Als ich irgendwann an der Schule angekommen war, hatte der Unterricht natürlich schon längst begonnen. Das Dumme war, dass wir in der ersten Stunde Herrn Fleißacker hatten. Er hatte permanent etwas an mir zu bemängeln. Egal ob es fehlende Hausaufgaben waren oder ein verhauener Test. Auch seine Wut ließ er immer an mir aus. Selbst wenn die Jungs aus meiner Klasse noch so viel Mist machten, ich war immer das Opfer.

 Ich klopfte an die Tür zu meinem Klassenraum. Dort drinnen war es wie immer super still. Die Tür ging auf und vor mir stand mein Geschichtslehrer, gefühlte zwei Meter groß. „Aha, Mary. Hast du dir doch noch mal überlegt, zur Schule zu kommen?“ Er schaute herausfordernd zu mir herunter.

 „Ähhhm..“ Ich blickte ihn schüchtern an. „Ich..“

„Na, was kommt denn jetzt wieder für eine Ausrede?“, sagte er schnippisch. „Sind eure Kaninchen schon wieder ausgebrochen, hat dein Hund deine Schuhe verschleppt oder hat eine Elster etwa schon wieder dein Armband geklaut und du wolltest es unbedingt wieder haben?“ In der Klasse brach Gelächter aus.

„Ich…“ Ich brachte natürlich kein Wort heraus.

„ Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen, ich wollte den Test, den wir heute schreiben wollten, schon ohne dich austeilen.“ Ach ja, der Test. Jetzt fand ich meine Stimme wieder: „Entschuldigung dass ich zu spät gekommen bin, aber ich habe meinen Bus verpasst und…“

„ Aber zum Dreckigmachen hast du noch Zeit gehabt, oder wie?“, unterbrach mich Herr Fleißacker. Mist, ich war ja noch so schlammverschmiert. Oh, wie ich diesen Lehrer hasste. Ich ging in die Klasse. Juliana, meine beste Freundin, runzelte fragend die Stirn. „Später.“, flüsterte ich ihr zu.

Ich setzte mich neben Daniel, der auch schon ewig mein bester Freund war. Früher hatte er immer mit Bauklötzen aus seinem roten Baukasten nach den Jungs geworfen, die mich geärgert hatten. Er ist schon immer mein Beschützer gewesen.

Der Test war gemeinschwer gewesen und ich hatte gerade mal drei von zehn Fragen beantworten können, da war die Zeit auch schon vorbei.

 Auf dem Schulhof fragte Juliana mich: „Wieso warst du zu spät und warum bist du so…voller Schlamm?“. Ich erzählte Juliana und Daniel was heute morgen los war und ließ keine Einzelheiten aus. Als die Stelle mit dem Bus kam, der ohne mich losfuhr und mich dabei auch noch mit Schlamm voll spritzte, lachte Daniel laut auf. „Das ist überhaupt nicht witzig, Dan!“, rief ich, doch bei der Vorstellung, dass ich ausgesehen haben musste wie ein dreijähriges Kind, fing auch ich an zu lachen. Aber dann erinnerte ich mich wie Marc diese Oberzicke geküsst hatte, und ich wurde wieder ernst.

 Daraufhin beschrieb ich ausführlich, wie tussig Anastasia war und natürlich auch, wie gut Marc heute mal wieder aussah. Hierbei stöhnte Daniel laut auf. Typisch, er konnte Marc noch nie ausstehen.

„Naja, so was muss man halt einplanen wenn Freitag, der 13. ist.“, sagte Juliana. „WAS? Freitag, der 13.? Kein Wunder, dass das ausgerechnet heute passiert ist. An keinem anderen Tag wäre mir so etwas passiert. Wetten?“, erwiderte ich überzeugt.

„Ja, bestimmt hast du Recht. Aber noch was: Habt ihr heute Zeit?“, fragte Juliana Daniel und mich. „Ich hab einen neuen Film. Wir sollten in Englisch doch diese Filmkritik schreiben…“.  „Ach mist, genau, hab ich ganz vergessen…“, sagte ich „ Aber klar komme ich.“, fügte ich hinzu. „Ich auch!“, sagte Daniel.