Ein Tag und viele Treffen

Tell me what to do

Seit dem Drehtag waren schon zwei Wochen vergangen. In diesen zwei Wochen hatte Minho sein Versprechen tatsächlich gehalten und regen Kontakt mit mir gehalten. Wir schrieben uns regelmäßig Nachrichten und alle paar Tage telefonierten wir. Doch nicht nur Minho stand in ständigem Kontakt zu mir, sondern auch Taemin. Zwar war der Kontakt zu ihm nicht ganz so häufig und regelmäßig wie zu Minho, jedoch waren wir mittlerweile doch ziemlich eng miteinander geworden. Natürlich freute ich mich darüber den Kontakt zu den beiden Sängern halten zu können, jedoch brachte es auch einige Nachteile mit sich.
Seit die Show vor ein paar Tagen ausgestrahlt worden war, konnte ich mich in meinem Freundeskreis gar nicht mehr vor Nachfragen retten. Niemand hatte von meiner Verbindung zu Minho gewusst. Wieso hätte ich es ihnen auch erzählen sollen? Immerhin hatte ich geglaubt unsere Freundschaft sei beendet. Jetzt da sie langsam wieder aufblühte, war die ungewollte Aufmerksamkeit, die ich dadurch erhielt, natürlich nicht unbedingt hilfreich. Doch was sollte ich machen? Den Kontakt zu Minho wieder abbrechen? Niemals würde ich so etwas tun. Da nahm ich lieber in kauf von meinen Freunden über ihn ausgequetscht zu werden. Das Interesse würde in wenigen Tagen wahrscheinlich wieder nach lassen.

„Du bist Mina oder?“, hörte ich jemanden neben mir sagen. Ich schaute verwirrt auf. Normalerweise sprachen mich keine neuen Menschen an. Vor allem nicht direkt vor einer Vorlesung. Neben mir stand eine sehr kleine Frau. Selbst für koreanische Verhältnisse war sie wirklich klein geraten. Doch dafür hatte sie ein sehr hübsches Gesicht.
„Ja, das bin ich.“, meinte ich höflich.
„Ich bin Seoyoung. Ist der Platz neben dir noch frei?“, stellte sie sich vor.
„Klar. Setzt dich.“, meinte ich und deutete auf den Platz neben mir.
Die junge Frau setzte sich und packte ihren Laptop aus. Nachdem sie die Maschine hochgefahren hatte, drehte sie sich zu mir und meinte: „Ich weiß, ich bin wahrscheinlich gerade wirklich unhöflich, aber eine von meinen Freundinnen hat dich im Fernsehen gesehen. Sie meinte du seist mit SHINee befreundet.“
Ich seufzte und verdrehte die Augen: „Naja, nicht mit SHINee. Mit Minho.“
„Wie schon gesagt. Es tut mir Leid. Ich will wirklich nicht unhöflich sein. Aber meine Freundin ist nun mal ein riesen Fan. Und was tut man nicht alles für seine Freunde.“, entschuldigte sich Seoyoung.
„Ja, was tut man nicht alles für sie“, stimmte ich ihr zu: „Ich finde das ja alles total affig. Ich meine, vor der Show hat es doch auch keinen Interessiert mit wem ich befreundet bin. Jetzt plötzlich machen alle so einen Wind darum.“
„“Du hast Recht. Aber ich kann den Leuten auch nicht verübeln, dass sie neugierig sind.”, begann Seoyoung zu erklären: „Wann hat man schon mal die Möglichkeit näher an ein Idol ran zu kommen?“
„Durch mich ganz bestimmt nicht. Minho vertraut mir, das würde ich nicht durch das Weitergeben seiner Kontaktdaten oder Geheimnisse kaputt machen“, meinte ich energisch.
„Das hat doch bestimmt keiner von dir verlangt.“, fragte Seoyoung.
„Du wirst gar nicht glauben was man mich alles gefragt hat.“, begann ich verärgert: „Hat Minho eine Freundin? Wo ist der SHINee Dorm? Wie sieht der Shedule der Jungs aus? Kannst du mich den Jungs vorstellen? Und so weiter und so weiter.“
„Nimm dir das nicht so zu Herzen. Das vergeht bestimmt wieder“, meinte Seoyoung einfühlsam.
Ich schaute sie dankbar an und meinte: „Das glaube ich auch. Tut mir übrigens Leid, dass du jetzt alles abbekommst, obwohl du eigentlich nichts getan hast. Das alles auch noch bei unserem ersten Treffen.“
„Das macht nichts.“, entgegnete Seoyoung: „So lernt man sich doch gleich ein bisschen besser kennen.“
Ich lächelte nur freundlich und wandte dann meine Aufmerksamkeit nach vorne. Der Professor hatte den Raum betreten und würde gleich mit seiner Vorlesung anfangen. Schnell öffnete ich ein neues Dokument und meinen Messanger an meinem PC. Zwar waren die Vorlesungen dieses Dozenten sehr interessant, jedoch nicht so interessant, als das ich ihm ganze zwei Stunden aufmerksam zuhören könnte.

Kaum hatte ich meinen Messanger geöffnet, poppte eine Nachricht von Taemin auf.

^Hast du heute Abend Zeit?^

^Klar, wieso?^

^Wie wäre es wenn wir tanzen?^

Sofort begann mein Herz schneller zu schlagen. Ich würde heute mit Taemin tanzen. Mit leicht zitternden Händen stimmte ich in sein Angebot ein. Ich freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Am liebsten wäre ich aufgeregt auf uns ab gehüpft. Taemin sagte mir noch, wo wir uns treffen würden, ehe er zu einer Aufnahme musste. Ich schloss das Chatfenster und konnte mein Glück kaum fassen. Auf die Vorlesung konnte ich mich jetzt natürlich nicht mehr konzentrieren. Viel zu groß war die Aufregung und Vorfreude. In meinem Kopf begann ich mein Tanzoutfit zu planen. Doch mit einem Mal sackte mir mein Herz in die Hose. Heute hatte ich auch mein Club treffen. Unsere Leaderin würde mich zur Schnecke machen, wenn ich nicht kommen würde. Am besten würde ich nach der Vorlesung persönlich mit ihr sprechen. So konnte ich Missverständnisse vermeiden. Sollte ich ihr sagen, dass ich mich mit Taemin treffen würde? Am besten wäre, wenn ich es geheim hielt. Nachher würde sie das alles doch missverstehen. Schnell schrieb ich unserer Clubleaderin eine Nachricht und lud sie auf einen Kaffee ein. Nachdem ich ihre Zusage erhalten hatte, versuchte ich mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Natürlich klappte das nicht so wie ich wollte. Dann würde ich mir wohl oder übel die Folien alle noch mal anschauen müssen.

Am Ende der Vorlesung packte ich meine Sachen weg und versuchte so schnell ich konnte aus dem Saal zu kommen. Seoyoung jedoch hielt mich auf: „Mina, wie wäre es wenn wir zusammen einen Kaffee trinken gehen? Ich lade dich auch ein.“
„Tut mir Leid, aber ich habe schon eine Verabredung. Ein anderes Mal.“, meinte ich und quetschte mich an ihr vorbei.


An der frischen Luft schaute ich schnell noch ein Mal auf die Uhr und stellte fest, dass ich tatsächlich schon zu spät war. Wieso hatte ich mich auch so früh mit unserer Leaderin verabredet? Eine halbe Stunde später hätte doch auch noch gereicht. Das kam davon wenn man sein Gehirn nicht einschaltete. Ich rannte also wie eine Geisteskranke quer über den Campus zum vereinbarten Treffpunkt. Natürlich war ich zu spät. Yejin wartete bereits vor dem Café auf mich. Als sie mich sah winkte sie mir zu und rief: „Mina, du bist zu spät.“
„Ich weiß Seonbae, es tut mir Leid. Ich hab mich in der Zeit verschätzt und der Professor hat überzogen.“, entschuldigte ich mich.
„Ist in Ordnung. Lass uns rein gehen.“, meinte Yejin und betrat das Café.
Ich folgte ihr. Drinnen angekommen ging ich zum Tresen und fragte: „Was möchtest du trinken?“
„Einen Eisamericano.“, meinte sie: „Bestell schon mal, ich suche und einen Sitzplatz.“
Schnell bestellte ich und ging dann mit dem kleinen Buzzer in den zweiten Stock des Cafés. Yejin hatte sich einen Platz am Fenster ausgesucht. Ich setzte mich zu ihr und merkte, dass ich doch leicht nervös war. Yejin war dafür bekannt es nicht zu mögen, wenn Leute ihre Clubaktivitäten vernachlässigten. Dieses Semester hatte ich bisher nichts anderes getan.
„Lass mich raten, du kannst heute nicht zum Training kommen“, meinte Yejin, sobald ich mich gesetzt hatte.
„Woher weißt du das?“, fragte ich verwirrt.
„Mina, du nennst mich nur Seonbae wenn du was verbockt hast.“, meinte Yejin lachend.
Ich seufzte und konnte nicht anders als lachen. Mittlerweile kannte sie mich einfach zu gut: „Stimmt.“
„Mina, wenn es etwas mit dieser komischen Show auf sich hat, kann ich dir versichern, dass ich nicht zulassen werde, das dich irgendwer war fragt. Wir sind ja kein Kaffeekränzchen, sondern ein ernst zu nehmender Club. Wenn die niedrigeren Semester über Idols quatschen wollen, sind sie bei mir falsch.“, versicherte sie mir und legte ihre Hand auf meine. Ich lächelte sie dankbar an. Ehe ich ihr antworten konnte, vibrierte unser Buzzer. Ich stand schnell auf, ging nach unten und holte unsere Bestellung. Als ich wieder zu unserem Platz kam, schaute Yejin noch immer ernst drein. Ich gab ihr ihren Kaffee, von dem sie einen kleinen Schluck nahm, ehe sie meinte: „Wirklich, du musst heute kommen.“

„Yejin, das ist wirklich nicht möglich. Es liegt auch nicht an der Show. Ich habe einfach einen anderen Termin.“

„Mina, ich kenne dich jetzt schon eine ganze Weile. Tanzen war dir immer so wichtig. Aber dieses Semester wirkt es, als hättest du alle Freude daran verloren. Ich mache mir nur Sorgen. Ich wollte dir eigentlich den Club überlassen, nachdem ich meinen Abschluss gemacht habe. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.“

Ich wusste nicht was ich darauf hätte sagen können. Ich hatte gewusst, dass Yejin viel von mir hielt. Jedoch hatte ich nicht geahnt, dass sie mich zur neuen Clubleaderin hatte machen wollen. Ich nippte an meinem Getränk um meine Antwort herauszögern zu können. Doch irgendwann warf mir meine Clubleaderin einen wütenden Blick zu und meinte: „Mina jetzt antworte mir bitte ehrlich. Willst du überhaupt Leader werden?“

Ich dachte kurz nach und meinte: „Ich glaube nicht.“

Yejin schaute mich enttäuscht an und meinte: „Das habe ich nicht erwartet.“

„Es liegt nicht daran, dass mir nichts am Club liegt. Ich liebe den Club und das Tanzen und das weißt du. Ich glaube nur nicht, dass ich in der Lage wäre den ganzen Laden zu schmeißen.“, hängte ich schnell als Erklärung an. Doch das schien nicht viel zu bringen. Yejin schaute auf ihr Handy und meinte: „Ich hab noch was vor. Mach einfach was du willst.“

 

Mit diesen Worten stand sie auf, nahm ihre Sachen und verschwand. Ich blieb sitzen und schaute ihr hinterher. Mir war klar, dass sie keinen anderen Termin hatte. Sie wollte mich gerade einfach nur nicht mehr sehen. Verübeln konnte ich es ihr nicht wirklich. Zwar dachte ich, dass sie ein wenig überreagierte, jedoch wusste ich auch, dass ihr der Club sehr viel bedeutete. Sie hatte ihn selbst aufgebaut und viel Zeit, Schweiß und Tränen hineingesteckt. Jetzt wo ihr nur noch so wenig Zeit blieb, fiel es ihr schwer los zu lassen. Das dann auch noch diejenige, der sie die Leitung des Clubs überlassen wollte, einfach nicht so wollte wie sie, verletzte sie sehr. Doch was konnte ich tun? Ich war einfach keine Leaderin. Ich versuchte die negativen Gefühle, welche dieses Gespräch verursacht hatte ab zu schütteln. Ich wollte das Positive sehen. Bald würde ich Taemin treffen. Ich nahm noch einige Schluck von meinem Getränk, ehe ich mich entschloss, dass ich in diesem Café nur verrückt werden würde. Ich nahm also meine Sachen und machte mich auf den Heimweg.

 

In meinem Goshiwon angekommen warf ich meine Sachen auf mein Bett. Ich fuhr meinen Laptop hoch und öffnete meine Lieblingsplaylist. Während ich mich von der Musik berieseln ließ, beschaute ich mir meine Kleidung. Da ich in dem kleinen Zimmer keinen Platz für einen Kleiderschrank hatte, hingen die Kleider, die ich in meinem Goshiwon hatte, einfach nur an einer Kleiderstange. Viel hatte ich nicht hier. Immerhin verbrachte ich relativ jedes Wochenende bei meinen Eltern. Ich grübelte darüber, was ich heute tragen sollte. Auf jeden Fall etwas, in dem ich genug Bewegungsfreiheit haben würde. Sollte ich vielleicht ein Outfit zum Wechseln mitnehmen? Immerhin würde ich wahrscheinlich viel schwitzen, da konnten ein paar weitere Kleider nie falsch sein. Ich entschied mich letztendlich für eine Leggins und ein weites T-Shirt fürs Tanzen und eine Skinnyjeans und einen Pulli für danach. Weniger war wahrscheinlich doch mehr. Schnell packte ich die Sachen für nach dem Tanzen in meinen Rucksack und steckte auch noch ein bisschen Deo und Schminkzeug dazu. Immerhin musste ich nach dem Tanzen noch mal quer durch die Stadt fahren um nach Hause zu kommen. Da wollte ich nicht unbedingt verschwitzt in der U-Bahn sitzen. Nachdem ich mein Zeug fertig gepackt hatte, zog ich mich direkt fürs Tanzen. Danach setzte ich mich mit meinen Laptop aufs Bett und schaute auf Youtube noch ein paar Tanzvideos an. Sollte Taemin mich heute nach einem Tanz fragen, wollte ich nicht komplett unvorbereitet da stehen. Ein paar meiner liebsten Tänze hatte ich natürlich im Kopf, jedoch tanze ich diese meist mit meinen Freunden aus dem Tanzclub. Da wir uns alle schon ziemlich gut kannten, hatten wir bei einigen Tänzen recht viel Körperkontakt. Das wollte ich bei Taemin an sich erst mal vermeiden. Auf keinen Fall wollte ich, das einer von uns beiden sich wegen zu viel Nähe unangenehm fühlte.
Als es Zeit wurde zu gehen, schulterte ich meine Tasche, nahm mir meinen Kopfhörer und machte mich auf den Weg zur U-Bahn. Ich schrieb Taemin noch schnell eine Nachricht, in der ich ihm mitteilte, dass ich mich jetzt auf den Weg machte. Wie immer um diese Zeit war die Bahn brechend voll. Der Versuch ein bisschen Platz für mich zu gewinnen scheiterte kläglich, weswegen ich nun dicht an dicht mit allen möglichen Fremden im Abteil stand. Nach einigen Stationen konnte ich der Enge, dank dem Umsteigen, für einen kurzen Moment entkommen. Auch wenn ich nicht wirklich Lust hatte wieder in eine Bahn einzusteigen, beeilte ich mich durch die Gänge zu kommen. Zu spät kommen wollte ich nämlich auf keinen Fall. Viel zu sehr freute ich mich auf das Treffen mit Taemin. Die zweite Bahn war Gott sei Dank ein wenig leerer. Kein ungewollter Körperkontakt mit Fremden, welche Erleichterung. An meiner Endstation angekommen, hastete ich aus der U-Bahn und rannte die Treppen hinauf. Draußen angekommen orientierte ich mich schnell und lief dann los. So hatte ich dann wenigstens das Aufwärmen schon hinter mir und konnte direkt anfangen.
Als ich vor dem Gebäude angekommen war, in dem Taemin und ich uns treffen würden, prüfte ich mein Aussehen noch ein Mal in den verdunkelten Fensterscheiben eines Autos, das vor dem Gebäude stand. Meine Wangen waren vom Rennen leicht gerötet und ich hatte ein Grinsen im Gesicht, das selbst der Grinsekatze Konkurrenz gemacht hätte, doch ansonsten sah ich aus wie immer.
Plötzlich bewegte sich die Fensterscheibe und ich sprang nach hinten. Im Auto hatte doch tatsächlich jemand gesessen und mich die ganze Zeit beobachtet. Als die Scheibe komplett unten war, erkannte ich auch, wer mich da so erschreckt hatte. Im Auto saß ein verwirrt drein blickender Minho, der sich ein Schmunzeln über mich  nicht so ganz verkneifen konnte.
 „Du hast mich erschreckt“, murrte ich: „Wieso hast du dich nicht früher gemeldet?“
„Du sahst so süß aus, wie du dich in der Autoscheibe bewundert hast.“, meinte Minho grinsend: „Darf ich jetzt wissen wie es kommt, dass du hier bist? Hattest du etwa solche Sehnsucht nach mir? Dann ruf das nächste Mal besser vorher an...“; meinte Minho mit einem selbstgefälligem Lächeln auf den Lippen.
Bevor sein Ego ihn dazu brachte zu explodieren, unterbrach ich ihn: „Ich bin nicht wegen dir hier. Taemin hat mich zum Tanztraining eingeladen. Das du hier sein würdest war mir nicht klar.“
Minhos Mund klappte auf und sein Blick sah aus wie der eines kleinen Kindes, dem man gerade den weggenommen hatte: „Wie du triffst dich mit Taemin?“
„Ich habe dir doch erzählt das wir ausgemacht hatten und mal zu treffen.“, meinte ich verwirrt: „Wo wir grade dabei sind, ich sollte ihn schnell anrufen und ihm sagen das ich anekommen bin.“
„Warte“, rief Minho, als ich mein Handy aus der Tasche ziehen wollte: „Wieso hat mir keiner von euch was gesagt? Ich... Ich hätte vielleicht auch gerne beim Tanzen mitgemacht.“
Verwundert hielt ich inne und meinte: „Ich dachte Taemin hätte dir vielleicht was gesagt. Vielleicht  kannst du ja nachkommen oder einfach beim nächsten Mal mit tanzen.“
„Aber...“, wollte Minho sich weiter beschweren.
„Nichts aber“; schnitt ich ihm das Wort ab: „Wage es nicht mir jetzt die Vorfreude zu nehmen. Ich freue mich wirklich sehr darauf Taemin gleich zu treffen und Zeit mit ihm zu bringen. Da möchte ich dein beleidigtes Leberwurstgehabe nicht ertragen müssen.“
Minho schaute mich verletzt an, ehe sein Gesicht zu einer steinharten Maske wurde: „Wenn das so ist, solltest du deinen Liebling nicht warten lassen.“
„Minho, bitte ich will mich nicht mit dir streiten. Vor allem nicht wegen Taemin. Dafür bist du mir zu wichtig.“, lenkte ich ein, ehe sich das alles zu einem großen Streit entwickeln konnte.

„Wieso hast du mich dann nie gefragt ob ich etwas mit dir unternehmen möchte?“, fragte Minho beleidigt.

„Wieso hast du mich nicht gefragt. Hör mal, ihr Jungs habt einen Terminkalender der voller ist als voll. Es ist leichter wennd du mir einfach sagst wann du Zeit hast. So hat Taemin es gemacht. Nicht ich habe ihn gefragt ob er mich treffen will, sondern umgekehrt.“, erklärte ich genervt.

„Wirklich? Er hat dich gefragt?“, fragte Minho fassungslos.

Ja hat er.“, meinte ich: „Wo wir grade dabei sind, ich sollte jetzt wirklich weiter.“
Minho schaute mich verletzt an, meinte jedoch: „Kann ich dich dann vielleicht heute Abend zum Abendessen einladen?“
„Gerne. Sag mir einfach nur wann und wo wir uns treffen.“, antwortete ich fröhlich.
„Ich hole dich einfach von hier ab. Das ist leichter.“, entschied Minho.
„Also dann bist später“, verabschiedete ich mich: „Ich freue mich schon auf heute Abend.“
Minho grinste nur und meinte: „Ich mich auch. Jetzt beeil dich aber. Wir wollen unseren kleinen Tänzer nicht zu lange warten lassen.“
Ich nickte, drehte mich um und lief ins Gebäude. Während ich lief wählte ich bereits Taemins Nummer. Noch bevor ich dir Tür hätte öffnen können, nahm er meinen Anruf entgegen.
„Hallo Mina. Wo bleibst du denn?“, hörte ich seine Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Tut mir Leid, ich hab Minho unterwegs getroffen und wir haben uns ein wenig verquatscht. Ich bin jetzt aber im Gebäude.“, entschuldigte ich mich.
„Gut, dann warte in der Lobby, ich komm dich abholen“, meinte Taemin und legte auf.

Ich tat was er mir sagte und wartete auf ihn. Irgendwie fühlte ich mich dabei jedoch nicht ganz wohl. Ich stand da wie bestellt und nicht abgeholt, während die Dame am Empfangstresen mich abschätzend beäugte.

„Kann ich Ihnen helfen?“, rief sie nach einer Weile.

„Ich warte nur auf jemanden.“, antwortete ich.

„Das höre ich öfter. Solltest du eine von diesen Verrückten Fans sein, würde ich dir empfehlen zu gehen. Sonst muss ich den Sicherheitsdienst rufen“, riet mir die Empfangsdame.

„Ich habe wirklich eine Verabredung“, meinte ich eingeschüchtert.

„Das sagen sie alle“, erwiderte die Dame hinter dem Tresen: „Kannst du denn beweisen, dass du hier jemanden treffen wirst?“

„Er müsste gleich da sein“, erklärte ich und schaute nervös auf mein Handy. Wo blieb Taemin nur? Musste er erst nach Rom laufen um zu mir zu kommen? Die junge Frau seufzte nur und nahm ein Telefon in die Hand: „Ich rufe jetzt den Sicherheitsdienst.“

Genau in diesem Moment schlitterte Taemin um die Ecke. Er wirkte äußerst abgehetzt und atmete schwer. Sofort legte die junge Frau hinterm Tresen das Telefon weg und grüßte ihn. Er schenkte ihr jedoch keine Beachtung, sondern kam direkt auf mich zu.

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht warten lassen.“, entschuldigte sich Taemin.
„Schon ok.“, winkte ich ab: „Lass uns am besten direkt mit dem Tanzen anfangen. Du siehst aus, als hättest du das Aufwärmen schon hinter dir.“

Taemin nickte und meinte: „Klar. Lass mich nur schnell was trinken.“

 

Wir liefen gemeinsam an der Empfangsdame vorbei und ich konnte es mir nicht verkneifen ihr ein triumphierendes Grinsen zu zuwerfen. Ihr ungläubiger Gesichtsausdruck war wirklich zu köstlich.

Taemin führte mich durch ein Gewirr von Gängen und führte nebenher ein bisschen Smalltalk mit mir. Unterwegs hielten wir schnell an einem Wasserspender, an welchem wir unsere Trinkflaschen randvoll machten. Als wir den Proberaum endlich erreicht hatten, konnte ich mein Glück immer noch kaum fassen. Ich war in einem der offiziellen Proberäume von SM Entertainment. Ich war hier mit Taemin. Ich würde gleich mit ihm gemeinsam tanzen dürfen.

Im Raum warf ich meine Tasche direkt in eine Ecke, sodass sie nicht im Weg liegen würde. Danach schaute ich mich ein wenig um. An sich sah alles aus wie in jedem anderen Tanzstudio auch. Helle Böden, Spiegel, eine Stereoanlage.

„Wollen wir dann anfangen?“, fragte Taemin.

„Klar gerne. Gibt es was, das du gerne Tanzen würdest?“, meinte ich.

„Wie wäre es mit ein bisschen Impro? Ich würde gerne sehen was du so drauf hast.“, schlug er vor.

„Klar, bin dabei.“

Impro war zwar nicht unbedingt meine Stärke, jedoch stellte es auch kein Problem für mich dar. Taemin schloss sein Handy an die Stereoanlage an, während ich meine Arme und Beine ein wenig locker machte. Als die Musik erklang, versuchte ich alles auszublenden und mich einfach nur auf den Takt zu konzentrierten. Jedoch war ich so nervös, dass meine ersten Bewegungen sehr steif und unbeholfen waren.

„Nicht nervös sein“, flüsterte Taemin plötzlich in mein Ohr: „Ich beiße nicht.“

Ich zuckte kurz zusammen, ehe mir ein Schauer über den Rücken lief. Wie sollte ich denn locker werden, wenn er mich so erschreckte und dann auch noch solche Gefühle in mir auslöste? Er brachte mein Herz dazu schneller zu schlagen, ohne auch nur den kleinen Finger zu krümmen. Ich atmete also noch ein Mal tief ein und schloss meine Gedanken dann in den hintersten Teil meines Gehirns. Sie störten beim Improvisieren so oder so nur. Ich schloss die Augen, hörte nur noch die Musik und ließ mich fallen. 

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Comments

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Shurracaro #1
Chapter 8: Oh man deine Geschichte ist soooo genial! Mein Herz rast richtig. Ich freu mich sehr die nächsten Kapitel zu lesen ❤