Das Ende?

Am Sternenhimmel

Ich wartete schon seit 10 Minuten auf den Bus, aber er war immernoch nicht da.
Ich sah von weitem einen Bus kommen, musste jedoch feststellen, dass es nicht meiner war. Ich beobachtete die Menschen, die aus dem Bus stiegen. Einer von ihnen war er ... 

Er hatte mich nicht gesehen. Sein Kopf war nach unten geneigt und er konzentrierte sich auf sein Handy. Er lief weiter, ohne umher zu schauen.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich ihm jetzt hinterher laufen, oder so tun, als hätte ich ihn nicht bemerkt? Mir war klar, dass ich ihm hinter her gehen sollte. Ich hatte ihn die Tage nie gesehen und jetzt kam meine Chance. Ich wollte die Wahrheit wissen, oder wenigstens eine plausible Erklärung für dieses Ereignis hören. 
Ich zögerte erst. Saß auf der Bank, mit dem Blick auf den Boden gerichtet und ballte meine Hände. Dann riss ich mich zusammen und stand auf. Meine Hände lockerten sich wieder. Ich zupfte meine Kleidung zurecht und schaute erstmal, wo er hin gelaufen war. Dort lief er. Er lief richtung Park.
Ich eilte ihm hinterher, etwas schneller, als er lief, um ihn noch einzuholen. Ich war ihm dicht dran, doch er bemerkte mich immernoch nicht.
Was nun?
Ich wusste nicht, wie ich ihn auf mich aufmerksam machen sollte. Klar, konnte ich seinen Namen rufen, oder ihn anstubsen, oder sonstiges, aber ich konnte mich nicht überwinden. Ich musste es aber tun. Er lief auf eine Ampel zu. Das Männchen auf der Ampel war rot, er blieb stehen. Ich stand nun hinter ihm, er merkte immernoch nichts. Ich musste es tun, ich konnte ihm nicht ewig hinterher laufen. Ich kniff mir die Augen zu und tippte ihm an die Schulter. Ich öffnete meine Augen langsam und bewegte meinen Kopf dabei nach oben, um ihn direkt ins Gesicht sehen zu können, falls er sich umdrehen würde. Tatsächlich drehte er sich um. Seine Augen waren weit geöffnet. Er sah so geschockt aus. Ich sah ihm direkt in die Augen. Ich wollte schon fast weinen, musste mich aber zusammenreisen. Er sah mich an, immernoch mit diesen Augen, und sagte nichts.
Nach der Weile fing er plötzlich an mehrmals zu blinzeln, als hätte er was im Auge. 
Dann fing er an zu lachen.
                                                           
''Oh, was ein Zufall dich hier zu sehen.'' 
''Und warum lachst du jetzt? Was ist so lustig an mir?'' 
''Ich hatte meine Augen zu lange auf, sie haben angefangen zu brennen und ich weiß nicht warum, aber ich war so überrascht dich hier zu sehen, dass ich einfach lachen musste.''
Hmmm...
''Ach so ist das. Wo warst du die letzten Tage?'' Das würde ich jetzt zu gerne wissen.
''Ja, so ist das. Was machst du eigentlich hier?'' Er weicht meiner Frage aus.
''Bevor ich dir antworte, möchte ich, dass du mir meine Frage beantwortest!'' 
''Es ist ja schon grün. Lust mir in den Park zu gehen?''
Ist das dein Ernst?
''Hmm.''
Er wartete nichtmal auf meine Antwort und lief direkt über die Straße zum Park. Ich schlenderte ihm hinterher. Wir sprachen kein Wort, wir liefen nur durch den Park und ich lief einfach nur neben ihm her. 
Mein Handy fiel runter und ich blieb kurz stehen. Ich bückte mich und griff danach. Ich sah nur Sehuns Beine, wie sie ohne mich weiter nach vorne schreiteten. Er lief auf eine Bank zu und setzte sich dort hin. Ich fing an zu überlegen, ob ich gehen sollte, bis ich sah, wie er seinen Kopf etwas neigte, mir einen Blick zu warf und mit seiner Hand auf seinen Nebenplatz klopfte. Ich lief auf ihn zu und setzte mich neben ihn, wie er es gewünscht hatte. 
Er fang wieder an zu lächeln.
Warum lächelst du wieder?
''Findest du nicht auch, dass heute ein schöner Tag ist?'' fing er plötzlich an zu sagen.
''Heute ist nicht so mein Tag.'', sagte ich und dachte dabei an den Mann in Exotic.
''Ist denn für dich heute ein schöner Tag?''
Ich hoffe. 
''Was ist denn los? Muss ich mir Sorgen machen?'' 
''Achwass, nein. Ich wurde heute auf der Arbeit belästigt, aber ist halb so wild. Meine Cheffin hat mir eine Woche frei gegeben.''
''Hmmm. Für mich ist heute ein guter Tag, weil ... '' Er hörte mitten im Satz auf zu sprechen.
Jaaaa?
'' 'Weil' was? '' 
''Weil ich dich heute wieder gesehen habe.'' 
Mein Herz fing plötzlich an schneller zu schlagen. Ich sah ihm in die Augen und konnte sehen, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Augen lügen nie, wie man so sagt.
Also er hatte mich vermisst. Was nun?
Es war wieder still. Mein Herz fing langsam wieder an in den normalen Takt zu kommen. Es beruhigte sich. Ich sah ihn nun an und er war immernoch still. Er schaute gerade aus und machte keine einzigen Gesichtszüge. Dann plötzlich, nach gefühlten 20 Minuten fing er an zu sprechen:
''Weißt du, ich freue mich dich wieder zu sehen, aber es war nicht mein Wunsch. Ich hätte mich die letzten Tage melden können, aber ich wollte nicht.''
Wirklich ... ?
Seine Stimme wurde leiser und trauriger. In meinen Augen sammelten sich die Tränen und eine Träne lief mir die Wange hinunter. Ich konnte hören, wie sie auf den Boden platschte. Mit meinem Ärmel wisch ich mir die Tränenspur weg. Er hatte davon nichts bemerkt, denn er schaute immernoch nach vorn. 
''Um auf deine Frage von vorhin zurückzukommen: Ich war nie weit weg von dir. Jedenfalls waren es meine Gedanken nicht. Manchmal lief ich am Cafe vorbei und schaute durchs Fenster und hab dich manchmal arbeiten sehen, aber meist verbrachte ich die Zeit a
n Orte, wo ich mir sicher war, dich nicht dort anzutreffen. Es hat bis jetzt auch gut geklappt. Ich schätze das Schicksal wollte es so.''
Er drehte seinen Kopf zu mir und lächlte mich erneut an. Noch nie hatte ich ihn so oft lächeln sehen. Er ist auf unserer Schule eher als der bekannt, der selten lacht. 

''Glaubst du an das Schicksal? Ich schon.'', fuhr er fort, ''Hätte das Schicksal es nicht gewollt, hätte ich dich jetzt nicht getroffen, hab ich Recht?''
''Hmmm..''
Mehr konnte ich nicht sagen.
''Ich rede wieder zu viel. Du hast bestimmt viele Fragen an mich.''
Sein Kopf sank zu Boden und seine Hände formten sich zu Fäusten. 
''Ich bin so feige. Bin dir aus dem Weg gegangen, so wie es ein Feigling tun würde. Du hast so einen Feigling nicht verdient'' schluchzte er.
Es brach mir das Herz. Ich konnte mich nicht mehr halten. Ich stand auf und trat vor ihn. Sein Kopf war immernoch nach unten gesenkt.
''WARUM WARST DU NICHT BEI MIR? WARUM KONNTEST DU MIR NICHT SAGEN, WAS DU WILLST? DU HAST MIR GEFEHLT! ES HAT WEH GETAN, OK!'', schrie ich zu ihm weinend. Meine aufgestaute Frust brach aus. 
Sein Kopf erhebte sich ruckartig und er sah mir in die Augen. Seine Augen waren rot, ich konnte es deutlich erkennen. 
''WARUM? ERKLÄR MIR DAS! UND WARUM ICH? WEISST DU, WIE OFT ICH SEITDEM EIGENTLICH AN DICH DENKEN MUSSTE? WIE OFT ICH MICH FRAGEN MUSSTE, OB DU DAS ERNST MEINTEST ODER EINFACH NUR SO EIN ARSCHLOCH BIST, WIE ES SONST DIE ANDEREN WAREN, DIE MICH ANGEBLICH LIEBTEN. KANNST DU DIR VORSTELLEN, WIE DAS IST? NEIN, DU BIST JA DER BELIEBTE JUNGE, DICH WÜRDE NIE EIN MÄDCHEN VERARSCHEN!'' Ich holte meinen Arm aus und war kurz davor ihm eine zu klatschen. Doch ich lies es.
''Nein. Nein ich mach dein Spiel nicht mehr mit.''
Er starrte mich nur an, ohne ein Wort zu sagen. Er sah so sprachlos aus, aber auch zugleich traurig. Immernoch stand ich direkt vor ihm, weinend. Er stand auf, legte seine Hand auf meine Wange und kam näher für einen Kuss, aber bevor er meine Lippen berühren konnte, stoppte er. Er lies los und ging. Mit beiden Händen in die Hosentasche gesteckt und einem immer mehr sinkendem Blick lief er weg. Ich blieb wie angewurzelt stehen und beobachtete ihn nur, wie er fort ging. 


 

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Comments

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li_399 #1
Chapter 7: Bitte mach weiter :)