~Mina's Sicht~

Meine Beine fingen schon bald an zu schmerzen. Es konnte an dem Sturz von vorhin liegen aber genauso gut auch an dem unebenen Boden der einem das laufen erschwert. Außer mir vor wut und verzweiflung versuchte ich nicht in Tränen auszubrechen. Warum mussten Wälder nachts immer so gruselig sein?
Ich versuchte mich mit anderen Gedanken abzulenken. Wie zum Beispiel ob die anderen schon bemerkt hatten das ich weg war. Ich betete dass sie schon auf der Suche nach mir waren.

Es wurde kalt. Ich ärgerte mich über mich selbst das ich mir kein Jäckchen mitgenommen hatte. Stattdessen rannte ich hier mit eine Top und Hotpants durch den Wald. Meine Arme waren mittlerweile von den ganzen Ästen schon zerkratzt. Es dauerte nicht mehr lange und ich gab auf. Träge suchte ich nach einem Platz wo ich mich ausruhen konnte und fand auch schon bald eine kleine Mulde an einem Baum.
Ich setzte mich in die Mulde und versuchte mir einzureden das man mich schon finden würde und wenn nicht dann würde ich bei Tageslicht fiel besser hier raus finden. Der Gedanke tröstete mich kaum doch immerhin mehr als genug um mich Schlafen zu lassen auch wenn das garnicht meine Absicht war. Meine Augen wurden schwer und schon bald fielen sie mir von alleine zu. Ich glitt in einen Ruhelosen schlaf und träumte von einem kalten dunklen Wald in dem ich gefangen war.


~Junhyung's Sicht~

Mir ging die Puste aus. Meine Haare klebten mir bereits an der Stirn so heiß war mir. Ich sollte in einem Bett liegen, wenn nicht sogar im Krankenhaus. Aber das kann warten. Mrs. Wong musste die andern bereits auch zum Suchen geschickt haben denn wir hörten in der Ferne wie ein paar nach Mina riefen. Mein Atem ging zu knapp weshalb ich nicht genügend Luft habe um sie zu rufen. Ich habe trotzallem die Führung unserer Truppe übernommen und leuchtete jeden kleinen Winkel mit der Taschenlampe ab. Die andern übernahmen das rufen.
Nach fast 45minuten fragte ich mich ob Ara nicht noch etwas verschwiegen hatte denn soweit konnte Mina allein im dunklen Wald doch garnicht gekommen sein. Wir haben schon lange den Pfad verlassen und laufen mitten durch die ganzen Böschungen. Doch von Mina ist weit und breit keine Spur.
"Mit so kurzen Füßen kann man doch noch nicht allzu weit sein" jammerte Yoseob der sichtlich Müde ware und in sein Bett wollte.

Nach gut einer Stunde wollte ich schon aufgeben als ich beinahe über etwas stolperte. Ich wollte schon wütend gegen die Wurzel treten oder was auch immer das war als sich plötzlich etwas bewegte. Erschrocken fuhren ich und die anderen zurück.
Langsam richtete sich jemand auf und erst als sie auf ihren wackligen Beinen stand erkannte ich sie. Mina!
Noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte riss ich sie in meine Arme. Endlich. Endlich weis ich sie in sicherheit! Das Gefühl der befreiung machte sich in mir breit und es war als hätte man mir wieder die Luft zum Atmen gegeben. Und plötzlich war alles weg. Nur noch schwarze dunkelheit umhüllte mich.


~Mina's Sicht~

Etwas stieß mich unsanft am Fuß. Ich schreckte aus meinem Schlaf auf und wollte mich abprupt aufstellen aber es kam mir vor als würde ich alles nur in Zeitlupe tun. Als ich endlich stand wurde ich gleich wieder von meinem Gleichgewicht befreit als mich jemand in seine Arme zog. Verwirrt wollte ich wissen wer dieser jemand war doch er hielt mich zu fest um mich von ihm lösen zu können. Als sich meine Augen einigermaßen an die dunkelheit gewöhnt hatten erkannt ich die Personen die hinter ihm standen. Kikwang, Dongwoon, Yoseob, Doojoon und Hyunseung schauten mich erleichtert an und erst da realisierte ich das es Junhyung war der mich umarmte. Sie haben mich gefunden. Erleichterung machte sich in mir breit. Und plötzlich wurde Junhyung schwer. Ich bemerkte erst jetzt wie heiß er war. Es fühlte sich an als ließe er sich auf mich fallen. Ich war kurz davor durch sein zusätzliches Gewicht zusammen zubrechen.
"Junhyung?" fragte ich mit kratziger Stimme als ich kurz davor war unter ihm zusammen zubrechen. Ich fing langsam an nachzugeben doch bevor ich samt Junhyung hinfallen konnte kamen mir die andern zu hilfe.
"Hey alter was is denn los?" fragte Doojoon besorgt als er Junhyung von mir nahm. Er wollte ihn dazu bewegen alleinstehen zu bleiben doch da sackte er plötzlich vor unsren Augen zusammen und lag reglos auf dem kalten harten Waldboden.

Plötzlich war ich hellwach. Panik machte sich in mir breit als ich Junhyung reglos am Boden liegen sah. Besorgt stürtzen wir uns an seine Seite und versuchten ihn wach zu rütteln.
"Verdammt er ist ja glühend heiß" fluchte Dongwoon und versuchte ihn durch sanftes tätscheln im Gesicht wach zu bekommen.
"Junhyung wach auf! Komm schon wach auf!" jammerte ich und nahm sanft seinen Kopf um ihn mir auf den Schoß zu legen.
"Er hat hohes Fieber, das kann nicht gerade eben erst gekommen sein" sagte Dongwoon der mittlerweile Junhyungs nasses Haare aus der Stirn streicht.
"Wusste einer von euch davon?" fragte Doojoon daraufhin und schaute anklagend in die Runde. Yoseob verzog leicht das Gesicht.
"Heute Morgen hatte er mal erwähnt das es ihm nicht so gut geht aber er wollte unbedingt mit auf die Klassenfahrt" es schwang verzweiflung in seinem Ton mit. Doojoon starrte ihn wütend an woraufhin er verteidigend seine Arme in die Luft hielt und mit den Schultern zuckte.
"Mehr hat er nicht gesagt, ehrlich" verteidigte Yoseob sich weiter.
"Doojoon wir wissen was für ein Sturkopf er ist, lass uns lieber mal hilfe holen!" versuchte Dongwoon die Situation zu lockern.
"Wir holen die Lehrer" Hyunseung und Kikwang sprangen auf und rannten in die Richtung aus der sie gekommen waren.
Derweil versuchte ich es Junhyung so gemütlich wie es ging zu machen. Er atmete schwer und stöhnte auf, schweißgebadet zuckte er hin und wieder unruhig zusammen.
"Mina wusstest du etwas davon?" fragte Doojoon und schaute mich dabei vielsagend an. Ich biss mir auf die Lippe. Imprinzip ja schon aber Junhyung meinte ja immer wieder das es ihm gut geht.
"Doojoon das hat Zeit!" konterte Dongwoon der sichtlich mit der Situation überfordert war. Keiner wusste sorecht was er tun sollte und was er tun konnte um Junhyung zu helfen. Das Adrenalin pumpte durch unsre Adern und keiner konnte etwas damit Anfang, keiner konnte die Panik die immer noch in uns war ausschalten, keiner konnte sich genug beruhigen um klare Gedanken fassen zu können.

Es kam uns allen vor wie eine Ewigkeit bis wir Stimmen und Schritte hörten. Junhyung hatte in der zwischenzeit einmal kurz sein Bewusstsein wiedererlangt, doch das war nicht von dauer denn nachdem er vor Schmerz aufstöhnte verlor er Augenblicklich wieder das Bewusstsein.
Endlich waren Stimmen zu hören und mit den Stimmen kam auch wieder die ganze Hektik. Mrs. Wong und der Lehrer unsrer Parrallelklasse erschien zusammen mit ein paar Mitschülern von uns.
"Die andern rufen den Notarzt. Können wir ihn irgendwie zumindest bis zum Schotterweg tragen?" fragte Mrs. Wong als sie die Lage abgecheckt hatte.
"Ich kann ihn Huckepack nehmen" stellte sich Dongwoon sofort zur Verfügung. Wir halfen alle zusammen Junhyung auf Dongwoons rücken zu legen und maschierten dann im eilschritt zurück. Der Weg zurück war nicht so lang wie ich es erwartet hatte und imprinzip war ich näher am Schotterweg gewesen als vermutet. Meine Wut auf Ara stieg ins Unermessliche, denn sie hatte nicht nur mich sondern auch Junhyung und die andern Jungs in gefahr gebracht und das ging eindeutig zu weit! Ich lief neben Dongwoon her und nahm Junhyungs Hand so wie er das bei mir gemacht hatte. Meine größte Aufmerksamkeit schenkte ich ihm da er mich gerade brauchte und er auch für mich da war als ich ihn gebraucht hatte.

Wir schafften es sogar noch fast bis zur Herberge als uns endlich der Notarzt entgegen kam. Behutsam nahmen sie Junhyung von Dongwoon Rücken, legten ihn auf eine Trage und schoben ihn in den Krankenwagen. Er wurde kurz untersucht und scheinbar schien es nicht Lebensgefährlich zu sein. Als wäre es selbstverständlich stieg ich mit zu ihm in den Wagen. Mir war es egal was die anderen dachten und komischerweise sagte niemand etwas dagegen.
"Wir fahren mit einem andern Auto hinterher" rief Yoseob mir noch zu. Ich nickte bloß und dann wurden die Türen des Wagens geschlossen.
Wir befanden uns alleine im hinteren Abteil des Wagens. Wärend der fahrt wackelte es heftig und ich befürchtete manchmal das etwas auf Junhyung fallen könnte Als die Straße ebener wurde konnte ich erst anfangen mich langsam zu entspannen. Junhyung hatte mittlerweile aufgehört vor Schmerz zu stöhnen und sah eher aus als würde er friedlich schlafen, das verdankte er allerdings der Spritze die ihm vor der fahrt noch verabreicht wurde. Der Fahrer schien auch keine Eile zu haben denn scheinbar wusste er das es nichts weiter ernstes war, und so zog sich die fahrt ins endlose. Behutsam bettete ich meinen Kopf auf Junhyungs Bauch und schloss die Augen. Ich hielt immer noch seine Hand in meiner als ich eingeschlafen war.

Ein sanftes streichen über mein Haar weckte mich. Ich schlug ruckartig die Augen auf und realisierte sofort das ich mich immer noch im Krankenwagen befand. Schlagartig setzte ich mich auf und starrte zu Junhyung der seine Augen geöffnet hatte und mich ansah.
"Tut mir leid ich wollte dich nicht wecken" entschuldigte er sich mit schwacher Stimme.
"Wie gehts dir? Tut dir was weh? Soll ich dem Arzt bescheid sagen?" sprudelte es aus mir herraus. Ein Schmunzeln machte sich in seinem Gesicht breit und einwenig erleichterung durchströmte mich.
"Es ist alles in Ordnung" versicherte er mir. Plötzlich schlug meine Laune um.
"Das habe ich schonmal gehört und dann kippst du vor meinen Augen, mitten im Wald um und liegts da und bewegst dich nicht mehr" sagte ich zornig und schaute ihn dabei anklagend an.
"Ich bin fast umgekommen vor Sorge weist du wie das ist? Kannst du dir das Vorstellen?" plötzlich durchströmte mich die pure Erleichterung und ich konnte all meiner Wut und meinen Sorgen Luft machen.
"Man Junhyung das war nicht lustig verdammt!" meine Stimme begann zu beben und ich spürte die aufkommenden Tränen. Tränen der Erleichterung. "Das war nicht lustig" wiederholte ich etwas leiser.
Ich wendete meinen Blick von ihm ab. Wollte nicht das er mich Weinen sah.
"Weist du wie grausam sich das angefühlt hatte? Was für furchtbare Sorgen ich mir gemacht habe? Weist du das?" meine Stimme brach ganz und ging in Schluchzen über. Ich wollte nicht Weinen doch ich konnte es nicht verhindern, ich war einfach zu erleichtert.
"Ja das weis ich. Ich hab die selben Gefühle ein paar Minuten vorher durchlebt" murmelte er leise und ich wusste worauf er anspielte. Er erwartete eine Erklärung für mein Verschwinden.
"Ara hat.." begann ich. Doch er hob abwerend die Hand.
"Das reicht mir schon"
Ich beließ es dabei.
"Na das wird mal ne tolle Klassenfahrt" brummelte er etwas später dann. Ich sah auf und schaute ihn an.
"Keine Sorge ich weiche nicht von deiner Seite" sagte ich um ihm wenigstens etwas die Laune zu verbessern.
Etwas in seinem Blick änderte sich und er schaute mich Liebevoll an. Doch noch bevor er etwas sagen konnte stoppte der Wagen und kurz darauf öffneten sich die Türen. Junhyung wurde vorsichtig auf der Liege aus dem Wagen und ins Krankenhaus geschoben. Die Helfer hatten es nicht eilig da sein Zustand soweit ja Stabil war. Trotzdem wollte ihm keiner zumuten zu laufen, weshalb einer der Helfer ein Rollstuhl besorgte. 

Da es schon nach 02:00Uhr Nachts war wurde Junhyung nocheinmal richtig Untersucht und dann in ein Zimmer gebracht in dem er sich ausruhen konnte. Wie versprochen kamen die andern B2ST Member und auch Mrs. Wong mit einem Auto hinterher.
Mrs. Wong sprach nocheinmal mit dem Chefarzt und die andern kamen besorgt zu mir.
"Wie geht es ihm?" fragte Kikwang und schaute mich dabei ungeduldig an.
"Er ist aufgewacht. Das Schmerzmittel hat geholfen. Aber wir sollen ihn jetzt ersteinmal inruhe Schlafen lassen" berichtete ich.
Die andern nickten verständnissvoll und schienen zumindest ein wenig beruhigt.
"Ja und wir sollten nun auch wieder zurück. Der Arzt hat mir versichert das es nicht schwerwiegendes ist und er Morgen vielleicht schon wieder entlassen werden kann" sagte Mrs. Wong die gerade zu uns gestoßen ist.


Wir machten uns auf den Weg zurück zur Herberge. Wärend der fahrt sollte ich dann noch erklären wie es dazu kam das ich verloren gegangen bin und weshalb ich mein Handy nicht dabei hatte. Ich ließ meine Vermutung das Ara mich mit absicht zurückgelassen hatte aus, immerhin konnte ich es nicht Beweisen und ich wusste nicht was Ara schon alles erzählt hatte um Mrs. Wong wieder um ihren Finger zu wickeln. Stattdessen erzählte ich das ich hingefallen sei und die anderen verloren hatte weil ich zu langsam gelaufen bin. Mrs. Wong schien mir zu Glauben und ließ mich dann fürs erste inruhe.


Als wir in der Herberge ankamen wurden wir von unsren Mitschülern in beschlag genommen. Jeder wollte wissen was passiert war, wie es Junhyung geht und ob ich von den Geistern entführt worden bin. Genervt versuchte ich mir einen Weg durch die Menge zu bahnen. Die B2ST Member übernahmen freundlicherweise das 'Verhör' für mich und so ging ich erstmal ins Badezimmer.
Als ich in den Spiegel sah konnte ich deutliche Augenringe unter meinen Augen sehen und Dreck war in meinem Gesicht verschmiert.
"Und so musste er mich sehn" murmelte ich entsetzt in mich hinein. Ich sah furchtbar aus und versuchte das gröbste wieder hinzu bekommen. Als ich einigermaßen ansehbar war verließ ich das Badezimmer. Als ich zurück in mein Zimmer wollte um mich endlich hinzulegen rempelte ich gegen jemanden.
Ich wollte mich gerade entschuldigen als dieser mich unterbrach.
"Genau dich habe ich gesucht" sagte Seung Wae ein Mitschüler aus meiner Klasse. Innerlich verdrehte ich genervt die Augen. Wieder einer der die Geschichte im detaill hören wollte.
"Kann ich kurz mit dir reden?" fragte er.
"Schieß los" sagte ich und wartete ungeduldig.
"Du bist doch jetzt mit Junhyung zusammen oder?" fragte er daraufhin weiter. Ich überlegte kurz. Ja ich denke schon.
Ich nickte daraufhin.
"Ich wollte dich warnen. Ich habe gehört wie er mit ein paar andern Jungs aus unsrer Klasse eine Wette abgeschlossen hat das er es schaff dich in wenigen Tagen flachzulegen..also ich weis nicht so recht du solltest vorsichtig sein" sagte er und schaute mich dabei unsicher an. Mir klappte die Kinnlade herunter und augenblicklich verkrampfte sich mein Herz.
Ich überlegte ob das nur ein schlechter Witz war aber Seung Wae war für seine ehrlichkeit bekannt, ihm traute ich nicht zu das er mich reinlegen würde. Meine Gedanken drehten sich wild im Kreis. Das würde einiges erklären aber anderes auch wieder total unlogisch erscheinen lassen.
"O-okay danke-e" brachte ich mit kratziger Stimme hervor. Er nickte bloß und ging dann mit gesenktem Kopf an mir vorbei.
Das Gespräch gerade eben war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte es nicht fassen. Nein das konnte doch wirklich nich wahr sein. Geschockt und Ungläubig machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, in dem schon Ara und die andern Mädels warteten um noch mehr Salz in die Wunde zu streuen.