~Mina's Sicht~

Meine Augen waren schwer und als ich sie langsam öffnete spürte ich ein stechenden Schmerz in meinem Hinterkopf. Einzelne Bilder schossen mir durch den Kopf und ich konnte mich daran erinnern wie es zu den Schmerzen kam. Plötzlich riss ich meine Augen auf auf der suche nach Junhyung. Das erste was ich sah war ein wolkenbedeckter dunkler Abendhimmel und erst da fiel mir auf das ich von jemandem getragen wurde. Die Person trug mich schnellen schrittes auf wackligen Beinen vorwärts und atmete dabei unregelmäßig. Ängstlich drehte ich meinen Kopf so das ich sehen konnte wer die Person war die mich trug.
Erleichtert stellte ich fest das es Junhyung war. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und sein Gesicht war schmutzig, zudem hatte er Nasenbluten. Er bemerkte nicht das ich aufgewacht war, erst als ich meine Hand an seine Brust legte schaute er mich erschrocken an.
"MINA!" schrie er erleichtert. Er wurde langsamer was ihm scheinbar nicht auffiel. Ich hörte wütendes gröhlen aus der ferne worauf Junhyung zusammen zuckte und wieder beschleunigte. Mittlerweile war mir aufgefallen das er eine Fußverletzung haben musste den er humpelte und kam deshalb nur schwer vorran.
Junhyung bog in eine abgelegene Seitenstraße die so eng war das wir beide gerade so reinpassten. Er quetsche sich mit mir auf den Armen bis ins hinterste Eck wo man uns von der Hauptstraße aus kaum sehen konnte. Sein atem ging stoßweise und seine Brust hob und senkte sich dazu in schnellem rythmus. Er setzte mich vorsichtig auf den Boden ab so das ich mich gegen die Wand lehnen konnte. Von der Hauptstraße aus waren wütende Stimmen zu hören. Junhyung legte einen Finger an seine Lippen um mir zu sagen das ich leise sein sollte. Er hielt den Atem an auch wenn es ihm sichtlich schwerfiel da er immer noch aus der Puste war, da seine lautes Atmen uns verraten hätte. Ängstlich schaute ich aus der kleinen Spalte hinaus wo die Hauptstraße von den Straßenlaternen erleuchtet wurden. Als die Typen an der Straße vorbei liefen hielt auch ich den atem an soviel angst hatte ich.
Wir blieben noch lange nachdem die Typen verschwunden waren in der Seitenstraße sitzen.
Junhyungs atmung normalisierte sich wieder und irgendwann war es so still das ich mich verunsichert nach ihm umdrehen musste.
Er hatt seinen Kopf im nacken liegen und an die Wand gelehnt.
"Frag endlich" murmelte er plötzlich. Verwirrt schaute ich ihn an.
"Was fragen?"
"Was ich angestellt haben muss das diese Typen so sauer auf mich sind" sagte er gereizt. Ich hielt eine Minute inne.
"Ich denke sie haben dir gegenüber Vorurteile. Zudem möchte ich immer beide Seiten hören bevor ich mir meine Meinung bilde aber ich denke du kannst nicht etwas derartig schreckliches getan haben das sie so mit dir umgehen, niemand kann das" antwortete ich wahrheitsgemäß.
Er stieß hörbar die Luft aus und richtete sich dann langsam auf.
"Wieso hab ich schon geahnt das du so denkst?" sagte er und streckte mir von oben herab seine Hand entgegen damit er mir aufhelfen konnte.
Ich nahm sie dankend an und zog mich daran hoch. Als ich stand war mir ersteinmal schwindlig doch das verging nach ein paar Sekunden. 
Junhyung starrte mich wärenddessen besorgt an. Ich schmunzelte ihm zu damit er sich keine sorgen machte.
"Geht schon" versicherte ich ihm. "Aber was ist mit deiner Nase und deinem Bein?" 

Er schob mich richtung Hauptstraße und erst als wir aus der engen Seitenstraße draußen waren began er zusprechen.
"Ach die haben mich blöd erwischt, das ist alles."
"Wie hast du es überhaupt geschafft gegen die vier alleine anzukommen?" fragte ich weiter nach.
Er zuckte mit den Schultern. "Weis selbst nicht genau. Einer von den viern hat dich gegen ne Hauswand geschleudert und ab da warst du bewusstlos und ich hab mich irgendwie freigekämpft. Wie genau weis ich nicht" ich konnte ein kleines leuchten in seinen Augen sehen als er mir das erzählte und ich wusste dass das nicht die ganze Wahrheit war. 

~Junhyung's Sicht~

Ich verschwieg ihr wie sehr ich ausgerastet bin als der eine Kerl sie gegen die Hauswand geschleudert hat und sich ihre Augen verdreht haben und sie schließlich ohnmächtig geworden ist. Wenn ich eins nicht leiden kann dann ist es wenn jemand gewalt an Frauen ausübt, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin ob das der einzige Grund war für meinen wutanfall und das Adrenalin das durch meinen Körper geschossen ist.
Ich versuchte auch jetzt zu überspielen wie aufgebracht ich noch immer bin, denn ich würde die Typen am liebsten auseinander nehmen aber das schaffe ich allein sowieso nicht. Stattdessen konzentrierte ich mich auf Mina, ich war ihr immerhin eine Erklärung schuldig, auch wenn ich wusste das sie keine verlangen würde, ich wollte mich für diesen Vorfall rechtfertigen damit sie keinen falschen Eindruck von mir hat.
"Der Typ ist der großen Bruder von einem Mädchen mit dem ich mal in die selbe Klasse ging. Ich weis nichtmal mehr ihren Namen aber ich weis das sie ein bisschen eigenartig war. Oder vielleicht auch mehr als ein bisschen. Sie schrieb mir immer irgendwelche Liebesbriefe und sie schämte sich auch nicht ihre einseitigen Gefühle für mich ganz öffentlich zu zeigen. Sie verhielt sich mehr oder weniger wie ein kleines Kind das darauf aus war aufmerksamkeit zu bekommen. Sie wusste nie wann schluss ist und manchmal ging sie echt zu weit. Manche haben das ausgenutzt und sie gemobbt, doch das interessierte sie nicht, im gegenteil sie fand es lustig das Opfer der Klasse zu sein, sie lachte sogar mit. Sie machte alles was man ihr sagte sogar die abartigsten Sachen, wobei ich nicht dafür verantwortlich war sondern die andern Mädels aus der Klasse sie immer zu diesem Unsinn trieben.
Es war ihr auch relativ egal ob ich ihre Gefühle erwiederte oder nicht, sie sah das ganze eher wie ein Spiel um im Mittelpunkt zustehen. Sie war wirklich eigenartig und mittlerweile glaube ich das sie eine Krankheit hat da sie sich verhielt als wäre sie auf dem Stand einer sieben Jährigen stehen geblieben.
Sie genoss es regelrecht die Lachnummer zu sein und dementsprechend wurde sie auch behandelt. Am Anfang tat sie mir einfach nur leid aber mittlerweile hab ich kein verständniss mehr dafür den ich glaube die ganze Familie hat einen Schaden.
Irgendwann kamen nicht mehr nur Liebesbriefe oder kleine Geschenke von ihr, irgendwann stand ihr Dad vor meiner Tür um mir eine predigt zu halten was ich alles beachten sollte wenn wir einmal verheiratet seien" Mina schaute mich entsetzt an. Ich fuhr fort.
"Ich war zu dem Zeitpunkt 14jahre alt und wollte einfach nur ein normales Teenagerleben führen. Damit nicht genug kam eines Tages ihre Mutter mit einem Kuchen vor unsere Tür. Sie meinte den soll ich ihrer Tochter morgen mit in die Schule mitbringen da sie Geburtstag hätte und es ihr eine freude bereiten würde ihn von ihrem Zukünfitgen zu bekommen. Ich schmiss den Kuchen natürlich sofort in die nächste Tonne da "Ich liebe dich mein Engel" drauf stand und ich eindeutig keine Gefühle für dieses Mädchen hatte und ihr auch keine Hoffnungen machen wollte. Naja das ganze war schon sehr schräg aber noch garnichts zu dem was noch kommen wird. Als wir alle dann auf eine andere Schule kamen und sie auf meiner zum Glück nicht angenommen wurde da ihr Notendurchschnitt zu schlecht war, dachte ich es wäre endlich vorbei und ich hätte meine Ruhe. Falsch Gedacht.
Ich war gerade mit ein paar Freunden unterwegs gewesen als sie mit ihrer Mutter einkaufen war und wir uns zufällig über den Weg liefen. Ihre Mutter umarmte mich promt und war ganz außersich vor freude mich zusehen, sie gratulierte mir und hielt mir Babykleidung vor die Nase um sie mir zu präsentieren."
"NEIIIN sie hat nicht...!" schrie Mina entsetzt und hielt sich die Hände vor den Mund. Ich nickte zustimmend.
"Doch. Sie hat behauptet sie sei Schwanger von mir und war mit ihrer Mutter Babyklamotten einkaufen gegangen. Meine Freunde hatten mich darauf entsetzt angestarrt ich war immerhin erst 16 und das ganze war schon wirklich krass. Ich beteuerte das ich nichts mit ihrer Tochter am laufen hatte doch das schien die Mutter garnicht zu Interessieren. Stattdessen musste ich mir etwas einfallen lassen weil das ganze immer merkwürdiger wurde. Der Vater von ihr wollte das ich mit ihr zusammenziehe und die Mutter trällerte überall herum das ihre Tochter von mir Schwanger war.
Da die Sanfte Tour nicht gewirkt hatte musste ich eben zu härteren Mitteln greifen und zwar fragte ich eine Schwester von einem Freund von mir ob sie für ein paar Tage meine Freundin spielen würde. Sie stimmte zu und naja du kannst dir den rest bestimmt schon denken oder? Ihre Eltern haben mich angeschrien ich sei ein verdammter Lügner der in die Hölle fahren soll und sie hat vorgegaukelt sie hätte das Kind durch diesen Schock verloren, damit sie sich nicht herraus reden muss wenn man bemerkt das sie garkeinen Babybauch bekommt. Ihr großer Bruder war derjenige der sich am meisten darüber aufregte, die ganze Familie hat wirklich geglaubt wir seien ein Paar, sie musste das ganze also wirklich glaubwürdig rüber gebracht haben. Und jetzt will der Bruder sich rächen weil ich ja angeblich das Kind seiner Schwester getötet haben soll und sie betrogen habe und zudem kam sie am ende noch mit der Nummer dass das Kind durch eine Vergewaltigung entstanden sein soll und ich derjenige gewesen sein soll der das getan hatte, sie mich aber durch liebe zu mir nicht verraten wollte und blablabla. Die Olle hatn voll Schaden" erzählte ich ihr.
Mina starrte mich aus weitaufgerissenen Augen an. "So kranke Menschen gibts also wirklich?" fragte sie entsetzt.
Ich nickte. "Sie hat mir dabei meine ganze Highschoolzeit versaut" beschwerte ich mich.
"Das glaub ich dir" erwiederte sie immer noch entsetzt über die Geschichte.
"Mach dir kein Kopf kleine is ja jetzt vorbei" sagte ich und tätschelte ihren Kopf. Ich zog schockiert meine Hand zurück. Was war den das gerade? Ich bin nicht der Typ der Kosenamen verteilt und wenn dann keine netten und zudem geb ich auch keine Streicheleinheiten. Dieses Mädchen bringt die Weicheseite in mir hervor und das macht mir Angst.
"Jetzt weist du alles, du solltest jetzt Nachhause" sagte ich deshalb etwas gereizter.
"Okay" sie hörte sich enttäuscht an.
"Wir sehn uns" und somit ließ ich sie an der Straßenecke stehen damit sie meinen netten Art von den letzten paar Stunden nicht falsch verstehen konnte.
"Bis Montag!" rief sie mir hinterher aber ich drehte mich nicht nocheinmal um.
Mein Herz schrie mein Gehirn gerade zusammen denn wenn es nach meinem Herz ging hätte ich sie noch nach Hause gebracht und mich darum gekümmert das sie keine Kopfschmerzen hätte doch mein Jahrelanger Egotrip war einfach zu mächtig um so schnell einzuknicken und deshalb ließ ich auf dem Rückweg den Kampf zwischen meinem Verstand und meinen Gefühlen freien lauf und am ende gewannen die Gefühle den der Auftritt von gerade eben grenzte an die unfreundliche Art die Ara an den Tag legt und dieser Zicke wollte ich um keine Haaresbreite ähneln.