Er schaute mich ernst an und beugte sich dann runter zu mir um mich zu küssen. Zuerst vorsichtig, dann gefühlvoll. Ich riss meine Augen zuerst auf, schloss sie dann aber und legte meine Arme um seinen Nacken, gab mich ihm einfach hin. Von meinem Kopf über meinen Hals, meine Schultern, Arme bis zu meiner Hüfte ließ er seine Hand gleiten. Er versuchte seine Hand unauffällig unter meiner Top zu schieben, aber jetzt wurde es mir eindeutig zu viel. Ich packte sein Handgelenk, schaute ihm ins Gesicht und schüttelte den Kopf. Er ließ sich neben mich fallen und starrte gegen die Decke. „Sorry“, murmelte er. „Macht nichts…“, sagte ich erstickt. Dann sprang ich auf und rannte aus der Schlafzimmertüre durch die Wohnung. Einfach nur raus hier. Ehe ich mich versah stand ich bei dem Tor des Jungentrackts und musste mit dem Wächter diskutieren, dass ich kurz in den kleinen Park durfte. Ich erzählte ihm, dass ich dort etwas Wichtiges verloren hätte und in spätestens einer Stunde zurück wäre. Mittlerweile war es schon 2.30 Uhr morgens, also kam es natürlich komisch, dass ich so spät nach etwas suchte, dass ich mittags verloren hatte. Aber schließlich ließ er mich durch und ich rannte so schnell ich konnte und blind vor Verwirrung zum Park. Ich ließ mich auf die Hollywoodschaukel fallen, atmete einmal tief ein und aus. Dann holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte zitternd die Nummer meiner Freundin Ilkay in meinem Handy. Als ich sie fand und sie auch abnahm: „Hallo, hier ist Ilkay.“, meldete sie sich auf Koreanisch. Als ich mich dann aber meldete fing sie an deutsch zu reden. „Was ist los? Warum rufst du so spät an? Alles ok?“, fragte sie mich, weil sie wusste, dass ich niemals ohne Grund so spät bei ihr anrufen würde. „Nein! Ich bin jetzt den ersten Tag an dieser Universität und musste in das Zimmer von einem Jungen, wegen einem Organisationsfehler der Schule. Um Vor einer Stunde hat er mich das erste Mal geküsst und vor ein paar Minuten schon wieder. Auf seinem Bett… und…und er hat versucht mich auszuziehen!“, ich war den Tränen nahe und schluchzte. „Alles ist gut! Jetzt beruhig dich erst mal! Wie wäre es wenn ich dich morgen besuche? Ich bin jetzt auch in meiner Universität seit einer Woche und wir haben auch noch keinen Unterricht.“, bot sie mir an. „Du bist schon in Seoul? Warum hast du mir nichts gesagt? Deshalb konnte ich dich nie erreichen!“ „Ja… Mein Handy hatte einen Defekt und ich konnte es erst hier zur Reparatur geben. Auf jeden Fall solltest du jetzt zurück gehen. Dich beruhigen und schlafen! Ich komme morgen um halb elf, hol mich dann am Universitätstor ab. Solange musst du es ohne mich aushalten.“ „Ok… Danke… Ich hab dich lieb!“, schluchzte ich noch verzweifelter. Ich war kurz davor einen Wasserfall zu weinen. Wir verabschiedeten uns und legten auf. „Chae Hee? Wo Bist du? Alles ok? Du kannst so spät doch nicht einfach wegrennen!“, hörte ich Mark rufen. Nein! Ich war vor ihm weggerannt und er suchte mich jetzt? Wusste er nichts von Mädchen? Jetzt kam er durch das Tor. „Da bist du ja… Alles ok?“ Ich starrte ihn an und schüttelte langsam den Kopf. „Nichts ist ok.“ Er schaute betreten auf den Boden. Ich wusste gar nicht, dass er auch schüchtern sein konnte. Er lief zögern auf mich zu und setzte sich neben mich. „Tut mir leid… Ich bin eigentlich nicht so… Aber alle meine Kumpels haben ständig neue Freundinnen und sie benehmen sich alle so. Also dachte ich Mädchen mögen sowas…“ Ich schaute ihn kurz an, dann schaute ich auf meine Füße. Ich wollte ihm antworten wusste aber nicht was und blieb dann einfach ruhig. „Sag doch bitte was.“, sagte er mit leichter Verzweiflung in seiner Stimme. Aber ich konnte nicht und stand einfach auf. Mit dem Rücken zu ihm und meinem Gesicht zum Tor stand ich da und sagte zu ihm, ohne ihn anzuschauen, dass ich jetzt schlafen gehen wollte. Er folgte mir nicht, was ich gut fand. Im Zimmer angekommen legte ich mich ins Bett und schlief zum Glück schnell ein.