~Mina's Sicht~

Die andern riefen weiterhin nach unsrem Namen und irgendwann hörte man die Ungeduld aus den Stimmen herraus. Ich biss mir auf die Lippe da ich nicht sicher war wie wir das nun anstellen sollten. Wenn wir beide zusammen zum Bus zurückkehren wird es von den andern Mitschülern zu einem skandal hochgespielt und es werden Gerüchte in umlauf geraten. Andererseits wären die Gerüchte ja berechtigt immerhin lief zwischen Junhyung und mir ja wirklich was, jedoch wusste ich selbst nicht mal genau was hier gerade geschah.
Junhyung schien meine zögern zu spüren denn sein Grinsen wurde noch breiter.
"Tzzz Du bist unglaublich" lachte er und griff nach meiner Hand um mich mit zu ziehen.
"Woow warte warte warte" ich bremste ihn ab in dem ich mich gegen seinen zug lehnte.
Er blieb wiederwillig stehen und drehte sich ungeduldig zu mir um. "Was gibts denn?" fragte er in einem mehr als inronischen Untertont und versucht sich sein Grinsen zu verkneifen.
Meine Augen blickten beschämt zu Boden, er wusste genau was mein Anliegen war.
"Emmm naja, also..., wenn wir zu zweit zurück kommen dann...dann...emmm" mir fiel keine Weg ein wie ich es ihm erklären konnte ohne als Person dazu stehen die unser Treiben hier leugnen will.
"Dann könnten sie den Eindruck haben das zwischen uns was läuft?" beendete er den Satz. Ich nickte schüchtern und jetzt konnte er sein Grinsen nicht mehr zurück halten. Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"Mach dir keine Sorgen ich sag ihnen einfach wie's ist. Du bist über mich hergefallen als ich aus der Toilette kam, nicht mehr und nicht weniger" zog er mich auf doch es schien mir fast so als meinte er es ernst und wollte es drauf anlegen. Meine Augen wurden groß genau wie sein Grinsen.
Darauf fiel mir nichts mehr ein, erst nach ein paar Sekunden unterbrach er die Stille.
"Nun komm einfach mit, glaub mir die verliern kein Wort über uns" murmelte er beruhigend und zwinkerte mir leicht dabei zu.

Wir kamen am Bus an und Junhyung hatte recht, keiner verlor ein Wort darüber das wir beide Händchen halten eintrafen. Aber zu Worten hatte es auch kein Bedarf denn die Blicke allein genügten mir schon. Wir stiegen in den Bus in dem bis auf ein paar schon fast alle saßen und gingen durch die Reihen. Ich hielt meinen Kopf gesenkt, weshalb wusste ich selbst nicht. Ich war nie eine Person gewesen die sich für irgendetwas Schämte oder sich freiwillig wegen etwas Rechtfertigen wollte aber meine Vergangenheit hat meinem Selbstbewusstsein einen großen Riss gegeben und so überkamen mich massig Schuldgefühle als ich Händchenhaltend mit Junhyung durch den Mittelgang des Busses lief und Claires eisernem Blick begegnete.
Ab diesem Moment hielt ich mein Blick Stur auf auf den Boden gerichtet was ich schon von Anfang an hätte tun sollen. Es herrschte toten Stille als wir durch die Reihen liefen und ich wusste nicht wieso aber ich hatte das Gefühl als würden mich alle hier als Verräterin sehen.

Dongwoon hatte sich ohne ein weiteres Wort zu Sumi gesetzt und zwinkerte mir zu als wir an ihm vorbei liefen und uns zwei Reihen weiter hinten hinsetzten.
Ich fand es rührend was er in kauf nahm um für das Wohl seiner Hyungs zu sorgen. Als wir endlich saßen wagte ich einen Blick durch den Bus, bereuhte es aber sofort wieder. Ara warf mir einen Messerscharfen Blick aus den hinteren Reihen zu und Jae Hwa saß neben ihr und schaute einwenig misstrauisch und ungläubig.
Junhyung zog mich halb auf seinen Schoß, doch ich rutsche sowieso wieder runter weshalb er es dann dabei beließ.
Als ich ihn im Bus von der Seite musterte fiel mir wieder auf wie schlecht er aussah. Ihm musste es wirklich mieserabel gehen und er versucht es trotzdem zu verbergen.
 

Der Bus setzte sich wieder in Bewegung und somit gingen auch die Stimmen wieder im Geräusch des Motors unter, worüber ich mehr als froh war da ich nicht sicher war ob ich von dem gerede etwas hören wollte.
Junhyung schaute eine ganze Weile entweder mich oder unsere Hände an die immer noch miteinander verschlungen waren. Seine Mimik wechselte von verwirrt zu schadenfroh, unsicher, fragend, befreit, ungläubig und schlussendlich einfach nur zu erleichtert. Ich fragte mich was er wohl dachte, was er von dem Kuss hielt und was das ganze nun eigentlich bedeutete.


~Junhyung's Sicht~

Es war eine Erleichterung wieder zu sitzen. Mein Kopf brummte und mir tat alles weh, eigentlich wollte ich nichts lieber als ins Bett, doch es gab gerade wichtigeres. Mina saß direkt neben mir und ich hielt immer noch ihre Hand. Das ganze war sowohl verwirrend als auch total nervenauftreibend.
Sie gehörte jetzt mir, das stand fest. Aber ob sie das genau so sah wusste ich nicht. Das der Kuss von ihrer Seite auskam hatte mich wirklich überrascht aber zugleich auch erleichtert. Hieß das sie hatte mir verziehn? Bei ihr wusste man nie genau, sie ist unberechenbar.
Als ich zu ihr rüber Blickte schaute sie mich mitfühlend an. Sie hatte Mitleid mit mir wegen des Fiebers, das wusste ich, dazu hätte ich sie nicht mal ansehen müssen um das zu wissen. Ich schnaufte genervt auf, woraufhin sie unschuldig ihren Blick abwand.
"Ich hab vorhin schon gesagt das es mir gut geht, also mach dir keine Sorgen" sagte ich um sie zu beruhigen. Diesmal war sie es die laut schnaufte.
Sie schaute mich mit gespielter ernsthaftigkeit an und zog die Augenbrauen fragend hoch.
"Ja is klar" brummelte sie ironisch. Ich schmunzelte. Sie hatte ja recht, mir gings beschissen. Der Lärm, die fahrt und die stickige Luft machten es nicht wirklich besser. Plötzlich spürte ich wie sie eine Hand auf meine Wange legte. Verwirrt schaute ich sie an. Jetzt? Vor all den anderen? Sie war doch diejenige gewesen die vorhin nichtmal mit mir zusammen zum Bus laufen wollte und jetzt...
Bestimmt aber sanft drückte sie meinen Kopf in die richtung ihrer Schulter und erst da verstand ich. Dankbar bettete ich meinen Kopf auf ihrer Schulter und rutschte in eine bequemere Positon. Der Duft ihrer Haut machte es schwer einen klaren Gedanken fassen zu können, aber das war auch nicht mehr nötig denn es dauerte nicht lang und ich schlief an ihrer Schulter ein.

Als ich erwachte ging es mir um einiges besser. Das Fieber muss gesunken sein und jetzt war ich zumindest ausgeschlafen. Mina hatte ihren Kopf an die Sitzlehne des Busses gelehnt und war ebenfalls eingeschlafen. Diesmal war es an mir sie schlafen zu lassen. Sanft legte ich meine Hand auf ihr Haar und drehte ihre Kopf so das er auf meine Schulter fiel. Ich schaute ihr eine Weile beim Schlafen zu und dann schaute ich aus dem Fenster. Bis Busan konnte es nicht mehr allzu weit sein da wir schon den halben Tag unterwegs waren. Vorfreude machte sich in mir breit, ich konnte es kaum erwarten aus diesem verfluchten Bus zu kommen.

Nach einer dreiviertel Stunde war es dann auch endlich so weit. Aufgeregt stürmten die ersten aus dem Bus. Mina zuckte erschrocken zusammen als sie das gegröhle der andern hörte. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte jedem der dafür verantwortlich war einen Tritt verpasst so das die Sprechhöhle für diese Person nicht mehr von nutzen war, aber natürlich war das nur wieder meine zu agressive Denkweise wenn ich gestresst war.
Sie schaute verwirrt um sich und ich schmunzelte ihr mitfühlend zu.
"Guten Morgen" brachte ich halbwegs freundlich halbwegs genervt wegen dem Lärm der anderen hervor.
Ein lächeln das mehr einem Strahlen ähnelt machte sich auf ihrem Gesicht breit und verschlug mir die Sprache. Von jetzt auf Nachher war meine Wut wie verraucht und ich erwiederte Stumm ihr lächeln. Den Spitznamen den ich aus dem Mund ihres Freundes einmal gehört hatte passte wirklich zu ihr "Prinzessin" Ihre art und ihr aussehn, so mussten die Prinzessinen in den Märchenbüchern aussehen.
Sie rappelte sich auf und stand dann auf. Erst da fiel ihr auf das ich immer noch ihre Hand hielt und ihr Lächeln wurde noch breiter.
"Wie lang hab ich geschlafen?" fragte sie mit müder Stimme.
"Das kommt drauf an wann du eingeschlafen bist" erwiederte ich belustigt. Sie verstand sofort.
"Okay wieviel Uhr ist es?" änderte sie die frage.
Ich zückte mein Handy.
"17:09Uhr. Wir haben scheinbar noch eine Raststätte verschlafen" fügte ich noch hinzu. Sie rieb sich müde über ihre Augen.
"Okay. Na dann mal los" sagte sie und klang dabei sehr unmotiviert.

Wir stiegen aus dem Bus und schauten uns etwas enttäuscht um. Wir waren an einer Jugendherberge die soweit außerhalb von Busan lag das wir quasi genauso gut im Wald von Seoul hätten übernachten können.
Die meisten Schüler waren enttäuscht, Mina hingegen blühte förmlich auf. Scheinbar gefiel ihr das viel besser als das was ihrer Vorstellung entsprochen hatte. Ich musste Schmunzeln. Sie war einfach total anders als alle andern Mädchen und dass war es was sie so anziehend machte.
Wir gingen in die Herberge die mehr einer Waldhütte ähnelte als einer Wohnunterkunft für Schulklassen. Im innern war alles sehr geräumig und von außen sah die Herberge nicht einmal so groß aus wie sie eigentlich war. Man hatte mehrere Stockwerke unter sich aufzuteilen.
"So alle Mädchen mit ihren gewünschten Zimmergenossen bitte hier aufstellen und alle Jungs bitte hier" rief unsre Klassenlehrerin und zu.
Wiederstreben trennten Mina und ich uns und gingen an die gewünschte Plätze.
Ich stand bei den anderen Membern das war natürlich klar. Die höchste Anzahl an Betten im Zimmer war genau sechs deswegen hatten wir noch glück gehabt. Mina schien jedoch etwas hielflos in der gegend rumzutorkeln.
"Alle die noch keinen Zimmergenossen haben kommen bitte zu mir" rief unsre Lehrerin wieder.
Mina tat mir leid da sie als einzige nach vorne kommen musste und sich mit gesenktem Kopf neben unsre Lehrerin stellte.
"Gut wo haben wir noch einen Platz frei im Zimmer?" ergriff sie wieder das Wort.
Langsam hebte sich ein Arm von einem Mädchen das ich nicht beim Namen kannte. Sie schaute entschuldigend in die Runde ihrer Gruppe die scheinbar nicht einverstanden war das Mina zu ihnen kommen würde. Ich blickte durch die kleine Gruppe der Mädchen und musste zu meiner abneigung feststellen das Ara auch dabei war.
"Aish das kann was werden" brummelte ich unsicher zu mir selbst. Mina dachte scheinbar das gleiche denn sie versuchte mit aller kraft ein neutralen Gesichtsausdruck zu behalten. Wiederstreben ging sie zu der Gruppe und warf mir kurz darauf einen Blick zu der voller unsicherheit, zweifel und sogar ein wenig Angst war. Mein Beschützerinstinkt machte sich sofort bemerkbar, doch was konnte ich schon tun?

Wir sollten unser Gepäck vom Bus holen und unsere Zimmer einrichten. Die Jungs belegten den vierten Stock, die Mädchen den dritten und die Lehrer natürlich den zweiten. Wir hatten also ziemlich viel Stufen zu laufen und das war mit einem vollen Koffern, einem Rucksack und Schwindelanfälle wegen des Fiebers nicht sehr einfach. Durch die Anstrengung wurde es wieder schlimmer. Ich ließ mich erschöpft auf mein viel zu kleines Bett fallen und schlief sofort gegen meinen Willen ein.


Ich wurde von Yoseob geweckt der mich unsanft an meiner Schulter rüttelte.
"Aufstehn Hyung" wiederholte er zum mindestens siebten mal. Ich öffnete langsam meine Augen und die Schmerzen trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war schweißgebadet und mir gings einfach nur dreckig.
"Hmmm?" stöhnte ich auf.
"Wir machen ne Nachtwanderung" verkündete Yoseob voller vorfreude. Merkte er nicht das ich zu so einem blödsinn nicht in der Lage war?
Doch erst als ich die Augen ganz geöffnet hatte bemerkte ich dass das Licht im Zimmer aus war und er nur mein Umriss sehen konnte.
"Ja mit Gruselgeschichten und allem drum und dran, scheinbar sollen die Lehrer auch Streiche im petto haben" hörte ich Hyunseung aus einer anderen Ecke des Zimmers sagen.
Ich wollte gerade sagen das ich auf so einen Müll keine lust habe als mir Mina in den Sinn kam und sich mein Beschützerinstinkt sofort wieder bemerkbar machte. Aus irgendeinem Grund wusste ich das ich Mina nicht allein lassen konnte. Sie hatte vorhin schon so verloren gewirkt, wie würde es ihr dann jetzt erst gehen? Alles in mir sträubte sich dagegen sie alleine zu lassen. Langsam rappelte ich mich auf.
"Gut dann lass uns das ganze mal hinter uns bringen" stöhnte ich genervt und begann langsam mich umzuziehen.