Die Scheinwerfer waren auf uns gerichtet und die Kameras liefen. Vom Licht der Scheinwerfer wurde mir sehr schnell zu warm, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich saß Minho gegenüber, wenn ich mich recht erinnerte, saß Key Kindheitsfreund neben mir. Ich hatte nicht wirklich die Zeit gehabt mich mit allen Anwesenden hier zu unterhalten. Nachdem Minho und ich wieder in den Aufenthaltsraum gekommen waren, hatten wir und auch nur noch etwa zehn Minuten unterhalten, ehe die Produzentin der Show zu uns gekommen war, um uns zu erklären, wie heute alles ablaufen würde. Danach war es ein wenig hektisch geworden. Alle mussten fertig geschminkt und in Schale geworfen werden. So kam es, das ich, da ich bereits fertig war, auf einem Sofa saß und versuchte nicht im Weg zu sein. Irgendwann hatte sich Onew zu mir gesetzt und wir hatten uns ein wenig unterhalten, ehe wir auf die Bühne mussten.

Jetzt saßen wir also hier und schwitzten im Scheinwerferlicht. Die Hosts begrüßten uns freundlich. Sie stellten zunächst die Jungs von SHINee vor, ehe sie sich uns widmeten. Ich war die erste, die sich vorstellen musste. Leicht nervös meinte ich: „Hallo, ich bin Seo Mina und seit dem Kindergarten mit Minho befreundet. Zur Zeit studiere ich Medienwissenschaft im Hauptfach.“

„Ihr kennt euch wirklich schon seit dem Kindergarten?“, fragte einer der Hosts.

„An sich kennen wir uns schon länger“, meinte Minho: „Unsere Väter kannten sich vom Fußball, entsprechend haben wir von klein auf sehr viel Zeit miteinander verbracht.“

„Dann kennt ihr euch bestimmt sehr gut“, meinte der Host. Wieder war es Minho der antwortete. Sowohl ich, als auch der Host schauten ihn ein wenig genervt an. Es war klar, dass die Fragen eigentlich an mich gerichtet waren. Wieso also mischte er sich so sehr ein? Der Host nickte auf die Antwort Minhos nur und machte mit einem anderen Gast weiter. Ich warf Minho einen fragenden Blick zu, welchen er jedoch ignorierte. Was sollte das denn? Wir hatten doch eine Abmachung gehabt. Hatte er etwa Angst das ich etwas aus plappern würde, was niemand wissen sollte? Als wäre ich so blöd!

Nachdem sich alle vorgestellt hatten, kam der Host auf SHINees neues Album zu sprechen. Natürlich gaben die Jungs daraufhin eine kurze Kostprobe ihres Könnens. Ich hatte das Musikvideo der Jungs schon des öfteren gesehen und mir dabei einige der Tanzschritte beigebracht. So war es ganz natürlich, das ich die Bewegung nachahmte. Natürlich nur ganz leicht, sodass niemandem auffiel was ich tat. Als die Jungs fertig waren, klatschten wir alle anerkennend. Eigentlich sollte jetzt ein kleines Spiel kommen, doch der Host schaute mich grinsend an und meinte: „Du hast gerade aber wirklich schön mit getanzt.“

Ich lief rot an und würde mich am liebsten selbst ohrfeigen. Natürlich waren dem Host meine Bewegungen nicht entgangen.
„Nicht wirklich. Ich habe nur ein paar Tanzschritte aus dem Musikvideo übernommen.“, murmelte ich.

„Möchtest du uns nicht zeigen was du drauf hast? Du könntest die Nummer mit Minho tanzen.“, meinte der Host enthusiastisch. Ich winkte schnell ab und antwortete: „Lieber nicht. Der Song ist noch neu und ich kann die Schritte überhaupt nicht gut.“

„Wie wäre es mit einem anderen Tanz?“, beharrte der Host. Ich schaute hilfesuchend zu Minho, welcher jedoch nur mit den Schultern zuckte und mich danach herausfordernd angrinste. Irgendwie machte mich das ein wenig sauer. Wieso kam er mir nicht zu Hilfe wenn ich sie brauchte? Ich schaute die Jungs von SHINee einem nach dem anderen an und hoffte auf deren Hilfe. Doch als auch sie nicht reagierten, beschloss ich mich die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wenn sie wollten das ich tanzte, würde ich tanzen. Doch nur zu meinen Bedingungen.

„Na schön.“, gab ich nach. In meinem Augenwinkel sah ich, wie Minho grinsend aufstand. Der würde sich noch wundern.

„Aber ich würde lieber zu Taemins neuem Lied tanzen. Wenn das in Ordnung wäre.“, meinte ich lächelnd. Beim Anblick von Minhos schockiertem Gesicht konnte ich mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Als ich zu Taemin schaute, meinte ich beinahe auch etwas wie Triumph in seinem Blick zu sehen. Doch kaum stand er auf, war dieser merkwürdige Ausdruck schon wieder von seinem Gesicht verschwunden.

(https://www.youtube.com/watch?v=JB7YIrhPefQ)

Ich ging ein Stück weiter vor auf die Bühne und legte mich in. Aus meinen Augenwinkeln sah ich, wie Taemin sich auf den Boden setzte. Sofort wusste ich, was er vor hatte. Schnell änderte ich meine Position, sodass sein Plan aufgehen würde. Er schaute mich über die Schulter an und gab mir einen anerkennenden Blick. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich sein Vorhaben erkennen würde. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus, ehe ich mich voll und ganz auf die Musik konzentrierte. Erleichtert stellte ich fest, das die Schritte noch alle zu sitzen schienen. Ohne groß nachdenken zu müssen bewegte ich meinen Körper zur Musik. Als der Song zu Ende war atmete ich ein paar mal tief ein und aus, ehe ich mich zu Taemin drehte, welcher mir ein strahlendes Lächeln schenkte.

„Das war gut“, meinte er bewundert.

„Danke“, murmelte ich noch immer ein wenig außer Atem.

Nachdem wir wieder auf unseren Plätzen saßen meinte der Host: „Das war gut. Wo hast du tanzen gelernt?“

„Ich habe schon von klein auf viel Interesse am Tanzen gehabt. In der Mittelschule bin ich einer Tanzgruppe beigetreten. Wir sind zusammen immer in Hongdae aufgetreten.“, erklärte ich: „Jetzt gerade nehme ich auch am Streetdance Club unserer Uni teil.“

Wir sprachen noch ganz kurz über mein Hobby, ehe wir mit dem geplanten Programm weiter machten.

Nach ein paar Spielen, durch die wir zeigen sollten was für gute Freunde wir doch alle waren, sollten wir unsere sentimentale Seite zeigen. Vor der Show hatte man Kinderfotos von uns eingesammelt, welche nun eins nach dem anderen gezeigt wurden. Natürlich hatte jedes Foto eine besondere Geschichte. Einige Erlebnisse waren einfach nur zum totlachen, andere wiederum waren sehr emotional. Nachdem Jonghyuns Kumpel seine Geschichte erzählt hatte, schaute ich noch immer lachend zu einem der großen Bildschirme. Das Foto, welches gerade gezeigt wurde, zeigte mich und Minho in unseren Schuluniformen. Wir saßen gemeinsam mit seinem älteren Bruder und meiner kleinen Schwester unter einem Kirschbaum und picknickten.

„Wann wurde das Bild aufgenommen?“, fragte der Host.

„Irgendwann während der Mittelschule. Das war kurz bevor er entdeckt wurde.“, meinte ich nachdenklich. Ich erinnerte mich an diesen Tag als wäre es gestern gewesen. Minho war seit einer Weile sehr niedergeschlagen gewesen. Sein Vater hatte ihm einige Wochen zu vor gesagt, er sei nicht einverstanden mit Minhos Plan Fußballer zu werden. Deswegen hatten wir ihn mit diesem Picknick aufmuntern wollen. Unser Plan war ein voller Erfolg gewesen. Minho hatte sich danach tatsächlich wieder gefangen. Dieser Tag war der Tag, an dem er mir ein versprechen gegeben hatte. Ein Versprechen, das er nur wenige Wochen nach seinem Debut mit SHINee gebrochen hatte. Während ich die Geschichte des Picknicks erzählte, schaute ich zu Minho, welcher sich genauso gut an diesen Tag zu erinnern schien wie ich. Natürlich ließ ich das Versprechen welches er mir gegeben hatte aus. Es wäre nicht gut für sein Image, wenn ich über solche Geschichten sprechen würde. Noch dazu hatte ich das Gefühl als ginge dieser Teil unserer Freundschaft niemanden etwas an.

Als meine Geschichte beendet war, spielte ich leicht nervös mit meinem Armband. Es war aus schwarzem Leder und hatte einen kleinen, goldenen Anhänger. Niemand schien sich um dieses kleine Accessoire Gedanken zu machen. Doch Minho schien es ins Auge zu stechen. Sein Blick blieb an meinem Handgelenk hängen, ehe er ungläubig weiter zu meinen Augen huschte. Ich schaute ihn unverwandt an. Hatte er etwa gedacht ich würde das Armband weg werfen nur weil ich es von ihm bekommen hatte? Es war eine wichtige Erinnerung für mich. Er müsste mich eigentlich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich mich nicht davon hätte trennen können. Selbst wenn ich ihn noch so sehr gehasst hätte. Ob er mein Geschenk noch hatte? Oder hatte er es aus seinem Leben geworfen, als er mich von sich gestoßen hatte?

„Vielen Dank für eure Teilnahme an der Show“, riss der Host mich aus meinen Gedanken: „Schaltet auch nächste Woche wieder ein.“

Die Crew klatschte und meinte einstimmig: „Gute Arbeit.“

Wir verabschiedeten uns voneinander und begaben uns wieder in den Aufenthaltsraum. Dort angekommen nahm ich mir erst mal eine Flasche Wasser und setzte mich aufs Sofa. Minho setzte sich mit ein wenig Abstand zu mir und meinte: „Das hast du gut gemacht.“

Ich nahm einen Schluck Wasser und meinte: „Danke. Du warst auch nicht schlecht.“

„Das ist mein Job.“, murmelte Minho: „Wie ich sehe hast du das Armband noch immer.“

„Natürlich“, sagte ich energisch: „Als ob ich es einfach weg werfen könnte.“

Minho schien zufrieden mit meiner Antwort, wollte jedoch noch etwas sagen. Doch dazu kam er nicht, denn im nächsten Moment setzte sich Taemin direkt zwischen uns und meinte enthusiastisch: „Lasst uns zur Feier des Tages zusammen Abendessen gehen.“

„Ich weiß nicht“, meinte ich nachdenklich: „Eigentlich sollte ich nach Hause und lernen.“

„Ach komm schon“, meinte Taemin beinahe enttäuscht: „Ich fände es schön wenn wir uns alle ein bisschen besser kennenlernen. Noch dazu hat ein bisschen Abendessen mit Freunden noch niemandem geschadet.“

Ich schaute ihn abschätzend an. Danach schaute ich an ihm vorbei zu Minho, welcher meinte: „Ich bin auf Taemins Seite. Lasst uns alle zusammen Essen gehen.“

„Dann ist es beschlossene Sache“, freute sich Taemin und sprang auf: „Ziehen wir uns schnell um, sodass wir schnell essen können.“

Ich nickte nur leicht. Hätte ich gewusst, das dieses Essen der Anfang allen Übels sein würde, hätte ich meine Sachen gepackt und wäre gegangen. Doch in diesem Moment freute ich mich einfach nur darüber endlich mal wieder Zeit mit Minho zu verbringen und nebenbei noch ein paar neue Freunde finden konnte. So ging ich voller Vorfreude in die Umkleidekabine. Doch wie sagt man so schön, Freude währt nicht lange.