"Our one and only story"

I would control the moon for you!

Wie vorhergesehen, bekam Daehyun den grausamen Zorn des Himchans zu spüren. 
Vor der gesamten Klasse. 
In einer Lautstärke, dass selbst die Klassenzimmer neben ihnen es hören würden. 
Dabei war es immer wieder so eine Ironie zu sehen, was für eine zierliche Gestalt Himchan eigentlich war. Naja, nicht zierlich wie Mädchen zierlich. Eben zierlich für einen Mann seiner Größe. Das stechende Erdbeerrot seiner Haare biss sich fürchterlich mit dem pink seiner Aura, die in diesem Moment wütend wabbelte, als würde sie sich vor Zorn krümmen (Daehyun nannte Youngjae und ihn immer die Erdbeer-Gang, einer der wenigen Dinge mit denen er ihn wirklich aufziehen konnte). Mal ehrlich, er konnte doch selbst sehen, dass diese zwei Farben so gar nicht zusammen passten. Neben den welligen, roten Haaren, war sein Gesicht spitz und markant. Schmale, flache Nase, doch runde (eigentlich) freundliche graue Augen. Die ihn gerade anstarrten, als würde sie ihn am liebsten in der Luft zerfetzen.
Einer der schlechten Eigenschaften von Himchan war, dass er sich eher wie ein beleidigter bester Freund verhielt, dem man ein Geheimnis nicht anvertraut hatte, als wie ihr Lehrer. Was daran liegen könnte, dass er vielleicht gerade mal in Daehyuns Alter war. 
Doch man sollte ihn und seine Schweinchen-pinke Aura nicht unterschätzen. Schließlich bestand seine Magie darin, in die Vergangenheit, sowie Zukunft blicken zu können (Es gab sogar Gerüchte dass er in die Vergangenheit reisen konnte, doch nie konnte es jemand beweisen und Himchan streitete es bis heute ab). 
Also war es leicht zu erklären, warum er schon in diesem Alter als Lehrer für Entstehungsgeschichte eingeschrieben war, wahrscheinlich wusste er mehr, als jeder andere Lehrer in diesem Schuppen. 
Daehyun biss die Zähne zusammen, hielt für eine weitere gefühlte Ewigkeit Himchans abwärtigen Blick aus und wusste dabei, dass - wenn er nichts sagte - es schneller vorbei gehen würde. Auch wenn er ihm mit aller Liebe an den Kopf schmeißen wollte, dass es sich hier nur um dumme Hausaufgaben und nicht das Ende der Welt handelte. 
Doch Himchan war neben seinem beängstigenden Wissen auch noch ein Kontrollfreak wie er im Buche stand. Perfektionist. Klugscheißer. Alles auf einmal. Er nahm seinen Job viel zu ernst. 
Aber das auch noch dieser komische Neue, Bang Yongguk, nur drei Plätze weiter zu seiner Rechten saß und mit düsteren Blick das Szenario beobachtete, machte es nur noch unangenehmer. 
Brachte Daehyun aber wenigstens dazu, wirklich den Mund zu halten.
 “Du schreibst ihn bis übermorgen, du bist selbst Schuld, die vorherigen Wochen nicht genutzt zu haben”, meinte Himchan gerade, schon dabei sich wieder umzudrehen und mit langsamen, demonstrativen Schritten an seinen Pult zurück zu wandern. Okay, es war ein Haufen an Arbeit, alleine der Gedanke sich stundenlang an seinen Schreibtisch zu setzen und etwas auf Papier zu kritzeln, ermüdete ihn. Doch es war immer noch besser, ein Protokoll des gesamten Unterricht zu schreiben - so wie es letztes Mal als Bestrafung auferlegt bekommen hatte. 
Himchan konnte Glück haben, das beinah alle Schüler einen heiden Respekt vor ihm hatten, sonst hätte Daehyun schon längst selbst gegen sein impulsives Selbst protestiert. 
Aber so würde er wohl oder übel bis übermorgen einen Bericht über die große Göttin Evana schreiben. 
Die Göttin der Liebe und des Wassers. Nicht mal halb so interssant, wie es sich anhörte (und dazu erinnerte Daehyun der Name Evana immer nur an Wall-E).
 “Ich helfe dir nicht”, meinte Youngjae neben ihm nur, der sich die ganze Ansprache gerade mit übergroßer Freude angesehen hatte. Zurückgelehnt in seinem Stuhl und die Arme vor der Brust verschränkt. 
Himchan war jetzt dabei irgendeine Seitenzahl an die Tafel zu schreiben, die - nachdem sie Daehyun aufgeschlagen hatte - mal wieder über die ersten Vampire und ihre Gesetze ging. Ja, es gab Gesetze für Vampire. Nichts anderes, als es bei Menschen auch war (und genauso langweilig). 
Man sollte seine Magie nicht für böse Zwecke einsetzten, sie nur ihm gesichterten Rahmen benutzen und so weiter. Man sollte eben kein Arschloch sein, sondern sich richtig verhalten (Keine Ahnung warum sie über sowas ganze zwei Schulstunden verschwendeten).
 “Wann hast du mir auch schon mal geholfen?”, wollte Daeh jetzt wissen und widmete dem Buch nur halbherzig seine Aufmerksamkeit. Dagegen wanderten seine Augen immer wieder zu seiner Rechten, erwischten sich dabei, den Neuen interessiert zu mustern. Der ziemlich unverdächtig auf seinem Stuhl saß, die Nase stumm in seinem Buch versunken und die schwarzen, leicht gewellten Haare fielen ihm ins Gesicht. Legten es in dunkle Schatten. Seine rote Aura schien weicher geworden zu sein, schlängelte jetzt eher um ihn herum, doch das tiefe rot faszinierte Daehyun auch beim zweiten Mal. 
 “Tu nicht so, ich hab dir öfter geholfen als jeder Andere”, Youngjae hob die Hand und zählte an seinen Fingern ab, “bei den Hausaufgaben, Putzen, das du hier nicht verloren gehst, Mädchen-”, er wollte weiter machen, doch Daehyun funkelte ihn von der Seite aus an. 
 “Ist doch so”, Youngjae zuckte die Schultern. 
Die Schulstunde ging trotz der Ansprache die Daeh kassiert hatte, relativ angenehm und schnell vorüber. Himchan hatte nicht wie sonst noch weitere Kommentare gemacht, die ihn provozieren oder, wie er es immer nannte, “motivieren” sollten. 
Doch auch im Thema Bang Yongguk hatte Daehyun nichts mehr Verdächtiges entdeckt - auch wenn er ihn wie ein kleiner Junge immer wieder beobachtet hatte. 
Was hatte er auch erwartet? Dass er aufspringen und kryptische Worte schreien würde? Das Zimmer sich in dunklen Nebel hüllen würde und er sich als der Antichrist herausstellte? Daehyun wusste, dass es bescheuert gewesen war, doch seine Augen hatten wie von alleine gehandelt. 
Doch nicht nur Daehs Blick hatte auf ihm gelegen, wenn er es genau beschreiben müsste, war es jeder Einzelne gewesen. Es war ein Wunder dass er die gesamte Stunde mit diesen neugierigen und teilweise abfälligen Blicken in seinem Nacken überstanden hatte. Doch dieser Yongguk schien nicht wie Jemand zu wirken, der sich etwas auf die Meinung anderen Leuten machte. 
 “Also, du kannst später in die Bibliothek gehen und dir die drei Bücher ausleihen”, meinte Youngjae gerade und schob ihm einen kleinen weißen Zettel über den Tisch (sie saßen wieder im Speisesaal, beide eine Portion komisch aussehender Nudeln vor sich), auf dem die Titel von alten Geschichtsbüchern standen. Daehyun wusste, was Yjae gerade noch im Unterricht gesagt hatte und konnte nicht anders als sachte zu lächeln. Ja, neben den ganzen Schikanen und dem Spott, war Yjae immer noch sein bester Freund. Und auch wenn er es selbst nicht zugeben konnte, er konnte nicht anders als ihm zu helfen. 
Daeh stocherte währenddessen genervt in seinen Nudeln herum, doch er hatte zu viel Hunger um es vor Frust einfach stehen zu lassen. Langsam und unzufrieden mit der gesamten Situation schob er sich eine Gabel voll in den Mund.
 “Du kannst ihn ja für mich schreiben, dann wäre er innerhalb einer Stunde fertig”, brabbelte er mit vollem Mund vor sich hin, dabei wusste er, dass das - auch wenn er es sich wünschte - auf keinen Fall passieren würde.
Youngjae zog ebenfalls nur skeptisch die Brauen in die Höhe, als würde er von Anfang an nicht glauben, dass er es Ernst gemeint hatte.
 “Auch wenn ich das als Kompliment sehe - Nein. Hol dir einfach die Bücher und bring es hinter dich, Daeh”, meinte er streng, tippte demonstrativ und fast schon gereizt auf das weiße Papier, das immer noch vor seinem Teller auf dem Tisch lag und ihn böse anlächelte. Wie ein Versprechen das heute ein grässlicher Tag werden würde.
Und wie erwartet erfüllte sich dieses Versprechen schon in den nächsten Schulstunden, die sie damit verbringen mussten, zu trainieren. 
Magie-Training (Zwingt Daehyun nicht, wieder mit der Kaktus Geschichte anzufangen). Wie vorhergesehen war ihre Lehrerin Fr. Lee schon mit einem sanften Lächeln zu ihm gekommen und hatte ihm aufbauend eine Hand auf die Schulter gelegt, als die anderen bereits damit beschäftigt waren sich auf den Trainingsmatten in den Schneidersitz zu setzen und die Augen zu schließen.
Daehyun bekam zwar viele Komplimente für seine Singstimme, selbst die Jungs in seiner Klasse schienen ihm gerne zuzuhören. Doch das war eben nicht wirklich das, was er erreichen wollte - er wollte mit seiner Magie etwas bezwecken und nicht nur mit dem Fakt leben dass er gut singen konnte (Vielleicht sollte er einfach einer Band beitreten und das Vampir und Magier Dasein an den Nagel hängen - vielleicht wäre das wirklich das Beste für ihn).
Doch auch wenn das Training wie immer verlaufen war, sie eine gefühlte Ewigkeit auf dem kalten Boden gegessen und Energie gebündelt hatten, jeder versuchte einen neuen Trick vorzuführen, als sich eigentlich auf das Wesentliche zu konzentrieren, Daehyun wie immer eher dafür da war, die Klasse ruhig zu halten und ihnen ein Ständchen zu singen, fiel ihm erst ganz am Ende der Stunde auf, das dieser komische Neue, garnicht da gewesen war.
Es fiel ihm auf, als der letzte in der Runde eine kleine Statue der Wassergöttin Evana (was ein Zufall, nicht wahr?) aus Eis vor sich auf den Boden zauberte und dafür auch noch ein riesiges Lob von Fr. Lee bekam. Doch in diesem Moment bemerkte Daehyun lediglich, das Yongguk nicht mit ihnen im Kreis saß und von Anfang an gefehlt hatte. 
Beinah fuchste ihn dieser Gedanke mehr, als er erwartete hätte, kaum hatte er es sich vor Augen geführt. Er wollte wissen, was er mit dieser zischenden Aura anstellen konnte, ob er wirklich der Antichrist war oder doch nur heiße Luft um gar nichts. Irgendwie wollte er es wissen - irgendwie unbedingt. 
 “Ihr könnt aufstehen”, drang es in sein Bewusstsein, welches für wenige Sekunden ganz woanders gewesen war und vorsichtig erhob er seine steif gewordenen Glieder von dem kalten Boden. Doch er dachte sofort schon wieder daran was der Grund sein könnte dass dieser düstere Neue schon in der zweiten Schulstunde fehlte und sich scheinbar keiner deswegen zu wundern schien. Irgendwie kam Daehyun die ganze Sache plötzlich noch komischer vor, als davor schon.
 “Denk dran Bibliothek”, meinte Youngjae hinter ihm, während Daehyun dabei war, seine Schulsachen neu in seiner Tasche zu ordnen, auch wenn er keinen Grund dafür hatte. Wahrscheinlich wollte er sich unterschwellig doch davor drücken, in die Bibliothek zu laufen und seiner Verpflichtung nachzugehen. Viel lieber würde er sich nach dem nervenaufreibenden Morgen wieder in sein Bett legen und den Rest des Tages damit verbringen extra laut zu schnarchen. Vielleicht davor auch noch eine ganze Stunde singend zu duschen. 
 “Jaja, ich bin ja schon auf dem Weg. Und renn mir nicht hinterher als wärst du meine Mutter”, meinte Daeh mit viel zu müder Miene, als das es echt sein könnte und drängelte sich extra nah an Yjae vorbei nach draußen, um ihm am Ende einen kleinen Stoß verpassen zu können. Er hörte ihn leise hinter sich lachen, doch er drehte sich nicht mehr zu ihm um. Viel zu sehr war er bereits dabei, seinem Schiksaal entgegen zu treten und sich mental auf die nächsten langweiligen Stunden an seinem Schreibtisch vorzubereiten. Doch zu aller Erst war er Youngjae dankbar, ihm den ersten Anstoß gegeben zu haben und er nicht noch die gesamte Sammlung an Büchern aus der Bibliothek durchsuchen musste. Das hörte sich zuallererst nach etwas Positivem an. 
Doch nur so lange, als er die leere und fürchterlich gruselig stille Bibliothek betreten und durch die staubigen Regale geschaut hatte. Das erste Buch auf Youngjaes Liste wog mindestens eine Tonne, hatte einen komisch roten Umschlag mit goldener massiver Schrift darauf. Die anderen zwei Büchern waren nicht anders, viel zu und alt, wirkten eher wie ein uraltes Lexikon, als etwas das vielleicht am Ende interessant und lohnenswert zu lesen war. Tief seufzte er, was sich in dem stillen Raum viel lauter anhörte als gedacht - doch es war so oder so keiner hier, den er hätte stören können. 
Er ging eine kleine Treppe herunter, in den untersten Stock. Während oben noch ein kleiner Empfang für das Ausleihen der Bücher gestanden hatte (an dem aus irgendeinem Grund nicht mal Jemand gesessen hatte) war der unterste Raum wirklich nur noch eine Ansammlung von Regalen und nach Staub riechenden Büchern. Er hatte das Glück sich mit Niemanden um den kleinen Tisch streiten zu müssen, der in der hintersten Ecke hinter weiteren Regalen stand und auf den Daehyun - diesmal extra laut - seine Bücher fallen ließ. Gefolgt von einem weiteren dramatischen Seufzen. 
Er holte seinen zerfledderten Block heraus und einen der losen Stifte, die er morgens einfach in seine Tasche geworfen hatte und ging sich schon jetzt genervt über die gerunzelte Stirn. Er durchblätterte das erste Buch, das sich tatsächlich als ein Lexikon herausgestellt hatte und wurde auf Anhieb nicht wirklich fündig.
Er brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich das Gesicht der Wassergöttin Evana auf einer der Seiten auftauchte und ihn sanft anlächelte. Es war ein Ölgemälde, welches sie mit einer blauen Meerjungfrauenfloße und einem Kelch in der Hand zeigten. Sie hatte langes goldenes Haar, schimmernde blaue Haut und ihr Kopf schmückte ein kleines Diadem. Wenn Daehyun ehrlich war, hatte er noch nie wirklich viel von ihr gehört. Ja, sie hatten im Unterricht bei Himchan schon einmal über sie geredet, doch scheinbar hatte Daehyun nicht wirklich zugehört, als er lesen konnte, für was sie alles stand. Neben dem Fakt dass alle Vampire mit Wasser oder Eis Magie sich mit ihr verbunden fühlten. 
Womit die Frage, woher Vampir und ihre Magie eigentlich kamen, schon fast beantwortet war. Es gab tausende Götter, abertausende um ehrlich zu sein. Alle mit der Kraft, ihre Magie an jemand Würdigen weiterzugeben, der bestimmt war sein Erbe weiterzutragen. Keiner wusste wann genau es passierte, oft wurde man schon im Kindesalter geprägt (Wie schon erzählt, Daehyun wuchsen auch urplötzlich Reißzähne), es gab aber Fälle in denen auch Erwachsene oder sogar alte Menschen noch geprägt wurden. 
Daehyun war schon immer eher abgeneigt gegen diesen Fakt. Er mochte die Vorstellung nicht, dass es Götter gab, die über seinen Kopf entschieden was mit ihm passierte und auch noch verlangten, dass er die Welt zu einem besseren Ort machte.
Was so oder so nicht passieren würde. Das war vielleicht damals der Fall gewesen, als noch Krieg und Hunger geherrscht hatten - doch sie lebten im 21. Jahrhundert. Heute geht es lediglich darum, wer das schönste Kunststück aufführen und die coolste Magie zu Tage brachte.
Doch auf der anderen Seite konnte er sich auch nicht dazu bringen, nicht an sie zu glauben. Er mochte sie nicht, aber er hatte zu viel gesehen und erlebt, als dass er nicht an etwas Höheres Machtvollen glauben konnte. Er und die Anderen waren der lebende Beweis dafür, dass diese Götter wohl gerne herum spielten. 
Es gab sogar Gerüchte, dass Vampire bei ihrer Prägung mit ihrem Gott geredet hatten, er ihnen ein Art “Gute Reise” gewünscht hatte.
Wieder seufzte er leise, wollte gerade seinen Stift ansetzten, um etwas zu schreiben, als sich weiter in alten Erinnerungen zu verlieren. Doch er zuckte plötzlich zusammen, quietschte sogar leise, wie ein Meerschweinchen, als hinter ihm ein dumpfer Knall ertönte. Als er sich umdrehte konnte er ausmachen, woher der erschreckende Ton gekommen war. Es war eines der schweren Bücher gewesen, die auf den mit dunkelblauen Teppich belegten Boden gefallen war. Doch es war nicht das Buch, das plötzlich dafür sorgte, dass seine Handflächen feucht wurden und sein Herz noch immer gegen seine Brust hämmerte.
 “Tut mir Leid…”, kam es aus Yongguks Mund, in dem selben dunklen Bass, wie zuvor. Er schien Daehyun nur einen kurzen Blick zu schenken, nüchtern, fast schon etwas eingerostet. Seine rote Aura wirkte auf eine komische Weise aufgekratzt, knisterte  ungeduldig, wie Blitze oder wie das Zischen einer Schlange. Er hob das Buch wieder auf, stellte es in das Regal zurück und seine schlanken Finger wanderten über den dunklen Buchrücken, als wollte er sicherstellen dass es kein zweites Mal herunter fiel. Daehyun konnte unter dem langen schwarzen Pullover ein silbernes Armband hervorschauen sehen.
 “Schon… okay”, brachte Daehyun es nach einer Ewigkeit über die Lippen, auch wenn dieser Yongguk schon wieder dabei war, durch die Regale zu blicken, auf der Suche nach dem, warum er scheinbar eigentlich hergekommen war. Daehyun konnte also nur noch umständlich einen Blick auf sein Gesicht erhaschen, durch die kleine Lücke zwischen den Büchern und dem Regal.
Er musste zugeben, in diesem leeren, stillen und so oder so schon suspekten Ort mit ihm alleine zu sein, jagte Daehyun einen eiskalten Schauer über den Rücken. Mit der blassen Haut und dieser roten Aura wirkte er eher wie ein Poltergeist. Doch jetzt wo er lediglich sein Gesicht zwischen dieser Lücke erkennen konnte, wirkten seine Augen auch auf seine eigene Art sanft, sie waren zwar ebenso dunkel, wie alles an ihm, doch sie waren nicht böse oder abweisend. 
 “Brauchst du Hilfe?”, wieder ein tiefes Brummen und erschrocken hatte Daehyun bemerkt, das er viel zu lange gedankenverloren in seine Richtung gestarrt hatte. Und scheinbar auch noch auf frischer Tat ertappt wurde. 
Yongguk nickte in Richtung seines aufgeschlagenen Buches, das auf dem Tisch lag und kam ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu. Daehyun biss sich aufgrunddessen zu fest auf die Zunge, beinah musste er wegen des Schmerzes den er sich selbst zugefügt hatte, zusammenzucken.   
 “Naja, eigentlich sollte ich zurecht kommen… also ich meine ich kann lesen- also ich meine natürlich kann ich lesen. Nur das ich keine Lust habe alles zu lesen… Hausarbeiten sind nicht wirklich mein Ding. Aber du hast ja Himchan gesehen, er wird mich töten, wenn ich nicht mindestens 8 Seiten schreibe. Und ich will eigentlich nicht sterben - zumindest jetzt noch nicht”, Daehs Worte kamen so schnell aus seinem Mund geschossen, das er nicht einmal aufhalten konnte, sich zum größten Idioten der Geschichte zu machen. Er brabbelte es einfach vor sich hin, viel zu nervös als ihm eigentlich erlaubt war. Dabei bemerkte er im ersten Moment und nachdem er endlich die weiteren Worte aufhalten konnte, die ihm von der Zunge springen wollten, nicht einmal, das Yongguk ihn nicht wie geplant auslachen würde, sondern ihn mit dunklen Augen anschaute. 
Einfach nur anschaute, er sagte kein einziges Wort. Als würde er warten, ob Daehyun sich noch etwas von der Seele sprechen wollte. 
 “Ja… ich sollte weiter machen”, sagte Daeh deswegen kleinlaut und beschämt, spürte wie der Schauer erneut über seinen gesamten Körper wanderte, als er Yongguks Blick viel zu lange auf sich spürte. Der sich auch jetzt wieder so anfühlte, als würde er mit dieser roten Aura in seine Seele blicken und jeden einzelnen Gedanken lesen, der vor seinem inneren Auge herum sprang. Nur wollte er seine komischen Gedanken manchmal selber nicht hören - geschweige denn wollte er das Yongguk wusste, was er dachte.
Er hatte eigentlich erwartet dass der sich zurück seinen Büchern widmen würde, den komischen Braunhaarigen, brabbelnden, viel zu nervösen Daehyun an seinem Tisch alleine sitzen ließ. 
Doch er zog tatsächlich einen Stuhl heran, ließ sich darauf nieder und blickte in das aufgeschlagene Buch. Super, wahrscheinlich dachte er nach Daehs toller Ansprache, dass er nicht mal einen gescheiten Satz aufs Papier bringen könnte, zumindest nicht ohne Hilfe. Und da Youngjae nicht hier war, schien der Neue “Ich und meine tolle rote Aura” sich dafür verantwortlich zu fühlen. 
Trotz das er das Buch auf dem Tisch nicht bewegt hatte, saß er verdächtig weit von Daeh weg, als wollte er ihm auf keinen Fall zu nah kommen. Kein Wunder, Daehyun war ein Freak (Nach heute, ganz offiziell).
Doch er wirkte auch nicht, als wolle er länger so sitzen bleiben, eigentlich wirkte er eher als würde ihn irgendwas in dieser Situation Überwindung kosten.
 “Hast du Ahnung von der Wassergöttin?”, schaffte es Daeh dann endlich, diese komische Stille, in der Yongguk die Seite bis aufs Genaueste studiert hatte, zu brechen und ein weniger peinliches Gespräch zu beginnen. 
Auch wenn Yongguk das gleich wieder zunichte machte, indem er die Schultern zuckte und nicht einmal eine Sekunde seinen Blick von dem bescheuerten Buch löste. Daehyun wollte seufzen, doch er konnte es sich verkneifen.
 “Warum warst du heute nicht im Magie-Training?”, versuchte er es verzweifelt erneut und Yongguk schien tatsächlich das Lesen zu unterbrechen und ihm einen kurzen Blick zu schenken. 
 “Ich war hier”, brummte er trocken. Daehyun lachte nervös, als hätte er Angst ihn auf eine komische Weise verärgert zu haben. Weshalb ihm auch nur ein viel zu hohes “Cool” über die Lippen stolperte. 
 “Du solltest ein Anderes lesen”, sagte er dann.
 “Hm?”
 “Du solltest ein anderes Buch nehmen… das geht nur auf die Jahre nach Christus ein”, erklärte Yongguk, so vollkommen ernst, das Daehyun das Lächeln wieder herunter schluckte und lediglich nickte. Er erhob sich wieder, doch seine schlanken Finger gingen über das abgebildete Bild auf der rechten Seite, das Ölgemälde von Evana. Fast als wollte er seinen Respekt zeigen.
 “Das Gemälde ist auch nach Christus gemalt worden… von einem Anonymen Künstler. Ich frage mich, warum sie es verwendet haben”, murmelte er leise vor sich hin, redete eher mit sich und dem Bild vor sich, als mit Daehyun.
 “Interessierst du dich für Kunst?”, kam es Daeh etwas unpassend über die Lippen. Doch in seinen Augen konnte man sehen, dass er wusste, wovon er da redete. Er wirkte beinah wie Himchan, der ebenfalls immer zu schlaue Sachen vor sich hin sagte, als wäre es Nichts. Daeyhun stand nur immer daneben und hasste ihn dafür. Auch jetzt kam etwas wie Neid in seiner Brust auf, doch er wurde von allem anderen überschattet.
Yongguk nickte seine Frage lediglich ab.
 “Nehm' das Buch von “Rotus Talen”, da solltest du alles finden”, sagte er dann. 
 “Ist das nicht einer der ersten Vampire?”, wollte Daehyun wissen, doch Yongguk hatte ihm schon den Rücken zugedreht, war schon fast hinter den Regalen verschwunden, wie ein nie dagewesener Schatten und laut und langsam atmete Daehyun aus. 
Dieser Aura für so lange, so nah zu sein, hatte ihn mehr ausgelaugt, als er gedacht hätte. Und mit einem dumpfen Ton ließ Daehyun die Stirn auf sein Buch fallen, dabei in dem Wissen, dass er sich jetzt wahrscheinlich noch weniger konzentrieren konnte.

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Comments

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Chookie #1
Chapter 3: Ooooooh, die Story hab ich auf Animexx gelesen, haha xD Ich find die immer noch Klasse und freue mich auf das nächste Update, hehe *^*