~Sahira's Sicht~

Ungläubig starrte ich aus dem Wohnzimmerfenster. Wieviele Stunden waren bereits vergangen? Wieviele Stunden starrte ich schon aus dem Fenster, meinen Blick nur auf einen kleinen Ast von einem Baum im Garten gebannt? Seit dem Anruf heute Morgen. Seit diesem Telefonat das meine Mutter geführt hat. Das meine Mutter hat zusammenbrechen lassen. Seitdem sie von ein paar Männern in seltsamen Anzügen abgeholt wurde um sie für ein paar Tage zu beobachten-, zu ihrer eigenen Sicherheit. Seitdem der Mann am Telefon Ruby für Tod erklärt hatte. Seitdem stand ich hier.

Keine einzige Träne war mir bis jetzt entwischt. Der Schock sitzt zu tief um weinen zu können. Hatten die Ärzte nich vor kurzem noch gesagt es gäbe eine Chance auf eine komplette Heilung? Es fühlte sich an als wäre ich eine Klippe hinunter gestoßen worden.
Das Bild meiner Mutter wie sie schreiend aus dem Haus getragen wurde erschien vor meinem inneren Auge. Sie wollten mich auch mitnehmen, doch meine Tante versicherte ihnen das sie auf mich aufpassen würde. Meine Tante war auch diejenige gewesen die diese Leute gerufen hatte. Zuerst war ich geschockt das sie das so einfach tun konnte, doch mittlerweile wusste ich das es das beste für meine Mutter war ein paar Tage-, wenn nicht sogar Wochen in psychische Behandlung zu gehn.


Meine Beine brannten mittlerweile von dem langen stehen und draßen ging die Sonne unter. Meine Tante ist seit ein paar Stunden unterwegs um Dinge zu klären, mir soll es recht sein ich will sowieso niemanden um mich haben. Mein Blick wanderte zu der Torte auf dem Wohnzimmertisch. Die Torte auf der 18 kleine Kerzen steckten-, die wir heute eigentlich anzünden wollten wenn wir Ruby besuchen. Meine Geburtstagstorte...
Ruby wollte mit uns meinen 18 Geburstag feiern. Doch da sie nich nach Hause durfte wollten wir sie im Krankenhaus damit überraschen. Es sollte ein so schöner Tag werden und dann fängt er damit an das meine Schwester stirbt. Sie einfach weg ist und nie mehr zurück kommt. Die Abendsonne strahlte mir trügerisch ins Gesicht-, und tauchte die Welt in warme, helle Farben. Nur ich schien im Schatten zu stehen. Kein Licht der Welt könnte die Finsternis in mir erhellen. Mein Geburstag...ich verfluchte ihn....und meinen Namen noch viel mehr. Nicht umsonst nannten mich alle seit knapp einem Jahr "Sahira". Ich bin Sahira und niemand anders. Meine Mutter weigerte sich zu erst doch dann hatte sie den Namen auch übernommen.

Mein Mund öffnete sich zum ersten mal seit dem Anruf. "Ruby" hauchte ich leise als ich wieder raus in den Sonnenuntergang blickte. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Ich dachte schon das etwas nicht mit mir Stimmen würde. Mein Hals zog sich zusammen und es fühlte sich an als würde ich ersticken. Langsam sackte ich in die Hocke und ließ meinen Tränen freien lauf. "Ruby" wiederholte ich und schluchzte.
-Sie ist weg- schoss es durch meine Gedanken. -Für immer weg-
Ich hörte wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde doch das war mir egal. Schritte kamen auf mich zu und ohne etwas zu sagen legte meine Tante einen Arm um mich und zog mich ansich. Sich strich mir übers Haar und ich wusste das sie auch weint, wusste das sie Ruby auch vermisst..., wusste das ich nicht die einzige bin die so fühlt auch wenn es mir so vorkommt. Meine Tante erhob sich und zog mich mitsich aufs Sofa wo ich meinen Kopf auf ihrem Schoß betten konnte. Noch bevor die Sonne hinter den Häusern verschwunden war und für den Mond platz machte war ich eingeschlafen.



....



Eine Woche später stand ich ungläubig vor einem haufen Erde der meine Schwester bedeckte. Millionen Blumen lagen auf dem Grab und auch ein paar Briefe. Die Trauergäste sind bereits gegangen und meine Mutter wurde wieder mit in die Anstalt genommen. Die Beerdigung ist seit 4Stunden vorbei doch es fühlte sich falsch an Ruby hier zurück zu lassen. Jeden Tag hatte ich auf einen Anruf gehofft...einen Anruf wo man uns sagte das Ruby wie durch ein wunder wieder erwacht sei...., das sie nur geschlafen hat. Aber dieser Anruf kam nicht und jetzt liegt meine Schwester in einem tiefen dunklen Loch unter kalter Erde begraben. Ihr kleiner zierrlicher Körper..., ihre weiche, warme Haut. Nie wieder werde ich sie berühren können...,nie wieder werde ich sie Lachen hören.
Es began zu nieseln, doch ich blieb bei Ruby. Auch als es Stärker regnete blieb ich bei ihr, bis meine Tante mich holte. Besorgt blickte sie mich an und nahm meine Hand. Langsam ging sie richtung Auto und ich lief wie in Trance hinter ihr her. Mittlerweile wusste ich nicht einmal mehr ob ich soetwas wie Gefühle noch empfinden konnte. Es war alles nur noch kalt und leer, und der Himmel schien mit mir zu trauern.


Zuhause angekommen gab mir meine Tante ein paar trockene Klamotten. Ich war vorrübergehend bei ihr und ihrem Lebensgefährten eingezogen, was mir überhaupt nicht gefiel und ihm scheinbar auch nicht. Doch er sagte nichts dagegen weil er wusste das er sich sonst eine neue Freundin suchen konnte.
"Auf deinem Bett liegt etwas" murmelte sie nur noch und überreichte mir die Klamotten. Mir war es egal was es ist. Ich wollte nichts. Doch als ich in das Gästezimmer kam, das vorrübergehend mein Zimmer ist kam ich nicht drum rum.
Auf dem Bett lag Rubys Block. Mir stockte der Atem. Langsam ging ich darauf zu. Mit zittrigen Händen nahm ich den Block und blätterte ihn durch.
Es waren nur noch drei Blätter in dem Block. Das erste war ein Bild das ich schon einmal gesehen hatte. Es zeigt sie und ihre Lieblingsband auf einem Konzert. Zittrig blätterte ich weiter.


Liebe Sahira..
danke das du meine Schwester bist.
Falls ich sterbe will ich das du weist das du die beste Schwester bist die es gibt.
Ich habe dich lieb und danke das du mich immer Besucht hast und mit mir gespielt hast.
Bitte sei nicht traurig..ich hab dich lieb.

Mir Tropfte eine Träne auf den Brief. Es ist schwer ihre unordentliche Schrift zu entziffern und es waren unmengen Schreibfehler drinnen aber es ist von Ruby. Ich laß die Zeilen gefühlte 100 mal bis ich weiter blätterte und noch eines ihrer gemalten Bilder fand.
 

~Erinnerung~


"Was ist dein größter Wunsch?" fragte ich sie und blickte sie dabei ernst an. Ruby hörte auf zu lachen und sah auch mich ernst an.

"Mein größter Wunsch ist es B.A.P einmal zu treffen und ihnen meine Bilder zu schenken, meine Briefe zu geben und bei einem Konzert dabei zu sein. Es ist mein größter Wunsch das sie meine Bilder sehen und wissen das es mich gibt und das ich ihr größter Fan bin...." ihre Stimme klang dabei so als würde sie daran zweifeln.
"Heeey" ich rüttelte sanft an ihrer Decke. "Hör auf zu Schmollen" ich lächelte ihr aufmunternd zu. "Dieser Wunsch wird irgendwann in Erfüllung gehen, dafür sorge ich" ich zwinkerte ihr zu und es schien sie wirklich wieder zu erheitern. "Versprochen?" fragte sie und streckte mir ihren kleinen Finger entgegen. "Versprochen" schwor ich und verangerte meinen kleinen Finger mit ihrem.

~Erinnerung zuende~


Zitternd brach ich zusammen und warf den Block auf den Boden. Mit meinen nassen Klamotten die ich noch nicht gewechselt hatte legte ich mich aufs Bett und schrie in mein Kissen. Ich hatte es ihr versprochen! Wie sehr wollte ich dieses Versprechen halten...aber sie ist nicht mehr da. Sie wird nie eines dieser Konzerte besuchen können. Ich griff nach dem Block und starrte nochmals ihre Bilder an. Der Tränenschleier ließ sie mich nur verschwommen sehen. ~*Es ist mein größter Wunsch das sie meine Bilder sehen und wissen das es mich gibt*~ hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf. Ruckartig setzte ich mich auf. "Sie werden deine Bilder sehen" murmelte ich entschlossen. "Und werden wissen das es dich gab"...beim letzten Wort brach meine Stimme.