Miu - auf der Suche nach Motivation

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27.11.14

Zum letzten mal: wir haben die Erlaubnis des Direktors und allgemein das gleiche Recht wie ihr, diese Halle zu nutzen, also stellt euch nicht so an, verdammt noch mal.“ Deutlich genervt und mit verschränkten Armen steht Yuri vor drei Mitgliedern des Leichtathletikteams und diskutiert nun schon seit 10 Minuten mit ihnen darüber, dass sie, ich zitiere, 'keine egoistischen Arschlöcher seien und die Halle teilen sollen, bevor sie ihnen eine reinhaut'. Kairi und ich nicken nur stumm zustimmend mit dem Kopf, denn wir beide wissen, dass mit Yuri und ihrem Temperament nicht zu spaßen ist.

Als der, nun, ich nenne es mal Anführer der drei mit viel zu weit hochgezogenen Sporthosen und einem wie eine zweite Haut eng anliegendem Shirt, der nur einen halben Meter von Yuri entfernt herablassend auf sie herabblickt, zum sprechen ansetzt, verdrehen Kairi und ich so langsam ebenso genervt die Augen und atmen laut aus.

Er scheint anscheint immer noch nicht verstanden zu haben, dass, egal, wie lange und ausführlich er diskutiert, Yuri am Ende gewinnt, mit einem blauen Auge seinerseits oder nicht. Okay, vielleicht war der Gedanke auch übertrieben. So gerne Yuri es sich manchmal auch wünscht und vorstellt, gewalttätig ist sie nicht, sie beißt ab und an nur mal gerne. Also streichen wir das mit dem blauen Auge, sagen wir lieber mit einem fehlenden linken Arm, das wäre wahrscheinlicher.

Von der Diskussion gelangweilt und genervt schaue ich mich um. Wir drei kamen gerade erst an und haben unsere Sachen auf den Boden gestellt, als diese möchtegern Leistungssportler schon zu uns rüber kamen. Wiedermal schubsten Kairi und ich Yuri vor, als hätten wir uns in Gedanken schon abgesprochen, es ist zu einer Art Normalität zwischen uns geworden. Hinter Yuri sitzen Kairi und ich auf dem Hallenboden und schauen uns das 'Spektakel' an. Wie als wären wir auf einem Spielfeld befindet sich das gegnerische Team spiegelverkehrt direkt vor uns. Während Yuri im stehen an der Spitze mit dem Käpt'n des Gegners einen schweren Schlagabtausch liefert und mir einfällt, dass wir auch locker hätten Karten an unsere Mitschüler verkaufen hätten können, um sich das anzusehen - wir hätten locker Millionen eingenommen, weil wir ja so beliebt und bekannt sind, alle lieben und kennen uns...nicht- sitzen gegenüber von Kairi und mir die anderen beiden aus dem Leichtathletikteam auf dem Boden. Die beiden haben sich circa zur Halbzeit auf die 'Bank' gesetzt und brachten erst mal eine Pause von dem anstrengendem hin und her auf dem Spielfeld. Jetzt sind sie so tiefen entspannt, der Kerl auf der rechten Seite pennt sog-...warte. Sabbert der etwa?! IIIIgitt igitt igitt, okay.

Schnell schau ich weg zu dem Kerl mir gegenüber und treffe sogleich auf ein Augenpaar, welches mich zu durchbohren scheint. Mein Kopf zuckt überrascht nach hinten. Was zum...? Wie in einer starre sitze ich im Schneidersitz und blicke nur mit meinen Augen langsam nach links und rechts. Links sehe ich nur die in 10m Entfernung die Türen zu den Abstellräumen der Turngeräte und rechts eine Kairi, die es anscheint dem Jungen ihr gegenüber gleich machen will und mit geschlossenen Augen und Kopfhörern auf ihrem Kopf auf dem Rücken liegt, kurz davor, ins Traumland zu verschwinden. Mein Blick wandert wieder nach vorne, in der Hoffnung, gähnende Leere oder einfach nur einen Kopf der nicht in meine Richtung schaut zu treffen. Wobei... das 'oder' könnte ich streichen wenn ich wüsste, ob er intelligent ist oder nicht, dann könnt die gähnende Leere auch in seinem Kopf sein. Okay, stopp Miu, Moral-Miu hier! Das ist nicht nett, reiß dich zusammen. Du kennst die Person nicht, du weißt du sollst die Menschen in deinem Umfeld nicht vorschnell verurteilen, dass willst du doch selber auch nicht und- Verdammt, er starrt immer noch. Mit etwas weiter aufgerissenen Augen, die nun nicht wissen, was sie nun tun sollen, drehe ich meinen Kopf nun leicht nach rechts und tue das einzige, was mir in dieser Situation einfällt, was ich machen könnte. Das wird ihn bestimmt dazu bringen wegzugucken und in kalten Schweiß auszubrechen. Ich ziehe meine linke Augenbraue hoch. Oh ja, ihr habt richtig gelesen, ich habe die Augenbraue-hochzieh-Karte gespielt, was machst du nun Jungchen, hm?

Jungchen entscheidet sich selber schelmisch seinen linken Mundwinkel und seine linke Augenbraue hoch zuziehen. Das ist sehr effektiv. Miu verliert den letzten Rest an Selbstvertrauen und zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück, indem sie schlau handelt und ganz unauffällig ihre Hände vor ihr Gesicht hält. Dahinter fragt sie sich, wie sie nur so doof sein kann und verzieht das Gesicht zu einem 'wie-bescheuert-bin-ich-eigentlich' Gesicht.

Weitere 10 Minuten vergehen, in denen ich immer wieder durch meine Finger den Jungen anschaue, der sich als einer meiner Klassenkameraden - oder soll ich ihn ab jetzt meinen persönlichen Stalker nennen - entpuppt und es immer noch zu keiner Einigung zwischen Yuri und ihrem noch zweiarmigen Gegner gekommen ist. Irgendwann entschließt sich der Junge, der plötzlich aus dem Traumland wieder aufgewacht ist, den Direktor oder Hausmeister aufzusuchen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass der Direktor um die Uhrzeit noch in der Schule ist, aber als er dann doch mit beiden um die Ecke kam, musste ich wiedermal feststellen, dass hier wohl so manche Dinge anders laufen als in Deutschland und wir stellen uns alle hin. Mit seiner Anwesenheit ging alles viel schneller und schon nach 2 Minuten war das Thema vom Tisch. In seinem Stolz verletzt, schnappt sich Mister Hochwasserhose seine Kumpanen und stapft wütend aus der Halle. Mein Creep lässt sich die Chance nicht nehmen und zwinkert mir noch einmal zu bevor er geht. Eiskalt läuft es mir den Rücken runter. Jetzt weiß ich auch, woher diese ganzen Kälteschübe im Unterricht immer kommen.

Ich wende mich Yuri zu, die von der Diskussion erschöpft auf dem Boden liegt und einen Arm über ihre Augen gelegt hat.

Ich grinse. „Der ganze Mittwochabend ab 6 nur für uns und nicht mehr für die und Dienstag und Donnerstag durchgehen mit ihnen teilen. So wie ich das verstehe, haben wir jetzt viel mehr Zeit zum Trainieren als vorher und wir hatten nicht mal angefangen!“

WENN DU JETZT NOCH MIT UNS TRAINIEREN WILLST SCHREI ICH!!“ Überrascht schaue ich Yuri, die Quelle dieses unglaublich schrillen und natürlich ganz klangvollen Schreis, an und kicher vor mich hin. Drohend hat sie einen Finger auf mich gerichtet und ihre Augen blitzen unter ihrem Arm hervor mich an. „ICH MEINS ERNST!“.

Okay, okay!“ lachend lege ich mich wieder hin. Das wars wohl mit unserer ersten Trainingsstunde. Das wir morgen dafür alles zusätzlich zu dem Stoff, der eigentlich für morgen geplant war, nachholen müssen, sag ich lieber nicht, mir sind meine Arme heilig und ich trage viel zu gerne T-Shirts um meine Arme mit Bissspuren verzieren zu können.

 

 

28.11.14

Das kann doch nicht wahr sein!“ rufe ich zum was weiß ich wievielten mal frustriert auf und raufe mir die Haare.

Miu, es ist alles okay, beruhige dich, wir kriegen das schon hin!“ Kairi kommt auf mich zu und tätschelt mir tröstend auf meinen Rücken. Als Antwort stoße ich nur ein lautes Stöhnen aus.

K hat recht, atme erst einmal tief durch und beruhige dich!“ Besorgnis ist aus Yuri's Stimme deutlich raus zuhören. Ihr zuliebe tue ich was sie von mir verlangt und lasse die stickige Luft der Sporthalle meine Lungen füllen. Nachdem ich die Luft kurz anhalte, lasse ich sie vor Wut über mich selbst in zitternden Stößen wieder raus. Nachdem ich das ein paar mal wiederhole fragt mich Yuri:“Besser?“.

Ein letztes mal hole ich tief Luft, schließe die Augen und suche tief im inneren eine Antwort. Und ich finde sogar eine! Ich öffne meine Augen, blicke Yuri vollkommen ernst in die Augen und antworte mit harter Stimme:“Nein.“.

Ich schnappe mir die Wasserflasche, die Kairi mir hinhält und leere sie in einem Zug, die leere Flasche schmeiße ich wütend an die Wand und lasse mich verzweifelt auf den Boden nieder, beide mit Schweiß überzogenen Arme über meinen Augen verschränkt.

Ich spüre eine Bewegung neben mir und blicke durch meine Arme hindurch auf Kairi, die nun neben mir sitzt. „Miu, hör zu.“, fängt sie an zu sprechen. Na super, eine Moralpredigt. Ich wende meinen Kopf wieder ab und verstecke ihn wieder unter meinen Armen. „Miu, stell dich nicht so an und hör ihr gefälligst zu!“ zischt Yuri mich an. Ich weiß, sie meint es nicht böse, sie will mir auch nur helfen, ebenso Kairi.

Einwilligend mache ich eine Bewegung mit der Hand, um zu symbolisieren, dass ich zuhöre und dass sie weiter reden soll. K scheint es verstanden zu haben, denn sie rückt noch ein Stück näher, jedoch nicht zu nah, als hätte sie Angst, ich würde ihr den Kopf abreißen. Ich kann es ihr nicht verübeln, bis jetzt war es immer nur Yuri die beruhigt werden musste und nicht ich, sie weiß noch nicht, wie sie in so einer Situation handeln soll.

Miu, es ist echt nicht schlimm die Choreografie zu vergessen, das passiert selbst den Großen! Guck, wir haben doch heute schon einiges geschafft, der Rest wird die schon noch wieder einfallen, hm? Mach dir nicht so einen Kopf, das wird schon wieder!“ Obwohl ich es nicht sehen konnte wusste ich, dass sie mich aufmunternd anlächelt.

Ich bleibe stumm.

Ich habe so viele Stunden investiert, mir diese Choreografie auszudenken. Trotz der kalten Temperaturen draußen gehe ich immer noch in Jimin und meine Trainingsgasse und habe meinen Teil zu dem Flaschenberg nun selber hinzugegeben. Oft habe ich die Nächte kürzer gestaltet und mir Gedanken gemacht, welche Schritte eingebaut werden sollen. Welche Schritte passen zu der Musik am besten? Werden die richtigen Gefühle übermittelt? Schaffen die anderen beiden auch die Schritte und welche sehen überhaupt gut aus? Ist die Choreografie gut genug für die Audition oder ist sie einfach nur lächerlich für den Anlass? So viele Gedanken, so viele mir Kopfschmerzen bereiteten Gedanken und wofür? Dass ich am Ende alles in dem Moment, in dem ich es meinen Freundinnen beibringen will, einfach mal eben so vergesse? Ich mein, es hätte auch schlimmer kommen können und ich hätte alles am Tag der Audition vergessen können aber so wie es scheint könnten wir uns bis jetzt mit dem mickrigen Stück an Choreografie, den wir bis jetzt haben, nicht mal in der Nähe der Agentur blicken lassen ohne ausgelacht zu werden. Selbst wenn ich mir den Teil, den wir bis jetzt haben, ansehe, bin ich nicht zufrieden und würde am liebsten alles hinschmeißen. Die Bewegungen passen in ihrer Ausführung auf einmal nicht mehr zueinander, lassen alles wie ein großes Durcheinander wirken. Kairi und Yuri geben sich auch die größte Mühe, trotzdem erkennt selbst ein ungeschultes Auge, dass da noch viel Arbeit und Zeit rein investiert werden muss, denn die Schritte haben sie theoretisch drauf, jedoch hapert es an der Synchronität, der zeitlichen Anpassung auf den Takt und an der Ausführung, quasi an allem.

Das alles ist viel mehr als ich mir je vorgestellt hab und ich würde am liebsten aussteigen, sagen ich mach es nicht und lieber mit dem Gericht mich anlegen als weiterzumachen, jedoch kann ich das den beiden nicht antun. Sie verlassen sich auf mich und üben damit mehr Druck auf mich aus als ihnen vielleicht bewusst ist, aber ich darf es sie nicht wissen lassen. Sie würden sich nur noch mehr sorgen oder mir sagen, es nicht zu ernst zu nehmen, aber das will ich nicht. Wenn schon bei einer Audition, dann richtig, dann können wir es auch versuchen, egal, wie sehr wir den Hype um K-Pop Star auch verabscheuen. Vielleicht würde sich es ja ändern, wenn wir selber welche sind, unser ganzes Leben könnte sich verändern. Ein Versuch wäre es wert.

Geschlagen lasse ich meine Arme auf den Boden neben mich fallen und fange an zu schmollen. „Miu...?“, fragt Kairi mich vorsichtig. Ich schaue meine Freundinnen an. Nein, ich kann sie nicht im Stich lassen, ich bekomme das schon hin... irgendwie.

Okay, lasst uns Schluss machen für heute, wir machen nächsten Mittwoch weiter, ich bin mir nicht sicher, ob ich bis Dienstag was komplett habe, aber ich lass mir was einfallen.“

Erleichtert nicken die beiden Verrückten mir zu und fangen an ihre Sachen zusammenzupacken. Als wir uns auf den Weg nach draußen machen, spüre ich wieder einen kalten Schauer meinen Rücken entlang laufen. Während Yuri und Kairi sich fröhlich unterhaltend vorausgehen, drehe ich noch einmal um und entdecke den Kerl von gestern, der mir in einer Gruppe von Typen, wahrscheinlich seine Freunde, hinterher sieht. Nachdenklich runzle ich die Stirn. Habe ich die nicht schon einmal irgendwo gesehen? Ich wende mich wieder zum gehen und folge den Quasselstrippen, die nun darüber diskutieren, ob sie eine Einheit beim Militär mitmachen sollten um besser auf meine Trainingsstunden vorbereitet zu sein. Unwillkürlich muss ich schmunzeln.

Nachdem wir uns getrennt haben laufe ich alleine durch die Straßen Seouls. Trotz der späten Uhrzeit laufen viele Passanten an mir vorbei, denen ich tänzelnd ausweiche. Versunken in meinen Gedanken, wie ich die Choreografie retten kann und wo ich die Jungentruppe so schon einmal gesehen habe, bemerke ich nicht, wie ich mich weiter von den Menschenmassen entferne und in eine eher vereinsamte Gegend komme.

Am Kino! Ich erinnere mich wieder, Yuri hatte mir davon erzählt, kurz nachdem sie angekommen waren und als ich mich umblickte waren es genau die Jungs aus der Halle. Zum Teil erfreut darüber, dass ich mich erinnere, zum Teil verstört, weil ich mich nun beobachtet fühle, realisiere ich zum ernsten mal meine Umgebung und bleibe geschockt stehen. Wo zur Hölle bin ich hier?! Panisch drehe ich mich um und will den Weg zurück den ich gekommen bin, als ich wie erstarrt stehen bleibe und die Person entsetzt anblicke, die wie gestern schelmisch grinst und eine Augenbraue hochzieht. Mehrere Sekunden vergehen, in denen wir uns einfach nur anstarren bis er mit einer kratzigen Stimme ein „Hi.“ herausbringt und verlegen zur Seite schaut, den Blickkontakt abbricht. Verblüfft sehe ich ihn an. Nur auf Grund einer guten Kinderstube vergesse ich meine Manieren nicht und bringe ein verwirrtes „Hallo?“ zustande. Meine Mutter wäre stolz auf mich, wenn sie wüsste, dass ihre Erziehung nicht komplett umsonst war.

Nun war er derjenige der überrascht ist, denn er scheint keine Antwort erwartet zu haben, wenn ich den schnellen Ruck seines Kopfes zurück in meine Richtung richtig deute. Jetzt steht er dumm vor sich hin grinsend vor mir und starrt mich einfach nur an. Gefühlte Stunden vergehen und ich fühle mich von Sekunde zu Sekunde unwohler. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, versuche ich mich an ihm vorbei zu drücken, doch aus dem Augenwinkel erkenne ich seinen panischen Gesichtsausdruck, bevor er nach meinem Arm greift, mich zu sich umdreht und lauter als wahrscheinlich gewollt mit einem „Warte!“ aufschreit. Dabei greift er jedoch so feste zu dass ich vor Schmerz das Gesicht verziehe und auf meine Lippe beiße, um einen Ausgleich zum Schmerz zu schaffen.

Ich will schon die ganze Zeit mit dir reden, bitte geh noch nicht!“ Mit den Worten greift er noch fester zu und unterstreicht die Verzweiflung die zuvor in seiner Stimmer genau heraus zuhören war.

Ich blicke gen Boden und kneife die Augen zusammen, versuch den Schmerz auszublenden, der nun langsam meinen Arm hinaufsteigt. Vor Angst, er könnte meinen Schmerz hören, wenn ich jetzt anfangen würde zu sprechen, schüttel ich nur stumm den Kopf und versuche mich loszureißen. Obwohl ich nicht dachte, dass es möglich gewesen wäre, verstärkt sich sein Griff weiter und entlockt mir ein leichtes wimmern, als ich spüre, wie seine Fingernägel sich in mein Handgelenk graben und eine Flüssigkeit beginnt, aus diesen Stellen in meine Handfläche zu laufen. Er scheint es auch zu bemerkten, denn er zieht zischend die Luft ein, aber los lässt er mich nicht.

Miu, es-“ „Ich denke, du solltest sie jetzt lieber loslassen.“

Mein Kopf schnallt nach oben, als die Stimme einer dritten Person, die ich seit Wochen nicht mehr gehört habe, meinen Klassenkameraden unterbricht, meinen Arm aus dessen Hand befreit und meine Hand dafür vorsichtig in seine nimmt. Ich spüre, wie eine einzelne Träne, die ich länger zurückgehalten hatte, als mir bewusst ist, mein vor Überraschung aufgerissenes Auge verlässt und langsam meine Wange hinab läuft, als ich mit offenen Mund den Jungen mit Mundschutz, Sonnenbrille und Cap anstarre. Ich kann erkennen, wie er seine Augenbrauen zusammenzieht, als er die schmierige warme Flüssigkeit, mein Blut, nun auch in seiner Handfläche fühlt, er jedoch den Kerl uns gegenüber immer noch entgegenblickt.

Perplex schaut der Junge meinen Retter an, setzt ein:„Wer... woher...-“an, wurde jedoch mit einem „Das tut jetzt nicht zur Sache, ich glaube, du solltest jetzt lieber gehen“ wieder unterbrochen. Langsam wurde er wütend. „Ich wollte doch nur mit ihr reden, verdammt noch mal, vielleicht solltest du sie lieber loslassen und dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern gehen?!“

Jimin schaut kurz zu mir und ich konnte mein von Straßenlaternen erhelltes Spiegelbild in seiner Sonnenbrille reflektieren sehen. Man sehe ich scheiße aus, vom Training total zerzaust und rot im Gesicht, wie eine Krabbe mit Föhnfrisur, aber das soll jetzt mal Nebensachen sein. Er dreht sich wieder zu meine Klassenkamerad und sagt mit fester Stimme: „Sie ist ein Teil meiner Angelegenheit und wenn du dich noch einmal in meinem Wissen in ihre Nähe aufhältst, dann wirst du nicht so einfach davon kommen wie jetzt!“ Mit diesen Worten drehte er sich um und zieht mich vorsichtig hinter sich her, darauf bedacht, mir nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.

Während ich sprachlos seinen muskulösen Rücken anstarre, konnte ich die Blicke des Creeps in meinem spüren, bis wir um eine Ecke am Ende der Straße biegen. Er scheint uns nicht zu verfolgen.

Den Weg über sagen Jimin und ich nichts und ich lasse mich von ihm durch viele einzelne Nebenstraßen führen. Ich bemerke, wie er jedes mal, wenn wir in die Nähe von einer Gruppe jüngerer Leute gelangen, seinen Mundschutz zurecht schiebt und sein Kopf weiter nach unten neigt.

Schon nach kurzer Zeit gelangen wir in unsere gemeinsame Gasse, wo er auch sogleich mein Hand loslässt und stumm und mit dem Rücken zu mir in der Mitte stehen bleibt, stumm seine Hände an seiner Hose von Blut befreit und seine Maske abnimmt. Langsam lasse ich meine Hand sinken und überlege, was ich sagen soll. Ein Danke wäre wohl ganz angemessen.

Ehm, also...“; setze ich zwar an, werde jedoch unterbrochen, als er beide seine Hände gegen seinen Kopf schmeißt, sich in komischen Bewegungen im Kreis dreht und schlussendlich mit den Händen vorm Gesicht und auf dem Boden gehockt zur Ruhe kommt. Okay, was war das gerade? Hat ihn auf dem Weg hierhin ein Alien sein Körper eingenommen, war in meinem Blut eine giftige Substanz die ihn den Verstand verlieren lässt oder dreht er von Natur aus gerade einfach mal eben durch?

Vorsichtig hocke ich mich neben ihn und neige mein Kopf soweit nach vorne, dass ich in sein Gesicht blicken könnte, hätte er seine Hände nicht davor.

Äh, Jimin? Ist alles-...“

Mit einem lauten Stöhnen lässt er sich nach hinten fallen und haut leicht mit seinem Kopf immer wieder nach hinten gegen den Boden; nicht so fest, dass es wirklich weh tun könnte. Gut, dass seine Cap heute nicht nach hinten zeigt.

-okay? Nein? Gut, dem Anschein nach nicht.“

mwagmuirbuidenuchdabidabgemamewirliggemabthab“, murmelt Jimin in seine Hände hinein.

Bitte was?“ Ein kleines Kichern kann ich mir dabei nicht verkneifen.

Geschlagen lässt er wie ich vor wenigen Stunden die Arme jetzt an seine Seiten fallen, atmet tief ein und setzt sich auf, schaut mir flehenden Blick in die Augen und bittet:“Sag mir bitte, dass ich das gerade nicht wirklich getan hab?“

Bevor ich auch nur antworten kann, steht er auf und gestikuliert wild mit seinen Händen als er auch schon weiter spricht: „GOTT, wenn du wüsstest wie nervös ich war, der Kerl hätte Gott weiß was machen können und ich geh einfach dahin und nehm' ihm seine Freundin weg als wäre nichts!“ Seine...Entschuldigung, wie bitte was?! Freundin?! Gerne will ich das Missverständnis aufklären, aber die Quasseltante redet immer noch, während ich seinen Bewegungen durch die Gasse weiterhin nur mit meinen Blicken verfolgen kann. „Ich mein, der Kerl bringt mich um, wenn ich ihn das nächste mal sehe, ich hab ihn sogar verboten, sich seiner Freundin zu nähern! Ich hab ihm einfach sein Mädchen vor der Nase weggeschnappt und mit ihr abgehauen!“ er lacht bitter auf und nimmt seine Sonnenbrille ab, doch bevor er mit seiner freien Hand frustriert über Stirn und Augen streichen kann, erkenne ich selbst in dem gedämmten Licht die dunklen Augenringe unter seinen Augen und Sorge umhüllt mich.

Wobei!“ Oh Gott, was kommt jetzt? Er hält in der Bewegung inne, blickt mit noch erhobener und zum stehen gebliebener Hand an, bevor er beschuldigend auf mich zeigt. „Der Kerl hat dir weh getan und ist nicht gut für dich, halt dich fern von ihm und bleib lieber bei mir!“

Schlagartig werde ich Rot. Auch wenn ich es nicht genau erkennen kann, wird ihm wohl auch in diesem Moment klar, was er da gesagt hatte und wahrscheinlich noch röter ist als ich. Abwehrend hält er seine noch immer ausgestreckte Hand nach vorne und schüttelt sie nun hin und her. „Nein, nein, nein, so hab ich das nicht gemeint, ich meinte, ARGH!“ Wieder begibt er sich in die Hocke und bewegt nun verzweifelt die Cap auf seinem Kopf vor uns zurück, wahrscheinlich, weil er wegen ihr nicht an seine Haare kommt, die er bestimmt gerade gerne 'gestylt' hätte.

Einige Momente ist es peinlich still zwischen uns bis ich meine Stimme wiederfinde und mich räuspere. „Nun, jedenfalls Dankeschön, dass du mich vor meinem Nicht-Freund gerettet hast, das rechne ich dir echt hoch an, dass hätte nicht jeder gemacht, also...“ Langsam hebt er den Kopf und schaut mich an. Unsere Augen treffen sich. „Dankeschön.“ warm lächel ich ihn an. Er lächelt zurück, bevor ihm etwas einzufallen scheint. „Moment.. Nicht-Freund?!“

Klarer Fall von Blitzmerker, Ladies and Gentleman, eine Runde Applaus bitte.

Jap, nicht Freund, ich kenne nicht einmal seinen Namen! Er geht in meine Klasse und hat nebenbei, während ich trainiere, ebenfalls in der Halle Training, ich hab noch nie zuvor mit ihm geredet.“

Oh...“

Ja“ Ich lache vor mich hin. „Oh!“

Jetzt verengt er seine Augen und schaut mich mit einem 'ist-das-dein-Ernst'-Blick an. “Und das hast du nicht für nötig gehalten mir eher zu sagen?“

Nun, ich wollte, aber du hattest einen mentalen Zusammenbruch und meine Mutter sagt immer, ich soll mich von Verrückten fern halten, also...“ frech grinse ich ihn an.

Hörst du immer darauf, was deine Mutter dir sagt?“, fragt er mich.

Aber natürlich doch! Sie ist doch allwissend und ist wie der wandelnde Duden und Ratgeber, aber man muss sie von Wasser und Feuer fernhalten, sonst bekommt sie Falten und lange wird die Antifaltencreme auch nicht mehr reichen... warte, nicht das du denkst meine Mutter, ist alt, also sie ist alt, aber nicht alt alt, sondern... alt... und Faltenfrei! Das gerade war nur so daher gesagt!“ panisch versuche ich noch mich zu retten als mir einfällt, wie wichtig hier in Korea der Respekt gegenüber den Eltern ist. Jimin lacht jedoch nur. Ich hab also noch mal Glück gehabt.

Nun dann ist ja gut. Mit deiner Mutter und dem Kerl mein ich, dass nicht alt alt und faltenfrei und der Kerl nicht dein Freund ist, der war gruselig!“ Ihm läuft deutlich ein Schauer über den Rücken.

Wie recht du nur hast!“ Auch mir läuft einer eiskalt über den Rücken.

Nach einem erneuten Blick zu mir, oder eher auf meine Hand, richtet Jimin sich auf, macht sich auf den Weg zur Couch, unter der er einen Verbandskasten hervorholt und auf mich zukommt und sich vor mich setzt. Ohne zu zögern halte ich ihm schon mein Handgelenk hin und er beginnt ohne ein Wort zu sagen, mein Arm zu verarzten.

Ich nutze die Zeit und studiere sein konzentriertes Gesicht genau. Wie er die Augenbrauen zusammenschiebt und eine leichte Falte zwischen ihnen entsteht. Wie er von Zeit zu Zeit mit seiner Zunge über seine Unterlippe fährt während der Mund durchgehend leicht offenen steht. Nur schweren Herzens reiße ich meine Augen von seinen unglaublich weich aussehenden Lippen los und schaue wieder zu seinen Augen, die er zu schmalen Strichen zusammengekniffen hat und ich sie kaum noch sehen kann.

Umso deutlicher sehe ich jetzt seine tiefen Augenringe und ich konnte meine Neugier nicht länger zurückhalten und frage:“Schläfst du eigentlich in letzter Zeit schlecht oder bedrückt dich was?“

Er hält in der Bewegung inne, schaut mich jedoch nicht an. Ich bemerke nur, wie sich leichte Stirnfalten bilden und die zwischen seinen Augenbrauen noch tiefer wird, während seine Augen den Boden absuchen. „Was meinst du? Wie kommst du darauf?“ antwortet er mir schließlich mit einer Gegenfrage. „Augenringe“ gebe ich ihn als schlichte Antwort. Nun kneife ich meine Augen zusammen und beobachte ihn genau. Er scheint angespannt zu sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit antwortet er mit der bloßen Antwort:„Arbeit“. Da er nicht darüber reden will, gehe ich nicht weiter darauf ein. Er bemerkt es und entspannt sich sofort.

Wie alt ist er eigentlich? Älter als ich, dass ist klar, aber bestimmt nicht viel, also was für eine Arbeit kann er in einem so jungen Alter schon ausführen die ihn so fertig macht? Sollte er nicht an der Uni sein? Aber hätte er dann nicht mit „Uni“ oder „Lernen“ oder „Meine Lehrerin von Hexe ist mein neuster Albtraum mit ihre gruseligen giftigen Schlangenaugen und zusammen mit ihren mich auffressen wollenden Arbeiten rauben mir jede Nacht den Schlaf“ geantwortet? So viele Fragen.

Und bei dir?“ seine ruhige Stimme holt mich aus den Gedanken zurück. Er ist noch immer konzentriert bei seiner Arbeit und lässt mich zweifeln, ob er wirklich was gesagt hat.

Was?“frage ich verwirrt.

Bevor er mir antwortet, schaut er prüfend in mein Gesicht und wendet sich wieder wieder seiner Arbeit zu. „Warum hast du Augenringe?“

Oh... Ich zögere bevor ich antworte:“Meine Freundinnen und ich nehmen demnächst an...einem Tanzwettbewerb teil und ich bin für die komplette Choreografie zuständig.“

Überrascht hebt er seine Augenbrauen. „Die komplette?!“

Jap. Jedenfalls ist der... Wettbewerb echt wichtig für uns und ich versuch echt mein Bestes. Ich habe soviel darüber nachgedacht, soviel ausprobiert, aber nichts erscheint mir gut genug, aber die beiden verlassen sich auf mich und ich weiß nicht, wie ich ihnen sagen soll, dass ich am versagen bin.“ Ich lasse meine Schultern hängen. Lange erwidert er nichts. Hat er mir überhaupt zugehört? Erst als er mein Handgelenk fertig verarztet hat und meine Hand vorsichtig in meinen Schoß legt, schaut er mich aufmunternd mit einem Lächeln an. „Hör zu, bevor ich jetzt etwas dazu sage, wäre es ganz nett, würdest du mir erst mal deinen Namen verraten.“

Miu“ Ich lächel in an.

Miu?“

Ja.“ Er sieht mich einfach nur an und lächelt. Das wars. Er sitzt da und lächelt ein Lächeln, welches von Sekunde zu Sekunde wärmer und liebevoller wird.

Miu...ja das passt.“ Sich selber zustimmend nickt er und ich werde rot.

Nun Miu, lass mich dir was sagen, von Tänzer aus Leidenschaft zu Straßentänzer“

Hey!“ empört blase ich meine Wangen auf, woraufhin er lacht.

Okay, okay. Von Tänzer aus Leidenschaft zu Tänzer aus Leidenschaft. Oder einfach nur von einem Musikliebhaber zu einem anderen. Miu, du bist unglaublich im Tanzen und das weißt du, aber weißt du auch, warum?“ Ich schüttel stumm den Kopf. „Weil du nicht planst. Du kannst keine komplette Choreografie erst theoretisch dir überlegen und dann ausführen, natürlich sieht es dann in der Umsetzung komplett anders aus. Hör dir erst einmal die Musik an, zu der du einen Tanz haben möchtest. Dann stell eine Kamera auf, vergiss ihre Existenz und tanze drauf los. Tanze,wie die Musik dich fühlen lässt und das für mehrere Durchgänge. Sie dir die Aufnahmen an und picke Schritte raus. Für eine Gruppe eine Choreografie ganz alleine zu erfinden geht nicht mal eben aus dem Ärmel geschüttelt, das Ergebnis wäre dann das, was du zuletzt im Kopf hattest. Alleine sah es gut aus, und in der Gruppe?“ Wieder schüttel ich enttäuscht den Kopf. „Siehst du? Wenn du es so machst wie ich es sage, setzt du dich selber nicht unter Druck und am Ende kommt ein hammermäßiges Ergebnis raus und weißt du warum? Weil es deine Choreo ist. Deine allein und du tanzt sie sogar mit Freunden. Wenn die Choreo stimmt, gibt es nicht besseres, als die Choreografie, die einen so viel Zeit uns Aufwand gekostet, mit seinen Freuden zu tanzen. Wenn ihr den ersten Platz dann nicht macht, dann beschuldige mich, aber ich verspreche dir, dass das nicht passieren wird. Hab vertrauen in dich selbst!“

Ich bekomme kein Wort raus. Ich schaue nur zu diesem Genie mir gegenüber und merke, wie sich langsam ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet. „Dankerschön“, kommt es nun zum zweiten mal an diesem Tag in einem leisen Ton über meine Lippen.

Er schüttelt nur leicht den Kopf und lächelt, als würde er sagen „Nicht dafür, kleiner Panda“. Danach sitzten wir einfach nur in angenehmer Stille nebeneinander und atmen die kühle Abendluft ein.

Kurz danach verabschiedet er sich auch schon schweren Herzens von mir, da er am nächsten Tag wieder früh zur Arbeit muss. Ich frage mich echt, als was er arbeitet.

Als ich Zuhause ankomme liege ich noch lange wach im Bett und denke über seine Worte nach.

 

4.12.14

Komm schon, Yuri, hoch mit dir! Wo ist deine Motivation hin? Hm? Na komm schon, was machst du denn!“ Mit all meiner Kraft versuche ich Yuri, die wie eine Leiche auf dem Hallenboden liegt an ihren Armen in eine aufrechte Position zu ziehen, was mit Schweiß an meinen Händen und an ihren Unterarmen gar nicht so leicht ist. Von Kairi kann ich auch keine Hilfe erwarten, denn die liegt genauso tot auf dem Boden nur wenige Meter entfernt. Plötzlich flutscht mir Yuri's Arm durch die Finger und sie landet hart auf dem Boden. Ich zucke zusammen, ziehe die Arme an meine Brust, kneife ein Auge zu und gebe kleinlaut ein „ups“ von mir, während ich von Yuri nur ein erschöpftes „Ahh...“ zu hören bekommen, bevor sie auf eine eigenartige Art und Weise wie ein Hund der Alkohol getrunken hat zur Seite zu Kairi halb robbt halb rollt und sich an sie kuschelt. Diese stört es wenig und tätschelt nur Yuri's Kopf. Ich stemme meine Hände in die Seite. „Leute, kommt schon, wir sind gerade mal...“ Ich schaue auf meine Uhr. „Seit drei Stunden dabei und wir haben noch immer nicht das geschafft, was ich heute mit euch schaffen wollte!“

Halt die Klappe!“ murmelt Yuri an K's Hals und drückt sich noch näher an sie, als wüsste sie schon, dass sie diesen Moment nicht mehr lange genießen kann. Warum war auch heute Mittwoch, sodass wir die Halle für uns hatten? Jetzt hätte ich ein paar Kugelstoßer gebracht die die beiden wieder aufgestellt hätten, auch wenn das bedeuten würde, den Creep gegenüber zu trete. Der hat zwar sein letzter Woche nicht noch einmal versuch, mit mir zu reden oder sonstiges aber ich will lieber trotzdem nichts riskieren.

Ich stöhne laut auf und schaue gen Decke. Erst Kairis Stimme bringt mich wieder dazu, sie wieder anzusehen.

Miu, mach bitte ein bisschen langsamer. Du bist plötzlich mit einer komplett neuen Choreografie hier aufgekreuzt die sogar noch schwieriger ist als die letzte. Du musst bedenken, dass wir es nicht gewohnt sind uns so viel und uns in dieser Art und Weise wie du zu bewegen, wir sterben hier gerade!“ Yuri nickt nur stumm.

Okay, ich gebe zu, ich verlange heute echt viel von euch, aber ich habe vertrauen in euch, dass ihr das super hinbekommt! Ich wette, ihr habt auch schon bemerkt, wie viel besser die Choreo jetzt aussieht, wir können es schaffen!“ Wie man vielleicht heraus hören kann, hat Jimins Tipp super funktioniert! Ich hatte es gleich am Wochenende ausprobiert und war überrascht, wie einfach es ging!

Schon Miu, aber-“, setzt Kairi an und wurde dann von Yuri unterbrochen:“WIR SIND HALT NICHT SO SPORTLICH WIE DU UND KÖNNEN MAL EBEN AUF ANHIEB ALLE SCHRITTE!“

Stille. Ja gut... was nun? Ich klatsche in die Hände und teile mit der nervigsten motivierten Stimme die ich hinbekomme mit: „Okay, Leute, 5 Minuten Pause und dann machen wir weiter, sonst bekommt ihr danach nichts zu essen!“

Wie von der Tarantel gestochen setzt sich Yuri auf und schaut mich mit weit ausgerissenen Augen an:“Das kannst du uns nicht antun, wir sind hier noch für 2-“

3“

3 Stun- warte, WAS?! 3 STUNDEN?!“

Wenn ihr euch weiter so anstellt, wird es wohl darauf hinaus laufen, ja.“ Ich verschränke meine Arme und schaue auf sie herab.

Ohne essen?!“

Wenn ihr euch weiter so anstellt, wird es wohl darauf hinaus laufen, ja.“, wiederhole ich.

WIESO HASST DU UNS SO?!“ melodramatisch lässt sie sich wieder nach hinten neben Kairi fallen.

Gut, dann wäre das geklärt, bis in 5 Minuten und in absoluter Höchstform, Mädels, wir haben noch einiges vor.“ mit den Worten drehe ich mich um und mache mich auf den Weg zum Klo, als ich ein synchrones lautes Aufstöhnen beider Parteien zu hören bekomme und sich ein teuflisches Grinsen auf meinem Gesicht breit macht. Das macht mir eindeutig viel zu viel Spaß.

 

11.12.14

Okay, im Ernst Leute, habt eigentlich irgendwann mal trainiert oder sonst irgendetwas gemacht um euch fit zu halten, denn warum zur Hölle seit ihr so schrecklich außer Form?“ frage ich die beiden mit hochgezogener Augenbraue. Wir haben schon einige Trainingsstunden hinter uns und haben sogar am gestrigen Dienstag alles theoretisch in die Köpfe bekommen, jetzt geht es nur noch um die Ausführung. Beide sind jedoch nach einer Stunde schon wieder außer Atem, weshalb ich mich entschloss, schon die erste Pause einzulegen, immerhin will ich noch mehr Zeit mit ihnen verbringen und nicht mit Zombies. „Nun,“, Yuri nimmt noch einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche. „Ich hab schon mal exercised, aber ich habe herausgefunden, dass ich allergisch dagegen bin. Meine Haut hat sich gerötet und mein Herz hatte angefangen zu rasen. Ich wurde ganz schwitzig und kurzatmig. Sehr gefährlich. Das ich dank dir noch nicht im Krankenhaus bin, sooft wie du meine Allergie schon auslöst hast....“

K und ich kichern „Oh, entschuldige bitte, ich wusste nicht, dass du hier dein Leben aufs Spiel setzt, es ist so aufopferungswürdig von dir!“ Als wäre ich gerührt, halte ich meine Hand vor meine Brust.

Ja Y, so etwas hätte ich nie von dir erwartet, was ist nur los mit dir?“, stimmt nun auch K mit ein.

Ja ha, da seht ihr mal, was ich alles für euch tue, über ein bisschen Anerkennung würde ich mich nicht beklagen!“ Wie aufs Kommando fangen K und ich an zu klatschen und nicken anerkennend. Als wäre sie gerührt, wischt Yuri eine imaginäre Träne mit ihrem Knöchel am Zeigefinger weg und um es noch auf die Spitze zu treiben schnieft sie und hält nun ebenfalls erfasst an ihr Herz. „Danke, danke, vielen Dank, ich danke ihnen!“ Wir alle lachen los. Es tat gut, dass wir doch der stressigen Situation und mit der Schule trotzdem noch Spaß haben und es erleichtert mich sehr. Wenn das so weiter geht, kann die Audition kommen!

 

15.11.14

Es ist Sonntag!! 16 Uhr morgens!! Wieso zur Hölle rufst du mich an?!“, ich weiß nicht mal, wer dran ist, ich weiß nur, dass ich aus meinen Schlaf gerissen wurde. Ich bin Langschläferin und 16 Uhr ist selbst für mich lang, noch nie habe ich so lange geschlafen, aber der Tag der Audition ist Donnerstag und je näher der Tag rückt, desto nervöser werde ich und desto weniger kann ich nachts einschlafen.

Miu, es ist Sonntag, 16 Uhr morgens, warum zur Hölle schläfst du noch?!“ fragt mich Yuri's Stimme in der gleiche Tonart und Weise wie ich sie gefragt habe. „Warte, sie hat noch geschlafen?“, ertönt K's ungläubige Stimme im Hintergrund.

Ich drehe mich auf den Rücken und reibe mir den Schlaf aus den Augen. „ich konnte nicht schlafen und bin erst so um 6 eingepennt.“

Oh, wie kommt's?“ Besorgnis schwimmt in ihren Worten mit.

Ich weiß nicht, ich glaub die wenigen Tage die wir noch haben machen mich fertig...“

Du meinst die Auditions?“

Jup“ ich setzte mich auf und kratze mich am Kopf bevor ich meine Beine über die Bettkante schwinge und gähne.

Geht es dir gut? Körperlich meine ich? Alles fit?“

Sollte ich das nicht lieber euch fragen? Wie sieht es aus mit eurem Muskelkater?“ Ich schmunzle und fange an durch mein Zimmer zu laufen.

Erinner' mich nicht dran.“ Ich konnte quasi durchs Telefon hören, wie sie die Augen verdreht. Wir lachen. „Jedenfalls, was gibt’s? Warum rufst du an?“

Ach ja, genau! Nun K hatte vorgeschlagen, nachdem wir so ausführlich schon den Tanz geübt haben, sollten wir wenigstens noch mal unsere Texte zusammen durchgehen. Was sagst du dazu?“
„Alles klar, bin gleich da. Bei K oder bei dir?“

Bei mir.“

Okidoki, bis gleich, tschau.“ Wir verabschieden uns und ich strecke mich ein letztes mal, bevor ich mich auf den Weg in die Küche mache. Ich mache drei Kreuze, wenn der ganze Stress vorbei ist.

 

18.12.14

Heute war unser letztes Training. Wir haben zum letzten mal alles gegeben. Wir haben es soweit perfektioniert, wie ich, oder eher wir, konnten. Mehr als das ist nicht drin. Kairi und ich laufen gemeinsam noch ein Stück, von der nervösen Y haben wir uns schon verabschiedet. Ohne ein Wort zu sagen, laufen K und ich nebeneinander her und genießen die Geräusche der Nacht. Alles ist so still, so ruhig, so entspannend und beruhigend. Als wir an der Ecke angekommen sind, an der K und ich uns voneinander trennen und ich schon einige Schritte weitergegangen bin, ruft K noch einmal meinen Namen hinter mir her. Verwundert und neugierig drehe ich mich zu ihr um. Ihre braunen Haare wehen leicht im Wind und sie streicht sie sich hinter ihre Ohren. Unsicher schaut sie sich um und dann wieder zu mir. „Denkst du...“ Geduldig warte ich, dass sie weiterspricht. „Denkst du..., wir schaffen das morgen? Denkst du wir sind so weit?“ Einen kurzen Moment schaue ich sie nur perplex an, bevor ich sie aufmunternd anlächle und meinen Daumen hebe:“100%ig!“. Wir beide schaue uns noch etwas länger an, sie fängt auch an zu lächeln. Unsere Lächeln verwandeln sich in ein entschlossenes und siegessicheres Grinsen und ich wusste, wir beide wussten: Wir machen die morgen fertig!

 

______________________

A/n: Halli Hallo Hallöchen, Miu hier und diesmal, wie es unschwer zu erkennen ist, einem etwas längerem Update als ihr es vielleicht von mir gewohnt seid. Das liegt schlicht weg einfach daran, dass ich keine Hobbys habe. Okay, nein, eigendlich ist mein Terminkalender im Moment kurz vorm platzen weshalb ich mir selber nicht erklären kann, weshalb dieses Chapter plötzlich so lang ist. Vielleicht habe ich ja auch einfach Magie angewendet die einfach alles länger erscheint? Oder ich hab die Zeit angehalten? Wie cool wäre das denn bitte?! Naja, jedenfall hatte ich in diesem Chapter 3 Wochen zu füllen. 3. Wochen. Und von den sieht man am Ende nicht einmal viel, wiedermal ist selbst das Wiedersehen mit Chim Chim (yey♥) länger geworden als beabsichtigt, aber da es Jimin (yey x2♥) ist, sollte das am allerwenigsten stören und euch hoffentlich trotzdem gefallen haben :D wie mag wohl unsere Audition sein? Ich habe selber keine Ahnung, was da alles auf uns zukommt, gut, dass Yuri nächste Woche dran ist und sich darum kümmern muss, muhaha! ]:-) Vergesst nicht gerne eine Review dazulassen, wir freuen uns über jede^^

Machs gut, Zuckerhut. Bis dann, Weihnachtsmann.

Eure Miu :D ♥

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Comments

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Jelly_Belly
#1
Chapter 46: The feeeeeeeeeeels omg
Jelly_Belly
#2
Chapter 45: "knollnasige Trottel"
Ich packs nicht mehr :'D
_Gotka_
#3
Chapter 44: Daaaaaaaaaaaamn
_Gotka_
#4
Chapter 40: *Crying in the corner*
♥♥♥
_Gotka_
#5
Chapter 34: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#6
Chapter 33: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#7
Chapter 32: ♥♥♥♥♥
_Gotka_
#8
Chapter 30: Awwwwwwwwwwwwwww so awkward and yet so cute :3
_Gotka_
#9
Chapter 24: Bis in 3 Wochen ;-D
_Gotka_
#10
Chapter 23: Kleine Frage..fährt ihr auf das B.A.P Konzert in Düsseldorf? :D
Wie immer tolles Chapter :D