colorful bandages;

setsunai; [koi tsudu]

Ryan Adams - Wildest Dreams

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____/   \    __/\__/    \    ___ the beginning.
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Kaum kam Tendo durch die Tür aus dem Badezimmer, hing auch schon ein kleiner Klotz an seinem Bein.

"Guten Morgen", lächelte er und strich dem Winzling über den Kopf; wuschelte die dunkelbraunen Haare durch.

Der Zwerg kicherte bei jedem Schritt, den der Vater machte. Ihre Zähne blitzten nur so und ihre Hand klammerte sich fest am Ohr das kleine Stoffhäschen fest. Am Fuß trug es einen kleinen Verband.

Gestern war die Naht gerissen und Füllung herausgequollen.

Er hatte die Wohnungstür ausgemacht und da stand auch schon die Kleine vor ihm. Sie hatte Tränen in den Augen und hob mit beiden Händen ihm ihr Lieblingsstofftier unter die Nase.

Tendo ließ den Schlüssel auf dem Schlüsselbrett nieder und schloss hinter sich die Tür.

Sakura scheint nicht zuhause zu sein.

"Was ist den passiert", kniete er sich hin und öffnete seine Schnürsenkel, bevor er mit dem Daumen ihre Tränen wegstrich, die sich auf die Wangen verflüchtigt haben.

"Ich bin über ihn gestolpert", schniefte sie und Kairi hob langsam ihre Stirnfransen zur Seite. Augenscheinlich hat nicht nur der Hase etwas abbekommen.

Er schlüpfte aus den Schuhen und verstaute sie im dafür vorgesehenen Kasten. Seine Hand griff nach der von Miyu und er führte sie ins Badezimmer.

Dort angekommen, setzte er sie auf die Waschmaschine und öffnete den Schrank neben ihm. Er suchte nach Verbandszeug und Desinfektionsmittel.

"Hast du sonst noch wo Schmerzen?", kramte er im Wandschrank herum und übertönte mit seinen Geräuschen fast die Antwort von Miyu.

"Mein Knie", zog sie bereits ihr Hosenbein hoch. Doch auch ihr Handballen, wie Kairi sah, waren gezeichnet vom Schleifen auf dem Boden.

Aber wie er vermutet hatte, alles nur Schürfwunden oder Kratzer. Da hat es den Hasen doch etwas mehr erwischt, als seine Besitzerin.

Als alles mit Desinfektionsmittel abgetupft und mit Pflastern versorgt war, bat sie den Arzt, sich noch um ihr Häschen zu kümmern.

"Mama sagt immer, dass du besser nähen kannst, als sie."

Er schmunzelte leicht und hob sie von der Waschmaschine auf seinen Arm. Sie wanderten ins Arbeitszimmer, wo beide nach Nadel, Faden und Stoff Ausschau hielten.

Auch wenn nicht farblich gleich, wurde ein Stück Stoffrest in Blau gefunden und dazu passendes Nähgarn. Seit Nanase zuhause bei den Kindern war, hat sie angefangen selbst Kinderkleidung zu nähen.

Ihr Weg führte sie weiter ins Wohnzimmer, wo der Couchtisch als OP-Tisch dienen dürfte. Miyu nahm neben Kairi Platz und klammerte sich an seinen Oberarm, als hätte sie Angst davor zuzusehen.

Er wusste kaum, ob er dazu fähig war, einen Stoffhasen zu nähen. Schließlich war Haut wieder etwas anderes.

Dennoch gab er der Herausforderung einen Versuch, schnitt sich erstmal etwas Nähgarn zurecht.

"Wird Nini Schmerzen haben?", fragte Miyu leise und klammerte sich noch fester an ihren Vater.

"Nein...", lächelte er leicht und legte die übergroßen Ohren auf die Augen des Stoffhasen. "...denn er schläft ja."

Sie nickte eifrig, dass sie mit der Antwort zufrieden war.

Im Handumdrehen war das Stück Stoff Teil des Hasen geworden und die Füllung wieder an ihren gewohnten Ort. Miyu war währenddessen an seiner Schulter eingeschlafen.

Die Haustür ging auf. Nanase war wieder zuhause.

Kaum hatte er den halben Weg hinter sich gelegt, klammerte sich ein zweiter Klotz an seine anderes Bein, den er bereits erwartet hat.

"Milu", kicherte er, genau wie seine Schwester. Nur in der Sprache konnte er ihr noch nicht das Wasser reichen; lag auch ein Altersunterschied von drei Jahren zwischen den zwei.

"Yukiya, mach' dich ganz ganz schwer", flüsterte sie und ihr Taxi bog um die Ecke. Der Esstisch war schon in Reichweite. Wenn die beiden schwerer werden, wird er für dieses Spiel seine Muskulatur in Schwung bringen müssen.

Und dann sind sie beide als Eltern auch noch bald in der Unterzahl.

"Danke für den Morgensport Kinder", war das Duschen jetzt schon für die Katze, die sie nicht besaßen, da er die Schweißperlen am Rücken fließen spüren konnte.

Angekommen, klopfte er beiden leicht auf den Rücken, als Zeichen, dass sie sich nun an den Tisch setzen sollen. Mama hat bereits Frühstück hergerichtet.

"Na, wie geht's euch beiden", drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn und sie stieß kurz die Luft aus. Er wusste, dass sie nichts geschlafen hat.

Er ließ sich neben ihr auf den Stuhl nieder und nahm einen kleinen Schluck von seinem Kaffee.

"Als hätte da drinnen ein Konzert oder sowas stattgefunden."

Ein kleiner Blick genügte, dass er erkennen konnte, wie müde sie war. Die letzten Tage hat sie kaum Schlaf bekommen.

"Ich glaube", nahm er einen kurzen Bissen vom Milchbrot, welches sich schon auf seinem Teller befunden hat und erhob sich. "Du solltest es vielleicht nochmal anschauen lassen."

"Ich glaube, dass dieses Etwas Schlagzeuger werden will", kicherte sie und strich sich über den Bauch, der unter dem viel zu weiten T-Shirt war, welches sie aus der Schrankhälfte von Tendo entwendet hat.

Er wanderte in die Küche und begann die zwei Jausendosen sich näherzuziehen. In seinem Kopf hat er einen perfekten Plan ausgeheckt.

"Was machst du da Liebling?", sah Nanase ihn an, als würde sie seine Taten nicht glauben.

"Yukiya? Karotten oder Apfel?", fragte er und hoffte, Sakuras Frage damit zu beantworten.

"Apfel", gab er überzeugt von sich und stopfte den letzten Rest seines Milchbrötchens in den Mund. 

"Darf ich halbe halbe?", meldete sich Miyu zu Wort und bekam ein Nicken zurück.

Onigiri, ein halbes Sandwich und wahlweise Apfel oder Karotten. Tendo würde gerne mit den Kindern tauschen.

Schnell hatten sie sich die Zähne geputzt, die Schuluniform und den Kindergartenkleidung angezogen und die Rucksäcke gepackt.

"Ich bring' sie heute hin", gab Kairi der baffen Nanase einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Und überanstreng' dich nicht."

Sie nickte, gab den Kindern noch einen Abschiedskuss auf die Wangen und wank den dreien, bis sie über das Stiegenhaus außerhalb ihrer Sichtweite waren.

Durch die Gasse kamen sie an mehreren Menschen vorbei, die sie lautstark grüßten und dem Vater ein kleines Lächeln entlockten.

"Was machst du heute bei der Arbeit, Papa?"

Miyu scheint großes Interesse am Beruf ihres Vaters zu zeigen. Wenn sie nicht schon stolz darauf ist, dass ihr Papa Menschen das Leben retten und ihnen hilft, dass es ihnen wieder besser geht.

Sie fragte jeden Abend, wenn er nachhause kam, wie es bei der Arbeit gewesen war.

"Am Vormittag das übliche und am Nachmittag zwei OPs."

"Wird dir da nicht schlecht", verzog Yukiya das Gesicht und ließ die Hand seines Vaters nicht los. Außer eine Blume am Gehsteigrand oder ein Schmetterling erweckten sein Interesse.

"Wie meinst du Kiya", lachte er leicht und hielt mit den beiden vor dem Zebrastreifen.

"Wenn da so viel Blut ist", schüttelte er den Kopf. Der Gedanke daran gefiel ihm offenbar nicht.

In Yukiya sah Tendo keinen Arzt. Er machte eher auf ihn den Eindruck, als würde er einmal ein sehr diplomatischer Politiker oder so etwas werden. Vielleicht auch Tieraktivist.

Miyu war weniger erschrocken von medizinischen Tatsachen. Im Gegenteil, sie fand es faszinierend.

Dennoch war für Kairi nicht wichtig, ob bei seinen Kindern nun einer Arzt wurde oder nicht. Seinem Vater war es weniger egal als ihm. Doch Miyu scheint den Großvater weitgehend zu beruhigen, die Tradition der Arztfamilie weiterzuführen.

In Tendos Augen übertrieb er.

Die Ampel schaltete auf Grün und mit schnellen Schritten überquerten sie die Straße.

Da war auch schon die Bushaltestelle in Sichtweite. Aber noch wenige tummelten sich darum.

Doch Tendo erkannte Miss Kaichinai, die Großmutter einer Klassenkollegin von Miyu. Die beiden Mädchen verstanden sich gut; trafen sich ab und zu zum Spielen.

Er sah auf seine Uhr. Die Zeit wurde knapp.

"Frau Kaichinai", begrüßte er sie und die Frau lächelte. Miyu begann sich sofort mit Ayami zu unterhalten.

"Doktor Tendo, ich hätte Sie nicht erwartet."

"Ich entlasste meine Frau etwas", hob er Yukiya auf seinen Arm und lugte erneut auf seine Armbanduhr. "Könnten Sie bitte auf Miyu aufpassen, meine Schicht beginnt heute schon früher."

"Aber gerne", nickte die ältere Dame und Tendo ging in die Knie, um Miyu noch eine Umarmung zu schenken.

"Pass auf dich auf Miyu", strich er ihr kurz über den Rücken und gab ihr, wie die Mutter, einen Kuss auf die Wange. "Dann bis zum Abend und viel Spaß in der Schule."

"Dir auch Papa", lächelte sie und strich sie ihre Stirnfransen aus dem Gesicht, sodass man leicht das pinke Pflaster von gestern erkennen konnte.

Kairi erhob sich, nahm Yukiya auf den Rücken, als wäre er ein Koalajunges und begann zu laufen, nachdem er noch kurz Miyu gewunken hat.

Der Kleine würde etwas durchgeschüttelt, verlor einmal die kleine Kappe, worauf sie wieder ein paar Meter Rückschritte machten, doch er hatte Spaß daran. Von Papa zum Kindergarten gebracht zu werden, war ein seltenes Geschehen.

"Mama holt dich dann am Nachmittag", bekam auch Yukiya einen Kuss auf die Wange, worauf er das Gesicht des Vaters in beide Hände nahm und ihm ebenfalls einen dicken Kuss auf die Stirn gab. Tendo lachte. Er war herzallerliebst.

Er verabschiedete sich bei der Kindergartentante und rannte danach aus dem Haus. Noch knappe fünf Minuten hatte er Zeit, zum Krankenhaus zu kommen.

Sonst würde er die versäumte Zeit eben am Abend anhängen müssen.

Angekommen, sprintete er in den Lift und begann einmal durchzuatmen. Leider reichte die Zeit nicht mehr, für ein kurzes Vorbeischauen bei der Bäckerei in der Eingangshalle.

Die Oberschwester stieg im nächsten Stockwerk zu und begrüßte ihn. Ihr Blick musterte den Arzt, den sie noch nie so außer Puste gesehen hat.

"Ich hab' die Kinder noch abgeliefert", hauchte er hervor und hustete kurz. Sie nickte verständlich.

"Wie geht es Nanase?"

Manchmal kam es ihm vor, als würde die Chefschwester sich etwas mütterlich verhalten. Sie scheint zu allen Schwestern in der Kardiologie dieses Verhältnis zu haben. Die Schwester in der Kardiologie seien auch die am glücklichsten im ganzen Gebäude, was man so hört.

"Sie bekommt wenig Schlaf", strich er sich die Strähnen aus dem Gesicht und stieg mit ihr im fünften Stockwerk aus. "Es wirkt so, als würde er oder sie sich rausboxen wollen."

Er lächelte.

Die Wege der beiden trennten sich und Kairi schritt durch das Gemeinschaftsbüro. Aus seiner Umhängetasche schnappte er den Schlüssel und entdeckte dabei einen blinden Passagier in seinem Gepäck. Und einen Zettel.

Kannst du den Verband bitte wechseln? Danke Papa, Miyu.

Ihre Schrift war, für eine Erstklässlerin in der Grundschule, bereits schön. Schöner als die Arztklaue von ihm.

Er öffnete den Spind und holte sich seinen Kittel heraus. Nanase hat ihm am Morgen einen Pack frischer Kleidung eingepackt. Und noch etwas Frühstück.

Der letzte übergebliebene Onigiri.

Er setzte den Hasen auf seinem Schreibtisch, rechts vom Laptop, an die Bücher gelehnt und stellte seine Tasche ab.

Als er unter der Tür mit jemanden. zusammenkam, hielt er kurz. Kairi hatte seine Kleidung unter den Arm geklemmt. Es war der Chefarzt. 

"Gut dass ich dich treffe", zeigte er mit dem Kugelschreiber auf Tendo. "Miori ist bei einem Seminar über Herztransplantationen und Kisugi hat sich heute morgen krank gemeldet."

"Dann übernehme ich Kisugis Tagesschicht", willigte er sofort ein, da Kairi bereits gute fünf Minuten zu spät seinen Dienst antritt. "Ich hab's eilig."

Er rannte den Raum weiter, um sich dort umziehen zu können und war in weniger als zwei Minuten, mit Verstauen seiner normalen Kleidung im Spind, an seinem gewohnten Platz an der Station. Er hatte alle Patienten, die unter Kisugi betreut wurden, zu studieren.

Sein Blick fiel auf die Wanduhr. 
Halb 9. Miyu müsste bereits in der Schule sein.

Menschen sprachen, Schwestern unterhielten sich. Es herrschte reges Treiben und Tendo versuchte sich zu konzentrieren.

Je schneller er damit fertig war, desto schneller konnte er die Visite beginnen und umso schneller konnte er das Onigiri essen und in die Kinderstation gehen, um dort einen farbigen Verband für Miyus Häschen zu holen.

"Dr. Tendo", erklang die Stimme von Sakai aufgebracht und es riss ihn aus seinen Gedanken.

Er sah zur Seite, rückte mit dem Drehsessel etwas zurück und erkannte, wie die Schwester das Telefon in der Hand hielt. Jedoch sah er nicht zum Bildschirm, auf dem er die Nummer des Zimmers erkennen könnte.

"Die Ambulanz ruft gerade an. Sie brauchen einen Kardiologen."

Ohne ein Wort sprang er auf und ging in schnellen Schritten an Sakai vorbei. Er hörte sie im Hintergrund, wie sie der Person auf der anderen Seite versicherte, dass ein Arzt unterwegs sei.

Er stieg in den Aufzug.

Vielleicht wäre es besser gewesen, zu fragen, weswegen. Jetzt war es schon zu spät. So hätte er sich innerlich auf den Patienten vorbereiten können.

Im Untergeschoss angekommen, was sich für ihn wie eine Ewigkeit angefühlt hat, stieg er aus. Sofort rauschte eine Gruppe aus der Leiterin der Kinderstation, drei Schwestern und einer Schwester der Notfallambulanz mit einer Trage an ihm vorbei.

Und als er nur wenige Schritte in die Abteilung machte, stellte es ihm die Nackenhaare auf. 

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Comments

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airauralintensity
#1
Chapter 5: i used machine translation to read this fic, and i almost wish i didn't. it was so simple, yet it hurt so much. should i thank you or yell at you? 😭
TheLonelyDandelion #2
Chapter 2: I love your fanfiction, keep up the good work