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A Face You’ve Never Seen

(Zuvor:

Schnee! Endlich! Ich habe den ganzen Dezember darauf gewartet und jetzt ist er da. Fasziniert blicke ich in den Himmel und wische mir immer wieder die geschmolzenen Schneeflocken von der Brille. Bereits nach kurzer Zeit frieren meine Hände und ich reibe sie mir aneinander, nicht an die Schürfwunden von gestern Abend denkend. Zischend blicke ich meine roten Handballen an. Etwas „Schweres“ wird auf mich gelegt und als ich mich umdrehe, erblicke ich Shownu, der sich stumm neben mich stellt.)

 
 

Seine Jacke riecht verdammt stark nach ihm. Recht männlich und... nach Shownu halt. 

Ich drehe mich um und schaue in den Bäcker. Stimmt, meine Jacke liegt zwischen den Anderen. Deswegen hat er wahrscheinlich seine statt meiner genommen. „Danke.“ nuschle ich und schiebe meine Arme in die Ärmel.

Die Jacke ist mir viel zu groß aber warm. Hätte ich jetzt das Geld von gestern Abend bei mir, würde ich es in die Jackentasche stecken. Aber mein Geld liegt drinnen.

Wieder in den Himmel starrend frage ich Shownu, ob ihm nicht kalt sei. Er antwortet nicht, fragt mich dafür, warum ich so aufgeregt raus gerannt bin. „Wenn es schneit sieht alles so wunderschön aus, es ist so angenehm im Haus zu sitzen und Tee zu trinken, alles ist kuscheliger und die Luft ist viel klarer. Deswegen bin ich immer so glücklich, wenn der erste Schnee fällt.“ zähle ich auf und blicke zu ihm hoch.

Du hast im Juni Geburtstag, richtig? Sommermenschen verstehen das nicht immer so ganz.“ füge ich hinzu. „Doch, ich verstehe das.“ antwortet er, blickt zu mir hinab und lächelt.

Mich in seine Jacke einkuschelnd setze ich mich auf eine kleine Mauer in der Nähe und schaue die Straße hinunter. Als sich Shownu neben mir niederlässt gähne ich.

„War der Tag so anstrengend?“ fragt er mich amüsiert. Ich antworte nur trocken mit „Gestern Abend.“ woraufhin sogar kurz das Atmen von ihm verstummt.

Auch wenn ich weiß, dass es ein schlechter Zeitpunkt ist, kann ich mir die Frage nicht verkneifen. „Warum eigentlich? Ich verstehe es nicht.“ Ich blicke zu ihm, er schaut mich nur mit riesigen Augen an.

„Du… erinnerst… erinnerst du dich an jemanden, mit dem du eine Zeit lang geschrieben hast und dann auf einmal nicht mehr?“ fragt er mich auf einmal. Ich überlege kurz. Spontan fällt mir nie… doch. Da war jemand. Ein Korean… Entsetzt blicke ich ihn seine Augen. „Du erinnerst dich…?“

Ja, ich erinnere mich. Ein Koreaner, seiner Angabe nach Anfang zwanzig. Haben uns vor ein einigen Monaten auf facebook über 'ne Seite gefunden, in den Kommentare unter einem Bild unterhalten und dann per Privatnachrichten. Ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Nur daran, dass wir täglich ununterbrochen geschrieben haben, bis mein Vater mir das Internet weg nahm, weil ich Schule geschwänzt hatte.

„Du… du warst… du warst das?“ stammle ich und er nickt. „Aber das erklärt doch nicht, warum...“ komme ich wieder auf den gestrigen Abend zurück. „Ich habe lange genug mit dir geschrieben um zu wissen, wie du bist. Was für ein Mensch du bist. Dass du lange nicht so kindisch bist wie die anderen. Und ich habe mich sofort in deine Augen verliebt. “ Ich schlucke.

Wie kitschig. „Es… es überkam mich gestern einfach.“ „Weiß jemand außer uns beiden davon?“ will ich wissen. „Hyungwon.“ Das erklärt Einiges. Dann haben sie im Bus wohl davon geredet.

Ich… kannst… kannst du… willst du...?“ stottert er und wird rot. Ich erstarre. „Lass mich… etwas darüber nachdenken.“ antworte ich, wohl wissend was er will, stehe auf und wir beide betreten stumm wieder den Bäcker. Die Röte und Nachdenklichkeit verschwindet, bis wir uns verabschieden, nicht ganz von seinem Gesicht.

Die nächsten Tage verlaufen ziemlich friedlich. Bis auf die Tatsache, dass das Mädchen aus meiner Klasse ziemlich sauer ist. Ab und zu gehe ich mit Monsta X zu Mittag essen oder wir treffen uns einfach so, unterhalten uns oder fahren in die kleine, nahegelegene Stadt.

Ich würde mittlerweile sagen, dass wir befreundet sind. Ich habe sie alle recht gut kennen gelernt. Jooheon ist so etwas wie mein großer Bruder geworden. Auch mit Shownu komme ich sehr gut klar, wir haben einfach so getan, als wäre nichts gewesen.

Bis heute. Heiligabend. Am Nachmittag bekomme ich eine Nachricht von ihm. „Kommst du raus?“. Ich ahne Schlechtes. Außerdem habe ich schon meine dünne Bluse an an und es ist draußen fürchterlich kalt. Ich ziehe mir eine Strickjacke über und gehe die Stufen vor unserer Haustür herunter, bis ich Shownu am Zaun lehnen sehe und mich kurz räuspere. 

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Comments

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Elli_1820 #1
Ich les das jetzt zum 3. mal ich liebe diese story xD
julia3kpop #2
Der Anfang ist super...ich bin schon gespannt wie es weiter geht