25.03.2016

Ich starre auf das riesige Foto an unsere Wand. Abgebildet sieht man uns drei in voller Schuluniform Montur unsere Diploma in die Luft gestreckt und lauthals lachend. Zumindest ich. K guckt mich breit grinsend an weil ich mal wieder die Aufmerksamkeit von allen umstehenden mit meinem Gebrüll auf uns gezogen hab und Miu macht eins ihrer legendären blöden Gesichter in Richtung Schulgebäude. 

Ich erinnere mich noch genau an den Moment zurück. Erst die unbegründete Angst wider zurück in die Schule zu gehen, dann die Erleichterung, trotz hartem Training und Idol leben haben wir alle bestanden. Ich möchte nicht darüber reden mit welcher Punktzahl ich bestanden habe, wichtig ist nur DAS ich durch bin. Ich sag nur eins. Ich war schon immer gut in Punktlandungen. 

Das alles war jedoch vergessen in dem Moment in dem wir einer nach dem anderen auf die Bühne gerufen wurden. Wir erhalten unsere Diploma und wir wussten wir sind frei. Jetzt können wir uns richtig auf unsere Musik konzentrieren. Und konzentrieren mussten wir uns jetzt wirklich wir hatten schließlich nur noch etwas mehr als eine Woche bis zu unserem Konzert.

Ich lache als ich an das Highlight des Tages denke:

Wir stehen draußen nach der Zeremonie, unsere Eltern knipsen natürlich tausende von Fotos. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Reportern die sich hier versammelt haben. Man daran werde ich mich nie gewöhnen.

"Wenn deine Mom mich zwingt für noch ein einziges weiteres Foto zu lächeln, dann hat das Hartcover meines Diploms gleich noch eine ganz andere Verwendung", Presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen und falschem Lächeln der kleineren meiner besten Freundinnen zu meiner linken hin zu. "Ich halt sie fest, wenn du die Kamera zerstörst", flüstert sie zurück ohne ihre Augen von den zahlreichen Linsen zu wenden die auf uns gerichtet sind. 

Daraufhin höre ich ein verdächtiges Kichern und tatsächlich als ich über Kairis Kopf hinweggucke, sehe ich das sich Miu stark zusammenreißt um nicht lauthals loszulachen. Das war alles was ich sehen musste um los zu prusten und dann gab es leider auch kein halten mehr für unsere Rapperin. 

Mein Lachanfall wird jedoch unterbrochen als ich bestimmte Personen etwas abseits stehend entdecke, die uns hasserfüllt anblicken und sogleich verziehe ich mein Gesicht in Verachtung. Mein plötzliches Verstummen bleibt nich unbemerkt und als meine Freundinnen sich ebenfalls in die Richtung drehen in die ich blicke spüre ich wie Kairi sich neben mir anspannt. 

Ich mache einen Schritt in die Richtung und Miu stoppt mich indem sie meinen Arm umfasst. Sie sieht mich ernst an und sagt mit ihrem besten leaderton: "Mach nicht dummes, wir haben jetzt etwas größeres worüber wir uns Gedanken machen müssen"

Sie hat recht. Natürlich. Also nicke ich füge jedoch mit einem kleinen grinsen hinzu: "Ich will nur ein bisschen spielen"

Und bevor irgendwer noch etwas äußern kann bin ich auch schon auf dem Weg in ihre Richtung. Miu und Kairi hinter mir. Natürlich unterstützen Sie mich bei welcher idiotischen Idee auch immer. Wenn ich an nichts mehr glauben kann dann wenigstens an den Fakt das wir immer zusammen stehen werden. 

Und dann stehe wir vor ihnen. Den Typen, die damals Kairis Handy geklaut haben, ihr erinnert euch sicher noch an den Vorfall? Nur dass das nicht alles ist. Eines Tages hatten er und sein Gefolge uns auf dem Dach erwischt und hatten seit dem keine Gelegenheit ausgelassen sich über uns und unseren Traum lustig zu machen. 

"Ich hab gehört 2nd Chance ist jetzt berühmt, na wie findet ihr es mit euren Ausländer Ärschen zu wackeln für Geld", fragt der mutigste von ihnen der ganz vorne steht. Seine Minions lachen als hätte er den Witz des Jahrhunderts gerissen und das zieht die Aufmerksamkeit der umstehenden Mitschüler auf uns. 

Ich will gerade richtig wütend werden und ihn runtermachen mit jedem Schimpfwort das ich jemals von Yoongi gelernt haben aber dann sehe ich es. Die gut versteckte Angst und Unsicherheit in seinem Blick. Es ist nicht das er uns hasst sondern sich selber, dafür das wir mutig genug waren unserem Traum zu verfolgen und es auch geschafft haben und er nicht. Mit dieser Erkenntnis verraucht all meine angestaute Wut die ich vorher gefühlt hatte und alles was übrig bleibt ist Mitleid. 

Er grinst mich immer noch arrogant an und wartet wahrscheinlich, das wir in Tränen ausbrechen. Ich lache dunkeln und selbstsicher.

"Listen here Ji..Ji su.. Jisoo..?", ich tippe mir nachdenklich ans Kinn mit meinem besten unschuldigen Ausdruck. 
"Oh nein. Ich kann mich leider nicht mehr an deinen Namen erinnern", so gut es geht hole ich einen geschockten Gesichtausdruck aus meinem Schauspieltalent heraus.

Das arrogante Grinsen verrutscht leicht. Aber er bleibt stumm und diesmal sagt auch keiner etwas von seinen Anhängern. "Ji s.. Ji-", meine Scharade an gefaktem nachdenken wir unterbrochen als Kairi mit der monotonsten Stimme die ich jemals von ihr gehört habe, mir sehr hilfreich seinen Namen sagt.. Oder zumindestens unsere Version seines Namens. 

"Ji" 

"Oh ja du hast recht danke K", sage ich als wäre er mir gerade wieder eingefallen und zwinker ihr zu. Als ich mich wieder umdrehe hängt sein Mund für eine Sekunde offen und er starrt K geschockt an bevor er ihn zuschnappt. 

"Mein Name ist Ji sin", zischt er wütend in unsere Richtung.

"Ups das tut mir so leid", immer noch unschuldig schaue ich ihn an.

Miu tritt neben mich. "Wir haben noch nicht so ganz mit der Aussprache. Ausländer, weißt du", grinst M und ich klopfe mir innerlich selber auf die Schulter das ich in meiner Rolle bleibe als die Schüler die aus Neugierde von unserem Theaterstück hier näher gekommen sind, hinter vorgehaltenen Händen lachen. Einige von ihnen halten ihre Handykameras auf uns, aber das stört mich nicht. Soll das Ganze doch Schlagzeilen machen. Dann erfahren wenigstens alle was für ein verwöhntes Arschloch er ist. 

Er presst seine Lippen zusammen aber bevor er irgendwas sagen kann fahre ich schon fort. "Jedenfalls Ji.. Ups ich meine Ji sin , wollte ich mich bei dir bedanken. Wärst du nicht da gewesen, wären wir nie Freunde geworden und 2nd Chance wäre niemals entstanden!"

Diesmal ist er an der Reihe uns geschockt anzusehen, nur im Gegensatz zu mir ist sein Entsetzen echt. Das kleinen Grinsen kann ich jetzt nicht mehr unterdrücken, als ich meine Finger küssen und seine Wange damit tätschele. Er erstarrt.

"Was hältst du davon wenn wir dir als danke ein Autogramm geben", grinst Kairi neben mir und ich glaube ich war noch nie in meinem Leben glücklicher die beiden meine Freundinnen nennen zu dürfen als sich Kairi einen Marker schnappt der ihr von einem der umstehenden Schaulustigen hingehalten wird und kurzerhand Vortritt und ihre Signatur auf sein Hemdshirt über seiner Brust mit einem kitschigen Herzchen kritzelt. 

Als dann auch noch Miu mit einem überfröhlichen "Say Cheese!" ein Selca von sich und dem Typ knipst, der mittlerweile Leichenbalss geworden ist, kann ich mit Sicherheit sagen das ich noch nie stolzer auf uns war. Das ganze ist so schnell vorbei, das Ji-whatever keine Zeit hat aus seiner Schockstarre zu erwachen um irgendwas gegen unsere Aktionen zu unternehmen und mit einem letzten Zwinkern in seine Richtung drehe ich mich um und nur für den Effekt schwinge ich meine Haare in dem besten flip den ich hinbekomme, nach hinten, bevor wir alle davon stolzieren. 

Ich höre die Menschentraube hinter uns lachen und die Genugtuung die ich fühle wird alle Konsequenzen die daraus resultieren wert sein, denke ich. 

Manchmal muss man ebend selber die Rolle von Karma übernehmen. 

Ich seufze und vergrabe mein Gesicht in ihrem Kissen. Das Lächeln das sich bei der Erinnerung auf mein Gesicht geschlichen hat verschwindet. Womit hatten wir verdient das Miu wieder nach Deutschland verschippt wird?  

Seit zwei Tagen stelle ich mir die gleiche Frage unaufhörlich. Unser Dorm ist zu still. Und ich meine damit nicht das es hier ruhig ist. Seit M in den Flieger gestiegen ist, hatten unsere Jungs es sich zur Aufgabe gemacht an uns zu kleben wann und wo sie konnten. Mindestens einer von ihnen war immer hier mal abgesehen von gerade jetzt und das auch nur weil sie alle anwesend sein mussten bei einer Musicshow und der Manager mit ernsthaften Konsequenzen gedroht hat sollte sie nicht alle auftauchen.

Einer Musicshow in der wir jetzt auch aufgetreten wären realisiere ich. Natürlich würden wir nicht ohne sie weitermachen. Darüber brauchten wir gar nicht sprechen K und ich. Und das wusste Bang PD auch. Also waren wir auf unbestimmter Zeit auf gezwungenen Hiatius. 

Ich blicke auf die Uhr auf ihrem Nachttisch. 7:04pm. Uuh. Kairi ist bei ihrer Mom zuhause und bekommt, ihren verzweifelten Nachrichten auf meinem Handy nach zu urteilen, wohl gerade den Peptalk ihres Lebens. Ich weiß hier so herum zuhängen und in Mitleid zu versinken bringt mir jetzt auch gerade nicht viel aber immerhin musste eine meiner besten Freundinnen auf unbestimmte Zeit das Land verlassen, etwas Selbstmitleid kann ich mir also erlauben. 

Mein Blick fällt auf die letzte Nachricht die Miu in unseren gruppenchat geschickt hat.

'Ich bin angekommen und das Wetter ist beschissen. Zufall? Ich glaube nicht!'

Wieder seufze ich. "Ich muss irgendetwas machen sonst werde ich noch verrückt", murmele ich zu mir selbe und raffe mich auf mit der Absicht zum Entertainment Gebäude zu gehen. Vielleicht kommt ja irgend produktives dabei heraus wenn ich versuche irgendwas zu schreiben. Und wenn das nicht hilft tu ich einfach so als wäre ich in einer von Kommandeur Miu's Tanzstunden bis ich vor Erschöpfung umfalle, beschließe ich.

Schnell tausche ich meine Schlafanzughose gegen meine Jogginghose, schmeiße mir einen Hoodie über und schnappe mir eine Cap auf dem Weg zu Tür. Ich befestige eine schwarze Mouthmask mit dem Aufdruck von einem kleinen animierten Kätzchen (ein Geschenk von Tae) über der unteren Hälfte meines Gesichts, während ich mir mein Handy und Schlüssel einstecke und trete dann den Weg zu BigHit an. 

Musik in den Ohren trete ich durch die Eingangstür und nicke dem Security Guard grüßend zu. Ich trete in den Aufzug und drücke unsere den Knopf für unsere Etage, der Aufzug setzt sich in Bewegung und ich Wippe ungeduldig mit meinem rechten Fuß. Irgendwie muss ich all die angestauten Gefühle in mir drin loswerden, oder zumindestens temporär vergessen. Ich reibe mir über die Brust als das erlösende Pling vom Fahrstuhl ertönt, das unsere Ankunft am Ziel ankündigt. Sobald sich die Türen öffnen Stürme ich heraus und laufe prompt in jemanden hinein. Ich stolpere ein paar Schritte zurück bevor ich meine Balance wieder gefunden habe und blicke auf. 

"Oh Sunbae!" Vor mir stehen Lee Hyun und Lee Chang-min, zwei junge Männer Anfang 30, besser bekannt als Homme. Das Duo das ebenfalls unter BigHit produziert. Wir waren ihnen damals vorgestellt worden nachdem wir unsere Verträge unterschrieben und offiziell Mitglieder der BigHit Familie geworden sind. Ehrlich gesagt hatten wir danach nicht viel mit Ihnen zu tun gehabt oder überhaupt viel von ihnen  von gesehen. Außer den zufälligen Begegnungen im Company Gebäude, höflichen Begrüßungen und dem ein oder anderen small Talk hatten wir nie viel mit einander gesprochen.

Versteht mich nicht falsch die beiden waren jedesmal unglaublich nett zu uns, bestanden darauf das wir sie die höflichkeitsformen weglassen und verabschiedeten uns immer mit warmen Worten. 

Trotzdem könnt ihr euch vorstellen, das ich ziemlich überrascht davon bin, als mich Changmin in seine Arme zieht. Zu mal wir kaum Zeit hatten uns wirklich kennen zu lernen geschweige denn von der Schüchternheit vor Skinship hier zu Lande. 

Die Umarmung dauert nur wenige Sekunden und auch als er sich von mir löst hat er noch die Hände auf meine Schultern gelegt und schaut mich besorgt an. 

"Wie geht's dir?", fragt er mit sanfter Stimme und als Hyun eine Hand auf meinen Kopf legt und aufmunternd lächelt, da trifft es mich. Auch wenn wir nie wirklich die Chance hatten eine tiefere Beziehung aufzubauen, sind sie trotzdem besorgt um mich. 

Um uns. 

Wir sind nicht nur Kollegen. BigHit ist eine Familie nicht nur die Musiker. Nein jeder einzelne Staffmember das hier arbeitet zeigt uns das in den kleinen Momenten. Wenn sie nach einem harten Tag mit uns rumalbern, uns Süßkram verbotener Weise mitbringen um uns Lächeln zu sehen und eben auch in ihrer Sorge um uns. Deswegen verhalten die beiden sich jetzt gerade wie zwei besorgte große Brüder. 

Der Gedanke kommt so plötzlich und rührt mich so tief das mir die Tränen in die Augen steigen und ich mich zusammenreißen muss nicht auf der Stelle vor den beiden loszuheulen. 

Ich räuspere mich um den Kloß in meinem Hals loszuwerden und bringe ein klägliches Lächeln auf meine Lippen. "Den Umständen entsprechend", erwidere ich und hole tief Luft um mich zu beruhigen. Die beiden nicken verständnisvoll.

"Hey das ist nicht das Ende", sagt Hyun sanft und ich nicke. Ich weiß das aber es fühlt sich gerade so an. Als hätten sie mich gehört seufzen sie beide unisono. 

"Wir sind gerade um dem Weg in unser Studio, da wartet noch ein unbeendeter Track auf uns. Wir könnten eine professionelle Meinung gebrauchen", erwähnt Hyun dann und lässt das Angebot in der Luft hängen. 

Zu meinem Erstaunen fühle ich mich erleichtert nicht alleine mit meinen Gedanken sein zu müssen. Sie verstehen das die beste Lösung für uns den Kopf frei zu bekommen ist, sich in Arbeit zu stürzen. Also nehme ich an und verbringe die nächsten Stunden damit den beiden zu helfen ihr neues Lied zu perfektionieren. Die beiden lassen mich sogar aus Spaß ein paar Zeilen als Demo singen um ein Gefühl dafür zu bekommen wie das Ganze sich anhört wenn die Lyrics hinzugefügt werden. 

Am Ende verabschieden Sie mich mit dem Versprechen ihren Hobaes demnächst mal Essen auszugeben und generell mehr Zeit mit uns zu verbringen. Soweit da in unserem Business möglich ist versteht sich. 

 

26.03.16

"Hey! Ich bin da!", schreie ich durch den wohl bekannten Flur nachdem ich den Türcode eingegeben habe, und schlurfe nachdem ich in meine Hausslipper geschlüpft bin, ins Wohnzimmer. "Muss du immer so laut sein!?" Grummelt eine verschlafene Stimme von der Couch und be genauerem Hinsehen identifiziere ich Yoongi in einem einzigen Chaos aus Decken und Kissen. "Sorry Yoongs", sage ich im vorbeigehen und bekomme als Antwort nur ein gedämpftes Grummeln. 

"Hey Sunshine. Wie geht's dir?" Hoseok kommt aus der Küche auf mich zu. "Hey Hobi! Gut gut!" Ich lächele müde als der immer gut gelaunte Rapper mich umarmt und mir einen Kuss auf den Scheitel drückt zur Begrüßung. Ich winke Seokjin zu, der am Küchentisch Sitz mit einer dampfenden Tasse Tee in den Händen und er grinst, "Hey Y. Möchtest du auch einen?" Er deutet mit dem Kinn auf seine Tasse. Ich setzte mich zu ihm an den Tisch und Hoseok quetscht sich neben mich auf die Bank. "Hey Jinnie, nein danke. wie war die Musicshow?", frage ich und versuche mein bestes das Lächeln nicht verrutschen zu lassen. 

"Ganz gut, ich hatte endlich Zeit mich mal wieder mit Ken zu unterhalten zwischen zwei Auftritten und außer das Taetae fast das Mikrofon zerstört hat, ist alles reibungslos gelaufen", sagt er leicht hin und ich muss trotz allem leicht Lächeln. 

"Wenn man vom Teufel spricht~", singt Hoseok leise vor sich hin als tatsächlich mein.. was auch immer er ist, durch die Tür tritt und direkt auf mich zusteuert. "Hey Kätzchen. Wann bist du gekommen?", fragt er drückt mir einen Kuss auf die Wange. Er sieht mich sanft an und nimmt meine Hand. Ich habe nicht den Nerv irgendwas zu sagen wegen dem Spitznamen. Nicht heute. "Gerade ebend", erwidere ich also einfach und lasse mich von ihm vom Tisch hochziehen. "Okay, willst du schonmal in mein Zimmer gehen ich mache das popcorn", grinst er. Ich nicke. "Bis später", sage ich zu den anderen beiden und verlasse den Raum ehe jemand was antworten kann. 

"Bist du sicher das sie okay ist", höre ich die besorgte Stimme meines besten Freundes bevor ich außer Hörweite bin und ehrlich gesagt will ich auch gar nicht mehr hören. Mein Verstand hängt am seidenen Faden und ich versuche ihnen nur nicht noch mehr Sorgen zu machen.

Nach dem ich die Treppe in den zweiten Stock erklommen habe lasse ich mich in Tae's Zimmer erschöpft auf sein Bett fallen. Ich kann mittlerweile eine ganze tanzroutine durchgehen ohne außer Atem zu kommen, aber diese blöde Treppe schafft es immer wieder mich so fühlen lassen wie am Anfang meiner Trainee Zeit als ich 12h trainiert habe und nach 12 Minuten hechelnd auf dem Boden lag. 

Kopfschüttelnd schnappe mir schließlich seinen Laptop. Wir hatten ausgemacht einen Filmetag zu machen und ehrlich gesagt ist alles was ich im Moment wollte das er mich im Arm hält und ich für ein paar Stunden abschalten kann. 

Ein Piepton reißt mich aus meinen Gedanken und ich seufze genervt als ich sehe dass das leere Akku dafür verantwortlich ist. Typisch Tae denke ich und sehe mich nach seinem Charger um. Ich kann ihn nirgendwo offen liegen sehen also setzte ich mich halb auf und wende mich zu seinem Nachttisch um. Ich öffne die oberste Schublade. Kein Glück nur ein Buch und eine Lesebrille. Braucht Taehyung wirklich eine Lesebrille oder ist das nur einer von seinen Fashionticks denke ich und muss schmunzeln. 

Ich öffne die untere Schublade und werde auf Anhieb fündig, doch als ich versuche das Kabelgewirr herauszuziehe bleibt mein Blick an etwas anderem hängen. Ein Foto halb versteckt unter anderen zahllosen Fanbriefen wie ich bei genauerem hinsehen erkenne. Ich werde neugierig als ich eine jüngere Version von dem Sänger abgebildet auf dem Papier sehe. 

Ich setze mich nun ganz auf und lege das ladekabel neben mir aufs Bett. Zögerlich Strecke ich meine Hand aus und hole das Bild heraus. Auf dem Bild sind ein Mädchen und ein Junge. Der Junge auf dem Foto ist eindeutig Taehyung. Seine Gesichtszüge jünger, seine Haare länger und schwarz. Es ist Sommer, alle Bäume im Hintergrund sind strahlend grün und auch die Tatsache das die beiden Personen auf denen der Fokus in dem Bild liegt ein Eis in der Hand halten deutet daraufhin. 

Er sieht aus als wäre er ungefähr 15 Jahre gewesen als das Bild gemacht worden war. Stattdessen in die die Kamera zu gucken sieht er die Person neben sich an, sein Blick so zärtlich das mir für einen Moment der Atem stocken bleibt. 

Ich betrachte sie genauer. Sie ist schön das kann jeder auf den ersten Blick erkennen. Schulterlange glattes braunes Haar. Große Augen, schöne geschwungene Lippen verzogen zu einem herzerwärmenden Lächeln. Ihre zarte Figur gegen seine etwas größere gelehnt. 

Das Foto erzählt so viel. Strahlt so viel liebe und Vertrautheit aus, das ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll. 

Wer ist sie? 

Warum versteckt Tae ein Foto von ihr in seinem Nachttisch?

Was ist passiert?

Fast wie von selbst drehe ich das Stück Papier in meiner Hand in der Hoffnung irgendwelche Hinweise auf ihre Identität zu finden.

Und tatsächlich auf der Rückseite geschrieben in Taehyuns geschwungener Handschrift steht ihr Name.

'Seolhyun'

Und 'Sommerferien 2012'

Ich sollte nicht schnüffeln schießt es mir schließlich nach einigen Momenten durch den Kopf in denen ich nur ratlos auf das Bild in meiner Hand gestarrt habe. Das ist nicht richtig. Es muss ein Grund geben warum er es versteckt hat. Ich mache Anstalten die Fotografie wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz zu legen als die Tür aufgerissen wird und ich mich erschrocken umdrehe.

Das Bild immer noch in der Hand. 

"Ich hab unser-", er stockt und das grinsen fällt aus seinem Gesicht sobald sein Blick auf das fällt was ich in meiner Hand halte. Verwirrung und etwas anderes das ich so schnell nicht entziffern kann huscht über sein Gesicht bevor sich Wut auf seinen Zügen breit macht und ich schlucke. 

"Yuri, was ist das", fragt er gefährlich ruhig und mir hätte mich wahrscheinlich sofort entschuldigen sollen und erklären das ich durch Zufall darau gestoßen bin auf der Suche nach seinem Charger für den Laptop. Aber das einzige was mir in den Sinn kommt ist der Gedanke. 

'Er hat zum ersten Mal meinen Namen benutzt und ich mag es kein bisschen'

Ich öffne den Mund aber es kommt kein Ton heraus. 

Er hat das warten satt, macht zwei große Schritte Richtung Bett und reißt das Foto aus meiner Hand. instinktiv lehne ich mich zurück. So hatte ich ihn noch nie erlebt, sowas sah ihm gar nicht ähnlich. 

"Warum hast du das?", fragt er und diesmal ist er nicht mehr so leise. ich bin so überrumpelt von den Geschehnissen das ich ein paar Sekunden brauche um zu verstehen was hier gerade passiert. 

"I..Ich uhm.. Ich wollte bloß-", setzte ich an aber er lässt mich nicht ausreden.

"Du wolltest nur was!? Rumschnüffeln!?", ruft er und ich bin mir mittlerweile sicher das alle die sich im Dorm befinden uns bestens hören können.

"Nein ich-"

"Bist du einer dieser Mädchen die alles kontrollieren müssen!? Oder vertraust du mir einfach nicht?" Er sieht mich kalt an nicht von der sanften Wärme die ich schon so gewohnt bin wenn er mich ansieht ist mehr in seinen Augen zu erkennen.

"Tae, das ist ihr was ich-" versuche ich es erneut aber er ist so in seiner Wut gefangen das er mich nicht hören kann.. Oder will

"Natürlich nicht", sagt er und lacht trocken. Den Schmerz der diese Laut tief in meiner Brust auslöst erschreckt mich und löst den defensiv Modus aus. 

"Ich wollte nur deinen Laptop aufladen!", rufe ich jetzt auch und funkel ihn an.

"Damit du den auch durchsuchen kannst oder was!?", schießt er zurück und ich bin sprachlos. 

"Natürlich vertraust du mir nicht. Ich hätte es wissen sollen. Warum solltest du auch wenn du nur mit mir spielst. Ich mach die alles für dich und du stößt mich die ganze Zeit von dir. Trotzdem laufe ich dir hinterher wie ein Idiot aber du ignorierst mich die ganze Zeit. Nie kommt was von dir!", mein Atem stockt, Teil weil er mich anschreit und teils weil ich realisiere das er recht hat. Natürlich nicht der Part das ich mit ihm spiele, sowas würde ich nie machen aber es stimmt das ich ihm nicht die gleiche Zuneigung entgegengebracht habe sowie er mir. Zumindestens nicht so sehr wie ich wollte.

Meine Wangen werden rot vor Scham weil ich realisiere wie sehr ich ihn damit unbewusst verletzt haben muss und ich setzte an mich zu entschuldigen aber der Blick in seinen Augen lässt mich verstummen und ich weß genau, das die nächsten Worte die seinen Mund verlassen wehtun werden.

"Und das einzige Mal in dem was von dir kommt ist auch nur weil einer deiner Freundinnen mal für ein paar Tage nicht da ist"

Ich ziehe scharf die Luft ein und der verbale Schlag tut so weh das ich unbewusst einen Schritt vor ihm zurückweiche als hätte er mich gerade wirklich geschlagen.

Ich kann den exakten Moment sehen in dem er realisiert was er da gerade gesagt hat. Seine Schultern sacken runter alle Wut verschwindet aus seinem Gesicht, stattdessen macht sich untragbare Schuld auf seinen schönen Zügen breit und seine Augen weiten sich, erschrocken vor sich selber.

Eine Sekunde starren wir uns nur an. Meine Augen fangen an zu brennen und ich Senke schnell den Blick bevor er die verräterischen Tränen sehen kann. 

"Yuri ich-" ,flüstert er aber ich lasse ihn nicht ausreden rausche stattdessen an ihm vorbei zu Tür. Aber bevor ich sie erreichen kann umschließt er mein Handgelenk und versucht mich daran zu hindern durch die Tür zu verschwinden. Ich reiße meinen Arm zurück wie als hätte ich mich an ihm verbrannt. 

"Fass mich nicht an", zische ich und blicke ihm kalt entgegen. Das er sehen kann wie ich mittlerweile rotz und Wasser heule ist mir egal und als ich mich diesmal umdrehe lässt er mich wortlos gehen. 

Ich Stürme die Treppe runter und trockne meine Wangen. Auch wenn die anderen alle gehört haben versuche ich wenigstens noch etwas würde zu behalten. Unten angekommen stehe ich Yoongi gegenüber. Er öffnet den Mund schließt ihn aber direkt wieder als ich nur stumm den Kopf schüttele. Seine Miene verfinstert sich. Die Wut nicht auf mich gerichtet.

"Ich geh besser", sage ich leise in dem Versuch meine zitternde Stimme zu verstecken. Dem Fluch nach zu urteilen den mein Freund vor mir rauslässt mache ich allerdings keinen guten Job. Kurz schließt er mich in seine Arme und dann geht er die Treppe hoch mit einem finsteren: "Na warte, ing idiot"

Ich gehe ins Wohnzimmer und erwarte fast von einem überaus besorgen besten Freund umgerannt zu werden. Allerdings scheint Hoseok nicht dazu sein. Jin bestätigt mir dann auch das der zum Tanztraining gegangen ist. Ist vielleicht ganz gut so. Er hätte mich nicht alleine gelassen bis er sicher gehen kann das es mir wieder blendet geht und dafür liebe ich ihn über alles aber ich bezweifele das es mir auch nur nahezu gut gehen wird bis Miu wieder da ist. Etwas allein Zeit wird mir gut gehen. 

"Kann das unter uns bleiben", frage ich flüsternd. "Natürlich", Jin lächelnd aufmunternd. "Ich sollte gehen", sage ich zu dem ältesten und versuche mich auch an einem Lächeln. "Bist du okay?", fragt er schließlich vorsichtig. Ich nicke. "Ja. Ja mir geht's gut. Alles okay" die Jungs brauchen nicht noch mehr sorgen die sie wachhalten nachts. 

Einen langen Moment sieht er mich einfach nur an und nimmt dann schließlich ermutigend meine Hand. "Dir geht es nicht gut". Mein falsche Lächeln verschwindet und ich schließe die Augen. Das ist zwar mehr eine Feststellung als eine Frage aber ich antworte trotzdem. "Nein. Nein mir geht's nicht gut", hauche ich und kann nicht verhindern das mir eine Träne die Wange runterläuft. Der Sänger streicht sie weg und seufzt. "Okay. Das ist okay. Dir darf es auch mal nicht gut gehen" Ich nicke und nach einigen Momenten mache ich Anstalten zu gehen. 

"Ach Y! Warte, ich hab euch noch etwas extra Fried Rice mitgemacht", sagt er und hastet in die Küche. Wenige Momente später erscheint er wieder mit einer großen Box und drückt sie mir in die Hand bevor ich protestieren kann. "Ich weiß, ich weiß ich bin der beste", grinst er mit einer wegwerfenden Handbewegung. "Danke Jinnie", sage ich und meine damit nicht nur das Essen. Ich winke zum Abschied und falle gespielt in Ohnmacht nachdem er mir noch einen Handkuss zuwirft.

Dann schließe ich die Haustür hinter mir und bin wieder allein.

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A/N:

Sooo... Updaten on Time? Let's just not talk about. Okay? Okay!
Ich hoffe ihr hattet Spaß.. Wenn man dieses depressing Chapter so nennen kann. Wie auch immer bis ganz bald ich bin selber gespannt wies weiter geht. 
MUUUUUUUCH Love eure Y <3