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A Face You’ve Never Seen

Es ist der siebzehnte Dezember und draußen friert es. Den Samstagnachmittag und Abend habe ich in der Schule verbracht, wir proben momentan mit dem Chor für etliche Weihnachtsauftritte. 

Als ich in den Bus einsteige empfängt mich eine angenehme Wärme. Ich setze mich auf meinen Lieblingsplatz weiter hinten rechts, mit dem leicht erhöhten Sitz, der Fahrtrichtung entgegen gesetzt. Der Bus ist bis auf mich vollkommen leer. Wie immer um diese Zeit, ich erwarte auch nichts Anderes.

Zufrieden stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren, suche in meiner Playlist nach „Déjà-Boo“ von Jonghyun und blicke aus dem Fenster, während Jonghyun-oppa mit fast voller Lautstärke in meine Ohren singt.

Der Bus hält und in die Dunkelheit außerhalb des Busses blickend fallen mir mehrere dunkel angezogene Gestalten auf, die sich auf die Sitze vor mir setzen. Vier in der hintersten Reihe und drei in der seitlichen.

Über die dunkle Scheibe beobachte ich, wie sie ihre Kapuzen immer wieder zurecht rücken und sich durch die schwarzen Mundschutze unterhalten. Es ist ungewöhnlich, dass um diese Uhrzeit noch Leute einsteigen. Und so „große“ Gruppen sind hier sowieso noch ungewöhnlicher.

Unauffällig lasse ich einen Kopfhörer aus meinem Ohr „fallen“ und versuche zu verstehen was sie sagen. Als die ersten Laute klar zu mir vordringen denke ich, dass ich gleich vom Sitz falle. Das was sie da reden ist EINDEUTIG Koreanisch!

Kurz darauf fasse ich meinen ganzen Mut zusammen und schiebe meinen Kopf vorsichtig vor das Gesicht von demjenigen, der direkt vor mir sitzt. Als er mir in die Augen schaut und ich realisiere, wer genau er ist, zucke ich kurz zusammen. Die Augenbrauen von Shownu heben sich leicht und seine Augen weiten sich, als er bemerkt, dass ich ihn erkannt habe. So sitzen wir da mehrere Sekunden, blicken uns an.

„M-M-Mo-Mons...“ stammle ich, ihm immer noch in die braunen Augen starrend. Mein Mund bleibt einfach offen, so überrascht bin ich.

Eine Hand schiebt meinen Kiefer nach oben und als ich erschrocken links neben Shownu schaue, erblicke ich Hyungwon der den Kopf schief gestellt hat, seine Finger immer noch an meinem Kinn liegend. „Sind wir so interessant?“ fragt er auf Englisch und grinst schief. Heißt es nicht eigentlich, dass Hyungwon schüchtern sei?

Ich blicke zurück zu Shownu, der mich immer noch erschrocken anstarrt, den Mund offen, wie es so typisch für ihn ist. Ein Anflug von Verunsicherung huscht über sein Gesicht. Auch die anderen Member schauen mich entsetzt an, als ich meinen Blick über sie streifen lasse.

„Aish!“ höre ich jemanden zischen, vermutlich Minhyuk. Hyungwon zieht seine Hand ein Stück von mir weg und stößt dann meinen Kopf spielerisch an der Stirn zurück.

Die ersten Töne von „Hero“ hämmern durch den einen Kopfhörer, der noch in meinem Ohr steckt, und ich krame panisch nach meinem Handy, um das Lied zu stoppen.

Als ich wieder zu Shownu blicke, kann ich für eine Millisekunde ein Lächeln auf seinen Lippen erkennen, bis er mich wieder ein wenig verzweifelt anschaut.

Jooheon ist der Erste, der das Wort ernsthaft erhebt, nachdem er den Stoff von seinem Mund gezogen hat. „Du hast uns nie gesehen.“ zischt er. Was soll das sein? Ein Befehl? „Tut mir Leid, aber was ich gesehen habe kann ich nicht wieder vergessen.“ antworte ich trocken, wieder zu Hyungwon blickend.

Der hat mittlerweile einen amüsierten Blick angenommen. Er flüstert Shownu irgendetwas zu und Shownu stößt Hyungwon mit dem Ellenbogen in die Seite, während Hyungwon anfängt zu lachen.

Bitte.“ erhebt I.M jetzt seine Stimme. „Was soll ich denn tun? Erzählen wo ihr seid? Was habe ich davon? Nichts. Lieber weiß ich für mich alleine wo ihr seid und freue mich darüber, als dass ich die Information mit kreischenden Teenies teile.“ antworte ich, einen leicht genervten Ton und herausfordernden Blick aufsetzend. Die Member blicken mich ausdruckslos an.

Abgesehen von Shownu, der mich immer noch verzweifelt anstarrt und Hyungwon, der kichernd neben ihm sitzt. Ich frage mich, was er Shownu zugeflüstert hat.

Wonho sagt irgendetwas auf Koreanisch und die anderen nicken kurz, woraufhin ich mich verunsichert fühle. „Du bist doch wahrscheinlich selber ein kreischender Teenie.“ erwähnt Jooheon trocken und zieht sich die Kapuze den Kopf runter. Seine roten Haare kommen zum Vorschein und er streicht sie sich kurz nach hinten.

„Anscheinend ja nicht. Ich bin nur ein wenig verwirrt, dass Monsta X in 'nem Bus irgendwo im Nirgendwo sitzen. In Deutschland.“ nuschle ich, Hyungwon anschauend.

Ich komme nicht damit klar, wie attraktiv er ist. Zwar ist Shownu mein Bias, aber Hyungwon ist nicht zu verachten. Seine Lippen glänzen leicht in dem Licht des Busses und er lächelt.

Nach einem Seufzen fragt I.M, ob es in unserer Umgebung einige K-Pop Fans gäbe, die sie eventuell auch kennen könnten. „Mir sind insgesamt nur 3 Fans bekannt. Zwei wohnen in der nahe gelegenen Stadt. Und der dritte, der hier in dem Kaff wohnt, bin ich.“ antworte ich. Vor einiger Zeit habe ich mal aktiv nach K-Pop Fans gesucht und weiß deswegen genau, wer K-Pop hört.

Nachdem ein Gespräch auf Koreanisch zwischen den Mitgliedern ausgebrochen ist, entscheiden sie sich wohl dazu, mir zu vertrauen. „Kannst du mir deine Nummer geben, damit wir dich erreichen können, falls irgendwas ist?“ bittet Hyungwon mich lächelnd.

Hyungwon will meine Nummer haben. Zwar nur für den Notfall, aber damn, er will meine Nummer haben. Warum eigentlich er? Als ich mein Handy aus der Jackentasche pflücke schiebt Shownu plötzlich seinen Oberkörper nach vorne.

„Gib sie lieber mir, ich bin nicht umsonst der Leader.“ nuschelt er und lächelt mich an. „Mh?“ frage ich, Hyungwon anblickend, auch, um nicht weiter mit Shownus Lächeln konfrontiert zu werden. Hyungwon beißt sich nur auf die Unterlippe, blickt aus dem Fenster und nickt. Shownu fängt an zu Grinsen und hat ein paar Sekunden später meine Nummer eingespeichert.

Jetzt wissen sie auch alle wie ich heiße und Jooheon spricht mich mit meinem Namen an. „Denk aber jetzt nicht, dass du etwas Besonderes seist. Ist reiner Zufall.“ versucht er mir einzureden, wahrscheinlich um den glücklichen Gesichtsausdruck von meinem Gesicht zu bekommen.

„Jaja...“ flüstere ich, drücke auf den „Anhalten“-Knopf und steige an der nächsten Haltestelle aus, nachdem ich nach einmal Richtung Monsta X geschaut habe.

Als ich aus dem Bus steige und er wegfährt, bleibe ich für einen Moment starr stehen.

Moment, was? Was war das? Monsta X? Never. Es fühlt sich an, als hätte ich im Bus geschlafen und das nur geträumt. Mit dem Gefühl, das nicht erlebt zu haben gehe ich nach Hause und lege mich verwirrt ins Bett.

Als ich am nächsten Morgen gegen 10 auf mein Handy schaue, steht dort „Nachricht von 셔누”. Welch seltsame Hangul Zeichen. Kann ich gerade schlecht einordnen. Es ist üblich, dass Leute aus Gruppen, in denen ich Mitglied bin, ihren Namen in Hangul schreiben, aber diese Kombi ist mir komplett fremd.

Auf einmal fällt mir siedend heiß der „Traum“ aus dem Bus ein. Ich entsperre mein Handy und blicke auf eine englische Nachricht mit ein paar kleinen Rechtschreibfehlern.

 


Wird noch flüssiger, versprochen! :) 

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Comments

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Elli_1820 #1
Ich les das jetzt zum 3. mal ich liebe diese story xD
julia3kpop #2
Der Anfang ist super...ich bin schon gespannt wie es weiter geht