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A Face You’ve Never Seen

(Zuvor:

„Ist es das erste Mal, dass dich jemand so berührt?“ haucht er. „V-Vielleicht.“ stammle ich zurück und er lacht kurz. „I-Ich find' das ja nicht so witzig!“ fahre ich ihn erneut an. „Ich finde es dafür süß.“ flüstert er, streicht über meinen Hals, bevor er an genau der Stelle seine Lippen nieder lässt. Auf einmal höre ich ein leises Klicken.)

Shownu scheint es auch bemerkt zu haben und wir beide blicken erschrocken zur Tür, in der Wonho und Hyungwon stehen.

Wonho schaut uns amüsiert an während Hyungwon einfach nur mit riesigen Augen dort steht und die Tüte, die er in der Hand hält, fallen lässt. Sein Mund öffnet sich, schließt sich aber fast sofort wieder.

Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Shownu scheint es ähnlich zu gehen. „Unser Hyung hat es aber ziemlich eilig.“ bemerkt Wonho, trägt die Tüten in seiner Hand zum Schreibtisch und legt sie ab. „Ihr dürft euch übrigens wieder bewegen.“ Shownu starrt mich erwartungsvoll an und ich gebe ihm mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er mich blockiert.

Erschrocken richtet er sich auf, sodass ich mich aus dem Bett rollen kann. Sein Gesicht ist hochrot und noch verschwitzter als es vorhin war. Ich nicke Wonho und dem immer noch erstarrten Hyungwon zu und begebe mich stumm aus dem Zimmer, noch ein „Aish!“ von Shownu hören könnend.

Als ich auf dem Flur stehe schließe ich die Augen und lege meinen Kopf in den Nacken. Mein Herz rast wie verrückt. Was zum Teufel war das? Ein Blick auf mein Handy verpasst mir einen Schrecken. Ich bin viel zu spät, eigentlich war ja nur das Frühstück geplant! Schließlich ist heute der erste Weihnachtstag.

Hastig begebe ich mich auf den Heimweg und erzähle, dass wir die Zeit aus den Augen verloren hätten. Etwa eine halbe Stunde nach der ich Zuhause angekommen bin erreicht mich eine Nachricht von Shownu. „Tut mir Leid.“ „Was tut dir Leid?“ schreibe ich zurück. „Dass.. du weißt schon.“ „Mhh...“ „Was machst du heute Abend?“ „Chorauftritt und danach das sturmfreie Haus genießen.“ antworte ich und lege mein Handy zur Seite.

Meine Eltern übernachten bei Freunden. Weihnachten ist auch nicht mehr das, was es mal war.

Ich frage mich, was die Anderen jetzt denken. Sie wissen ja nichts davon, dass Shownu und ich uns eigentlich schon länger „kennen“. Den ganzen Tag zerbreche ich mir den Kopf darüber.

Abends verlasse ich das Haus und laufe vorsichtig die Treppenstufen herunter, um nicht auf dem glatten Untergrund auszurutschen. So blöd wie ich bin passe ich einen Moment nicht auf und mein linker Fuß rutscht nach hinten, sodass ich nach vorne falle… und aufgefangen werde. Ich fasse wieder festen Boden unter den Füßen, richte mich auf und schaue in Shownus erschrockenes Gesicht.

Langsam ist es gruselig, wie sehr er mir folgt. „Alles ok?“ fragt er erschrocken. „Puh, ja.“ antworte ich kurz. Wäre auch nicht schlimm gewesen zu fallen. Bei meiner Tollpatschigkeit habe ich grundsätzlich ein paar Wunden von Stürzen oder Ähnlichem.

Was machst du hier?“ „Du sagtest, dass du mit deinem Chor einen Auftritt hättest. Ich will mir das anschauen.“ Was, nein!? Ich will nicht, dass er diesen Haufen Kinder sieht, die NICHTS auf die Reihe bekommen. „Wie lange hast du gewartet?“

Er schaut auf sein Handy. „Halbe Stunde ungefähr.“ „Oh Gott, dir muss arschkalt sein, oder? Schließlich bist du doch noch krank.“ „Geht.“

Wieso habe ich Mitleid mit ihm, würde ihm gerne die Möglichkeit geben sich aufzuwärmen? Es ist doch eigentlich seine Schuld… nein, Moment, es ist... Meine Gedanken werden unterbrochen, als ich seinen Blick sehe. Er mustert mich immer wieder von oben bis unten und seine Augen weiten sich (bis sie eine normale Größe haben).

Warum trägst du so etwas nie, wenn wir uns treffen?“ fragt er enttäuscht, mich immer noch betrachtend. Ja, warum trage ich das nie? Ich weiß es selber nicht ganz.

Für unseren Auftritt habe ich mich entschieden, eine schwarze Bluse mit einem schwarzen, lockeren Pullover darüber anzuziehen. Dazu trage ich meinen schwarzen Lieblingsrock, eine dunkle Strumpfhose und schwarze Stiefel mit etwas Absatz. Meine Jacke habe ich noch nicht geschlossen.

„Ist ziemlich kalt momentan.“ antworte ich ihm. „Ich bin doch da.“ Sein Blick wird auf einmal todernst. Ich hole tief Luft. „Der Auftritt fängt gleich an, ich muss los.“ Ich setze an zu gehen. Seine Hand fässt mich am Handgelenk und zieht mich zurück.

„Kannst du nicht endlich mal antworten?“ schreit er mich fast an, es sieht so aus als wäre das Wort „Verzweiflung“ auf seine Stirn geschrieben. „Ich… es… tut mir Leid.“ Shownus Gesicht verfinstert sich. „Ich weiß nicht, wie ich das alles deuten soll. Ich werde sofort eifersüchtig wenn jemand dir nahe kommt, mache mir andauernd Sorgen um dich, freue mich dich zu sehen aber das ist doch keine Liebe oder sowas? Das ist doch bloß Einbildung? Freundschaft? Sympathie? Ich hatte… nie einen Freund, ich weiß nicht, was das alles heißt, was das soll...“

Sein Gesicht wandelt sich gefühlt in pure Lebensfreude, er reißt mich an sich, legt seine Arme um mich und flüstert mir „Lass mich dein erster Freund sein.“ zu. Ohh Gott, mein Herz!

„Was machst du bloß mit mir...“ Angespannt beiße ich die Zähne zusammen. Wenn ich so recht überlege… nach Aussage anderer Menschen ist das was ich fühle doch so etwas wie Liebe, oder?

Du bist 'n Idol.“ erwähne ich, während meine Gedanken immer noch um die Frage kreisen, ob ich zusagen soll oder nicht. „Ja… aber… ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um so oft es geht bei dir zu sein und dich zu beschützen!“

Nachdem ich mein Handy aus der Jackentasche gefummelt habe, bitte ich Shownu darum, dass wir das Gespräch ins Haus verlegen. „Ich bin jetzt eh zu spät für den Auftritt und dir muss kalt sein.“ begründe ich meine Aussage und er lässt tatsächlich von mir ab, sodass ich vorsichtig die Treppenstufen hinauf gehen und die Tür aufschließen kann.

Ein Schwall warmer Luft kommt mir entgegen, als ich die Tür öffne und Shownu hinein winke. Einer unserer Kater sitzt im Wohnzimmer auf der Sessellehne und ich kraule sein Ohr. „Fühl' dich als wärst du Zuhause.“ sage ich und drehe mich in Shownus Richtung, in der Annahme, er würde noch in der Tür stehen.

Aber als ich mich umdrehe blicke ich auf seine Brust. „Antworte mir.“ Seine Stimme wirkt angespannt. Zitternd nicke ich mit dem Kopf, die Hand immer noch am Ohr meines Katers. Er blickt fragend und weist mich mit einer Kopfbewegung an, zu antworten.

Ich nicke wieder, ihm diesmal direkt in die die Augen schauend. „Wirklich?“ Ich nicke nochmals und schiebe meine Brille hoch, weil sie vom Nicken etwas herunter gerutscht ist.

Ein letztes Mal über den Kopf meines Katers streichend gehe ich um den Sessel herum zum Sofa und setze mich darauf. Shownu tut es mir gleich, setzt sich direkt neben mich, stützt seinen Kopf auf die Knie.

„Sicher?“ „Du warst doch derjenige, der so ausdauernd gefragt hat?“ „Aber du sollst jetzt nicht nur ja sagen, weil ich dir Leid tue oder sowas.“ „Nein, ist schon richtig so.“ Er lächelt, aber es ist nicht dieses „Ich kann nichts mehr sehen, weil meine Wangen sich vor meine Augen schieben!“-Lächeln sondern etwas Sanfteres.

Ich muss einfach selber lächeln, weil er aussieht wie aus einem Film. Ich lehne mich zurück und gähne. „Es ist kein Zufall, dass ihr gerade in diesem Kaff gelandet seid, oder?“ frage ich und höre ein leises „Mh.“ Bevor ich etwas Weiteres sagen kann wird es vor mir schwarz und ich schlafe ein. 

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Comments

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Elli_1820 #1
Ich les das jetzt zum 3. mal ich liebe diese story xD
julia3kpop #2
Der Anfang ist super...ich bin schon gespannt wie es weiter geht