~Minjia's Sicht~


Am nächsten Tag fuhr er mit mir in einen Klamottenladen ganz in der Nähe. Seit dem diese Frau gestern aufgetaucht war redete er nur noch das nötigste mit mir. Ich fühlte mich schlecht. Wahrscheinlich war ich die reinste Belastung für ihn und hielt ihn von seinem Alltagsleben ab.

Sobald wir den Klamottenladen erreicht hatten stieß er seine Autotür auf. Er wollte mich so schnell es ging loswerden, das wusste ich.
Seufzend starrte ich auf den Fahrrersitz auf dem er eben noch gesessen hatte. Wieso half er mir überhaupt wenn er es doch eigentlich gar nicht will?
"Kommst du jetzt oder was?" er beugte sich runter und sah mich durch seine noch offene Autotür fragend an.
Ich zuckte leicht zusammen als ich seine Stimme hörte die mich aus meinen Gedanken riss. Ohne etwas zu sagen schnallte ich mich ab und stieg ebenfalls aus dem Auto. Seung Hyun knallte seine Tür zu und lief in den Laden ohne auf mich zu warten. Ich versuchte mit seinem schnellen Schritt mitzuhalten.

Die Ladentür klingelte als wir hineingingen und eine der Mitarbeiterinnen schaute auf.
"Willkommen Sir, kann ich ihnen helfen?" sie kam sofort auf uns zu und musterte Seung Hyun mit fasziniertem Blick. Statt einer Antwort lief er aber nur an ihr vorbei. Ich kratze mir verlegen am Hinterkopf und verbeugte mich entschuldigend vor der Mitarbeiterin für sein unhöfliches Verhalten.
Sie schaute ihm verwundert hinterher. "Seung Hyun warte" rief ich, doch er war schon in der Abteilung für Frauenklamotten verschwunden.
Als ich ihn erreicht hatte drehte er sich um, sein Blick scannte mich von Kopf bis Fuß und noch bevor ich etwas sagen konnte griff er zu einem Oberteil das mir seiner Meinung nach passen müsste und legte es mir über den Arm.
Verwundert blickte ich ihn an. Was hatte er vor?
Ohne etwas zu sagen griff er nach ein paar Hosen, einer Jacke, und weiteren Oberteilen und schmiss sie in meine Richtung, ohne darauf zu achten ob ich diese fing oder nicht. "Yaaaah!! Was machst du da?" mich störte seine Ignoranz.
Er drehte sich um und sah mich an. Mittlerweile war ich so voll beladen mit Klamotten dass ich mit meinen Augen grade noch sehen konnte wo ich hinlief.
"Ich kauf dir n paar ordentliche Sachen, mit diesen Lumpen kann man dich nicht mehr rumlaufen lassen" erwiederte er gefühlslos.
Das tat weh. Immerhin konnte ich nichts dafür. Ich habe nun mal keine anderen Klamotten. Ich weis ja nicht einmal mehr wo ich hingehöre. Sobald ich versuche mich an etwas aus der Vergangenheit zu erinnern spüre ich diesen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Als wäre da etwas woran mein Kopf sich nicht mehr erinnern möchte, er weigert sich. Mittlerweile hatte ich auch aufgegeben meine Erinnerung heraufzubezwingen. Es half sowieso nichts.


Auch wenn Seung Hyun's Worte mich verletzten sagte ich nichts. Er meint es immerhin nur gut mit mir und ich bin ihm dankbar dafür dass er mir hilft.
"Ich brauch nur ein paar Hosen und Oberteile, das hier ist viel zu viel"-
Er betrachtete den Berg Klamotten in meinen Händen und überlegte kurz.
"Nimm was du kriegen kannst" und mit diesen Worten wendete er mir wieder den Rücken zu und griff schon nach dem nächsten Kleidungsstück.

Nach einer halben Stunden gingen wir zu Kasse. Noch ein Kleidungsstück mehr und ich würde wahrscheinlich zusammenbrechen, so belagert war ich mittlerweile.
An der Kasse angekommen staunte die Kassiererin über den rießen Klamottenberg den ich vor sie ablegte.
Seung Hyun schaute sich um als suche er noch etwas, während die Kassierin bereits anfing die Klamotten vom Kleiderharken zu trennen.
"Ich komm gleich" und damit verschwand Seung Hyun auch schon wieder im nächsten Gang. Ich seufzte und schaute ihm hinterher.
"Sie haben wirklich Glück. Gutaussehend und wohlhabend. Wer wünscht sich nicht so einen Freund" die Kassierin schenkte mir ein leichtes lächeln und ich konnte soetwas wie Neid in ihrem Blick lesen. Ich wollte ihr gerade sagen das Seung Hyun nicht mein Freund ist, als ich plötzlich ein paar Rollen hörte die sich unserer Richtung näherten. Im nächsten Augenblick stand Seung Hyun mit einem Reisekoffer neben mir den er gerade geholt hatte. "Den auch noch" - er klappte den Griff ein und legte den großen schwarzen Koffer neben meine Klamotten.
Ich starrte ihn entgeistert an. Was hatte er vor? Wieso tat er dass alles für mich?
Seung Hyun wirkte nach außen eher kalt und unnahbar. Wenn man ihn sah bekam man bei seiner bloßen Ausstrahlung Gänsehaut. Niemand würde bei ihm auch nur ansatzweise eine nette oder sogar fürsorgliche Seite erahnen.


Als die Kassiererin alles in die Kasse eingescannt hatte schmiss Seung Hyun ihr einen bündel Geld vor die Nase.
Seung Hyun gab ein kaltes "Passt so" von sich und verließ den Laden.
Die Augen der Kassiererin wurden groß als sie die Menge an Geld erfasst die vor ihr lagen. Das war viel mehr als die Ware gekostet hätte, das stand fest.
Ich griff nach den Tüten und versuchte noch irgendwie den Koffer hinter mir herzuziehen um Seung Hyun schnellst möglich zu folgen.
Es machte nicht den Anschein als würde er auf mich warten wollen.
Ich verließ grade die Ladentür, da stand er schon an seinem Wagen. "Ab hier musst du selbst sehen wie du klar kommst" rief er mir zu und öffnete seine Autotür.
Entgeistert blieb ich stehen. "Im Koffer befindet sich etwas Geld. Damit müsstest du für n paar Tagen um die Runden kommen."
Er legte zwei Finger an seine Stirn als wollte er salutieren und bewegte sie dann schräg von seiner Stirn weg als Abschiedsgruß.
Ich stand wie entwurzelt da und sah zu wie er ins Auto stieg und ohne weiteres davon fuhr.
Das wars also. Etwas wie Enttäuschung machte sich in mir breit. Aber was er für mich getan hatte war mehr als genug. Mehr als man verlangen konnte. Trotzdem hatte ich nicht einmal die Möglichkeit mich bei ihm zu bedanken oder mich angemessen von ihm zu verabschieden.
Ich muss wohl eine sehr große Last für ihn gewesen sein.


~Seun Hyun's Sicht~

Ich öffnete die Tür zu meinem Haus. Nachdem ich meinen Mantel in die Ecke geschmissen hatte ging ich direkt auf meine Bar zu und füllte mir ein Glas mit Whiskey. Noch immer hatte ich das Bild vor Augen. Das Bild von der verdatterten und fassunglosen Minjia, wie sie mit all den Tüten und dem Koffer vor dem Laden stand und meinem Auto hinterher sah.
Es ging nicht anders. Nachdem Vorfall gestern wurde mir einmal mehr klar dass sie in meiner Nähe nicht sicher war. Ich hatte ihr Leben schon einmal auf dem Gewissen. Mein Umfeld, meine Arbeit, meine Kollegen, selbst ich..stelle eine Gefahr für sie dar.

Ich trank mein Glas in einem Zug leer und füllte es gleich noch einmal nach. Mit gefüllten Glas begab ich mich zum Sofa. Ich stellte das Glas auf die Lehne und warf mich dann unsanft daneben. Ich nahm das Glas wieder in eine Hand und ließ hielt es mir auf Augenhöhe vors Gesicht, so dass die Lichtstahlen von der Deckenlampe im Glas reflektierten. Ich beobachtete die Strahlen die das Glas erzeugt und seufzte.
"Bete dass wir uns nie wieder begegnen Minjia. Zu deiner eigenen Sicherheit" murmelte ich zu mir selbst.
 

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Hallo liebe Leser :)
Nein ich bin nicht wieder abgetaucht ^^
Es ist einfach nur so dass es grade das Ende vom Schuljahr ist und ich einiges zu tun hatte.
Tut mir leid dass das Kapitel solang auf sich warten ließ aber zur Zeit ist es wirklich ein bisschen stressig.
In drei Wochen hab dann auch ich endlich Ferien und ich hoffe dass sich dann mehr Zeit findet :)

Trotz allem hab ich eine frage an euch.
Wie fandet ihr Minjia's Sicht? Das ist das erstemal dass ich einen Sichtwechsel in dieser Geschichte gemacht habe ;)
Minjia hält noch viele spannende Geheimnisse bereit und Seung Hyun ist sie noch lange nicht los ^^
Ich versuche bei ihrer Sicht nicht allzuviel aufeinmal von ihr preiszugeben, um die fassade eher Stück für Stück abbröckeln zu lassen.
Ich hoffe es war nicht zu langweilig :/ im nächsten Kapitel gibts aufjedenfall wieder mehr Aktion und das wird auch ein bisschen länger versprochen :)

LG Predawn :)