~Yong Guk's Sicht~

Ohne realisiert zu haben was gerade eben eigentlich passiert ist wanderten meine Finger langsam zu meinen Lippen. Die Lippen die vor ein paar Sekunden noch mit Sahira's verschmolzen waren. Ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, stand einfach nur wie erstarrt an der Stelle an der Sahira mich stehen gelassen hat.
Ich wusste nicht wo sie hingegangen war, ob sie wieder kommen würde, ob sie sauer war oder wieso sie das getan hatte. Doch ihr selbstgefälliges Grinsen das sie mir nach dem Kuss geschenkt verriet mir dass sie das nur getan hat um mir ebenfalls eins auszuwischen. Und durch meine Reaktion war mehr als offensichtlich gewesen das ihr das gelungen war.

Mit den Fingerspitzen fuhr ich mir sachte über meine Lippen. Aus meinem kleinen Spiel wurde von einer auf die andere Sekunde ernstzunehmende Gefühle. Gefühle die ich vorher schon in ihrer Nähe hin und wieder wahrgenommen habe. Aber nicht in diesem Ausmaß. Nicht so stark und vorallem haben sie mich nie so erschlagen wie diesesmal.

Ich muss Minuten lang an der Selben stelle verharrt haben bis ich endlich wieder zu Sinnen kam. Sahira war schon lange weg. Wahrscheinlich ist sie zu ihrem Apartment gelaufen. Ich zückte mein Handy und im selben Moment fiel mir ein dass ich ja garnicht ihre Nummer habe. Dann muss ich wohl zu ihrem Apartment laufen. Aber was soll ich dort? Was erwartet mich dort? Was soll ich ihr schon groß sagen? Sie muss ohne zweifel bemerkt haben das ich ihren Kuss erwiedert habe. Meine Reaktion auf ihren Kuss hatte mich selbst schockiert. Wahrscheinlich wollte sie mir nur eins auswischen für die Aktion die ich kurz davor gebracht habe. Wer hätte schon wissen können das ich SO auf ihre Nähe reagiere.

Ich beschloss mein Glück zu versuchen und sie in ihrem Apartment aufzusuchen. Ich konnte das zwischen uns nicht so stehen lassen. Ich wusste nicht warum aber es stört mich dass meine Reaktion auf ihr Handeln um einiges stärker und offensichtlicher war als ihre. Ich wollte dieses Missverständnis beseitigen. Obwohl war es denn ein Missverständnis? Nein es war keines, ich hatte meinen Körper wirklich nicht mehr unter Kontrolle gehabt als sie mir so nahe kam aber dass muss sie ja nicht unbedingt wissen. Verärgert knirschte ich mit den Zähnen. Diese plötzlichen Gefühle zu ihr und mein total unkontrolliertes Verhalten machten mir sorgen.
Langsam drehte ich mich in die Richtung in die sie verschwunden war und machte mich auf den Weg zu ihrem Apartment. Keine Ahnung was mich dort erwarten würde und was meine Erklärung für mein Affiges verhalten sein würde, ich werde es einfach auf mich zukommen lassen.


~Sahira's Sicht~

Wie nicht anders zu erwarten hatte ich mich mal wieder verlaufen. "Aish dass darf doch nicht wahr sein" fluchte ich.
Seoul war definitiv zu groß und unübersichtlich für mich. Ich war mir sicher das mein Apartment in dieser Richtung liegen würde. Vielleicht bin ich aber auch irgendwo falsch abgebogen.

Nach eineinhalb Stunden war ich dann endlich bei meinem Apartment angelangt. Ich zückte mein Schlüssel und wollte die Tür aufschließen. Zu meiner Verwunderung war sie aber schon einen Spalt weit geöffnet. Hatte ich etwa vergessen sie abzuschließen?
Panik begann sich in mir breit zu machen. Was ist wenn jemand wärend ich weg war eingebrochen ist? Mir gehört die Wohnung doch garnicht. Vorsichtig stieß ich die Tür ein Stück auf und spickte hinein. Es war niemand zu sehen.
Leise setzte ich einen Fuß vor den anderen und sah mich um. In meinem Augenwinkel nahm ich plötzlich eine Gestalt auf dem Sofa war. Mein Herz setzte für ein einen Moment aus und ich drehte Ruckartig meinen Kopf in Richtung Sofa.
"Ich bins nur" sagte eine vertraute Stimme lässig. Erleichtert atmete ich aus als ich Yong Guks Stimme erkannte. Er saß auf dem Sofa mit einem Buch vor seinem Gesicht weshalb ich ihn erst nicht erkennen konnte.
"Yong Guk? Was machst du hier? Wie bist du reingekommen?" fragte ich empört über sein unhöfliches verhalten.
"Deine Tür war nicht abgeschlossen kleine. Und ich warte hier auf dich" erwiederte er ohne sein Blick von dem Buch abzuwenden.
Ich starrte ihn immer noch böse an. Wie er immer auf unnahbar und cool machen muss. Plötzlich musste ich schmunzeln.
"Sag mal liest du?"- fragte ich ihn.
"Nach was siehts denn aus?" er sah immer noch nicht von seinem Buch auf.
"Hmm okay das Buch muss ja sehr spannend sein hm?" ich lief langsam auf ihn zu.
"Mhm..."-
"So spannend dass du noch nicht mal merkst du du es falsch herum hälst" kicherte ich. Ich stüzte meine Arme an beiden Lehnen des Sofas ab so dass ich direkt vor ihm Stand und nahm ihm das Buch aus der Hand. Er errötete als mein Gesicht plötzlich so nah vor seinem war. Ich drehte das Buch um so das er das Cover sehen konnte.
"Das steht auf dem Kopf...wie hast du denn Lesen gelernt?" fragte ich belustigt.
Er sah zum Buch und dann wieder zu mir. Sein Blick war voller Verwirrung, scheinbar wusste er garnicht was ich von ihm wollte.
"Yah, lass mich doch lesen wie ich will" er schnappte nach dem Buch und knallte es neben sich auf einen kleinen Tisch.
Man konnte sichtlich erkennen das ihm das gerade super peinlich war, und er versuchte es einfach zu überspielen.
Er setzte sich aufrecht hin so das unsere Gesichter noch näher waren. Doch jetzt wirkte er Selbstbewusster und beherrschter.
Und diesmal war ich diejenige die unsicher wurde. Ich hatte mir heute schon eindeutig zuviel zugetraut. Er spürte meine Unsicherheit sofort und setzte ein selbstsicheres Grinsen auf.
"Wo warst du solange?" fragte er schließlich. Verdutzt sah ich ihm in die Augen. Ich hatte jetzt alles erwartet aber nicht dass. Und habe ich da etwas Besorgnis und Sehnsucht in seinen Worten herrausgehört.
Von einem auf den anderen Moment war mein ganzes Selbstbewusstsein das vorhin noch so groß war wie weggeblasen.
"I-ich h-habe mich verlaufen" murmelte ich unsicher was er darauf sagen würde.
Er nickte Verständnis voll. "Das passiert dir öfter huh?"- neckte er mich, aber gleichzeitig sah er auch aus als würde er über etwas nachdenken.
Ich wusste nicht was ich erwiedern sollte, zudem war seine Nähe plötzlich kaum noch erträglich. Wie konnte ich ihn vorhin Küssen wenn ich jetzt schon bei seiner bloßen Nähe anfange sprachlos zu werden.
Ich nickte deshalb nur leicht. Er lehnte sich wieder zurück und kramte etwas aus seiner Hosen. Ich stellte mich wieder in eine aufrechte Position und wollte mich gerade von ihm abwenden als er mir etwas entgegenstreckte. Überrascht sah ich in seine Hand in dem er mir sein Handy entgegenstreckte.
Fragen sah ich ihm ins Gesicht.
"Nimm.."-
Ich sah ihn weiterhin nur skeptisch an. Genervt nahm er meine Hand und legte sein Handy hinein.
"Deins funktioniert hier ja nicht..also nimm einfach meins" sagte er daraufhin.
"Woher weist du das?" ich schaute ihn verdattert an.

Er blickte zu dem kleinen Wohnzimmertisch auf dem mein Handy lag. "Habs vorhin mal ausprobiert"- erklärte er.
Ich blickte von meinem Handy zu ihm und wieder zurück. Mein Blick verdunkelte sich etwas.
"Yaaah wieso gehst du einfach an meine Sachen? Erst kommst du einfach in meine Wohnung, dann durchstöberst du mein Handy? Was nooooch?"- gereizt schaute ich wieder zu ihm.
Er erhob sich vom Sofa. "Und du?"- er begann zu grinsen. "Du küsst mich einfach und lässt mich auf der Straße stehn" entgegnete er mir.
Ich wurde rot als er mich daran erinnerte. Wieso musste er gerade jetzt wieder damit anfangen?
"Lenk nicht vom Thema ab, immerhin ist das hier meine Privatsphäre in die du eindringst" brummelte ich.
"Und meine Lippen sind keine Privatsphäre oder was?" fragte er herausfordern und ohne dieses blöde Grinsen abzulegen.
Sein grinsen wurde immer breiter als ich nicht antwortete und stattdessen immer mehr meinen Blick beschämt senkte.
Er fing an zu lachen und wuschelte mir über den Kopf. "Und keine sorge ich hab deine Handy nicht durchstöbert. Ich habe es noch nichtmal entsperrt. Ich hab es einfach nur kurz aufleuchten lassen und gesehen dass du hier kein Empfang hast, dass ist alles."
Ich seufze kurz. "Ich kann das nicht annehmen" entgegnete ich ihm.
"Natürlich kannst du. Guck du hälst es schon in deiner Hand"-
Ich sah ihn weiterhin skeptisch an. "Das ist dein Handy du brauchst es doch sicherlich!" er ist immerhin ein Idol und muss erreichbar sein.
Er nickte "Ja ich brauche es um Leute zu erreichen z.B. wenn ich mir Sorgen mache und wissen will wo die Person ist" sagte er jetzt in etwas ernsterem Ton.
Ich streckte ihm das Handy wieder entgegen. "Na also dann hat sich dass ja geklärt"-
Er schnaufte genervt. "Damit mein ich dich du Nuss. Du warst es die ich vorhin nicht erreichen konnte weil du kein Handy hast. Ich hab noch ein zweites im Dorm. Das hier ist nur mein privates Handy, damit mach ich sowieso nicht viel, also nimm es" seine Stimme klang mittlerweile fast flehend.

Er hatte sich sorgen um mich gemacht? Ich senkte meinen Arm wieder und nickte.
"Aber nur solange ich in Seoul bin, wenn ich Abreise bekommst du es wieder" entgegnete ich. Er verdrehte die Augen und nickte.
Ich setzte mich auf die Couch und mein Blick wanderte zur Uhr. Ich hatte garnicht gemerkt wie spät es mittlerweile schon war. Yong Guk folgte meinem Blick und streckte sich.
"Es ist schon spät, ich muss langsam los" sagte er. Nervös spielte ich an meinen Fingern.
"Ich schreib dir wenn ich im Dorm bin, dann hast du meine Nummer" sagte er und wollte schon richtung Tür gehen.
"Y-Yong Guk?" es kam nur im Flüsterton über meine Lippen doch er hörte es trotzdem. Fragend drehte er sich wieder zu mir. Ich blickte nervös auf meine Finger die ich immer noch nicht stillhalten konnte.
"Äh also...weist du..ich.." brachte ich mühsam hervor.
Ungedulig schaute er mich an.
"Könntest du vielleicht...ehm..heute..Nacht bei....-bei mir bleiben?"- ich hob meine Hand und kratze nervös an meinem Hinterkopf, ohne ihn dabei anzusehen.
Er sah mich ungläubig an und sofort bereuhte ich es dass ich diese Frage gestellt habe.
"Neein nein, versteh mich nicht falsch, es ist nur so...jetzt wo ich gemerkt habe wie leicht es ist für jemanden in meine Wohnung zu gelangen.., da hab ich ein bisschen Angst so ganz alleine".
Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. Er nickte verständnisvoll und überlegte kurz. Danach streckte er ohne ein Wort seine Hand aus. Verwirrt sah ich auf seine Hand.
"Handy" sagte er bloß. Ich überreichte ihm sein Handy und er wählte schnell eine Nummer.
"Zelo? Ja ich bins. Is mir scheiß egal obs Stress gibt, ich wollte nur bescheid sagen dass ich erst morgenfrüh wieder komme. Zu den Proben bin ich rechtzeitig da, versprochen. Sag ihm er soll sich nicht so aufregen was ist schon dabei? Heute Abend wäre sowieso nichts mehr gelaufen."
Er diskutierte noch eine Weile mit Zelo bis er schließlich auflegte. Besorgt sah ich ihn an, doch er schenkte mir bloß ein Lächeln.
"Geht klar"- sagte er. Und Erleichtung machte sich in mir breit, wobei ich auch ein bisschen nervös wurde wenn ich an die anstehende Nacht mit Yong Guk dachte.