~Junhyung's Sicht~

Ich erwachte schweißgebadet am nächsten Morgen in dem Krankenhauszimmer das ich zum Glück für mich alleine hatte. Mein Fieber war nur minimal gesunken doch ich fühlte mich trotzdem gleich viel besser.
Ich beschloss darauf zu bestehen das ich heute wieder gehen durfte und bereitete mich innerlich schon auf das wiedersehn mit Mina vor. Dieses Mädchen, es löste etwas in mir aus das unbeschreiblich ist. Ich war über mich selbst erstaunt und über meine Art. Sie machte mich zu einem besseren Menschen. Sie machte mich komplett.
Der Gedanke wann ich ihre endlich mit Worten sagen kann was sie mir bedeutet kam mir schon oft. Doch jedes mal wenn ich mir etwas überlegt hatte schienen mir die Worte nicht gut genug, nicht ausreichend.

Es war gerade mal 9Uhr morgens als mich die Ärzte auf meinen Wunsch hin tatsächlich entlassen und ich von Mrs. Wong abgeholt wurde. In der Herberge wurd ich von den andern begrüßt.
"Man alle andern sind so eifersüchtig auf dich...du hast wenigstens ein Teil von Busan sehen können" kam Yoseob mir entgegen.
"Keiner Sorge Mr. Yang wir werden heute zusammen mit dem Bus in die Stadt fahren, die Herberge ist einzig und allein als Übernachtungsort gedacht und da es außerhalb von Busan billiger ist und nicht alle sich den Luxus leisten können müssen wir eben damit leben" sagte Mrs. Wong die hinter mir stand.
"Is klar" murmelte ich genervt. Mir war es gerade relativ egal wo wir uns befanden. Ich wollte einfach nur Duschen und dann zu Mina. Ich wollte wissen was Gestern los war und ich wollte in ihrer Nähe sein. Ob sie die erste Nacht mit Ara und den andern gut überstanden hatte? Um so mehr ich darüber nachdachte um so eiliger hatte ich es.
"Ich bin dann mal weg" sagte ich und ging in richtung unseres Zimmers.

So wie ich momentan aussah konnte ich keinem Menschen gegenübertreten und vorallem nicht Mina. Als ich fertig geduscht hatte fühlte ich mich endlich wieder wohl in meiner Haut. Ich betrachtete mich kurz im Spiegel. Ich sah blasser aus als sonst aber das war nicht schlimm. Meine feuchten Haare hingen mir leicht verwuschelt über der Stirn, ich beschloss das ich mich so zeigen konnte und machte mich auf den Weg zurück ins Zimmer um dann Mina zu suchen.


~Mina's Sicht~

Die erste Nacht war kaum auszuhalten. Sobald die andern in dem Glauben waren das ich schlief begannen sie über mich zu reden und es war ihnen auch herzlich egal wie hart die Worte waren. Sie machten sich nicht mal die Mühe zu flüstern. Oder kam mir ihr flüstern einfach wie schreien vor?
Die Gedanken die Ara über mich hatte waren nichts neues für mich, doch welch einen mächtigen Einfluss sie auf die andern Mädels hatte wurde mir erst in dieser Nacht bewusst.
"Wie kann sie mit dem Gewissen leben ihrer Freundin den Kerl geklaut zu haben?" wisperte eines der Mädchen zu Ara.
"Hm ich weis auch nicht. Sie ist eben ein hinterhältiges Flittchen! Passt bloß auf vielleicht versucht sie es ja irgendwann bei euren Freunden!" erwiedere Ara.
Das hat gesessen. Ich hatte niemandem etwas getan und doch war ich das böse Mädchen. Wie konnte es dazu kommen das ich plötzlich den Ruf hatte den Ara eigentlich verdiente?
"Arme Claire! Aber nichts bleibt ungestraft. Jetzt hat sie den Salat. Wenn sie meint das Junhyung es mit ihr ernst meint dann liegt sie ja mal sowas von falsch! Seung Wae hat mir erzählt das er das alles nur wegen einer verlorenen Wette macht! Tja das geschieht ihr recht, jetzt weis sie wie das ist" erzählte Ara weiter.
Ich versuchte ein Wimmern zu unterdrücken. Aus ihrem Mund hören sich die Worte noch viel härter an.
"Was Seung Wae?" fragte eines der Mädchen entsetzt.
"Autsch. Weis sie denn schon davon? Ich meine Seung Wae würde so etwas nie erfinden er ist der ehrlichste Mensch den ich kenne!" fügte das Mädchen noch hinzu.
"Ich weis nicht ob sie es schon weis aber es geschieht ihr ganz recht. Ja das dachte ich mir auch, er ist so ein vernünftiger Junge, der denkt sich sowas nicht nur aus" erwiederte Ara.
Die Tränen rollten mir mittlerweile ununterbrochen übers Gesicht. Was hatte ich nur verbrochen um so etwas zu verdienen? Ich wollte weder Aufmerksamkeit noch Mitleid noch sonstiges, ich wollt bloß meine Ruhe. Damals als Ara das mit Jae Hwa abgezogen hat habe ich es auch nicht an die große Glocke gehängt und das ist der einzige Grund weshalb niemand darüber bescheid weis außer die beiden und meine engsten Freunde.
Niemand weis wie gemein sie ist. Was sie mir angetan hat. Wie sie mich behandelt hat. Hätte sie mich nach diesem Vorfall nicht einfach inruhe lassen können?

Irgendwann gegen vier Uhr stellten sie die Gespräche dann ein und schliefen. Ich fühlte mich in dem Stockbett so verloren und allein, auch wenn eines dieser Mädchen über mir schlief. Ich war trotzdem allein. So alleine wie noch nie. Und genau in solchen Momenten wünsche ich mir die schützenden Arme meiner Mutter herbe und das Liebevolle lächeln meines Vaters. Doch meine Mutter ist Tod und mein Vater ein im Ausland stationierter Soldat. Ich kramte leise mein Handy herraus und schreib Yong Guk eine Nachricht. Er schlief bestimmt schon doch ein versuch war es wert.
Doch zu meiner Überraschung schrieb er mir wenige Sekunden später gleich zurück. Ein funken Erleichterung machte sich in mir breit. Auf ihn war wirklich immer verlass. Per Sms erklärte ich ihm meinen Kummer. Ich erklärte ihm so gut es ging was zwischen mir und Junhyung vorgefallen ist, das ich Gefühle für ihn hatte und er mir nur alles vorgespielt hatte weil er eine Wette verloren hat.
Wärend unserer Unterhaltung verhielt Yong Guk sich immer Merkwürdiger. Er zeigte genauso viel Verständnis wie sonst auch doch es kam mir vor als ginge er auf Rückzug.
Erst gegen fünf Uhr beendeten wir unsre Simserrei und ich konnte endlich einschlafen.

Als ich am Morgen erwachte stellte ich erleichtert fest das die anderen noch schliefen. Auf Zehenspitzen schlich ich mich aus dem Zimmer um ins Badezimmer zu gehen. Plötzlich begegnete ich Junhyung auf dem Flur. Er hatte mich schon entdeckt also kam ich nicht mehr drum herum.
In einem weißen tanktop, schwarzen badeshorts, flipflops und feuchten Haaren kam er grinsend auf mich zu.
Mir stockte der Atem. Er hatte nicht wirklich Luxeriöse Klamotten an doch er sah verboten gut aus und darum fiel mir der Gedanke daran das er ein rießen Arschloch ist noch viel schwerer.

~Junhyung's Sicht~

Auf dem Weg ins Zimmer lief ich ihr glücklicherweise auch gleich schon über den Weg. Grinsend ging ich auf sie zu. Endlich konnten wir mal inruhe miteinander reden. Als ich sie dann von der Nähe sah erschrak ich kurz. Ihre Augen waren rotunterlaufen und geschwollen, ihr Gesicht blass und beinahe leblos mit einem kalten resignierten Blick schaute sie mich erwartungsvoll an.
"Hey kleines" begrüßte ich sie, blieb aber auf Sicherheitsabstand. Ihr Blick verdunkelte sich noch mehr.
"Alles in Ordnung?" fragte ich, doch wieder gab sie keine Antwort stattdessen sah es eher so aus als würde sie das ganze hier als unangenehm empfinden und es so schnell wie möglich hinter sich bringen wollen.
"Ich dachte mir schon das du sauer auf mich bist aber manchmal gehts eben mit mir durch, ich hätte dir früher sagen sollen was los ist" verteidigte ich mich. Ihre Augen weiteten sich einwenig und sie starrte mich Fassungslos an.
"Na gut das du wenigstens nicht lange um den heißen Brei redest. Also machst du so etwas öfters ja?" sie schrie beinahe. Verwirrt starrte ich sie an.
"Mina so bin ich einfach ich konnte nicht anders, dabei habe ich nur an die andern gedacht und nicht an mich" erklärte ich weiter. Ich wusste nicht wieso es sie so aufregte. Ich hatte wegen meinen Schmerzen doch nur nichts gesagt weil ich ihnen alle nicht die Klassenfahrt verderben wollte.
"So? Gut dann solltest du nächstes mal vielleicht auch an die Person denken mit deren Gefühle du spielst!! Ich dachte wirklich es wäre dir ernst" mit Tränen in den Augen drehte sie sich um und maschierte davon. Völlig baff stand ich da und schaute ihr hinterher. Was hatte ich getan? Nur weil ich ihnen verheimlicht hatte dass es mir nicht gut geht? Weil ich trotzdem bei der Schnitzeljagd mitgemacht habe?
Meine Gedanken drehten sich doch ich wurde einfach nicht schlau daraus. Vielleicht sollte ich ihr einfach ein bisschen Zeit für sich geben.


Als wir am Spätenvormittag alle zusammen im Bus in die Stadt fuhren hatte sich Minas verhalten immer noch nicht geändert. Sie würdigte mich keines Blickes und egal wie oft ich auf sie zu ging sie flüchtete förmlich vor mir. Mit den Sorgen wurde mein Zustand auch wieder schlimmer. Zu dem Fieber bekam ich noch einen schmerzhaften Reizhusten und Halsschmerzen. Wie das letztemal auch versuchte ich zu verbergen wie es mir geht, mein Wohlempfinden war derweil nicht so wichtig.
"Hey Junhyung" riss mich Hyunseung aus meinen Gedanken. Er saß neben mir im Bus und diskutierte die ganze Zeit mit Yoseob darüber wer sich von uns als erstes in Busan verlaufen würde.
"Wetten wir um 50Won das Doojoon sich als erstes verläuft?"
Ich musste schmunzeln. Ja Doojoon hat es nicht so mit der Orientierung aber ich glaube dass er es schaffen könnte wenn man nur genug auf ihn acht gibt.
"Gebongt" ich schlug ein. Zumindest hatte ich dadurch einwenig ablenkung von dem rätselhaften verhalten das Mina an den Tag legt. Doch als ich das nächste mal zwei Reihen hinter mich blickte blieb mir die Luft im Hals stecken.
Mit einer Jacke an die Fensterscheibe gekuschelt und dem Telefon am Ohr versuchte sie sich klein genug zu machen damit niemandem auffällt wie erbitterlich sie weint. Bei dem Anblick brach mein Herz. Die andern ignorierten sie und das obwohl mehr als sichtbar war wie dreckig es ihr geht. Mein Beschützerinstinkt schlug Alarm. Doch was konnte ich tun wenn ich doch garnicht wusste was los war?