Neuanfang?

Tell me what to do

Was tat ich hier eigentlich? Wieso hatte ich mich darauf eingelassen bei dieser blöden TV-Show mit zu machen? Ich konnte wirklich nicht glauben das Minho mich dazu überredet gekriegt hatte. Doch jetzt kam ich nicht mehr aus der Sache raus. Ich hatte ihm schon versprochen, dass ich kommen würde. Deswegen saß ich jetzt gerade auch in der U-Bahn auf dem Weg zum Fernsehsender. Schon die ganze Zeit überlegte ich, wie ich auf meinen ehemaligen Sandkastenfreund reagieren sollte. Immerhin hatte er mich, nachdem er mit SHINee berühmt geworden war, einfach fallen gelassen. An sich wusste ich, das ich heute so tun musste, als sei alles in Ordnung und als sei nie etwas zwischen uns vorgefallen. Doch so einfach war das nicht. Er hatte mich wirklich sehr verletzt, das konnte ich nicht einfach so vergessen. 

An meinem Ziel angekommen, verließ ich die U-Bahn und suchte nach dem richtigen Ausgang. Dieser war Gott sei Dank auch recht schnell gefunden. Nun stand ich vor diesem riesigem  Gebäudekomplex und versuchte mein aufgeregt schlagendes Herz zu beruhigen. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich mich jetzt doch langsam sputen sollte, immerhin musste ich mich doch noch ein wenig her richten. Ich betrat also das Gebäude und lief zu dem Schreibtisch, welcher vor den Aufzügen stand. Eine Angestellte nahm meine Daten auf, reichte mir ein kleines Schild, welches ich mir um den Hals hängte und erklärte mir den schnellsten Weg zu meinem Ziel. Nachdem sie mit der Erklärung zu Ende war, machte ich mich noch immer aufgeregt auf den Weg.
Kurz vor meinem Ziel kamen mir wieder schreckliche Zweifel. Ich wusste nicht, wie ich auf Minho reagieren sollte. Sollte ich einfach in den Raum gehen und ihn begrüßen, als sei nichts gewesen? Konnte ich das überhaupt? Er hatte mir mehr bedeutet als ihm klar gewesen war. Das er mich so sehr verletzt hatte, war ihm wahrscheinlich auch nicht klar gewesen. Ich atmete tief durch, drehte mich um und lief wieder zu den Aufzügen. Wieder dort angekommen wollte ich eigentlich nach unten fahren, mich so schnell ich konnte aus dem Staub machen und so tun, als sei ich nie hier gewesen, doch natürlich kam alles anders. 

Die Aufzugtüren öffneten sich und anstelle eines leeren Aufzuges, sah ich fünf Männer vor mir. Sie unterhielten sich und verließen den Aufzug, einer von ihnen blieb jedoch wie angewurzelt stehen. Seine dunklen Augen musterten mich mit vorsichtiger Neugier. 
„Minho, wo bleibst du denn?“, fragte Onew, nachdem ihm aufgefallen war, dass ein Bandmitglied fehlte. Der Angesprochene blinzelte schnell verwirrt, ehe er meinte: „Hyung, ich komme gleich, geht schon mal vor.“
Seine Freunde drehten sich um und schauten ihn verwundert an. Dann jedoch sahen sie mich und nickten verstehend. 
„Ist ok. Lass' dir aber nicht zu viel Zeit. Wir sind so oder so schon ein wenig spät dran“, meinte der Leader. 
„Ich brauche nicht lange“, meinte Minho. 

Der Rest der Band lief weiter und ließ uns allein. Zwischen uns herrschte drückende Stille. Keiner von uns beiden brachte ein Wort heraus.  Was hätten wir auch sagen sollen? Es war so viel passiert seit wir uns das letzte mal gesehen hatten. Ich atmete tief ein und räusperte mich: „Hallo Minho.“
„Hallo Mina. Schön dich wieder zu sehen. Es ist lange her...“
„Ja, das ist es“, murmelte ich. 
„Du... Du siehst gut aus.“
„Danke, du auch.“, nuschelte ich. 
„Ähm.. Ich, du... hmmh....“, druckste er. 
„Wir sollten los. Es ist schon spät“, meinte ich. Ich wollte so schnell wie möglich diesem unangenehmen Gespräch entkommen. 
„Stimmt“, meinte er. 
Wir liefen schweigend nebeneinander her. Die Stimmung zwischen uns war merkwürdig angespannt. Was hatte ich auch anderes erwartet? Das wir uns sahen und plötzlich alles wieder war wie vorher? War doch klar gewesen das, dass nicht der Fall sein würde. Wieso also fühlte ich mich so enttäuscht?  

Wir betraten die Garderobe. Die Jungs saßen alle schon vor ein paar Spiegeln und wurden für die Show fertig gemacht. Als wir die Tür hinter uns schlossen schauten alle in unsere Richtung. 
„Willst du uns nicht vorstellen?“, fragte Key nach einem kurzen Schweigen. 
„Ähm, natürlich. Das ist meine alte Kindheitsfreundin Seo Mina. Mina, das sind...“, begann Minho, doch ich unterbrach ihn. 
„Ich glaube ich kenne eure Namen bereits ziemlich gut. Wer kennt euch nicht?“, scherzte ich: „Tut mir Leid wenn ich ein wenig unhöflich wirke, aber ich muss mich noch fertig machen und so langsam wird die Zeit doch ein bisschen knapp.“
„Schon in Ordnung. Wir können nachher noch ein bisschen reden und uns besser kennenlernen.“, meinte Onew. 
Ich nickte und fragte: „Wo kann ich mich denn umziehen?“

Eine der Stylistinnen zeigte auf eine Ecke, in welcher ein Vorhang angebracht war. Ich nickte schnell und lief in die provisorische Umkleidekabine. Ich zog die Vorhänge zu und begann mich meiner Kleidung zu entledigen. Obwohl ich nicht so genau wusste warum, begann ich leise zu weinen. Nie hätte ich gedacht, dass es mich so mitnehmen würde ihn wieder zu sehen. Nie hätte ich gedacht, das es mich so enttäuschen würde, zu sehen was aus uns geworden war. Wir konnten ja nicht mal zwei normale Sätze miteinander wechseln. Während ich mir das Kleid, welches ich extra für die Aufnahme heute gekauft hatte, anzog, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und beschaute mich in dem kleinen Standspiegel, welcher im Eck der Umkleidekabine stand. Normalerweise trug ich keine Kleider, doch meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich im Fernsehen ein Kleid tragen musste. Es bringe meine Figur zur Geltung meinte sie. Ich war mir nicht sicher ob sie damit Recht hatte. Doch was brachte es. Das Kleid an sich war wirklich hübsch. Es fiel locker, hatte jedoch an der Taille einen Gürtel, wodurch eine Figur tatsächlich gut zur Geltung kam. Um mich selbst etwas wohler zu fühlen trug ich jedoch eine Strumpfhose. Ich brauchte wenigstens ein bisschen Stoff an den Beinen, um mich nicht nackt zu fühlen. Als ich fertig umgezogen war und noch ein Mal sicher gegangen war nicht verheult auszusehen, trat ich aus der Umkleide. 

Mittlerweile hatten sich auch die anderen Kindheitsfreunde der Bandmitglieder eingefunden. Sie unterhielten sich freundlich miteinander und schenkten mir daher keine große Beachtung. An sich war ich darüber sehr froh. So konnte ich mich voll und ganz meinem Make-up widmen.  Ich suchte mir einen freien Spiegel und begann mit meiner Arbeit. Gerade als ich meinen Eyeliner ziehen wollte, merkte ich, wie jemand hinter mich trat. Ich ließ mich davon jedoch nicht ablenken. Einen versauten Lidstrich konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. 
„Hi, ich bin Taemin.“, meinte der Mann hinter mir. 
„Nett dich kennen zu lernen“, meinte ich, nachdem ich mit meinem Augenmake-up fertig war. 
„Du bist also Minhos Kindheitsfreundin? Er hat uns schon einiges von dir erzählt“, erzählte Taemin freundlich lächelnd. 
„Hat er das?“, fragte ich überrascht. 
„Das hat er. Er hat uns aber nie erzählt, wie hübsch du bist.“, sagte Taemin noch immer lächelnd. Versuchte er gerade mit mir zu flirten? Das bildete ich mir bestimmt nur ein. Ich lächelte einfach nur schüchtern und meinte: „Das wäre ja auch gelogen gewesen.“
Noch bevor Taemin weiter mit mir sprechen konnte, kam Minho zu uns und meinte: „Mina, kann ich bitte kurz mit dir sprechen?“ 

Ich schaute ihn misstrauisch an, stimmte jedoch zu. Wir verließen den Raum und suchten uns einen ruhigen Ort. 
„Mina, ich wollte dir noch Mal danken, dass du gekommen bist. Ich weiß ich habe mich die letzten Jahre dir gegenüber nicht gut verhalten.“, entschuldigte er sich. 
„Kannst du mir wenigstens einen Grund für dein Verhalten nennen? Wir standen uns so nahe. Du hast von einem auf den anderen Tag einfach jeden Kontakt abgebrochen.“, verlangte ich nach einer Erklärung. 
„Ich kann dir das jetzt nicht erklären.“, druckste Minho: „Aber ich habe nicht vor das noch ein Mal passieren zu lassen. Versprochen.“
„Ich habe so ein Versprechen schon ein Mal von dir bekommen.“, konterte ich: „Wieso solltest du es jetzt halten?“ 
„Auch ich kann mich ändern“, meinte er. Ich schaute ihn wieder misstrauisch an: „Du kannst mir nicht mal sagen was damals der Grund für dein Verhalten war, aber ich soll dir jetzt einfach so glauben, dass alles wieder so werden soll wie früher?“
„Das wird es nicht. Meinst ich weiß nicht, das dafür zu viel passiert ist? Ich bin nicht dumm“, sagte Minho mit hängenden Schultern: „Ich würde gerne neu anfangen.“
Ich seufzte schwer. Wieso bedeutete mir dieser Mann nur so viel? Wieso hatte ich es nicht geschafft ihn komplett aus meinem Herzen zu verbannen? 
„Wir können es ja mal versuchen.“, murmelte ich. 
„Danke, du weißt gar nicht was für eine Freude du mir damit machst.“, meinte Minho. 
Ich lächelte nur und meinte: „Lass uns einfach wieder zurück zu den Anderen. Langsam wird mir hier doch ein wenig kalt.“

Wir begaben uns also wieder zurück zu den anderen. Doch anders als zuvor herrschte zwischen uns kein Schweigen. Wir unterhielten uns und versuchten all die Jahre wieder aufzuholen. Auch wenn wir beide wussten, dass ein Neuanfang schwer werden würde, wollten wir versuchen unserer Freundschaft wieder leben ein zu hauchen. Ich hoffte wirklich sehr, dass dies nicht einfach nur eine von Minhos Phasen war und wir wirklich wieder gute Freunde werden konnten. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, er hatte noch immer einen speziellen Platz in meinem Herzen, welchen er wahrscheinlich auch nie verlieren würde.

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Comments

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Shurracaro #1
Chapter 8: Oh man deine Geschichte ist soooo genial! Mein Herz rast richtig. Ich freu mich sehr die nächsten Kapitel zu lesen ❤