까미 - Kkami (2/2)

Man's Best Friend

Welcome back! Runde zwei! 

Hab viel Spaß beim Lesen und lass Dich nicht stören, wenn man den kurzen Schreib-Zeitraum bemerkt. Aber es ist trotzdem gut, versprochen. Hoffe ich. 


EGAL have fun <3





*





Ich sah mich nach ihm um… und rannte augenblicklich los. 

„Kkami! Hey, Kkami! Kkami?!“

An der Bank angekommen, war der Hund schon weg. Er rannte vermutlich irgendetwas hinterher, wahrscheinlich einem Eichhörnchen oder sowas. Ich sah ihn nicht mehr, hörte ihn nicht einmal mehr. Das tat er mir doch nicht an. Das konnte doch nicht wahr sein.

Kkami war weg.

„Scheiße… Scheiße, oh Gott. Das ist nicht wahr, so eine Scheiße…“, wiederholte ich mich immer wieder, während ich mich mehrfach um mich selbst drehte.

Ich hatte ihn doch angeleint gehabt! Er konnte sich doch nicht einfach losgerissen haben! Hatte der Karabiner vielleicht nicht eingehakt, weil er so gehangen hatte? Die Leine sah von hier aus okay aus, aber sie kümmerte mich gerade um ehrlich zu sein einen Scheiß. Das könnte ich nicht erklären. Das war nicht zu entschuldigen.

Als ich von meinem Schrecken zurück in die Realität kam, machte ich mich sofort auf die Suche nach dem Hund. Ich fragte die wenigen Menschen, die mir entgegen kamen, doch auch die hatten nichts mitbekommen. Nur einer konnte mir sagen, er habe ein Bellen gehört, habe es aber zu eilig, mir beim Suchen  zu helfen.

Ich suchte alles ab. Wirklich, ich ging durch die kleinen Waldstücke im Umkreis, ich lief die ganze Wiese ab. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wohin er gerannt war. Jedes Rascheln verwirrte mich mehr. Hyunjin würde mich umbringen. Nicht nur das, er würde mich nie wieder sehen wollen. 

Zumal ich mich auch um Kkami sorgte. Was, wenn er auf die Straße rannte und totgefahren würde? Ich wusste ja nicht, wie weit er das blöde kleine Vieh jagte. Oder wie sehr er von sich aus auf sich aufpasste.

Egal wie panisch ich hier herumrannte und versuchte, konzentriert zu bleiben, eigentlich wollte ich nur noch sitzen und heulen. Es konnte doch nicht wahr sein, dass ich nicht in der Lage war, auf einen Hund aufzupassen. Einen kleinen, handlichen, noch dazu jemand anderes gehörenden Hund. Es war ja nicht einmal mein eigener Hund!

Während sich die bescheuerten Tränen schon in meinen Augen bildeten und ich mich durch ein Gebüsch kämpfte, vibrierte plötzlich mein Handy. Ich erschrak und zog es hervor. 

Na super.

Jetzt rief mich auch noch Hyunjin an. Ausnahmsweise mal der letzte, von dem ich mich über einen Anruf jetzt freuen würde. Es wäre mir lieber, es wäre Chan hyung, der mir sagte, er hätte Kkami auf seinem Heimweg gefunden oder so.

Jetzt hieß es, den fetten Kloß in meinem Hals runterschlucken und ruhig zu bleiben. Doch als ich mich entschieden hatte, dran zu gehen, war sein Anruf Gott sei Dank schon vorbei.

In der Hoffnung, dass Kkami vielleicht zurück zu seinem Ausganspunkt gelaufen war, begab ich mich zurück zu der Parkbank. Aber natürlich war das nicht der Fall. 

Es regte mich auf. Es regte mich einfach so auf, dass ich es nicht geschafft hatte, auf Kkami aufzupassen. So sehr, dass ich mich nicht mehr zusammenreißen konnte und anfing, zu weinen. Das machte die Situation nicht besser, im Gegenteil, sie wurde nur noch unangenehmer, aber ich konnte nicht anders. 

Mit gebrochener Stimme rief ich noch ein paar Mal nach ihm, ehe ich mich zurücklehnte und den Kopf in den Nacken legte und versuchte, mich zu beruhigen. 

Scheiße… Es tat mir so leid. Ich wusste nicht einmal, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte. Mein Kopf war wie leer. Wo könnte er denn hin sein? Ich hatte doch nur einen Moment nicht hingesehen. War das wirklich echt so, dass man nur einen Moment nicht aufpassen musste? So etwas Simples war schuld, dass sowas passierte?

Erneut vibrierte mein Handy. Hyunjin hatte mir mehrere Nachrichten geschrieben, wo ich sei und dass er in den Park käme. Er wollte auch noch den gleichen Parkeingang nehmen. Und mein Schicksal meinte es echt nicht gut mit mir.

Ich wischte über mein Gesicht und atmete durch. 

Das war ein Albtraum. 

Hyunjin kam freudestrahlend auf mich zu. Ich stand auf. Mein Lächeln scheiterte absolut.

„Jeonginie! Wieso gehst du nicht ans Handy, habt ihr so viel gespielt? Ich freu mich, dass ihr euch vertragt“, er grinste breit.

Zu meinem Leid beugte er sich vor uns küsste meine Wange wieder. Warum musste er mir sowas antun? Der Ältere nahm meine Hände in seine. Er war ganz aufgeregt und so glücklich, dass ich am liebsten wieder weinen wollte. Ich wollte ihm nicht so das Herz brechen. 

„Rate wer gewonnen hat! Es war so cool, wir kamen richtig gut an! Ich zeig dir nachher Videos, oh mein Gott, ich hätte dich so gerne dabei gehabt. Es tut mir so leid, dass ich dir Kkami aufgezwungen hab, aber Changbin war auch den ganzen Tag unterwegs-“, er sah an mir runter, „Und… meine Klamotten stehen dir erstaunlich gut.“

Ein schiefes Lächeln bildete sich auf seinen vollen Lippen. Ich blinzelte verstärkt, sah an ihm vorbei. Tief durchatmend nickte ich. 

„Mhm… kann sein.“

„Wieso hast du die an?“

„D-Das ist… das ist ‘ne lange Geschichte.“

Er nickte langsam. Ihm schien mein Gesicht nun gänzlich aufzufallen. Ich versuchte zu vermeiden, ihn anzusehen. Aber Hyunjin war ja nicht blind. Er presste seine Lippen zusammen, ehe er sie befeuchtete und zu beiden Seiten auf den Boden sah.

„Ich bin gespannt. Uhm… Wo ist Kkami?“

„Hyung-“ 

Sein Ausdruck wurde skeptisch. Er ging auf Abstand. Ich schloss die Augen, um nicht zu sehen, wie er sich nun weiter umsah.

„Jeongin, wo ist Kkami? Hey, wo ist mein Hund?“

Ich schluckte trocken, sah ihn wieder an. Aufkommende Tränen blinzelte ich mühevoll weg.

„Es… Es tut mir leid, aber… ich find ihn nicht mehr.“

Ich hatte nichts anderes erwartet, als dass er wütend wurde. Natürlich war er sauer. Er zog seine Hände weg. Vor lauter Schuldbewusstsein erschrak ich mich davor. 

„Du hast Kkami verloren?! Und dann sitzt du einfach hier?!“, schrie er mich an, „Sag mal spinnst du?! Hast du ihn nicht angeleint oder was?!“

„Hyung, ich schwöre dir, ich hab schon überall geguckt! Ich finde ihn nicht!“, wehrte ich mich, „Ich hab den ganzen Park durchsucht, er ist einfach weg! Ich-Ich weiß nicht, er hat irgendwas auf einmal gejagt-“

Mein Atem beschleunigte sich wieder. 

„Chan hyung war auch hier und wir haben mit den Hunden gespielt, dann- Ich hab ihn angeleint, bevor wir gehen wollten, ich schwöre es, Hyunjin! Ich weiß nicht, ob ich die Leine vielleicht nicht richtig angelegt hab oder ob am Geschirr was kaputt-“

„Wie kannst du denn so blöd sein und eine simple Leine nicht richtig anlegen?!“, fiel er mir ins Wort, „Jetzt hilf mir schon, meinen Hund zu finden. Na los.“

Stumm nickte ich. Erneut liefen mir ein paar Tränen über die Wangen. Selbst auch wütend wischte ich sie weg und machte mich erneut mit Hyunjin auf die Suche nach Kkami. 

Während der Suche traute ich mich gar nicht, auch nur einmal zum Älteren zu sehen. Ich fühlte mich total fehl am Platz. Als hätte ich ihn betrogen. Dass ich auch noch seine Kleidung trug machte es sogar noch schlimmer. Er hatte Recht, wie konnte ich so blöd sein und Kkami nicht richtig anleinen?

Mir kam noch eine Idee, weshalb ich Chan hyung noch einmal anrief. Jedoch verneinte der, als ich ihn fragte, ob er noch einmal im Park gewesen wäre oder irgendeine Idee hätte, wo Kkami sein könnte. Er fragte zwar, ob er uns helfen solle, aber das lehnte ich vorerst ab und legte wieder auf.

Bestimmt eine halbe Stunde suchten wir noch weiter, ehe Hyunjin mich zu sich rief. Ich war nicht bereit, noch mehr Ärger zu bekommen, aber da musste ich durch. Scheinbar versuchte er aber, ruhiger zu werden, auch wenn es ihm sehr schwer fiel. Auch er hatte Tränen in den Augen, hatte sich aber besser unter Kontrolle als ich. Man sah ihm den Stress allerdings an.

„Changbin hat mich angerufen. Er hat Kkami hinten im Skatepark aufgegriffen und sitzt zu Hause vor der Tür, weil er dachte, ich wäre schon daheim.“

Das hieß, Kkami war wirklich über die Straße gerannt. Gott, ich kam mir so scheiße vor. Ich fühlte mich so schuldig und so schlecht wie noch nie. Mit den Nerven am Ende trottete ich Hyunjin hinterher. 

„Die Leine, Jeongin!“, ermahnte Hyunjin mich noch, woraufhin ich diese und auch den Ball holen lief.

Der ganze Heimweg verlief schrecklich ruhig. Hyunjin sprach kein Wort mit mir. Er ließ es richtig raushängen, dass ich ihn enttäuscht hatte. Später in der Nähe des Hauses hörten wir schon Changbin hyung mit Kkami… sprechen? Vielleicht führte er auch Selbstgespräche. Er saß auf der zweistufigen Treppe vor der Tür und kraulte Kkami hinter seinen Ohren. Scheinbar tatsächlich der Punkt, der den Hund still hielt.

„Hey, na? Wie kommt die kleine Prinzessin denn in den Skatepark? Hast du nicht aufgepasst, Jinnie? Ah, warst du wieder abgelenkt, huh? Von Jeonginie? Ich hab schon verstanden“, feixte der Schwarzhaarige und zwinkerte übertrieben.

Hyunjin schnaubte und schüttelte den Kopf. 

Kkami saß zwischen Changbin hyungs Beinen und war das pure Glück und der pure Stolz. Als sei er ganz allein nach Hause gelaufen und hätte Changbin hyung gefunden und nicht andersherum. Ich konnte nur minimal den Kopf schütteln. Dieser dumme Hund hatte mich Nerven gekostet…

„Ich war beim Contest, falls du dich erinnerst und hab Kkami Jeonginie anvertraut, aber der war nicht in der Lage auf ihn aufzupassen und hat ihn verloren.“

Damit nahm er Kkami auf den Arm und drückte ihn an sich. Der Hund streckte sich Hyunjin entgegen und versuchte wohl, das ein oder andere Küsschen abzustauben.

„Oh Mann, Jeonginie“, lachte Changbin hyung und stand auf, „Aber hey, ich war ja da, freu dich lieber, statt dich zu sorgen. Du bist doch der erste, der jammert, wenn er Falten kriegt. Er saß da am Parkeingang und hat richtig dumm geguckt, als wär‘ Innie ihm weggelaufen und nicht andersherum.“

„Er ist nicht über die Straße?“, fragte ich leise.

Changbin hyung schüttelte den Kopf und stand nun auf.

„Nee, das macht der nicht. Hat nur total ausgepowert da gesessen. Boah, Hyunjinnie, freu dich lieber, dass er wieder da ist, statt dich zu ärgern. Bevor ich gehe, eine Frage? Darf ich… mir Kkami vielleicht nochmal ausleihen?“

Skeptisch sah Hyunjin den Kleineren an.

„Was willst du mit meinem Hund?“

„Ach“, tat er plötzlich, als hätte er nichts Besonderes gefragt, „Nur spazieren, ich brauch Bewegung. Uhm… Ich hab zu tun. Wir sehen uns. Lass den kleinen Spinner nicht wieder aus den Augen. Bis dann Jeonginie.“

„Ja, bis dann“, lächelte ich matt.

Als Changbin weg war, schloss Hyunjin die Haustür auf. Er streifte seine Schuhe ab und ging mit Kkami voran ins Wohnzimmer. Ich schloss hinter mir die Tür und legte ebenfalls meine Schuhe ab. Die Leine legte ich auf das Regalbrett bei der Garderobe.

Ich hörte, wie Hyunjin in die Küche ging und mit dem Hundefutter hantierte, während ich mich im Wohnzimmer auf das Sofa setzte. Das einzige, was ich dachte, war, dass ich mich irgendwie entschuldigen sollte. Aber er blieb die ganze Zeit in der Küche und ich traute mich nicht, zu ihm zu gehen. Zu groß war meine Angst, dass er mich nicht mehr hier haben wollte. Aber ich musste. Also stand ich auf und zugegebenermaßen zu meiner Verwunderung hatten wir sofort Blickkontakt. Trocken schluckend ging ich auf ihn zu und blieb im Türrahmen stehen. Als hätte ich immer noch nicht begriffen, dass er böse mit mir war, sah er stur zurück auf sein Handy.

„Hyung-“, setzte ich an, als sich die Haustür öffnete. 

„Ah, da bist du ja schon! Hallo Jeongin, du bist ja auch noch hier! Hallo Kkami, mein Engel!“

Hyunjins Mom kam in die Küche, Kkami auf dem Arm, der sie aufgeregt zu küssen versuchte. Sie setzte den kleinen Hund auf dem Boden ab. Hyunjin warf mir einen kurzen Blick zu, ehe er an mir vorbei ins Wohnzimmer ging. 

„Möchtest du etwas essen, Jeonginie?“, sie sah mir ins Gesicht.

Ich schluckte trocken. Hyunjin hatte das Aussehen definitiv von seiner Mom, sie war wunderschön. Und seinen freundlichen, liebevollen und fast anhänglichen Charakter hatte er auch von ihr geerbt. Es fiel mir so schwer, den Kopf zu schütteln.

„Ich mach mir Sorgen um dich. Ist alles in Ordnung? Verzeihung, aber du siehst wirklich fertig aus. Ist irgendetwas passiert, als wir weg waren?“, fragte sie besorgt.

Ich brauchte eine Weile, um mich zu sammeln, aber Hyunjins Mom blieb ruhig. Sie ließ mir die Zeit, die ich brauchte. Ich wollte mich dringend bei ihr entschuldigen. 

„Nein- also… Ja. Ich geh gleich und- Ich muss mich-“

Aus dem Wohnzimmer hörten wir Hyunjin genervt schnauben und irgendetwas landete hart auf dem Tisch. Vermutlich sein Handy. Er fluchte. Ich zuckte davon zusammen. Es war mir so furchtbar unangenehm, dass seine Laune meinetwegen so schlecht war. 

„War was mit Hyunjin?“, fragte sie nun leiser, als genau dieser sich auf den Weg in die Küche machte.

„Schon irgendwie“, ich atmete durch und nahm allen Mut zusammen, „Es tut mir furchtbar leid, uhm… als ich mit-“

Ein wenig grob stieß Hyunjin mich zur Seite und legte einen Arm um die Schultern seiner Mutter. Er zog sie mit sich in Richtung Flur. Was war das denn bitte?

„Jeonginie, würdest du bitte schon mal ins Wohnzimmer gehen? Es ist alles gut, Mom, ich hab’s ihm nur gesagt und es war sehr emotional und er ist noch etwas verwirrt, aber alles bestens.“

„Wie bitte? Oh, warte, wirklich? Das freut mich für euch! Jeonginie, wenn du mit mir darüber reden möchtest-“, sie sah freudestrahlend zu mir.

Was zum Teufel?

„Ja- nein, nein Mom, alles gut. Wir wären dir nur sehr dankbar, wenn du uns etwas Zeit gibst. Okay?“

Seine Mom schien irgendwie zuzustimmen und warf mir ein weiteres Lächeln zu, ehe sie nach oben verschwand. Etwas verwirrt sah ich ihr nach. Hyunjin kam nun auf mich zu und nahm meine Hand. Er zog mich mit sich ins Wohnzimmer und stieß mich locker auf die Couch. Dann setzte er sich neben mich.

„Was sollte das Theater denn jetzt? Ich wollte mich bei ihr entschuldigen. Und was willst du mir bitte gesagt haben?“, löcherte ich ihn mit Fragen.

Hyunjin seufzte einmal. Als er etwas lockerer ließ, hielt ich seine Hand fester. Er deutete auf sein Handy. 

„Changbin hat mir geschrieben und… du musst meiner Mom nichts davon sagen, dass du Kkami verloren hast. Sie mag dich und ich… ich will nicht, dass- egal. Jedenfalls hat Changbin mir geschrieben und er hat Recht. Ich bin wirklich sauer, aber ich hab wirklich nicht das Recht dazu“, murmelte er nur noch zum Ende hin.

„Wie meinst du das?“, hakte ich nach einem kurzen Moment der Stille nach.

Im Türrahmen erklang das hohe Bellen von Kkami, welcher sofort unsere ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. Eigentlich wollte ich gehen, zeitgleich wollte ich es mit Hyunjin ausdiskutieren und dennoch war ich froh, dass der Hund uns ablenkte.

„Na komm her, Prinzessin“, Hyunjin klopfte auf seine Beine.

Ja, Prinzessin traf den Nagel auf den Kopf. Der Hund sah uns aus seinen großen Kulleraugen an, ehe er zu uns rannte und mehr oder weniger direkt auf Hyunjins Schoß sprang. Er kraulte ihn hinter den Ohren. Beleidigt beobachtete ich die beiden. 

Ich war noch immer sauer auf mich selbst und auch ein bisschen auf den verwöhnten Hund, der mich den ganzen Tag so gestresst hatte. Dennoch wollte ich ihn streicheln, weil Kkami wirklich weich war. Und so niedlich, am liebsten würde ich ihn den ganzen Tag drücken. 

Ich ließ Hyunjins Hand los und streckte meine nach Kkami aus, streichelte seinen Kopf und seinen Hals – und er zwickte mir in die Hand.

„Kkami, nein!“, ordnete Hyunjin streng an und hielt ihm schnell die Schnauze zu, „So hab ich dich nicht erzogen!“

„Dummer Hund“, murmelte ich zeitgleich. 

Ich hatte mich nicht zurückhalten können. Dieses undankbare Tier war aber doch besser erzogen als ich dachte und ziemlich mitleidig, da er nach einem länger anhaltenden strengen Blick Hyunjins auf meinen Schoß krabbelte und sich prompt hinlegte. Dieses paradoxe Tier machte mich wirklich fertig. Wie konnte ein Hund sich selbst so uneins sein?

„Sag nicht ‚dummer Hund‘, das hattest du verdient. Guck mich bloß nicht so an, du hast nicht richtig aufgepasst, du bist selbst schuld. Du kannst froh sein, dass Changbin ihn gefunden hat. Eigentlich müsste ich echt überlegen, ob ich dir meinen Hund nochmal anvertraue.“

Leise seufzte ich.

„Ich weiß. Hyung-“, begann ich, wurde in meiner Entschuldigung aber erneut unterbrochen.

„Im Ernst, Jeongin, du hättest fast mein Baby verloren. Du hast ihn sogar verloren, du musst besser aufpassen! Wenn du ihn richtig angeleint hättest, wäre das nicht passiert. Was hätte ich denn machen sollen, wenn ihn ein Auto erwischt hätte, wenn er doch über die Straße gerannt wäre?“

Nun noch verstimmter verzog ich den Mund und sah nahezu bockig in die entgegengesetzte Richtung. Auch wenn ich kein Recht dazu hatte, schließlich war es wirklich mein Fehler gewesen.

„Ich bin kein Hund, du brauchst mich nicht noch mehr ausschimpfen“, murmelte ich, „Ich weiß, was ich falsch gemacht hab. Ich hab’s im Park schon verstanden und deine Ignoranz eben war auch mehr als eindeutig.“

Ich wusste nicht woher mein plötzlicher Umschwung kam. Vielleicht war ich es jetzt schon leid, dass er wütend war. Es nervte ja nicht nur ihn, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Dass auch ich gereizt war, war doch verständlich, oder?

Daraufhin nahm ich Kkami in die Arme und legte mich mit ihm zusammen zur Seite. Ich konnte Hyunjins empörten Blick förmlich sehen, auch wenn ich gerade nur Augen für Kkamis frisch gewaschenes Fell hatte. Immerhin war er während seines Alleingangs nicht sonderlich schmutzig geworden. Dafür aber ziemlich müde.

„Jeongin, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß auch nicht, ob’s überhaupt Sinn macht.“

Darauf antwortete ich nicht. Immerhin wusste ich es doch selbst nicht. Erst recht nicht, was er mit der letzten Aussage meinte, aber was sollte es schon.

Einen kleinen Moment später hörte ich Hyunjin tiefer ausatmen. Dann spürte ich, wie er sich hinter mich quetschte. Er schlang einen Arm um meine Taille, den anderen legte er unter meinen Nacken und kraulte nun auch Kkami. Dieser lag auf der Höhe meiner Schulter vor mir. 

Es machte mich nicht einmal mehr nervös, dass er so hinter mir lag und mich umarmte. Ich kam mir nur etwas fehl am Platz vor, da ich nicht wirklich davon ausging, dass ich es verdient hatte. Erst nach ein paar Minuten hatte ich meine Entschuldigung zusammengesammelt. Und noch etwas mehr.

„Es tut mir wirklich leid, hyung. Ich versteh auch, dass du so enttäuscht von mir bist, weil ich das auch bin. Sehr sogar. Weil ich nicht auf ihn aufgepasst hab und gerade weil ich dich damit enttäuscht hab“, ich hielt kurz inne, „Ausgerechnet dich. Ich hasse mich wirklich dafür. Weil… ich dich sehr gern hab und Kkami natürlich auch und jetzt hab ich‘s bei euch beiden versaut. Dabei- Dabei wollte ich dir ehrlich zeigen, dass du auf mich zählen kannst. Ich versteh auch, wenn du mir nicht mehr vertraust.“

Hyunjin sagte nichts. Ich merkte, wie er sich aufstützte, streichelte aber weiter durch Kkamis Fell. Ich mochte nicht, dass er wieder auf Abstand ging. In meiner Kehle bildete sich wieder ein Kloß und ich schluckte trocken. Innerlich machte ich mich auf die Abfuhr gefasst. 

„Hey, sieh mich mal bitte an.“

Leise seufzend drehte ich mich soweit ich konnte auf den Rücken und sah dem Älteren in die dunklen Augen. Er legte eine Hand an meine Wange und beugte sich in einer fließenden Bewegung zu mir herunter. Für einen Moment war ich wie betäubt und zeitgleich das blühende Leben, als ich seine weichen und vollen Lippen auf meinen fühlte. Nur für einen winzigen Moment, aber es war einfach schön, von Hyunjin geküsst zu werden

„Hyung, was war das-“, stammelte ich, aber er unterbrach mich.

„Das war scheiße, okay?“

Mir entgleisten förmlich die Gesichtszüge. Bitte was war das? 

„Du küsst mich und sagst es war scheiße? Ich hoffe seit Monaten-“, brabbelte ich.

„Nein, nein, um Gottes Willen, nicht der Kuss“, er lachte auf, fing sich aber sofort wieder und streichelte meine Wange, „Nein, der Kuss war gut. Ich meinte das mit Kkami. Also- ja, das war Mist, okay? Aber deshalb hab ich doch nicht aufgehört, dir zu vertrauen. Ich hab gesehen, wie schlimm du dich gesorgt hast und es kann ja auch passieren, dass ein Hund abhaut.“

Skeptisch zog ich eine Braue hoch.

„Woher der plötzliche Umschwung?“

„Jeongin, was war das eben mit monatelang hoffen?“, wich er meiner Frage aus.

Ich schüttelte den Kopf. 

„Erst du.“

„Komm schon“, jammerte er.

„Hyung, nein. Erst du.“

Er seufzte etwas übertrieben. Etwas unbeholfen streichelte er über meinen Bauch und meine Seite. 

„Tut mir leid, dass ich vorhin so ausgeflippt bin. Es ist nur- als wir Kkami so drei Monate hatten, ist er mir beim Spazieren auch abgehauen. Letztes Jahr nochmal und vor ein paar Monaten auch wieder und ich hatte echt Schiss, dass ich diesmal vielleicht kein Glück mehr habe. Dass er nicht mehr zurück kommt oder gefunden wird. Ich meine, er kennt dich ja nicht so gut wie mich, ich wusste ja nicht, ob er auf dich hören würde, wenn du ihn rufst oder so… Tut mir leid, ich hab vorhin nicht wirklich viel denken können.“

Ich schmiegte meinen Kopf mehr gegen seine Schulter und nickte. 

„Ich versteh schon, dass du aufgebracht warst. Ich nehm es dir auch nicht übel. Vermutlich wäre ich genauso sauer gewesen. Mein Gott, ich hatte richtig Angst, dass du mich jetzt hasst, weil… Naja…“

„Ich hab schon verstanden“, kicherte er.

Es war schön, ihn wieder fröhlicher zu sehen. Das tat gut. Der Größere beugte sich herunter und küsste meine Stirn, was noch viel besser war, als nur sein Lachen.

„Was hältst du davon, wenn wir ein bisschen schlafen und uns vom Schrecken erholen? Und später gehen wir noch eine Runde mit Kkami und ich bring dich heim, ja?“

Nun nickte ich. 

„Aber du nimmst ihn.“

„Du hättest ihn auch nicht gekriegt.“

„Hyung!“, jammerte ich.

Hyunjin lachte herzlich und drückte mich an sich. Daraufhin machte er es sich bequemer.

„Ich mach nur Spaß.“

„Jaja.“



.

.

.



„Hast du deine Klamotten?“, fragte Hyunjin mich über seine Schulter hinweg.

Er hockte auf dem Boden und legte Kkami gerade sein Geschirr an.

„Yes, Sir!“, ich salutierte.

„Pscht, Mom schläft schon“, ermahnte er mich.

Mit großen Augen und zusammengepressten Lippen nickte ich.

„Sorry.“

Als Hyunjin fertig war, stand er auf und zog seine Schuhe an, was ich ihm gleich tat.

„Wieso hattest du eigentlich meine Sachen an?“, fragte er mich nun erneut, ähnlich neugierig wie vorhin.

Ich druckste etwas herum. 

„Kkami musste ganz eventuell baden und äh… hat mich gleich mit gebadet? Weil jemand vergessen hatte, die Terrassentür zu schließen?“

„Oh “, Hyunjin kicherte leise und küsste beruhigend meinen Mundwinkel, „Kann man nichts machen. Ist ja noch alles sauber und ganz, oder?“

„Wieder, ja.“

„Oh Gott…“

Nun griff er nach der Leine- nein, stopp, er griff eine andere Leine. Allerdings hielt er inne und sah auf das Regalbrett und zurück in seine Hände.

„Stimmt was nicht?“, fragte ich leise und stieß ich ihn locker an.

„Sag mal… hatte ich dir zufällig gesagt, welche Leine du nehmen solltest?“

Verwirrt sah ich ihn an, als er die fest gewobene, dennoch leichte und flexible Leine in seiner Hand begutachtete. Er sah zur roten Rollleine, die auf dem Regalbrett an der Garderobe lag. 

„Die im Wohnzimmer lag… das war die rote hier.“

„Das rostige Teil da?!“

Ich zog augenblicklich die Brauen zusammen und sah zu, wie seine Wangen langsam aber sicher rot anliefen. Mein Blick fiel zurück auf die Rollleine. 

Und den schmalen Karabiner. 

Der verändert wirkte. 

Weil sich der Verschluss an einer kleinen, rostroten Stelle gelöst hatte. 

„Ja… das war genau diese Leine da, hyung.“

Ich sah zurück zum Älteren. Hyunjin presste die Lippen zu einer schmalen Linie. Er biss auf seine volle Unterlippe, ehe er mich nervös anlächelte. Ein entschuldigendes und sehr schuldbewusstes Grinsen breitete sich auf seinem geröteten Gesicht aus.

„Uhm… Hoppla?“






*





Ja, da war Jeongin scheinbar gar nicht so schuldig, sondern hat einfach nur Anweisungen befolgt… So kann’s gehen. 
(Hyunjin ist ein guter Hunde-Papa. Mit Sicherheit, nicht wie hier, wobei er auch hier im Grunde ein guter Hundebesitzer ist. Also kein Stress, ist schließlich ein AU.)

Lass mich bitte gerne wissen, wie es Dir gefallen hat! Ich hoffe sehr, Du hattest Spaß beim Lesen. 

Vielen Dank!

Bis bald
Sazandora <3

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