Zweites Kapitel.

Kind der Sterne
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Zweites Kapitel.





Es schienen Stunden zu vergehen, während ich mich nicht bewegte. Stunden, die zu Tagen und Wochen wurden. Die Jahreszeiten um mich herum veränderten sich, der Schnee schmolz und es wurde Frühling, Sommer, Herbst, bis erneut die kalten Flocken auf mich hinabfielen und mich unter einer Schneedecke begruben. Ich stand auf dem Hof, starrte in die Richtung, in die er gegangen war, obwohl ich ihn schon nach drei Schritten kaum noch hatte sehen können. Das Schneetreiben wurde dichter.


Ich konnte mich nicht regen, keinen Atemzug machen, noch nicht einmal blinzeln. Lebensunfähig. Überlebensunfähig. Mein Herzschlag hatte erneut beschlossen, auszubleiben und meine Lippen wurden mit jeder verstreichenden Sekunde, die ich erstarrt stillstand, ein wenig blauer. Vermutlich wäre ich jämmerlich erstickt oder erfroren, keine zwanzig Meter von einer warmen Halle entfernt, während ich gedanklich noch nicht verarbeiten konnte, was ich gesehen hatte.


Kris.


„Zitao, verflucht! Beweg‘ sofort deinen Arsch aus der beschissenen Kälte!“


Ich wäre erstickt oder erfroren. Aber glücklicherweise gab es Sehun.


„Mach‘ uns nie wieder so eine beschissene Angst, kapiert!? Rennst einfach wortlos weg und ignorierst uns total. Luhan hat gefühlt zehnmal nach dir gerufen. Was machst du hier? Zitao?“


Eine Hand wedelte vor meinen geweiteten Augen umher, aber ich schaffte es nicht, ihr mit meinem Blick zu folgen. Meine Lungen krampften sich auf der Suche nach Sauerstoff schmerzhaft zusammen, die fröhlichen Schneeflocken stachen spitzen Nadeln gleich in mein Gesicht, sobald sie meine Haut trafen. Durch meine Gehirnwindungen schien der Ostwind vereistes Steppengras vor sich her zu treiben.


Das war Kris gewesen. Mein Kris.


Erneut sprach Sehun mich an, nun mit Besorgnis in der Stimme. Warme Hände umfassten meine Schultern und schüttelten mich sanft. Eine Umarmung folgte, ein weiteres Paar Hände, klein und stark, das sich gegen meine Brust presste. Luhan.


Dann durchfuhr mich ein Schmerz. Mein Kopf flog zur Seite, meine Lungen pressten keuchend den Rest der Atemluft hervor und als die Panik meiner Atemorgane mein Gehirn endlich erreichte, sog ich tief die frische, kalte Luft ein. Auch mein Herz nahm durch die beherzte Ohrfeige Sehuns seine Arbeit wieder auf. Meine Wange glühte bereits, als ich blinzelnd und hustend gegen Luhan stolperte und sprachlos meinen besten Freund anblickte.


„Oh, du bist wieder bei uns?“, gab Sehun grimmig zurück und schüttelte seine Schlaghand. – „Dann gehen wir jetzt endlich heim und tauen dich auf, bevor du uns erzählst, was das sollte.“


Das war mein Kris gewesen. Und er hatte mich offensichtlich abgelehnt.


Ein sanfter Druck gegen meinen Rücken brachte mich in einen geraden Stand. Luhans Arme schwanden um meine Taille, aber sein Blick haftete besorgt auf mir, während er nach meiner Hand griff. Noch immer leicht benebelt nickte ich und ließ mich von den beiden zurück in das große Schulgebäude führen. Den Plattenbau betraten wir durch einen Seitenausgang, der auf den großen Schulhof führte, bevor wir einen verwinkelten Flur nahmen und die Eingangshalle durchquerten, um in den nächsten Flur abzubiegen. Er war breiter, höher und diente nur dem Zweck, einen schnellen Weg in die Cafeteria zu sichern und der hohen Schülerzahl ausreichend Ablagefächer für überflüssige Schulmaterialien zur Verfügung zu stellen.


Mein Spint war einer der ersten. Mechanisch öffnete ich das Schloss und zog die Tür auf. Den langen Mantel hatte ich schnell vom Kleiderbügel gezogen, bevor ich mich in das wärmende Material hüllte. Er war eng geschnitten und betonte meine Schultern, wenngleich ich recht dünn wirkte. Nachdem ich auch den Rucksack über meine Schultern gezogen hatte, sah ich stumm zu meinen beiden Freunden, die abwartend und besorgt abwechselnd ihre musternden Blicke über mich gleiten ließen. Kurz stieß Luhan ein Seufzen aus, bevor er mir bedeutete, ihm zu folgen. Sehun griff nach meiner Hand, während wir hinter Luhan auf den Parkplatz trotteten. Immerhin fuhren wir mit dem Auto.


Was genau geschehen war, konnte ich noch nicht recht glauben. Und vielleicht war ich auch verrückt. Die Fahrt über schwieg ich, die rechte Hand im Stoff meines Pullovers vergraben, um den Kettenanhänger, den ich versteckt unter meiner Kleidung trug, festzuhalten. Es war ein feiner Käfig aus goldenen Streben, beinahe einer Träne ähnelnd. Man konnte ihn öffnen. Darin eingeschlossen bewahrte ich eine weiße Perle auf. Sie war daumengroß, schimmerte im Licht und wog schwer in der Hand. Und sie war mein größter Schatz.


Bekommen hatte ich sie, als ich acht Jahre alt war. Sie lag in einer kleinen Geschenkbox, die ich aus dem Wald mitgebracht hatte. Damals, in China, hatte ich nicht viele Freunde gehabt. Eigentlich keinen einzigen. Ich hatte mich nie für andere Kinder interessiert, stattdessen hatte ich in meiner Fantasie gelebt und mir vorgestellt, einen geheimen Freund zu haben. Viermal im Jahr war ich in den Wald gerannt und hatte nach ihm gesucht. Als kleiner Junge hatte sich das so real gefühlt. Er war real gewesen. Ich hatte mich gefreut, hatte mich in seine Arme geworfen und mich ganz auf ihn fixiert.


Aber als ich in Südkorea ein neues Leben aufbauen musste, verschwand Kris aus meiner Fantasie. Er wurde zu einem Schatten, einem imaginären Freund, den ich einmal hatte, nun aber nicht mehr brauchte. Dabei hatte ich ihn vermisst, noch jahrelang. Früher hatte ich geglaubt, seine Stimme zu hören, wenn ich nachts nicht schlafen konnte. Aber als Frühling wurde und ich ihn im nahen Park nicht mehr fand, ihn im Sommer nicht sah, verschwanden auch irgendwann die sanften Worte in meinem Kopf. Es war, als hätte es ihn nie gegeben. Denn abgesehen von einer Perle hatte ich nichts von ihm.


Umso mehr hatte es mich aus der Bahn geworfen, diesem Yifan zu begegnen. Er war definitiv älter, als Kris, aber ich war auch erwachsen geworden. Dieselbe Gesichtsform, die gleiche Nase und dasselbe warme Braun seiner Augen. I

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Thank you!
drunk-rainbow
Die folgenden Kapitel werden wieder länger und ausführlicher, ich verspreche es! ><

Comments

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Mishtique
#1
Chapter 4: gaaaah yifan, tao hast du bicht vergessen, Tao wollte du
Mishtique
#2
Chapter 3: Luhan und Sehun sind toch so liebe zu Tao
Mishtique
#3
Chapter 2: sjdhaj ich hatte das Word Augenwinkel doch total misverstanden. na soch, sehun, di sollt luhan 'ich liebe dich' sagen und nicht tao XD AH und das deutch for 'im freezing my off' ist ganz lustig XD
prettybb #4
What language is this?
Mishtique
#5
Chapter 1: ,,,er sind mehr Kapitel, ich hatte das ganz nicht gesehen,, ich bin manchmal so dumm
Mishtique
#6
Chapter 1: aw, aber warum hatte Tao mussen verschwinden, die geschichte wahr doch so süß TT Ich liebe das Moment das Tao sagt das ehr trotzdem immer sollte kommen und Kris immer sollte wachten >< Danke für dueser Geschichte <3
Mishtique
#7
Aah meine Deutsch ist sehr slecht und das is traurig wie ich toch sehr nare bij den Deutsche Grens wöhne, aber fur TaoRis sol ich das toch machen