Der blinde Junge

Blindheit

Als erstes sahst du nur seine langen Beine und wundeschönen, kupfer farbende Haare. Sein breiter Rücken und die Art wie er den Pinsel hielt, so sanft und sicher. Die goldenen Strahlen der Sonne bringen seine Konturen zum glänzen. Seine Haut, sein Haar und seine Wangen schimmerten in Gold. Er sah so friedlich aus, wenn du ihn anschautest.
Aber die Sache die er malte war nicht so friedlich; Dutzende von Farben und ihre Schatten waren vermischt, ein paar schwarze Konturen zeigten das er wirklich etwas zeichnen wollte. Seine Hände waren befleckt mit blau, grün, lila und rot.
Du machtest einen Schritt nach vorn, hinein ins Klassenzimmer. Die Sonne tauchte den Raum in ein orange wie die untergehende Sonne. Dein Fuß machte ein knackendes Geräusch. Du sahst wie der Junge herum fummelte und seinen Kopf leicht herum drehte. Du konntest sein Profil sehen. Seine Nase, seine Lippen und seine geschlossenen Augen.
„Wer ist da?“ fragt er leise. Seine Stimme war tief, tiefer als du dachtest wie sie sein würde. Du fühltest dich schlecht, weil du hinter ihm herum schlichst.
„Es tut mir leid, ich wollte nicht stören,“ sagtest du, versuchst ihm in die Augen zu sehen. Aber er schaute dich nicht mal an. Seine Augen waren auf den Boden fixiert. Er lächelte ein wenig, obwohl er plötzlich dein Herz zum springen brachte. Du balltest die Fäuste zusammen.
„Was zeichnest du?“ fragtest du ruhig. Der Junge schaute seine Kreation an und dachte für ein paar Sekunden nach.
„Und was kannst du sehen?“ fragte er und kicherte leicht. Seine Stimme war wirklich wunderschön. Du wolltest sie öfter hören. Du schautest dir seine Arbeit an und runzelst die Stirn.
„Es ist… schwer zu sagen“ antwortest du. Der Junge kicherte wieder und kratzte sich im Nacken.
„Komm’ näher und sag mir was du siehst,“ sagte er und nickte dir dabei leicht zu. Aber dennoch konntest du noch immer nicht sein Gesicht sehen.. Du realisiertest worüber er redete nach fünf Sekunden und machtest langsam einen Schritt vorwärts. Du gingst zu ihm und bliebst an seiner Seite stehen und schautest dir die Malerei an. Du folgest den schwarzen Konturen und runzelst wieder die Stirn.
„Was sollte es denn darstellen?“ fragtest du.
„Es liegt bei dir“sagte der Junge und nickte sich selbst zu. „Erzähle mir was du siehst. Wie sehen die Farben aus?“ Du runzelst sprachlos die Stirn.. Du riskiertest einen Blick hinter ihn und du verstandest das er es wirklich ernst meinte. Du betrachtest das Bild und ließt deine Imagination fließen.
„Irgendwie… Es sieht aus wie ein Cupcake,“ sagtest du. Du fühltest wie sich ein Lächeln auf deinen Lippen breit machte. „Es sieht aus wie ein Cupcake. Hier ist der Papierteil, ein grosser Muffin hier…“ sagtest du und zeigtest auf die Teile.“Warum hast du den Cupcake mit dem blau gezeichnet?“
„Vielleicht sind es ja Blaubeer Cupcakes,“ sagte der Junge und kicherte.
„Mit Andeutungen von rot und pink?“ sagtest du lachend.
„Oh, das Papier sollte eigentlich Rot und Pink werden“
Irgendetwas fühlte sich an diesem Punkt nicht richtig an. Du schautest den Jungen an, der sich nicht mal bewegte. Du schlucktest und lehntest dich nach unten. Du machtest langsam einen Schritt nach vorn. Er fühlte dein Haar auf seiner Schulter und schaute zu dir auf.
Du spürtest wie sich dir die Kehle zu schnürte, du läßt einen sanften und und ruhigen Atemzug entfleuchen und gingst einen Schritt zurück. Als erstes sah er irgendwie lustig aus; Seine großen Ohren, das gleiche mit seiner Nase und seinen Lippen. Aber dort drinnen steckte Schönheit. Da war etwas an ihm, das dich wünsche ließ ihn zu umarmen.
Doch das war nicht der Grund warum es dir den Atem verschlug.
Seine Augen waren komplett grau; Seine Pupillen waren nicht sichtbar. Sein Blick war irgendwo hinter dir fixiert. Er konnte dich nicht ansehen.
Er war blind
„Wie sehen die Farben aus?“ fragte er und lächelte leicht dabei. Sein Lächeln war wunderschön.
Du spürtest wieder wie sich dir die Kehle zuschnürte und blinzeltest ein paar mal, eine Träne in deinem Augen verspürend. Du schautest zu seiner Kreation.
„Dort ist… Weiss und gelb im Hintergrund und ein paar auf dem Muffin. Unten ist es dunkel. Es ist… schwarz und blau… der dunkle Schatten von blau. Der Muffin ist gemixt mit blau, grün, etwas pink und auch braun. Das Papier ist hübsch, es ist nicht gemischtt.Es sieht aus wie befleckt mit weiss, pink und rot,“ sagtest du und schlucktest. Der Junge lächelte und du konntest beinahe sagen, das er dich direkt anlächelte. Dann kicherte er und du spürtest wie dein Magen kribbelte.


~*~


„ich möchte einen Teddybär malen,“ sagte er und schaute dich an. Du packtest deine Tasche auf den Tisch und schautest auf das weisse und leere Blatt. Kein „Hallo“ oder „wie geht ess dir?“ Nur diese eine Satz - ‘Ich möchte einen Teddybär zeichnen.`
Du gingst ein paar Schritte nach vorne und er konnte es klar hören. Er lächelte dich mit einem Pinsel in der Hand an und streckte seinen Arm zu der Farbe aus. Er wusste ganz genau wo welche Farbe war.
Er suchte sich die braune Farbe aus und mischte es mit schwarz um es dunkler zu machen. Du nahmst einen Stuhl und platziertes ihn neben ihm. Er hörte ein Geräusch und zappelte aber malte schnell weiter. Er fing mit sanften Bewegungen an, ein großer Kreis erschien auf dem weissem Blatt. Er nahm mehr schwarz auf seinen Pinsel und malte einen Punkt. Dann noch einen. Der erste war an seinem Platz doch der andere war an der Stirn angebracht. Du keuchtest und wolltest etwas sagen, aber du hieltest deinen Mund ; Er hatte es gehört und kicherte.
„Mach dir keine Gedanken, es muss nicht hübsch sein, sagte er sanft. Er schloss seine Augen als er anfing den Kopf des Teddybärs zu malen. Er vermischte die Farbe, überfuhr die Konturen, und ließ es noch echter aussehen. Du konntest dir das Fell von dem Bären vorstellen und lächeltest. Er lächelte auch und öffnete seine Augen.. Du wundertest dich wie es wohl sein würde, die Augen zu öffnen und nur Dunkelheit zu sehen. Komplett nichts sehend.
Du schautest ihn an und starrtest auf seinen fokusiertes Gesicht für eine lange Zeit. Eigentlich starrtest du ihn für eine sehr lange Zeit an. Eine halbe Stunde verging, als du versuchtest dich wieder klar an seine Gesichtszüge zu erinnern und bekamst nicht genug von seinem Gesicht.
„Wie ist es?“ fragte er.. Du schautest auf das Papier und zucktest mit den Augenbrauen.. Es war ihm möglich, sehr gut zu zeichnen, auch wenn er nicht sah was er zeichnete.
„Es ist hübsch,“ flüsterst du ihm zu.
„Ja?“ fragte er und lachte: „Sind dort irgendwo leere Stellen?“
„Ein paar“
„Zeig sie mir,“ sagte er nickend. Du starrtest ihn geschockt an, aber hattest es endlich verstanden. Sanft nahmst du seine Hand und nahmst etwas Farbe auf.
„Hier…“ sagtest du und zeigtest ihm den Platz. Er berührte das Papier sanft an fing an den Pinsel zu bewegen. Der weiße Punkt verschwand.
„Wie ist es jetzt?“ Fragte er und lächelte.
„Noch hübscher,“ antwortest du.
 

~*~
 

„Hi,“ sagtest du also du das Klassenzimmer betratest. Er drehte seinen Kopf und lächelte.
„Hi,“ antwortete er. „Wie war dein Tag?“
Du gingst um deinen Tasche auf dem Tisch abzustellen und dir einen Stuhl zu holen. Du setztest dich neben ihm und starrtest seine Hand an, welche etwas malte ohne Form. Du wundertest dich was es war.
„Fein,“ sagtest du. „Deiner?“
„Grossartig“
„Yup“ antwortete er ganz einfach und hörte auf zu malen. Er drehte sich, um dich an zu schauen und lächelte. „Ich mag keine Menschenaufläufe, deshalb verbringe ich die Pausen normalerweise draußen oder irgendwo wo es ruhig ist, mit meinen Freunden. Vielleicht hast du mich deshalb vorher nie gesehen.“
„Oh,“ antwortest du einfach, Du schautest auf das Papier und runzeltest die Stirn. Dieses mal hattest du wirklich keine Ahnung, was es sein sollte. Ein grosser Fleck vermischter Farben verdeckte es.
„Was.. was ist das??“ fragtest du. „Deine Zeichnung“
„Es ist nichts spezielles,“ antwortete er und drehte sich wieder zu seiner Zeichnung.
„Dann warum…?“ fingst du an und stopptest. Du beisst dir auf die Lippe.
„Ich kann mir die Farben auf diesem Wege vorstellen“, sagte er. Tausende von Schatten und Farbtönen.. sie sind alle wirklich wunderschön.“
Er lächelte mit Traurigkeit, brachte dein Herz zum krampfen. Du wolltest irgendetwas sagen, aber wusstest nicht was. Am Ende, war er derjenige der anfing zu sprechen.
„Du wunderst dich bestimmt warum ich male, wenn ich nicht mal das Endresultat sehen kann. Aber für mich, ist malen alles. Es ist das einzige wo ich etwas kreieren kann und meine Vorstellungskraft benutze. In meinem Kopf, sehe ich tausende von Farben und ich bin glücklich das ich etwas kreiert habe.. Ich kann mir vorstellen das die Zeichnung genauso wunderschön ist, wie die in meinem Kopf“ Er schaute dich an mit seinen blinden Augen und lächelte leicht. „Ist das nicht die Schönheit der Vorstellung?“
 

~*~
 

Es regnete wieder. Du schautest wie der Regen vom Himmel herab fiel und hörtest den wunderschönen Geräuschen zu, die es machte. Außerdem konntest du ein rascheln hören von Zeit zu Zeit, wenn der blinde Junge  die Leinwand mit seinem Pinsel berührte.
Ein Donner schallte im Himmel und brachte dich plötzlich zum aufspringen, ein lautes Geräusch. Du mochtest es nicht, kein bisschen. Du gingst um dich neben den jungen zu setzen und schautest ihn an.
„Du hast Angst vor Gewitter?“ Fragte er.
„Ja,“ antwortest du und kamst noch näher. Ein weiterer Blitz hellte das Klassenzimmer auf und du zappeltest herum. Der Junge lachte.
„Warum hast du Angst? Da ist nichts wovor man Angst haben müsste,“ sagte er und streckte seine Hand aus. Langsam legte er sie auf deine Schulter und als er genau wusste wo du warst, zog er dich in eine Umarmung und wuschelte dir durch das Haar. Deine Augen wurden grösser, aber du wurdest ruhiger und umarmtest ihn zurück. Ihr beide saßt dort für eine lange Zeit so, welche für dich nach Stunden aussahen.
 

~*~
 

„Kannst du mir deinen Namen sagen?“ Fragtest du nach einer Woche nach dem Tage des Gewitters. Der Junge runzelte die Stirn.
„Hab ich ihn dir nicht gesagt?“ Fragte er überrascht. Du schütteltest deinen Kopf, aber erinnertest dich selber an seine Blindheit und verneintest es mit einem „nein“.
„Mein Name ist Chanyeol,“ sagte er und lächelte. Du fühltest wie dein Herz dahin schmolz und lächeltest breit. Du kichertest und vergrubst deinen Kopf in den Knien. Chanyeol runzelte die Stirn und lachte.
„Warum kicherst du?“ fragte er.
„Ich mag deinen Namen,“ antwortest du ehrlich.
„Und deiner? Wie ist dein Name?“ fragte Chanyeol.
„Ich bin Raejin,“ antwortest du.
„Nett dich kennen zu lernen Raejin,“ sagte Chanyeol und ihr fingt beide an zu lachen. Als er anfing nach fünf Minuten Stille etwas neues zu kreieren,auf der Leinwand, beobachtetst du ihn. Du wolltest wirklich mehr über ihn wissen.
„Wann bist du blind geworden Chanyeol?“ fragtest du gerade heraus.
Chanyeol dachte ein paar Sekunden nach und brummte.
„Ich denke als ich 12 war", antwortete er. “Ich liebte es schon damals zu zeichnen. Ich hatte schon fast mein Leben aufgegeben aber meine Mutter und mein bester Freund haben mir sehr viel geholfen,“ sagte er nickend. Für eine Sekunde bewegte er sich nicht und legte plötzlich seinen Pinsel nieder. Er drehte sich um, um dir ins Gesicht zu schauen. Seine Augen brachten dicht immer wieder dazu dich ein wenig aufzuregen, aber nur am Anfang. Dann, dachtest du, das sie ruhig und wunderschön sein, auch wenn sie nichts sehen konnten.
„Ich weiss nicht ob ich heute in der Lage dazu wäre zu… du weißt schon. Ich würde wahrscheinlich aufgeben.“ flüstertest du. Du saßt auf einem Tisch und er saß auf einem Stuhl. Du hättest ihn ganz leicht berühren können, wenn du nur deine Hand ausgestreckt hättest. Du wolltest ihn wirklich gerade berühren.
„Du würdest niemals aufgeben,“ sagte Chanyeol.
„Woher willst du das wissen?“
„Du bist mir ähnlich, also würdest du nicht.“
Du spürtest wie sich dein Herz verkrampfte.
„Und daran glaubst du wirklich?“ fragtest du.
„Natürlich“ antwortete Chanyeol und lachte. „Du bist stark, Raejin-ah.“
Du lächeltest mit einer Träne im Auge. Du legtest deinen Kopf auf deine Knie und starrtest Chanyeol für ein paar Sekunden an. Er war wirklich wunderschön, in jedem Aspekt.
Du würdest für mich da sein, wenn irgendetwas passieren würde? flüstertest du leise. Chanyeol fixierte seinen blinden Blick auf dich.
„Natürlich,“ antwortete er.
 

~*~
 

„Was machst du noch außer malen?“ fragtest du und kautest auf deinem Brötchen rum.
Chanyeol schluckte gerade sein eigenes Sandwich herunter. Ihr saßt beide neben einander, jeder auf dem Tisch am Essen.
„Ich höre zu,“ sagte er.
„Musik? Welche Art Musik magst du?“
„Nicht nur Musik, ich höre allem zu was um mich herum ist.“ antwortete Chanyeol und lächelte.
„Zum Beispiel?“
„Ich mag es den Vögeln beim singen zu zu hören. Und die Schritte. Ich mag das Geräusch den der Wind macht und ich mag es auch deiner Stimme zu zu hören.”
Du hattest dich beinahe am Brötchen verschluckt aber schafftest es gerade noch dich zu stoppen.
„Was?“ fragtest du kichernd.
„Ja, deine Stimme ist wunderschön. Singst du?“ fragte er.
Du erstarrtest. Du hattest das Essen vergessen und alles andere ebenfalls. Du fixiertest deinen Blick auf ihn als er weiter sein Sandwich aß. Nach fünf Sekunden schütteltest du deinen Kopf.
„Uhm, ja, ein bisschen,“ antwortest du. Chanyeol hob seinen Kopf und drehte sich zu dir.
„Wirklich?“ fragte er mit wirklicher Freude. „Erstaunlich! Sing etwas für mich.“
„Nein!“ sagtest du und lachtest. Chanyeol zog ein Gesicht.
„Warum nicht?“ fragte er.
„Ich habe noch niemals für jemanden gesungen, nicht mal meiner besten Freundin,“ sagtest du. „Ich werde nicht singen.“
„Bitte?“ Chanyeol lehnte sich näher heran und lächelte breit. „Nur einmal,“ sagte er mit seinem Finger nach oben zeigend. Du schütteltest den Kopf.
„Nein, es ist peinlich.“
Er schmollte, biss in sein Sandwich und machte ein trauriges Gesicht. Du lachtest. Zwei Minuten vergingen.
„Aber wenn du willst, werde ich für dich auftreten. Ich werde dann die Gitarre spielen und singen,“ flüsterst du ihm zu. Chanyeol drehte seinen Kopf zu dir.
„Wirklich?“ fragte er.
„Ja“
„Wo?“
„In meiner Musikschule. Ich hab das nicht geplant, aber ich werde singen wenn du mir versprichst zu kommen, sagtest du und lächelst. Chanyeol nickte energisch.
„Ich will! Ich werde meinen Freund auch einladen, ist es okay?“ fragte er.
„Natürlich“ sagtest du leise und wurdest rot dabei.
„Yeah!“ Chanyeol stieß seine Faust in die Luft. Ein Brotkrümel fiel aus seinem Mundwinkel, aber er aß einfach sein Sandwich weiter. Du beisst dir auf die Lippen.
„Du hast da was im Gesicht,“ sagtest du. Chanyeol zuckte mit den Augenbrauen und wischte sich die Lippen ab, aber an der falschen Stelle. Du lachtest. „Auf der anderen Seite,“ sagtest du, doch er verfehlte es wieder.
„Aish, komm’ her,“ sagtest du und strecktest deine Hand aus. Du berührtest seine Lippen und machtest den Brotkrümel weg mit einem Lächeln. „Fertig,“ sagtest du und griffst wieder nach deinem Brötchen. Nach ein paar Momenten Stille, schautest du ihn an. Er schaute dich an mit einem Lächeln als würde er durch dich hindurch sehen. Dein Herz schlug plötzlich schneller und ein paar Schmetterlinge kribbelten in deinem Bauch auf.
 

~*~
 

Wie immer, schaute dich jeder von Zeit zu Zeit an, wenn du in der Cafeteria saßt. Du wurdest schon ängstlich aber sahst endlich ein bekanntes Gesicht am Ende des Raumes und atmetest tief durch.
„Sorry, ich musste mit einem Lehrer sprechen,“ sagte Ji Eun, setzte sich neben dich und schaute dich skeptisch an. „Was ist los?“ fragte sie und lächelte breit. Sie war immer glücklich und sehr enthusiastisch. Das war eine ihrer Qualitäten, die du an ihr liebtest.
„Ich wollte einfach nur mit dir reden,“ antwortest du mit einem plötzlichen Gefühl von Hyperaktivität. Ji Eun runzelte die Stirn, näherte sich dir etwas mit grossen Augen.
„Ich kenne diesen Ton und diesen Blick. Was ist passiert?“ fragte sie. Du räusperst dich und schautest dich um.
„Uhm.. ich denke das… Ich bin vielleicht verliebt.,“ flüstertest du ihr zu. Ji Eun blinzelte ein paar mal auf mit einem ruhigen Gesichtsausdruck. Sie streckte ihren Rücken, schaute auf den Tisch und dachte nach. Plötzlich schob sie sich weg vom Tisch mit einem weitem Lächeln und springt auf dich und legt ihre Arme um deinen Hals. Du verschlucktest dich bald an deiner eigenen Spucke.
„Oh gosh Raejin! Ich glaube nicht, das das gerade wirklich passiert!“ Sie ließ dich dann endlich los und griff nach deinen Händen. „ich freue mich so sehr für dich! Wir müssen das feiern und du musst mir alles erzählen mit jedem Detail, hast du mich verstanden? Wir gehen jetzt sofort!“ sagte sie und schleifte dich zum Ausgang. Deine Augen wurden so gross wie Untertassen.
„Warte, was? Ji Eun, Unterricht…“
„Egal, meine beste Freundin ist verliebt!“ ertönte Ji Eun und umarmte dich etwas fester.


~*~
 

Ich wundere mich ob alles anders sein würde, wenn er nicht blind wäre,“ sagte Ji Eun, nippte dabei an ihrem Shake. Du trankst heiße Schokolade mit Schlagsahne. Ihr teiltet euch einen Käsekuchen mit Erdbeeren zwischen drin.
„Ich weiss es nicht,“ gabst du zu.
„Ich wusste nicht mal das jemand in unserer Schule blind ist,“ sagte Ji Eun, kippte ihren Kopf. „Wusstest du es?“
„Nein, ich hatte auch keine Ahnung. Er sagte er sitzt an Plätzen wo nicht so viele Leute herum hängen,“ antwortest du mit einem Anflug von Traurigkeit. „Und ich habe ihn niemals in unserer Schule getroffen. Ich hab mich schon gefragt ob er mich nicht angelogen hat.“
„Lass uns später nach ihm suchen. Vielleicht ist er immer draußen oder im rechten außen Gebäude??“ sagte Ji Eun. Dann war eine Pause und Stille füllte die Ohren. Endlich, Ji Eun hatte ihren Shake leer und nahm einen Bissen vom Kuchen.
„Warum magst du ihn trotzdem?“ fragte sie. „Ist es wegen seinem Aussehen?“
„Als erstes habe ich nur sein Aussehen gesehen, ja. Ich denke er ist wirklich gut aussehend. Er ist … wunderschön, um ehrlich zu sein,“ sagtest du und wurdest rot. Ji Eun quietschte wie ein verrücktes Fangirl und du prustetest. Du setztest dich gerade auf und wurdest wieder ernst. „Aber dann, hab ich gemerkt wie stark und erstaunlich er ist. Ich liebe sein Lächeln und seine Stimme. Ich liebe seinen Enthusiasmus und die Art wie er sich verhält. Er ist erstaunlich. Ich hab noch niemals so etwas für jemanden gefühlt, wirklich.
„Wie fühlst du dich wenn du mit ihm zusammen bist?“ fragte Ji Eun und legte dabei ihre Hände in ihre zusammen gedrückte Fäuste.
Du starrtest aus dem Fenster und antwortetest für eine längere Moment nicht.
„Er ist wie die Sonne. Er erleuchtet meine Welt. Er bringt mein Herz zum rasen. Er lässt mich all meinen Schmerzen und alles schlechte vergessen . Wenn ich mit ihm zusammen bin, möchte ich ihn einfach nur umarmen. Ich möchte ihn einfach nur glücklich machen. Ich möchte für ihn jemand sein, wie jemand der er für mich ist.“
 

~*~
 

„Hey,“ sagtest du als du das Klassenzimmer betratest. Chanyeol drehte seinen Kopf und winkte dir mit einem Lächeln zu. Du fühltest wie dir dein Herz aus deiner Brust sprang und lächeltest unter deiner Nase. Du dachtest dir wie glücklich du sein musstest das du mit ihm sein konntest.
„Ich hab Schokolade mit gebracht,“ sagtest du und stelltest dich neben ihn. Er malte ein Bouquet mit Blumen, doch schaute auf als er das Wort „Schokolade“ hörte.
„Chincha?“ fragte er und machte weit seinen Mund auf. Du lachtest und nicktest, auch wenn er es nicht sehen konnte.Du strecktest deine Hand mit der Schokolade aus und er griff langsam danach. Du schautest auf seine langsamen und unsicheren Bewegungen und fühltest dich aus irgendeinem Grund schlecht. Du hattest dich an den Gedanken gewöhnt das er blind sei, aber sehen wie er etwas nicht machen konnte tat richtig weh. Es erinnerte dich an Trauer und Schwierigkeit.
„Ist es mit Erdbeeren?“ fragte er, runzelte die Stirn und aß die Schokolade.
„Ja“
„Du magst Erdbeeren wirklich, oder nicht?“ fragte er und kicherte.
Er nahm noch ein Stück und warf es sich in den Mund. Du runzelst die Stirn.
„Ja, woher weißt du das?“
„Du sagtest mal das du immer Erdbeerkuchen ist, wenn du mit einer besten Freundin zusammen bist, richtig?“ Und das du oft Erdbeerriegel isst,“ antwortete er und kaute das Stück Schokolade.
„Woher wusstest du das es Erdbeer ist?“
„Ich kann es natürlich riechen, „ sagte Chanyeol, zeigte mit seinem Finger auf seine Nase und lächelte.
„Richtig..“ sagtest du verlegen. „Ich hab auch eins mit Toffee,“ fügtest du hinzu und packtest noch eine Schokolade aus.
„Du wirst mich machen,“ schmollte er. Du lachtest, sprangst vom Tisch herunter um neben ihm zu stehen. Du lehntest dich etwas dichter und spähtest hinter seinen Schultern hervor um seine Zeichnung klar zu sehen. Er hob seinen Kopf an und du fühltest wie seine Nasenspitze deine Wange berührte. Du zucktest zusammen als hätte dich ein Blitz getroffen. Chanyeol runzelte die Stirn.
„Was?“ fragte Chanyeol. „Ist es so schlecht?“
Du schüttelst den Kopf. „Nein , nein. Ich wollte nur.. Ich musste meinen Nacken kratzen,“ sagtest du lachend und leicht nervös. Du nahmst einen tiefen Atemzug und schautest wieder seine Zeichnung an.
Chanyeol griff sich noch ein Stück Schokolade und du machtest das gleiche.
„Du solltest noch mehr rosa hinzu fügen,“ sagtest du.
„Denkst du?“ fragte Chanyeol und griff nach seinem Pinsel. Irgendwie fand er die Farbe auf dem Tisch und tunkte den Pinsel in schwarz ein. Er machte ein paar Punkte auf dem Bouquet und schaute auf zu dir. „Besser?“
„Es ist jetzt perfekt, sagtest du lächelnd.
 

~*~
 

„Magst du Regen?“ fragte Chanyeol.
„Warum?“
„ich liebe Regen.“
„Tust du?“
„Ja“
„Warum?“
„Ich mag das Geräusch von fallenden Regentropfen“ anwortete Chanyeol. „ich wollte immer lernen wie man Wasser oder Regen malt, aber es war zu schwer für mich zu dieser Zeit.“
„Ich mag Regen auch,“ sagtest du. „Es ist wie eine beruhigende Musik.“
„Exakt,“ kicherte Chanyeol.
„Aber ich weiss auch nicht wie man Regen zeichnet. Punkte und Linien sollten genug sein, richtig?“
„Ja, aber du solltest jede Farbe benutzen, die exestiert, denkst du nicht? Und mach sie ein wenig silbern.“
„Ich möchte versuchen Regen zu malen,“ sagtest du plötzlich. „Chanyeol zog seine Augenbraue hoch.
„Komm her,“ sagte er dann nach einem Augenblick. Er suchte einen frischen Pinsel aus und lächelte dich an. Du nahmst dir einen Stuhl und setztest dich neben ihm. Eure Schultern berührten sich und du fühltest wie sich ein elektrische Spannung durch deinen Rücken herunter zog.
„Helf mir die Farben auszusuchen,“ sagte und du griffst sanft und langsam nach seiner Hand. Du fühltest seine Wärme und dachtest das niemand außer Chanyeol solch eine warme Hand hätte haben können. Du suchtest dir hellblau für den Anfang aus.
„Welche Farbe ist es?“ fragte Chanyeol und runzelte die Stirn.
„Was denkst du was es ist?“
„Blau?“
„Ja,“ sagtest du kichernd. Als erstes wolltest du „ja“ zu jeder Farbe sagen, die er nennen würde, doch er hatte richtig geraten und du fühltest dich gut. Du berührtest die Leinwand mit dem Pinsel und machtest eine einzelne Linie. Chanyeol machte eine Linie an einer anderen Stelle. Eure Hände arbeiteten zusammen, aber manchesmal führte eine Hand die andere. Es war kein Kampf oder so.
Nach blau, wähltest du grün, pink, weiss, und ein Hauch von grau. Die Leinwand war nun voll mit gemischten Farben und es fing an wirklich nach Regen auszusehen, ein wirklich wunderschöner Regen.
„Lass uns noch mehr Farben hinzufügen,“ sagte Chanyeol lächelnd. Du tunktest den Pinsel in gelb ein und arbeitetest weiter. Dann benutztest du rot, pink, orange und ein wenig beige. Du mischtest türkis mit weiss und kreirtest so einen neuen blauen Schatten.
Wir sollten ein paar Schatten um die Regentropfen malen und den Hintergrund leicht anmalen.
„Lass es uns grau und mit einem leichten Hauch von blau machen,“ flüsterst du, total in deine Arbeit vertieft. Chanyeol nickte nur und schloss seine Augen bei deiner Berührung. Er konzertrierte sich nur auf das Geräusch des Pinsels auf der Leinwand. Als du deine Arbeit erledigt hattest, zogst du deine Hand weg und Chanyeol öffnete gleich wieder seine Augen. Er lächelte bei dem Anblick.
„Es ist wunderschön,“ sagte er. Deine Augen wurden grösser und du schautest ihn voller Hoffnung und Schock an. Doch Chanyeol schaute dich weiter nur, mit seinen leeren und weissen Augen an und du machtest ein langes Gesicht. Du fühltest dich plötzlich als müsstest du jeden Augenblick weinen und eine Träne rollte deine Wange herunter.Du fielst in den Stuhl, beinahe schon leblos und stopptest dich selbst vom schniefen. Plötzlich fühltest du eine Berührung und richtetest deinen Kopf auf. Du sahst wie Chanyeol dich ansah und er seine Hand nach dir ausstreckte.
Du schautest ihn an mit deinen ruhelosen Augen und er bewegte seine Hand wieder. Er berührte deine Wange sanft, streichelte sie liebevoll und lächelte. Seine Berührung liess deine Wangen richtig heiß werden, dein Herz schlug immer schneller und dein Magen krampfte sich immer mehr zusammen mit deinem Herzen. Es fühlte sich angenehm und unglaublich an. Seine Berührung war so beruhigend. Du berührtest seine Hand und streicheltest sie genauso. Noch eine Träne lief deine Wange hinunter und er wischte sie mit seiner anderen Hand hinfort. Mit seinen Fingerspitzen wanderte er über dein Gesicht. Er berührte deine Nase, deine Stirn, deine Augen welche du schlosst als er sie berührte. Er lächelte und nickte breit. Er öffnete wieder seine Augen.
„Du bist wirklich wunderschön.“ sagte er ehrlich. Du fühltest dich als würde dein Herz voller Glück in zwei Teile gerissen. Du vergaßt zu atmen und hustetest leicht. Du griffst nach seiner Hand und legtest deine Finger um seine. Chanyeol schaute dich immer noch liebevoll an, als du seine Hand sanft streicheltest.
„Du auch,“ sagtest du ohne gross nach zu denken. Chanyeol zuckte mit seinen Augenbrauen und  lachte laut auf. Du schautest ihn an und fingst genauso an zu lachen. Ihr beide lachtet für eine lange Zeit.
 

~*~
 

Du lagst auf dem Sofa im Wohnzimmer. Der Fernseher war an und die Stimmen der Leute schallten durch das ganze Haus. Es brachte dein Herz zum schmerzen.. Das Essen was du gemacht hattest war mittlerweile kalt. Du hattest bereits vergessen wieviele Stunde vergangen waren seitdem du gekocht hattest. Du starrtest auf deine Finger und dachtest über die Einsamkeit nach.
Dein Handy fing an zu klingeln. Du wusstest schon das es nur zwei Optionen gab: Deine Mutter kommt nach Hause und wird in zehn Minuten hier sein oder sie schafft es heute nicht. Du nahmst dein Handy langsam hoch und sahst ihre Nummer auf deinem Display. Du hattest Angst das es wieder ein einsames Wochenende für dich werden würde.
„Hallo?“ flüstertest du.
„Raejin..“ flüstert deine Mutter zurück. Du hörtest es bereits am Ton.
Du lächeltest durch deine Tränen.
„Es ist okay, Mama. Du solltest zurück zur Arbeit gehen. Ich werde okay sein,“ sagtest du schnell und stopptest dich zu weinen anzufangen.
„Es tut mir wirklich leid liebes…“
„Ich muss jetzt gehen, arbeite hart. Nacht“ sagtest du und legtest auf. Du hattest das Verlangen dein Handy auf den Boden zu schmeißen, doch hieltest dich zurück und legtest es langsam auf den Tisch.
Du lagst wieder auf dem Sofa und liest deine Tränen einfach fallen.
 

~*~
 

Du dachtest immer das Schulen an Samstagen geschlossen sein. Und doch, kamst du her und standest davor in der Hoffnung das die Türen geöffnet waren und du einfach eintreten konntest. Du gingst nach oben zum Kunst Klassenzimmer und sahst Chanyeol vorm Fenster stehen, mit den Händen in seinen Taschen. Du begriffst gerade wie groß er eigentlich war was ihn für dich noch attraktiver werden liess. Du beobachtest einen Moment seine Gestalt und machtest dann einen Schritt nach vorn.
„Morgen,“ sagtest du. Chanyeol drehte seinen Kopf und zuckte mit den Augenbrauen.
„Raejin?“ Was machst du heute hier?“ Fragte er und lächelte danach mit seinem ehrlichem und weitem Lächeln. Du fühltest wie dein Herz dahin schmolz und lächeltest zurück. Er ging auf dich zu, was nicht schwer war, da keine Hindernisse im Weg waren.
„Ah, ich wollte dich einfach nur sehen,“ sagtest du und schautest ihn an. Er war wirklich groß. Chanyeol streckte seine Hand aus und tätschelte deinen Kopf.
„Ah, Kleines,“ sagte er lachend. Du öffnetest geschockt den Mund.
„Ich bin nicht klein! Du bist derjenige der so groß ist!,“ sagtest du mit einem kichern. Chanyeol bückte sich plötzlich und du schautest ihn von oben herab an.
„Was ist passiert?“ fragte er mit einem ernstem Gesicht. Du machtest große Augen.
„Wa…“ Du fingst nervös an zu lachen. „Was meinst du?“
„Du hörst dich komisch an,“ sagte er und kratzte sich am Nacken. Er senkte seinen Kopf und versuchte sehr stark dich „anzusehen“, was dich noch trauriger machte.
Du warst immer sauer auf Leute die dich nach deinem Aussehen beurteilt haben. Aber gerade jetzt wolltest du wirklich das Chanyeol dich ansieht, mit seinen eigenen Augen. Du wusstest das es nicht möglich war, aber irgendwie hofftest du es immer noch.
„Tue ich nicht,“ antwortest du und gingst einen Schritt zurück. Plötzlich griff er nach deiner Hand. Du hattest keine Ahnung woher er wusste wo deine Hand war.
„Ich kann es hören, das etwas nicht stimmt, Raejin,“ sagte er, stand langsam wieder auf und trat einen Schritt näher an dich heran. Dein Herz schlug wie verrückt. Du hattest das Gefühl das es dir jeden Moment in die Hose rutschen würde. Deine Beine wurden ganz weich, so nahe war er.
„Nichts ist falsch, sagtest du.
„Sag es mir, du weißt das du mir vertrauen kannst. Das weißt du, richtig?“ fragte er leise. Du nicktest energisch und er lächelte als wenn er es fühlen oder hören könnte. „Also dann?“
„Nichts, wirklich,“ sagtest du. Er zog ein Gesicht aber du machtest weiter. „Um ehrlich zu sein, bin ich schon daran gewöhnt alleine zu sein. Ich bin sehr daran gewöhnt. Ich mag die Stille. Tue ich wirklich. Aber urplötzlich.. fühle ich mich noch mehr alleine als ich es jemals tat. Und diese Einsamkeit ist einfach nur furchtbar.“
„Aber du bist nicht alleine,“ sagte Chanyeol und zog dich näher heran. Eure Brustkörbe berührten sich. Dein Herz klopfte wie verrückt aber du realisiertest das sein Herz noch lauter und schneller schlug.“Du hast mich, erinnerst du dich?“ flüstert er dir ins Ohr und legte seine Arme um dich. Du konntest dich nicht mehr zurückhalten und fingst an zu weinen. Du ließt die Tränen einfach die Wangen herunter laufen, doch dieses mal warst du in Chanyeol’s Armen. Du konntest seine Wärme und Sanftheit spüren. Seine sanfte Berührung,, seine Finger mit deinen Fingern vereint. Du fühltest dich komplett. Du wolltest ihm noch näher sein. Du drücktest ihn noch fester und er tat das gleiche. Ihr beide konntet euch nicht noch näher sein, aber für jetzt war es auch genug. Du fühltest dich sicher, du fühltest dich gut, du fühltest dich relaxt. Eure Herzschläge begannen im gleichen Rhythmus zu klopfen.
An dem Tag als die Sonne so unglaublich hell schien, flog ein Hauch von orange und gelb ins Klassenzimmer und ließ alles so aussehen als wäre es mit Gold angemalt. Du verstandest das du Chanyeol mehr liebtest als irgendjemand anderes den du mal geliebt hast.
Er war einfach nur blendend .

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