gut so etwas kann ich auch, denke ich. „In Ordnung, dass das Strahlen meiner Schönheit deines Überspielt reicht mir als Erklärung völlig aus“, sage ich völlig ernst und beobachte schadenfroh wie er mich völlig verwirrt ansieht. Schließlich halte ich es nicht mehr aus und fange an zu lachen. Sein Gesichtsausdruck ist einfach zu gut.

Grinsend beobachtet er mich und sagt schließlich: „Du solltest viel öfter Lachen Yuri, das steht dir besser als das mürrische Verhalten“. Ich verdrehe nur die Augen als ich mich wieder im Griff hab, kann ein Lächeln aber nicht unterdrücken. Plötzlich schießt mir eine Frage durch den Kopf. „Woher kanntest du meinen Namen?“, die Frage die mich seit meiner Ankunft in Korea die meisten schlaflose Nächte gekostet hatte. „Deinen Namen?“, fragt er und runzelt die Stirn. „Ich hatte ihn dir am Flughafen nicht verraten“, erinnere ich ihn.

Es scheint ihm eingefallen zu sein, denn sein nachdenklicher Gesichtsausdruck macht seinem so typische Grinsen platz. „Der stand auf deinem Kofferband“, sagt er und sein Grinsen wird noch breiter als mir ein Licht aufgeht und klar wird, wie simple die Lösung gewesen ist. Oh man, wie lächerlich lange habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, frage ich mich selber und stöhne auf. „Woher kommst du eigentlich Yuri? Mal abgesehen von der Tatsache das ich dich am Flughafen getroffen habe, hast du zwar einen Asiatischen Namen bist aber jedoch.. Mmh lass mich raten nur zu 1/8 Asiatischer Abstammung?“, schließt er seine Frage. „1/4“, verbessere ich ihn. „Meine Oma Väterlicher seits und ich komme aus Deutschland“.

Verstehend nickt er mit dem Kopf und bevor ich mich versehe hatte er mich in ein Gespräch verwickelt. Ich entspanne mich immer mehr in seiner Gegenwart ohne es zu merken und rede locker mit ihm. Nun ist meine Neugierde ebenfalls geweckt und ich erfahre so einiges aus seinem Leben. Er ist fast immer gut drauf und ein Experte was Essen anbelangt, auch wenn man ihm das nicht ansieht. So hole ich mir noch einige Tipps zu guten Rezepten und Restaurants in der Nähe. Ich esse mindestens genauso gerne, wie ich die Musik liebe. Weswegen ich auch oft genug fluchend vor dem Spiegel stehe und mir schwor am nächsten Tag mit Sport anzufangen, was aber fast nie eintrifft. Zum Glück besitze ich einen sehr guten Stoffwechsel, sonst hätte man mich schon längst zu Schule rollen müssen.

Der Mittelpunkt seines Lebens bilden neben seiner Familie die er sehr liebt, seine Freunde mit denen er soweit wie ich das mitbekomme in einer WG wohnt. Seine Freunde sind mehr wie seine Brüder, da er mit ihnen aufgewachsen ist und sie wohl auch schon so einiges angestellt haben wie er mir erzählt. Mit jedem seiner Worte wird klarer wie sehr er sie liebt und ich muss unwillkürlich lächeln, kann aber auch nicht verhindern ein klein bisschen neidisch zu sein.

Ich erzähle ihm, dass ich ein Einzelkind bin und da ich hier noch nicht so richtig Freundschaften geschlossen habe, so etwas nie hatte. „Ich bedaure diese Umstände schon irgendwie, solche starken Bande zu Freunden und Familie ist schon etwas besonderes“, sage ich leicht betrübt, setzte aber schnell wieder ein Grinsen auf. Wir erreichen meine Haltestelle und steigen beide aus. Der strömende Regen ist mittlerweile zum Nieselregen geworden und so stört es kaum das wir ohne Schirm dastehen. Er sieht mich die ganze Zeit aus seinen dunklen Augen nachdenklich an und sagt schließlich völlig ernst aber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen: „Hast du schon mal traditionelles Koreanisches Essen probiert?“.

 

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Comments

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Jelly_Belly
#1
Chapter 46: The feeeeeeeeeeels omg
Jelly_Belly
#2
Chapter 45: "knollnasige Trottel"
Ich packs nicht mehr :'D
_Gotka_
#3
Chapter 44: Daaaaaaaaaaaamn
_Gotka_
#4
Chapter 40: *Crying in the corner*
♥♥♥
_Gotka_
#5
Chapter 34: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#6
Chapter 33: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#7
Chapter 32: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#8
Chapter 30: Awwwwwwwwwwwwwww so awkward and yet so cute :3
_Gotka_
#9
Chapter 24: Bis in 3 Wochen ;-D
_Gotka_
#10
Chapter 23: Kleine Frage..fährt ihr auf das B.A.P Konzert in Düsseldorf? :D
Wie immer tolles Chapter :D