21.03.2016

 

„Willst du mal probieren?“, fragt Namjoon über den Tisch und schwenkt sein Glas mit einer undefinierbare Flüssigkeit. Ich denke es soll so eine Art Bier sein. Ich meine die Koreaner haben so einiges besser drauf als die Deutschen. Musik produzieren zum Beispiel oder Filme. Aber bei Bier kann man mir echt nix vor machen, nicht das ich voll der Säufer bin oder so. Dafür müsste ich erst mal Zeit haben und außerdem war ich erste sechzehn als wir ausgewandert sind, aber soweit ich weiß ist ja doch deutsches Blut was in meinem Adern fließt...

'Und warum zur Hölle denke ich gerade über so einen Schrott nach?', frage ich mich selber und mustere die wunderschöne Backsteinwand von dem Untergrund-Restaurant in das wir geschleppt wurden. Also geschleppt eher weniger, eigentlich sind wir wie eine Runde Jagd-Beagel vor gehechelt immer den Geruch des Essens nach. Jap das dürft ihr euch gerne bildlich vorstellen.

 

Warum ich die Backsteinwand anstarre? Na weil sie wunderschön ist und es mein großer Traum ist eines Tages Maurer zu werden. Ich muss schon sagen diese ist Mauer echt erste Sahne. Okay das trifft nicht ganz die Wahrheit, aber wie soll ich den ganzen Pheromonen oder wie diese Teile auch immer heißen, die hier in der Luft liegen, auch klar denken und dann auch noch in der Lage sein Namjoon anzugucken ohne zu starren. Ich sitze eingekesselt zwischen den Mädels. Oder ne, eigentlich sollte ich sagen ich sitze zwischen Taeri und Mimin. Schreck lass nach.

Na gut ein normaler Mensch würde das wahrscheinlich nicht so schlimm finden. Die vier oder eher die zwei, keine Ahnung ob die überhaupt noch als einzelne Individuen zählen, sind jetzt nicht mega schlimm. Aber mein Cheesylevel ist schon überschritten... Naja die beiden können nicht wirklich was dafür, dass ich ein Beziehungsunfähiger Trottel bin.

 

Aber kommt schon Mimin ist halt Mimin, wie immer sind sie in ihrer eigenen Welt und dank dem ein oder anderen Shot hat Jimin wohl beschlossen, er muss allen anderen creepigen Gestalten in diesem Untergrund-Treffen zeigen wer sein Baby ( Jap die Reverenz wahr beabsichtigt. Ich kann auch Cheesy sein wenn ich will) ist und er hat seinen Arm über ihre Schulter gelegt während Miu mit leicht rötlich angehauchten Wangen mit der einen Hand irgendwas wild gestikuliert erzählt. Taeri sind mit ihrem seltsamen Verschwörungstheorien ganz und gar ausgelastet. Ich denke, ich muss nicht erst sagen, dass die vier Jins Restaurant-Auswahl – keine Ahnung wo er die ganze creppigen randständigen aber trotzdem irgendwie coolen Läden, die immer in irgendwelchen Kellern sind, her nimmt- so einiges zu verdanken. Sonst würde es einen ausgewaschenen Skandal geben, dagegen wäre Y's Hosendebakel ein Witz.

 

Wow jetzt habe ich es tatsächlich geschafft ganz zu vergessen, dass ich angesprochen wurde. Ups. Das Schweigen der anderen fünf Stammgäste im Irrenhaus mir gegenüber ist wohl Antwort genug. Naja Jin ist so mit dem Essen beschäftigt, dass er wohl nicht mitbekommen hat wie ich Namjoon knallhart für eine Backsteinwand ignoriert habe. Eben genannter Idiot nippt mit spöttisch hoch gezogenen Augenbrauen an seinem Bier Abklatsch. Kookie guckt schon fast mitleidig. Hoseok gibt sich keine Mühe sein Grinsen zu verbergen, aber vielleicht hat er nur Taeri neben mir zugehört, wie sie planen die Weltherrschaft an sich zu reißen – an eurer Stelle würde ich meine Kinder nicht mehr auf die Straße lassen...

 

Yoongi findet die Wand anscheinend genauso interessant wie ich, aber ich meine den Hint eines Lächeln zu sehen. Vielleicht hatte er aber auch nur eine Idee, die in nicht allzu kurzer Zeit für den dramatische Tod tausender Fangirls sorgen wird. Aber zurück zu Joonie oder eher die Person-die-nicht-angeschaut-werde-darf, weil sonst irgendwas seltsames mit meinem Körper passiert.

 

„Na ist das jemand aufgeregt?“, versucht er nochmal meine Aufmerksamkeit zu erringen und schafft es endlich, dass ich ihn länger als eine Sekunde angucke, aber nur weil er diesen Unterton hat. Diese fiesen kleinen Unterton, der eine Schauer durch meinen ganzen Körper jagt. Ihr wisst schon seine tiefe, ein bisschen sorgenvolle, aber auch stolze Stimme. Warum analysiere ich das überhaupt?

 

Während komische Hormonen ungefragt wieder irgendeinen Scheiß mit meinem Körper anstellen, erwidere ich seinen Blick und ertappe mich, bevor ich überhaupt die Erlaubnis - scheiß Muskeln ihr Verräter - dazu gegeben habe, wie ich zurück lächele. Genau, dieses Gefühl in meinem Bauch ist die Aufregung. „Ach was, ich doch nicht. Das mach ich mit links morgen“, gebe ich mit vor Ironie triefender Stimme zurück.

 

Es sind nicht nur die Pheromonen der beiden Bilderbuch- Ships neben mir, nein es ist auch die Aufregung, die mich das ganze Essen schon kirre macht. Auch wenn ich ehrlich, wie ich nun mal bin zugeben, muss, dass der Schauer von gerade nichts mit Aufregung zu tun hat. Aufregung ist wie ein Druck ein Stein im Magen, der dich unsicher macht und eine Stimme, die dir sagt das du gefälligst jetzt raus rennen und an den Nordpol zum Pinguin zählen ziehen sollst. Der Schauer war eher heiß? Aber nicht so wie die Sonne auf der Haut eher von innen.

 

Und schon wieder denke ich über irgendeinen Schrott nach. Innerlich sehe ich schon wie mir der Nobelpreis für die dämlichsten inneren Vorgänge verliehen wird und ich mir eine imaginäre Träne aus den Augen wische, während ich zu meiner Dankesrede ansetzte. Natürlich habe ich meine Aufmerksamkeit einschlafen lassen. Ihr wisst die Aufmerksamkeits-Spanne eines Pantoffeltierchen... Während ich also meine äußert tiefsinnige Analyse über Hormone und ihre Auswirkung angestellt habe, hat sich Rapmon nämlich über den Tisch gelehnt. „Brauchst du aber nicht. Du wirst sie weg hauen!“, haucht er viel zu nah und ich kann nichts anderes tun als seinen Blick zu erwidern, der von dem Alkohol ein bisschen zu doll glänzt. Nein Ich verliere mich natürlich nicht in seinen Augen während im Hintergrund Can you feel the love tonight anfängt zu spielen. Zu dramatisch? Ihr habt recht wie wäre es mit I won't say i am in love aus Herkules? So als wäre überhaupt nichts gewesen, lehnt er sich schließlich zurück nimmt einen Schluck aus seinem Glas und sagt in seiner normalen Stimme zu Kookie: „Wir sollten auch mal unsere eigenen Solos schreiben. Das wäre doch echt cool.“

 

Kookie antwortet bestimmt irgendwas ganz tolles darauf, aber leider sickert gerade langsam in meinem Verstand ein das Namjoon gerade locker in Kussdistance war und eigentlich sollte es mich nicht interessieren, aber das tut es schon. Mein Herz klopft nämlich wie bekloppt und Hitze kriecht langsam meinen Rücken hoch. Viel zu spät fällt mir auf das ich Joonie immer noch anstarre, als wäre er ein wandelnder Hot Dog. So einen hätte ich jetzt übrigens gerne.

 

„Ich muss mal kurz auf Klo“, kriege ich irgendwie raus und schaffe es tatsächlich mit butterweichen Beinen auf das winzige Klo. Mein Spiegelbild in dem kleinen befleckten Spiegel sieht seltsam aus. Was vielleicht an der Menge dunkelblauer Haare liegt die ich zu einem Messy Bun hoch gesteckt habe und an die ich mich immer noch nicht wirklich gewöhnt habe. Oder vielleicht an den Überresten des Stage Make-up, aber vielleicht liegt es auch einfach an den leicht roten Wangen und meinen irgendwie komisch glänzenden Augen. Ein Echo von meinem klopfenden Herzen, das bis in meine Ohren dröhnt, will man es mal dramatisch ausdrücken. Und Hell yeha das will ich!

 

„Get yourself together!“, sage ich laut zu der Person im Spiegel ohne besonders darüber nach zu denken, dass ich gerade ein Selbstgespräche führe. „Konzentriere dich auf Morgen!“

 

Ich meine man sagt ja auch die Besten waren alle so ein bisschen durchgedreht. Albert Einstein zum Beispiel ein chronischer Fremdgeher und ich? Ich führe halt Selbstgespräche na und? Aber ich muss mich wirklich zusammenreißen. Morgen ist nicht einfach irgendein Tag. Morgen muss ich wieder da hoch ins grell heiße Scheinwerferlicht, dass Gefühle in mir auslöst, die nicht mit Worten zu beschreiben sind. Das würde sich ungefähr so anhören: JBLUFDLUEBÖODUWQEDUQVeöDOQBedlizzqbdejoOOOOhhHHHGAAAAWWWD.

 

Es ist schon ein Wunder, dass ich es heute geschafft habe da hoch zu gehen, bei so vielen Menschen, die alle nicht weniger als Perfektion von uns erwarten. Aber wie soll ich das den Morgen hinbekommen. Meine Ma, die nur einen Tag unserer Konzert sehen kann, wegen der Arbeit, wird da sein, meine Oma, ganz Bangtan und natürlich achso die 5000 andere kreischenden Fans nicht zu vergessen. Ein Klacks ist doch klar. Ist ja nicht so das ich eine Rede halten muss über meine Gefühle, meine Motivation und alle diesen ganzen melancholischen Unsinn mit dem ich ja soo mega viel anfangen kann. Ich, die immer so offen über Gefühle spricht und mein Herz auf der Zunge trägt.

 

Was? Nein das war kein Sarkasmus. Das war vollkommen ernstgemeint. Ihr kennt mich doch. Offen, freundlich, geht immer auf andere zu und ist nie socially awkward. Also rein theoretisch. Naja wir wissen ja alle wie das mit der Theorie ist. Theoretisch kann ich auch tanzen. Theoretisch kann man auch in der Zeitreisen oder theoretisch kann auch Darth Vader mein Vater sein. In der Theorie ist alles möglich wie das mit der Praxis ist wissen wir alle.

 

„Reicht jetzt!“, weise ich mich energisch zu recht und wende meinem Spiegelbild den Rücken zu. Denk an was anderes. Einhörner oder so, schlägt irgendeine von meinem Subpersonas vor. Ja klar Einhörner....

 

Tatsächlich schaffe ich es mein Herz soweit zu beruhigen, dass ich wieder zu den anderen gehen kann. Irgendwie schaffe ich es auch durch den Abend, aber auch nur weil Joonie wohl beschlossen hat mein personal space personal space sein zu lassen. Wir quatschen über den üblichen Schrott. Adrenalin, Black outs auf der Bühne, das Gefühl keine Luft mehr zu kriegen und trotzdem weiter zu machen, heilige Truthähne das übliche halt und als wir später ins Bett fallen, schlafe ich tatsächlich sofort tief und traumlos ein.

 

22.03.2016

 

„Tja K. Es war einfach vor deiner Zeit“, grinst Y mich durch den Spiegel in unserem Backstageraum an. Ich hocke schon komplett fertig auf dem Sofa und kaue auf meinen Nägel. Es ist irgendwie ein Wunder dass ich neben meinem Magen der sich anfühlt als hätte ich einen Bienenstock verschluckt, neben meinen Händen die zittern und meinem Kopf der mich anbrüllt doch endlich meine Beine in die Hand zu nehmen, ich habe schließlich nur noch zehn Minuten Zeit um abzuhauen, auch noch so müde bin, dass ich ständig gähnen muss.

 

Warum? Mhh mag wohl daran liegen, dass ich um vier Uhr morgens auf gewacht bin und dank ach so tollen Verstandes nicht mehr einschlafen konnte. Der meinte nämlich er müsste mir die ganze Zeit irgendwelche Horrorszenarios liefern. So hey, was wäre wenn du auf die Fresse fällst, dich bei deinem Solo verhaspelt oder deine Rede komplett vergisst. Oh oder wenn deine Mama das Foto genommen hat, wo du nackig mit deiner Schwester im Garten Wasserbomben geschmissen hast. Oder wenn auf einmal ein Ufo durch das Dach kracht und Aliens kommen, die auch an eurem Konzert teilnehmen wollen.

 

Also war ich um halb fünf Uhr morgens auf dem Sofa gelandet mit Masters Sun auf endlose Schleife. Y hatte fast nen Herzinfakt gekriegt als ich nicht in meinem Bett lag.

Jetzt sind es genau T-10 Minuten und eine Panikattacke nur noch ein Schritt entfernt.

 

Miu kommt gerade durch die Tür und lässt sich neben mich fallen. Auch ihre Hände zittern kaum merklich als sie mir einen Snickers reicht. „Morgen muss du mich aufbauen“, sagt sie grinsend und schüttelt ihre Haarpracht. Seufzend lehne ich mich an ihre Schulter und versuche die Stimme auszublenden, die mich permanent anschreit, dass ich das gleich nie im Leben hinbekomme. Leider arbeiten meine Hände nicht mehr so wie es will und meine persönliche Droge bleibt in seiner Plastik Verpackung.

 

„Auf auf Mädels!“, sagt dann auch schon unserer Manager und scheucht M und mich auf. Miss Choi schnappt sich zu allem Überfluss auch noch meinen Snickers und schüttelt einfach nur ihren Kopf. Hallo??! Was denkt die sich denn? Klaut die mir erst Mal meinen Snickers. Wie kann sie es wagen. Bevor ich einen Aufstand machen kann, nehmen mich Y und M in die Mitte und ziehen mich unerbittlich direkt hinter die Bühne, wo die Stimmen der Fans den ersten Schuss Adrenalin durch meine Adern schießen lassen. Ich hoffe meine Vorräte haben sich nach gestern wieder ordentlich aufgeladen.

 

Es reicht auf jeden Fall dafür, dass ich mich von den Beiden losmachen kann - der geklaute Snickers ist keineswegs vergessen nur verdrängt - und sie durch das Dämmerlicht entschlossen angucke. „Lets rock this !“, flüstere ich gerade noch bevor wir von dem Techniker ein Zeichen kriegen und wir uns in Pose stellen. Kairi Ann Raver, das arme kleine Mädchen was über die halbe Welt geschleppt wurde, sitzt immer noch in der Umkleide und kaut an ihren Nägeln. Hier steht nur noch Kairi, Leadrapperin von 2^nd Chance, bereit dieses Stadion zu rocken bis die Wände wackeln. Einen Moment später lässt das ungefilterte Kreischen der Menge mein Herz aussetzten und es geht los. Wir haben den Schritt gemacht über Klippe und fliegen getragen von den tausenden Stimmen zu denen wir keinen Gesichter sehen weil das Licht so hell ist.

 

Atemlos aber ziemlich zufrieden brülle ich schließlich ins Mikro nachdem wir unseren üblichen Gruß absolviert haben: „ARE YOU READY???“ Während die Menge uns eine deutliche Antwort gibt lasse ich meinen Blick über das Meer an weißen Plakaten und bunten Lightsticks schweifen. Versuche mir alles ein zu prägen. Das gedämpfte Kreischen durch die Kopfhörer, das bunte Meer an Gesichtern und Plakaten. Der schon wieder getrocknete Schweiß auf der Haut und das klopfende Herz in meiner Brust, dass sicher Purzelbäume geschlagen hätte wenn es könnte. Dieses Gefühl will ich nie vergessen dafür hat sich alles gelohnt. Aber jetzt muss ich erst Mal weiter machen bevor es peinlich wird.

 

„Danke das ihr alle zahlreich gekommen seit. Ihr werdet es nicht bereuen versprochen“ ich zwinkere in die Menge und mein Gesicht wird über den Bildschirm so groß übertragen, dass auch die in der letzten Reihe was sehen. „Jetzt gib es erst Mal ein paar peinliche Fotos, den heute ist? Na wessen Tag ist heute?“ Ich halte das Mikro in die Menge und ich kriege eine eindeutige Antwort während auch Yuri und Miu wie die bekloppten in ihre Mikros brüllen. Wie auf Kommando werden die ersten Fotos gezeigt.

 

„Richtig!! Meiner“, antworte ich grinsend. „Alsooo viel Spaß und lasst euch von unser golden Eonnie aus den Socken hauen.“ ich schnappe mir Y's Hand und zusammen drehen wir der Menge den Rücken zu und überlassen es Miu die Bühne ordentlich ein zu heizten.

 

Genau wie gestern läuft alles reibungslos, fasst wie ein Tagtraum. Obwohl wir das ganze Prozedere erst gestern einmal gemacht haben, ist die ganze Reihenfolge vertraut. Die Zeit auf der Bühne ist viel zu kurz und ich versuche alles möglichst aufzusaugen wie ein Riesenschwamm, sodass ich diese unglaublichen Erinnerungen nie vergesse und immer wieder abrufen kann.

 

Erst M's Solo, dann Like Us, mein Solo und der Teil vor dem ich mich am meisten gefürchtet habe. Meine Rede.

 

Während ich halb auf der Bühne verrecke, die andern beiden hinter mir auf die Bühne kommen und die Menge ausrastet, versuche ich zumindest ein bisschen Luft in meine Lunge zu befördern und gleichzeitig zu trinken.

 

„Alsoo Leute wie siehst aus? Habt ihr Spaß?“, schreie ich ins Mikro. Die Antwort ist eindeutig und unser Grinsen könnte dem Santa Cruz Graben Konkurrenz machen. Ich warte bis es halbwegs ruhig ist und atme einmal tief durch. Jetzt oder nie. Der Blackout bleibt glücklicherweise aus.

 

„Wisst ihr was? Ich verrate euch ein kleines Geheimnis. Nicht in hundertmillionen Jahren hätte ich jemals gedachte hier oben zu stehen und so tolle Erinnerungen mit euch zu machen. Ich meine, ich habe zwar meine komplette Freizeit in meinem Zimmer mit einem billigen Musikprogramm verbracht, aber ich war noch nicht Mals mehr mutig genug 2^nd Chance meinen Traum nennen zu dürfen. Bevor wir ausgewandert sind... Da dachte ich studiere irgendwas und mache einen ganz normalen Job und dieser Gedanke hat mich schon immer gestört.“ Ich mache einen Pause, um noch einmal tief einzuatmen. Ich erinnere mich noch genau an die Zeit vor der Auswanderung, so lange ist es schließlich auch nicht her. Ich hatte mich zwar vehement gegen sie gewährt, aber an die Zukunft, die Zeit nach der Schule, hatte ich schon immer mit Bauchschmerzen gedacht. Ich war eigentlich traumlos gewesen und erst hier war mir aufgefallen wie sehr mich das eigentlich bedrückt hatte.

 

„Naa bis diese zwei Idioten mir gezeigt habe, dass kein Traum zu unrealistisch ist um geträumt zu werden. Eine weise alte Frau namens Yuri hat mal zu mir gesagt, finde einen Job, den du liebst und du brauchst niemals zu arbeiten. Und naja was soll ich sagen sie hatte Recht so wie immer, denkt sie zumindest.“ Dafür ernte ich einige Lacher und ich fahre fort: „Die beiden Chaoten haben mir Mut gegeben überhaupt einen Traum zu haben und dafür werde ich nie dankbar genug sein können. Unser Traum war zwar immer noch Traum, aber das hat uns ausgereicht als wir oben auf dem Dach unsere Schule einfach das gemacht was uns Spaß gemacht hat.“

 

„Wie wir von dem Dach zu einer echten Audition gekommen sind ist eine echt lange Geschichte und irgendwann werden wir sie euch sicher auch erzählen, aber nicht heute. Eins möchte ich noch sagen. Wie unglaublich dankbar, ich für diese großartige Chance bin. Es bedeutet mir so mega viel, dass wir heute hier sein können und das nur wegen euch allen.“ Dramaturgische Pause.

 

„Danke ihr seit die Besten. Danke an meine Mum ohne sie wäre ich schließlich nie geboren. Danke an BigHit, dass ihr in uns drei Chaoten Potenzial gesehen und uns diese amazing Chance gegeben habt. Danke an alle, die ebenso viel Geduld, Arbeit und Schweiß in unsere Musik stecken wie wir.“ Ich mache ein Herz in die Menge und zum ersten Mal kommt mir die Geste nicht total peinlich vor.

 

„Und danke an meine beiden Lieblingsidioten. Ohne euch hätte ich nie zu träumen gelernt und ohne euch hätte ich niemals durchgehalten. Ihr seit mein Grund heute hier zu stehen und ihr seit mein Traum. Ein ziemlich verrückter Traum, aber ich möchte keine Sekunde davon verpassen. Ohne euch wäre ich nichts ihr seit die besten zwei drittel von mir selbst die es jemals geben kann.“

 

Schon beim letzten Absatz spüre ich die Tränen und als ich fertig bin laufen sie richtig. Ich spüre zwei warme Arme und bevor wir in einer richtigen Grouphug Rotz und Wasser heulen, verbeuge ich mich noch tief, so tief, wie es geht ohne um zu fallen. Und dann fallen wir uns in die Arme, sodass das Publikum aus dem Knäuel wohl nur noch schwer irgendwelche Individuen unterscheiden kann. Im Hintergrund fängt schon der Trailer zu unserem neuen Album an zu laufen. Irgendwann gehen wir langsam Hand in Hand von der Bühne. Schließlich müssen wir uns für Fallen bereit machen.

 

Der Rest läuft alles wie in Trance ab. Wir tanzen wir singen und rappen und geben alles und ich würde am liebsten jede Sekunde in Stein meißeln um sie niemals zu vergessen. Das hört sich vielleicht alles super schmalzig an, aber ohne es zu wissen ist das hier genau das, wovon ich immer geträumt habe und ich habe nur noch morgen, um es so richtig zu genießen. Zum ersten Mal fehlt mir tatsächlich der Drang einen blöden Kommentar zu machen. Bei der Verabschiedung stehen mir schon wieder die Tränen in den Augen, weil über die Hälfte unser Zeit auf der Bühne schon aufgebraucht ist.

 

 

 

Wir hören die Menge immer noch schreien als wir langsam den dämmrigen Flur zu unserer Gaderobe entlang gehen. Aufgedreht hüpfe ich vor den beiden hin und her und als wir schließlich in dem vertrauen weißen Würfel unsere Gaderobe ankommen, lasse mich erst mal auf die Couch fallen.„OOOOH Leute das war soo krass. Wie ein Rausch.“ Ich fuchtele wild mit meinen Hände hin und her. Yuri stößt M in die Seite bevor sie sich vor den Schminktisch auf den Drehstuhl schmeißt: „Na ich möchte auch echt gerne wissen was für Sache du so einschmeißt.“

 

„Eeyh!“, schmollend verschränke ich die Arme, aber bevor ich antworten kann oder eher mir eine geeignete Antwort einfällt, geht auch schon die Tür erneut auf und eine ein ganzer Pulk Menschen quillt herein. Naja so viele sind es garnicht. Es sind nur unsere Make up Artistin, unsere quirlige Stylistin, der glatzköpfige Manager und Miss Choi mit meinen Snickers in der Hand. Wahrscheinlich kommt es mir nur so voll vor, weil alle von ihnen in ihrem ernsten Buisness-koreanisch durch einander reden. Miu wird von unserer Stylistin in die Ecke hinter den üblichen Parawant gezerrt für das after-Stage-Outfit . Yuris Make-up wird wieder hergerichtet und das ein oder andere 'Gut gemacht' 'Erstklassige Show Mädels!', raunt durch den Raum. Ich schließe meine Auge und gähne erst Mal herzhaft. Das Echo der Stimmen immer noch im Ohr und das bunte Meer an Gesichter vor den geschlossenen Augenlider. Dabei grinse ich garantiert ober bescheuert vor mich hin, aber das ist ja zum Glück nicht mein Problem von außen kann ich mich schließlich nicht sehen. Pech für die nicht für mich.

 

Ein „Eure Eltern werden gleich hier sein Mädels“, reißt mich aus meinen Gedanken. Immer noch gähnend mache ich die Augen auf und fange eine Blick von M auf der mir bedeutet, dass wir tauschen sollen, allerdings starrt sie danach wieder mit ihrem irren Schokomuffingrinsen auf ihr Handy, also kann ich mich auch vertan haben und das war nur ein verträumter Blick in die Ferne Galxien von Miminstan. Besser ich stehe nicht umsonst von der Couch auf und schwelge noch ein bisschen in der Euphorie und dem Echo des Adrenalins.

 

„Kairi? Loos eure Eltern sind gleich hier“, zerplatz eine Stimme meinen Tagtraum vom faulen herumliegen wie eine Seifenblase. Der flieder farbende Haarschopf unserer Stylistin lugt auch schon um den Parawant. Unter Todesqualen richte ich mich auf und nehme einfach, das was mir gereicht wird ohne wirklich drauf zu achten, was es ist. M und Y unterhalten sich über irgendwas und auch unsere Manager brüllt wie immer irgendwas in sein Handy. Von Miss Choi kommt ein leises Geraschel von Verpackung. Alles wie immer. Diese hecktische Backstageatmosphäre ist mir mittlerweile vertrauter als meine Schule in Deutschland und so ambivalent sich das auch anhört, sehr beruhigend. Ich schlüpfe also in noch ein fremd riechendes Outfit, während ich darüber nachdenke was meine Mum gleich sagen wird.

 

Heute wollen wir ja mit unseren Familien essen gehen auch wenn ich meine Ma nicht im Publikum erkannt habe, bin ich mir sicher dass sie da war und kann es kaum abwarten ihre Meinung zu hören. Ich warte gerade darauf das unsere Stylistin fertig damit ist an mir herum zu zupfen, damit ich wieder auf die Couch zu Y kann – Miu ist nämlich gerade vor dem Spiegel - da klopft es. Ein einfaches stinknormales Klopfen von dem ich schon zehntausende in meinem Leben gehört habe. Knöchel vs. Holztür, aber die tiefen Entspanntheit ist auf einmal verpufft wie wenn man vor Miu ein Salamibrot ablegt. Schwubbs und weg. Keine Ahnung woran das liegt. Es ist einer dieser Moment die so total mega normal sind, dass es schon seltsam sein muss und man sich fast schon von außen sieht.

 

Ich sehe wie Manager Yoo die Tür aufmacht. Ich erkenne auch einen kleinen Mann mit Schnurbart und schwarzen Anzug und dahinter M's große Brüder. Ich beobachte auch wie Miu mit freudenstrahlendem Gesicht auf die Gruppe vor der Tür zu läuft und noch ein: „Beeilt euch Mädels ich hab Hunger“, über die Schulter wirft. Dann ist die Tür wieder zu und M ist weg.

 

Nicht weg. Ihre Familien begrüßen, weißt mich mein Verstand kopfschüttelnd zurecht. Ich weiß das oder eigentlich sollte ich es wissen, aber ohne ersichtlichen Grund stehe ich immer noch da wie ein Roboter, dem der Saft abgedreht wurde und starre auf die schlichte weiße Tür als wäre sie der Eingang nach Narnia, während ein fieser kleiner Schauer mir den Rücken hoch kriecht.

 

 

Irgend läuft hier falsch und zwar gewaltig. Gewaltiger als der Mont Everest.

 

 

 

 

 

 

Heeey Leuteee,
Na wie gehts euch? Was das update ist viel zu spät? Wer sagt denn sowas, alles Lügner...
Ja okaai erwischt Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen und soo... Sorry ich liebe Cliffhänge rund wir hatte ja auch schon echt lange keinen mehr also könnt ihr mir das heute wohl verzeihen :DD
Enjooy und lass uns gerne eure meinung da das wäre episch <3

Hasta la visa
 over and Out K