Erstes Kapitel.

Kind der Sterne
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Erstes Kapitel.





„Verfluchte Scheiße!“


Instinktiv begann ich zu grinsen, als sich ein schlaksiger Junge neben mich auf die Bank fallen ließ und seinen schweren Rucksack geräuschvoll auf die Tischplatte warf. Ich sah aus dem Augenwinkel nur kurz zu ihm hinüber, bevor ich mich wieder der mathematischen Aufgabe widmete, deren Lösung beinahe vollständig auf zwei Seiten zerknittertem Karopapier stand. Es fehlte nur noch eine Zeile und ich war fertig. Ein leises Lachen entkam mir, teils aus Erleichterung über die Vollendung meiner Hausaufgaben, aber auch aus Belustigung über den Braunhaarigen, der nun haareraufend im Schneidersitz auf der Bank lungerte und trübsinnig in die Luft starrte.


Sein Name war Oh Sehun. Er war mein bester Freund, schon seit meinem ersten Tag in Südkorea. Früher, als ich klein war, hatte ich in China gelebt, in einem noblen Vorort, doch meine Eltern hatten das Land verlassen, als mein Vater seiner Karriere wegen nach Seoul gehen wollte. Ich war acht Jahre alt gewesen, als ich mich plötzlich mit einer neuen Sprache hatte verständigen müssen. Die Kinder in der Schule hatten mich gemieden, mich angestarrt und sicherlich auch hinter meinem Rücken über mich getuschelt. Nur Sehun hatte sich mit mir abgegeben, hatte mich aufgefangen und mir die Sprache gelehrt. Und trotz seines Lispelns sprach ich nach beinahe zehn Jahren ein gutes Koreanisch.


Es war selbstverständlich gewesen, dass wir dieselben Schulen besucht hatten, gemeinsam auf die High School gekommen waren und nun auch so viele Kurse, wie es eben möglich war, zusammen besetzen. Wir trainierten gemeinsam, hatten keine Geheimnisse voreinander und schienen den anderen beinahe besser zu kennen, als uns selbst. Eigentlich war Sehun der Freund, den ich mir immer gewünscht hatte.


„Hast du den Test zurückbekommen?“, fragte ich mein Blatt, obwohl die Frage an Sehun gehen sollte, und löste nach x auf. Dann ließ ich den Kugelschreiber, den ich in einem Buchladen geschenkt bekommen hatte, sinken und streckte meine Arme, um die steifen Gelenke zu lockern. Sehun schnaubte wenig begeistert und ließ den Kopf in den Nacken fallen, ehe sein eisiger Blick auf mir lag.


„Ach was. Darauf wäre ich ja noch gar nicht gekommen“, gab er knurrend zurück und schob seine Hand in seinen Rucksack. Einen Augenblick später traf ein zerknülltes Blatt meine rechte Augenbraue und verfehlte mein Auge nur knapp, prallte an mir ab, um auf dem Tisch gegen mein beschriebenes Mäppchen gelehnt liegen zu bleiben. – „Ich hab‘ verdammte zwanzig Punkte bekommen, dabei hatte ich gar nicht so wenig dazu geschrieben! Der will mich doch verarschen!“


Vorsichtig fegte ich den Papierball, der offensichtlich Sehuns Erdkundetest darstellen sollte, beiseite und schob meine Blätter zurück in den Block, aus dem ich sie herausgetrennt hatte, um diesen in meiner Tasche zu verstauen. Mein Mäppchen, auf dem sich zahlreiche Unterschriften meiner Mitschüler tummelten, folgte dem Block, während ich ein wenig hilflos mit den Schultern zuckte.


„Hat Luhan nicht angeboten, dir zu helfen?“, hakte ich nach und ließ meinen Blick mehr flüchtig über Sehuns Gesicht wandern. Seine Augen verengten sich leicht, ehe er zögernd nickte.


„Ja, aber ich wollte nicht …“, begann er und stockte nachdenklich, „ich will nicht immer seine Hilfe haben, um mich in der Schule zu verbessern. Vielleicht denkt er, ich kann gar nichts ohne ihn schaffen.“


Luhan war sein Freund. Sein fester Freund. Er war ganze vier Jahre älter und mit zwanzig nur noch in der Abschlussklasse, weil er selbst aus China kam und sich erst hatte einfinden müssen. Zumindest war das die Ansicht der Schulleitung gewesen. Die Tatsache war jedoch, dass Luhan ein verfluchtes Genie war und sich regelmäßig im Unterricht langweilte, ganz im Gegensatz zu Sehun, der mit jedem Schulfach zu kämpfen hatte. Das war aber auch der einzige Scheidepunkt der beiden. Das und Sehuns seltenes Lächeln, wohingegen Luhan beinahe ständig zu grinsen schien.


Optisch schienen die beiden beinahe miteinander verwandt zu sein. Sie waren beide groß, Sehun wenige Zentimeter größer, schlank und hatten einen feinen Kiefer. Ihre Nasen waren gerade, ihre Lippen voll und die Augen mandelförmig, aber nicht klein. Sehun hatte seine Haare braun gefärbt, Luhan trug sie dunkelblond. Beide waren muskulös, obwohl man ihnen die Kraft unter der locker sitzenden Kleidung selten ansah. Sie hatten sogar dieselben Interessen und teilten sich ohne Probleme einen Bubble Tea.


Zwar hatte ich noch nie eine Beziehung gehabt, dennoch konnte ich nachvollziehen, wie Sehun sich fühlen musste. Als ich keinen einzigen vernünftigen Satz herausgebracht und Sehuns Hilfe sogar bei einer Frage nach der Toilette gebraucht hatte, hatte ich mich auch schrecklich dumm und unbeholfen gefühlt.


„Dann lernen wir zusammen auf den nächsten Test“, beschloss ich.


„Wirklich?“


Sehuns Lächeln blendete mich fast, als ich tapfer nickte und meine Augen mit der Handfläche abschirmte, dabei eine Grimasse zog.


„Ja. Und jetzt hör‘ auf damit, bevor ich noch vollständig blind werde. Das kann ja kein Mensch ertragen, Sunshine.“


„Scheiße, ich liebe dich, Tao. Wirklich.“


„Lass‘ das nur nicht Luhan hören.“


Grinsend zog ich meinen Rucksack von dem langen Tisch, den ich jeden Nachmittag in Beschlag nahm, um in der großen Cafeteria unserer Schule meine Hausaufgaben zu machen. Er bot die besten Bedingungen, um mich ungestört arbeiten zu lassen; nah genug an der Essensausgabe, aber weit genug weg von der bel

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Thank you!
drunk-rainbow
Die folgenden Kapitel werden wieder länger und ausführlicher, ich verspreche es! ><

Comments

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Mishtique
#1
Chapter 4: gaaaah yifan, tao hast du bicht vergessen, Tao wollte du
Mishtique
#2
Chapter 3: Luhan und Sehun sind toch so liebe zu Tao
Mishtique
#3
Chapter 2: sjdhaj ich hatte das Word Augenwinkel doch total misverstanden. na soch, sehun, di sollt luhan 'ich liebe dich' sagen und nicht tao XD AH und das deutch for 'im freezing my off' ist ganz lustig XD
prettybb #4
What language is this?
Mishtique
#5
Chapter 1: ,,,er sind mehr Kapitel, ich hatte das ganz nicht gesehen,, ich bin manchmal so dumm
Mishtique
#6
Chapter 1: aw, aber warum hatte Tao mussen verschwinden, die geschichte wahr doch so süß TT Ich liebe das Moment das Tao sagt das ehr trotzdem immer sollte kommen und Kris immer sollte wachten >< Danke für dueser Geschichte <3
Mishtique
#7
Aah meine Deutsch ist sehr slecht und das is traurig wie ich toch sehr nare bij den Deutsche Grens wöhne, aber fur TaoRis sol ich das toch machen