Miu - Bekanntschaft mit Mister Arroganter Vollidiot

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12.10.2014

Ich starre den Fremden vor mir an. Im Gegensatz zu mir sitzt sein Augenmake-up noch perfekt, denn seine Augen sind von einem leichten braunen Lidstrich umrahmt und vertiefen dadurch seinen Blick. Obwohl ich das wohl eigentlich seltsam finden müsste, dass ein Kerl fast das gleiche Make - Up trägt wie ich, tue ich es nicht, ich akzeptiere es einfach, als wäre es das normalste auf der Welt. Seine Augen haben ein Monolid und sind allgemein schmal. Ob das von Natur aus so ist oder wegen dem Grund, dass sein warmes Lächeln seine chubbigen Wangen nach oben schiebt und seine Augen dadurch kleiner werden, kann ich nicht genau sagen. Langsam wandert mein Blick weiter zu seinen Mund. Seine Lippen sind verführerisch voll und als ich dort hin sehe vertieft er sein Lächeln, sodass mir jetzt strahlend weiße Zähne entgegen blitzen.

Mein Blick wandert wieder nach oben. Von den Lippen über die weich aussehenden Wangen, zu der breiteren aber flachen Nase und schließlich wieder zu seinen Augen.

In seinem schokoladenbraunen Haare, die sich unter einer schwarzen Snapback befinden, sammeln sich langsam die Regentropfen und hängen nun in kleinen feinen Strähnen vor seinen Augen, was ihn allerdings nicht zu stören scheint.

Langsam realisiere ich, dass er den kompletten Schirm über mir hält und er schon triefend nass ist. Ohne den Blick von ihm abzuwenden greife ich mit meiner Hand, die noch immer ausgestreckt war – da sie eigentlich das Buch vor sich aufheben sollte -, nach seine Handgelenk, dem wahrscheinlich einzig Trockene an ihm, da sie den Regenschirm hält. Ich bewege langsam seinen Arm zurück, bis wir beide Platz unter dem Regenschirm haben und wir uns den kleinen Raum teilten.

Als danach seine Augen noch ein wenig schmaler werden, sich kleine Falten an den Seiten bilden und ich zum ersten mal wohl das erblicke, was viele unter einem Eyesmile kennen, lasse ich mit einem verlegenden Lächeln langsam sein Handgelenk los und schaue auf den Boden vor mir, während ich mir eine einzelne Haarsträhne hinters Ohr schiebe, die sich wohl nach dem Sturz aus meinem Zopf gelöst hat.

Als ich auf den Boden nach meinem Buch schaue, um es endlich mal aufzuheben, sehe ich etwas, was mich den Fremden gleich wieder mit großen Augen schauen lässt.

Er lächelt mich weiterhin einfach nur an und schaut auffordernd auf seine Hand und dann wieder in meine Augen. Langsam senke ich meinen Blick wieder auf seine Hand, die mir mein durchnässtes und dreckiges Buch entgegen hält. In Zeitlupe hebe ich meine Hände und nehme es vorsichtig aus seinen. Als er ebenfalls in Zeitlupe seine Hand zurück zieht fällt mir auf, wie klein diese ist und wie kurz seine Finger sind. An seinem kleinen Finger und Mittelfinger schimmern mir breite silberne Ringe entgegen, die den grauen Himmel widerspiegeln.

Ich schaue auf, aber senke sogleich wieder den Blick als ich zum wiederholten male auf seinen intensiven Blick treffe. Unruhig gleitet mein Blick über den Boden, unsicher, wo sie hinschauen sollen.

Danke“, leise kommt das Wort über meine zu einem schüchternen Lächeln verzogenen Lippen und unterbrechen zum ersten mal die Stille.

Kein Problem.“ Auch wenn ichs nicht sehe konnte, konnte ich hören, dass er dabei immer noch lächelte. Seine Stimme war etwas höher als bei anderen männlichen Wesen die auf dieser Erde wandern aber trotzdem sehr angenehm.

Plötzlich schleicht sich seine Hand in mein Blickfeld und ich erstarre. Seine Hand nähert sich meinem Gesicht bis sie leicht rechte Wange berührt und er mit den Daumen unter mein rechtes Auge sanft etwas wegzuwischen scheint.

Ist alles okay mit dir, kleiner Pander? Oder kommt das vom Regen?“ Er kichert.

Oh Mist, meine Wimperntusche! Wie eine Statue starre ich ihn an und spühre die Röte auf meinen Wangen wie ein Leuchtfeuer.

Auch er scheint jetzt zu bemerken, was er da eigendlich tut, denn sein Lächeln wird ziemlich unsicher und seine Augen werden groß. Mit einem verwirrtem Blick nimmt er seine Hand von meinem Gesicht, starrt diese an als hätte sie gegen seinen Willen gehandelt und räuspert sich. Auch bei ihm kann ich eine leichte Röte auf den Wangen erkennen. Ein leises Kichern entweicht mir und schnell halte ich mir meinen Mund mit meinen Händen zu. „Sorry“, nuschel ich in meine Hand.

Kurz lacht er auf. „Ist schon okay, eigentlich mache ich so was nicht. Ich weiß nicht, was da gerade über mich gekommen ist, bitte entschuldige.“ Verlegen reibt er sich im Nacken und schaut zur Seite.

Kein Problem, war ja nichts schlimmes, immerhin wolltest du nur meine Mutation zu einem Panda aufhalte, dafür bin ich dir sehr dankbar.“. Nicht sicher ob ich es wirklich so meine wie ich es sage schaut er mich an und ich schenke ihm ein warmes Lächeln, während ich mir endlich die schwarze Pampe von meinen Tränensäcken entferne „Und ja mir geht es gut, danke der Nachfrage, der Regen hatte mich bloß überrascht.“

Das ich nach der Aktion gerade schon mehr als einen Satz raus gebracht habe erstaunt mich und mental gebe ich mir ein High - Five.

Mit der Antwort zufrieden nickt er und wendet wieder den Kopf ab.

Doch plötzlich verändert sich etwas in seinem Gesicht. Er kneift skeptisch seine Augen zusammen und seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, auch sein Lächeln ist nicht mehr da. Stattdessen haben sie sich zu einem gerade Strich verformt.

Verwirrt runzel ich die Stirn. Hab ich was falsches Gesagt? Ich bin zwar nicht die Geübteste wenn es um das Reden mit einem Jungen geht oder mit anderen Leuten, aber ich wüsste nicht, dass ich was falsch gemacht habe. Ich habe ihn weder aus versehen beim Reden angespuckt, noch angerülpst, denn heute hatte ich noch keine Cola oder andere kohlensäurehaltigen Getränke getrunken.

So komisch wie das jetzt auch klingen mag, aber solche oder ähnliche Ereignisse sind mir bis jetzt immer passiert, wenn ein Junge mit mir geredet hat und es war mir immer unglaublich peinlich. So haben die Kerle immer genauso schnell in die Flucht ergriffen wie sie gekommen sind, was mir von meinen Freundinnen in Deutschland immer einen giftigen Blick eingebracht hatte und sie mich am Ende schon nicht mehr irgendwo mit hingenommen haben, weil sie so größere Chancen auf einen Flirt hatten als mit mir. Dementsprechend schlecht war ich also wenn es darum ging, mit einem Jungen zu reden oder mich erneut mit Mädchen anzufreunden, denn die meisten waren echt Biester wenn es ums andere Geschlecht geht. Damit mir so etwas nie wieder passiert und ich nicht wieder links liegen gelassen werde, mache ich seitdem einen großen Bogen um meine Mitmenschen.

Wenn man mich hier in Korea in der Schule nach Lösungen von Aufgaben fragt, kommuniziere ich entweder durch Kopfbewegungen oder panisches Wegrennen, an guten Tagen bekomme ich sogar ein außerirdisches Rumgestotter zustande.

Als ich anfangs neu auf die Schule kam waren alle zunächst total interessiert von mir, immerhin war ich blond, blauäugig und die erste europäische Schülerin, perfektes Cliché. Doch als sie meinen Mangel an Kontaktfreudigkeit und Kommunikation bemerkten, wurde ich immer mehr als schräg abgestempelt und man ignorerte mich seitdem weitestgehend.

In der Zeit in der ich jetzt in diesem fremden Land bin habe ich mich trotzallem ganz gut alleine gut durchgeschlagen und blühe alleine mit meinen Büchern und meiner Musik eh viel mehr auf. Ohne Freunde habe ich mehr Zeit zu lesen und zu tanzen, auch wenn ein Mädchen in meiner Klasse ist, mit dem ich echt gerne mal reden würde. Sie heißt Yuri und wie durch Zufall kommt sie auch aus Deutschland und ist wenige Monate nach mir hier her gezogen, aber geredet haben wir noch nie. Okay, dass ist nicht ganz richtig. Es gab eine Situation zwischen mir und ihr, da waren keine Worte nötig:

Es sollte ihr erste Tag bei uns an der Schule sein und einen Tag zuvor waren meine Klassenkameraden und ich total aufgeregt, immerhin kam jemand an unsere Schule mit der ich mich in meiner Muttersprache unterhalten konnte.

Da ich allerdings am folgenden Tag die ersten Stunden auf Grund zu langem Wachseins und daraus resultierendem Verschlafen verpasste, lernte ich sie erst in unserer Pause kennen; jedenfalls wenn man das so nennen konnte. Gerade heute war unsere Brot Zuhause alle und so kam es, dass ich mit einem frisch gekauften Erdbeersmoothi in der Hand die Fluren entlang rannte. Dass das nicht gut ausgehen konnte war klar.

Da ich die Blicke der Anderen regelrecht auf mir spüren konnte, haftete ich meinen eigenen auf den Boden vor mir und versuchte sie zu ignorieren. Auch wenn ich die Blicke schon gewohnt bin, sind sie in der Schule doch unangenehmer als auf der öffentlichen Straße, wo mich die anderen Bürger eh kein zweites mal zu Gesicht bekommen würden. Trotz alledem bemerkte ich die auf dem Boden ausgestreckten Beine einer meiner doofen Mitschüler zu spät und fiel. Da vor mir eigentlich eine Abbiegung kam, rechnete ich stark damit das krachende Geräusch einer Nase zu hören die Bekanntschaft mit der Schulwand machte und schloss fest meine Augen. Doch das Geräusch und der harte Aufprall blieben aus. Ich landete sogar ziemlich weich. Langsam öffnete ich meine Augen und starrte direkt auf die weinrote Krawatte unsere Mädchenuniform. Aus den Augenwinkeln konnte ich die kleinen Taschen unsere Bluse erkennen und die waren bei uns nunmal nicht auf Bauchhöhe. Entsetzt riss ich meine Augen auf. Bitte Gott, sag mir, dass ich gerade nicht wirklich auf ihren... Ohne mein Stoßgebet zu beenden hebe ich vorsichtig meinen Blick und war auf das schlimmste gefasst. Zwei ebenso entsetzte sturmgraue Augen starren auf mich herab und scheinen nicht glauben zu können, was sie da gerade sahen. Ich brauchte etwas bis ich realisierte, dass niemand anderes an dieser Schule außer mir eine andere Augenfarbe als Braun hatte, was bedeuten musste, dass ich die neue Schülerin gerade besser kennengelernt habe als mir lieb war.

Hätte man diesen Moment auf Video festgehalten, würde man dort jetzt zwei Highschoolmädchen sehen, die gleichzeitig rot wurden und am liebst im Erdboden versinken würden; eine mit dem Gesicht auf der Oberweite der anderen, die mit Resten eines Erdbeersmooties in ihren Haaren und auf der weißen Bluse sich nun ihrer rosaroten Gesichtsfarbe anpassten. Nach wenigen Sekunden der Schockstarre schubste sie mich weg und ich landete auf dem Boden. Dabei kam kein Laut von unseren Lippen, nur der dumpfe Ton des Aufpralls meines knochigen Hintern auf den harten Fliesenboden war zu hören. Wo war nur der Nicki Minaj Hintern wenn man ihn mal brauchte? Nach wenigen Sekunden wurde es um uns herum immer lauter und ich konnte sehen, wie sich ein Kreis aus unseren Mitschülern um uns versammelt hatte und uns nun lautstark auslachte. Schnell stand ich auf, verbeugte mich entschuldigend vor der Neuen und rannte raus aufs Dach, wo ich den Rest des Tagen verbrachte.

Sie war die erste die ich seit langer Zeit freiwillig vorgenommen hatte anzusprechen, aber nachdem ich ihr ihren ersten Tag versaut hatte, konnte ich mich einfach nicht überwinden, sie anzusprechen.

Als ich dann auch noch mitbekommen habe, dass wir morgen eine neue Schülerin bekommen sollen, die ebenfalls aus Deutschland kommt – wenn das so weitergeht, könnten wir bald eine eigene neue deutsche Einheit hier bilden -, hab ich die Idee sie anzusprechen gleich in den Sand gesetzt.

Das der nette Fremde vor mir deshalb jetzt auf einmal auch nicht mehr so begeistert aussieht wie zuvor lässt mich also wieder an mir zweifeln.

Was... was ist los?“ Verwirrt schaue ich nach rechts, dort wo auch er hinschaut. Wieder blicke ich in die Gasse. Meine Falten auf der Stirn vertiefen sich. Ich schaue mich noch einmal um. Sofa, Musikanlage, Tisch, Flaschen, Lampe, alles ist noch an Ort und Stelle und es war nichts zu erkennen, was seine Laune verändert haben könnte.

Wie hast du es gefunden?“. Die zuvor so warm klingende Stimme ist auf einmal kälter geworden und ich zucke zusammen. Langsam drehe ich meinen Kopf und zucke gleich noch einmal zusammen als ich seine abweisenden Augen blicke.

Was... was meinst du?“, stottere ich.

Jetzt stell dich nicht doof nur weil du blond bist, du hast mich schon verstanden. Wie hast du es gefunden?“. Zum Ende hin wurden seine Worte immer lauter.

Entsetzt sehe ich ihn an. Was ist aus dem Jungen geworden der vor wenigen Minuten noch sanft meine Wange berührte? Langsam ließ ich seine gesagten Worte sacken und ich realisiere, was er da gerade gesagt hat.

Was?!“ Jetzt war ich die jenige die lauter wurde.

Sag, stalkst du mich? Bist du eine dieser kranken Fans?“. Als er danach sogar ein verächtliches Schnauben von sich gibt, aufsteht und an mir vorbei zu gehen scheinen will, ist es um mich geschehen. Scheiß auf Zurückhaltung und Unsicherheit, sowas muss ich mir nicht gefallen lassen. Als hätte jemand einen Schalter in mir umgelegt springe ich auf, greife - mit ganz viel Glück - nach hinten an den Schirm seiner Cap und ziehe ihn wieder zurück vor mich. Ich gab ihn gerade genug Zeit sein Gleichgewicht zurück zu erlangen und ein wütendes „Hey!“ von sich zu geben, da stach ich ihm schon mit meinem Zeigefinger in die Brust. Über die Tatsache, dass diese ziemlich hart war hatte ich keine Zeit nachzudenken, dazu war ich viel zu aufgebracht.

Pass auf, ich weiß nicht, wer du glaubst wer du bist, aber komm mal von deinem hohen Ross wieder runter!“ Pieks. „Tu nicht so als wärst du eine Berühmtheit und wen nennst du hier bitte einen kranken Fan, hm?“ Pieks. „Ich weiß nicht, was für große Mädchenmassen du gewohnt bist, die hinter dir herhecheln wie ein Hund, aber wag es ja nicht mich zu einen von denen“ Pieks „hinzuzufügen!“ Pieks.

Du bist zwar nicht hässlich, aber jetzt schraub dein Ego mal wieder runter und behandle mich wie einen normalen Mensch, immerhin kennst" Pieks "du" Pieks "mich" Pieks "nicht" Pieks "einmal!“ Am Ende gab ich ihn einen kleinen Schubs mit meinen Finger, sodass er erst mal ein paar Schritte nach hinten taumelt. Laut schnaube ich aus, puste eine Haarsträhne aus mein Gesicht und stemme eine Faust in meine Seiten während ich mit meiner anderen Hand mein Buch gegen meinen Oberschenkel schlagen lasse. Man tat das jetzt gut, sollte ich wirklich öfter machen.

Langsam scheinen meine Worte zu ihm durchzusickern, denn lange sagt er gar nichts und sieht mich einfach nur an.

Weißt du wie ich heiße?“, fragt er mich schließlich, noch immer mit skeptischen Augen.

Natürlich, du bist Mister Arroganter Vollidiot aus Unhöflichhausen, der Stadt der absoluten Arschlöcher und Höhlenmenschen, wer kennt dich nicht?“ BOOM!, nimm das! Wenn ich doch jetzt nur jemanden an meiner Seite hätte den ich abklatschen könnte wäre das das i – Tüpfelchen auf dem I.

Verwirrt bin ich allerdings, dass sich trotz Augenverdrehen sein linker Mundwinkel nach oben verirrt.

Jap, genau der bin ich!“ Höflich neigt er den Kopf.

Okay, halt stop. Was passiert hier gerade? Hab ich was verpasst? Ist das eine normale Reaktion darauf wenn man gerade zusammengestaucht wurde? Ich blick nicht durch. Die spinnen, die Koreaner!

Aber wieder zurück zum Thema. Ich weiß zwar gerade nicht ob du gerade nur so tust oder ob du mich wirklich nicht kennst, aber für den Moment glaube ich dir mal.“

Als wäre nichts passiert kommt er wieder näher und lässt mich zu erneut unter seinen Schirm. Das er dabei jedoch seine linke Hand auf die Stell an seiner Brust legt, wo ich gerade noch meinen Finger hinein gebohrt habe, zaubert mir trotz allem ein zufriedenes Grinsen auf die Lippen, was mich davon abhält ihn und seinen blöden Schirm nicht gleich wieder von mir weg zu schubsen

Tut mir leid, wenn ich mich gerade wie ein totaler Idiot verhalten habe, aber ich bin heute etwas durcheinander, bitte entschuldige.“ Ein schüchternes Lächeln schmückt nun seine vollen Lippen.

Ob ich wollte oder nicht, in Korea schaue ich täglich abends meine Dramen und habe sie lieben gelernt, also kann man mir glauben wenn ich sage, dass dieser Junge all die weiblichen Hauptdarstellerinnen mit Gefühlschaos wiederspiegelt und seine Aktionen nicht klar durchdenkt. In der einen Sekunde ist er so und in der anderen wieder so. Ich frag mich echt, was in seinem Kopf vorgeht. Langsam beruhige ich mich wieder. Glücklicher Weise scheint mein schüchternes Ich sich Urlaub genommen zu haben, weshalb ich das Gefühl habe mich jetzt normal mit ihm unterhalten zu können.

Darf ich fragen, warum du gerade kurz ausgetickt bist?“, frage ich neugierig ruhig.

Während er antwortet wendet er seine Aufmerksamkeit wieder der Gasse zu und ich tue es ihm gleich.

Nun, weißt du, dass hier ist eigentlich mein geheimer Trainingsort und selbst meine besten Freunde wissen nicht, dass er sich hier befindet, sogut habe ich ihn geheim gehalten. Ohne jetzt eingebildet zu klingen: es gibt einige Leute die alles dafür geben würden von diesem Ort zu erfahren, die meisten davon weiblichen Geschlechts versteht sich. Da diese mir manchmal echt im Nacken hängen, bin ich immer sehr froh einen Ort wie diesen zu haben, weil ich hier ganz ungestört bin. Auch die Ladenbesitzer hier“ Er zeigt auf die Gebäude links und rechts von uns „Haben Verständnis dafür und tuen ihr bestes, um die Gasse so gut wie möglich zu verstecken. Als ich dann gerade bemerkt haben wo wir uns hier befinden, dachte ich echt, dass mir jetzt mein letzter Rückzugsort genommen wurde und ich wurde wütend und das hab ich dann an dir ausgelassen. Es tut mir wirklich leid.“ Von seinem eigenen Verhalten anscheint enttäuscht sieht er mich vorsichtig an. Ich überlege. Seine Erklärung, Enttäuschung, oder was auch immer macht schon Sinn, denn das würde auch die vielen Wasserflaschen erklären. Meinen Gedanken zustimmend nicke ich und gebe dem Jungen neben mir damit ein Zeichen, dass ich ihm glaube. Ein leichter Lufthauch trifft mein linkes Ohr, als er erleichtert ausatmet und und ich kurz zusammenzucke, was mich dazu bringt ihn wieder anzusehen.

Was genau trainierst du hier eigentlich?“ Zum ersten mal nahm ich mir Zeit ihn mir von oben nach unten anzusehen.

Trotz des Herbstwetters spannt sich ein schwarzes Tanktop über seinen Oberkörper und aus meinem Blickwinkel kann ich die harten Muskeln erkennen, gegen die ich vorhin gedrückt habe. Auch seine Arme zeigten das Ergebnis mühsamer Arbeit. Um seine Hüfte hat er ein schwarz – rot kariertes Hemd gebunden, welches den Übergang von seinem Top zu seiner ebenfalls schwarzen Hose verdeckt. Die Hose ist schlicht und gottseidank nicht so eng, dass ich mir Sorgen um eine Blutstauungen und darauf vielleicht folgende Amputation machen muss. Seine Füße befinden sich in gemütlichen, wie alles andere auch schwarze Sneaker, die durch den Regen einige Schlammreste an den Seiten haben.

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaue ich wieder in sein hübsches Gesich. Ach was sag ich da! Normales Gesicht! Standard mäßig koreanisch gutaussehndes Gesicht! Meine Güte!

Ich sehe hier keine Muskelaufbaugeräte, oder bringst du deine Gewichte jedesmal immer mit hierher?“, frage ich weiter. Ich versuche eine Tasche ausfindig zu machen, aber werde nicht fündig. „Sag jetzt bloß nicht das hast du alles nur hinbekommen in dem du den mickrigen Schirm hochgehoben hast!“

Sein Auflachen macht mich stutzig. Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?

Oh, mit trainieren meine ich nicht Muskeltraining, das mache ich nicht hier. Ich tanze.“ Antwortet er mir mit einem glitzern in den Augen das ich nur allzu gut kenne. Immer wenn ich vor einem Spiegel tanze habe ich genau den gleichen Blick in den Augen. Doch dann fällt mir was ein und eine Welle der Enttäuschung kommt über mich.

Ihm scheint es aufgefallen zu sein, denn diesmal stellt er mir eine Frage. „Was ist los? Woran denkst du?“

Ich seufze. „Weißt du, ich tanze auch und suche schon seit längerem nach einem festen Trainingsort, bis jetzt wurde ich von meinen bisherigen Orten immer verscheucht und ich dachte ich hätte ihn mit dieser Gasse endlich gefunden.“ Gleichgültig zucke ich mit meinen Schultern. „Eigentlich hätte ich mir aber schon denken können das der Ort schon genutzt wird, der ordentlichste Mensch bist du immerhin nicht und auch die Anlage sieht noch viel zu gut aus.“ Sehnsüchtig werfe ich noch einmal einen Blick in die Gasse. Das Bild von mir das ich zu vor dort hatte, tanzend und mit kaputten Hosen wird immer blasser. Es war einfach zu schön um wahr zu sein.

Weißt du was?“ Von der Entschlossenheit und Euphorie in seiner Stimme überrascht holt der Fremde mich wieder in die Realität zurück und ich schaue ihn neugierig an.

Grinsend schaut er auf mich herab. Das herausfordernde Schimmern das ich n seinen Augen erkenne lässt mich grinsen. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle in meinen Fingerspitzen, dass es gleich interessant wird.

Ich fordere dich heraus! Gewinne ein Dancebattle gegen mich. Zeig mir wie sehr du es willst und wenn du gewinnst, wer weiß, vielleicht erlaube ich dir ja ein paar Tage die Woche hier zu trainieren. Beeindrucke mich!“ Er hält mir seine Hand zum einschlagen hin.

Mein Grinsen wird teuflisch.

Dich mach ich fertig!“ prophezeie ich ihm und schlage ein.

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Comments

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Jelly_Belly
#1
Chapter 46: The feeeeeeeeeeels omg
Jelly_Belly
#2
Chapter 45: "knollnasige Trottel"
Ich packs nicht mehr :'D
_Gotka_
#3
Chapter 44: Daaaaaaaaaaaamn
_Gotka_
#4
Chapter 40: *Crying in the corner*
♥♥♥
_Gotka_
#5
Chapter 34: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#6
Chapter 33: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#7
Chapter 32: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#8
Chapter 30: Awwwwwwwwwwwwwww so awkward and yet so cute :3
_Gotka_
#9
Chapter 24: Bis in 3 Wochen ;-D
_Gotka_
#10
Chapter 23: Kleine Frage..fährt ihr auf das B.A.P Konzert in Düsseldorf? :D
Wie immer tolles Chapter :D