Sanfte Kälte umfing den schmalen Körper des Jungen, als dieser zu Boden sank. Sein Herz schlug laut in seiner Brust und presste das kochende Blut durch die Äderchen, während er sich aus der knienden Position heraus auf den Rücken rollte, nach Luft schnappte. Die Beine hatte er noch leicht angewinkelt, eingeklemmt unter seinem Gesäß, ohne Kenntnis davon zu nehmen.


Er war zu schnell gelaufen. Wie üblich hatte er seine eigene Kraft überschätzt und war einfach losgestürmt, jeglichen Gedanken an Ort und Stelle lassend, sodass ihn beim Rennen eine angenehme und zugleich beängstigende Leere erfüllt hatte. Nun gruben sich seine langen Finger in den lockeren Boden und krochen stetig weiter weg, bis seine Arme ausgestreckt in beide Richtungen vom Körper wegdeuteten.


„-is..“, stammelte ein brüchiges Stimmchen. Er bewegte seinen Kopf leicht, während er die braunen Blätter, die den Boden bedeckten, zur Seite drängte. Erde heftete sich an sein kurzes Haar, das im Mondlicht hell schimmerte, obgleich es schwarz war. Dunkler wirkte die leicht gebräunte Haut seines Gesichts. Der sonst gesunde Farbton wirkte blass, eher gräulich, als natürlich. Im Gegensatz dazu standen nur die rosigen Flecken, die sich auf den Wangen sammelten; Zeichen der körperlichen Anstrengung.


„Kris“, flüsterte er erneut, nun deutlicher. Auch seine schmalen Lippen bewegten sich nun kräftiger, während er seinen Kopf gänzlich zur Seite drehte und den Blick schweifen ließ.  Noch immer nahm er tiefe Atemzüge, und schluckte dazwischen hastig, sobald ein stechender Schmerz seinen Rachen daran erinnerte, ausgetrocknet zu sein. Dennoch spähte er mit hellwachen Augen in die Dunkelheit hinein, die sich hinter der Mauer aus Bäumen manifestierte.


Er lag auf einer Lichtung. Schwaches Licht trat durch die kreisrunde Öffnung des Blattwerks der umstehenden Bäume und erhellte die kleine Fläche weit genug, um die einzelnen Blätter, die auf dem Boden lagen, zumindest in unmittelbarer Nähe ausmachen zu können. Ein großer Baum stand ein wenig abseits der dunklen Waldfront, die die Lichtung umringte. Seinem Stamm nach zu urteilen schien er mehrere Jahrhunderte erlebt zu haben. Die mächtigen Wurzeln hatten sich teils dicht über der Oberfläche in alle Himmelsrichtungen ausgebreitet; an einigen Stellen traten sie hervor, wie übergroße Schlangen, und formten einen Bogen, bevor sie bereits wieder unter der Erde verschwanden.


Vorsichtig zog er seine Arme wieder an, während sein Blick eine jener Wurzeln festhielt. Moos hatte sich an der Rinde festgesetzt, das wusste er noch. Es war helles Moss, schimmerte leicht bläulich, selbst im Mondlicht zu erkennen. Er stützte sich auf den Handballen ab, setzte sich auf, ehe er sich umständlich erhob und die feuchte Erde, die an seinen Händen kleben blieb, unwirsch an den Hosenbeinen abstreifte. Heute sah er das Moos nicht. Ein Schienbein versperrte ihm die Sicht.


Ein sanftes Lachen durchbrach die Stille des Waldes. Es klang hell, zur gleichen Zeit dunkel, als es sein Kinn zu umfassen und anzuheben schien, mit ihm seinen Blick, der nur flüchtig über den recht großen Körper des fremden Jungens glitt, wie er gegen die Wurzel lehnte und sich an dieser abstützte, bis er das schmale Gesicht erblickte. Er starrte beinahe. Wunderschön, dachte er, während er die mandelförmigen Augen musterte, das dunkle Braun, das ihm trotz der Entfernung entgegenfunkelte. Volle, etwas blasse Lippen, hohe Wangenknoc