까미 - Kkami (1/2)

Man's Best Friend

*





„Oh Gott sei Dank, danke fürs Babysitten!“, grüßte mich Hyunjin.

Der Ältere strahlte mich an und ließ mich ins Haus. Ich stellte meine Schuhe im Flur ab und folgte ihm durch den hellen Flur in die Küche. Er hielt mir eine Tasse vor die Nase und bat mich, mich zu setzen. 

Ich war etwas nervös, auch wenn ich schon häufiger hier gewesen war und Hyunjin ja auch zu meinem engeren Freundeskreis zählte. Wir verstanden uns gut, verbrachten öfters Zeit miteinander… genug, dass ich mich verliebt hatte. Und das war vermutlich, was mich so nervös machte. 

Um ehrlich zu sein, hatte ich mich eine kleine Weile etwas distanziert. Nicht viel und ich ging auch nicht davon aus, dass es ihm wirklich aufgefallen war, aber ich wusste es ja. Es war einfach nur so, dass ich Schiss hatte. Aber wirklich distanzieren ging auch nicht, weil ich ihn so sehr mochte. Es war kompliziert.

„Danke“, ich setzte mich an die Kochinsel auf einen der Barhocker. 

Mein Blick glitt durch die teure Hochglanzküche. Ich fragte mich echt, wie Hyunjins Familie die weißen Schränke so sauber halten konnte. Als würden sie nur mit Handschuhen dran gehen und nie kochen. Genauso der anthrazitfarbene, glänzende Boden. Man könnte davon ohne Teller essen.

Ich sah zurück zu Hyunjin. Er trug ein dunkles Hemd und eine hellgraue Jeans. Seine Haare waren zu recht gemacht und er trug etwas Schmuck. Er sah gut aus und war auch sowieso schon so hübsch, egal, was er trug. Wir hatten beide vor drei Wochen mal bei Felix übernachtet und selbst so müde in Schlafklamotten sah er wahnsinnig gut aus.

„Hallo erst mal“, kicherte der Größere und umarmte mich halb, „Geht’s dir gut?“

„Ja, sehr.“

„Ich komm mir vor, als hätte ich dich ewig nicht gesehen. Aber du siehst gut aus, keine Panik.“

Ich lächelte nun.

„Uhm… danke. Du siehst auch wirklich gut aus. Also wenn ihr nicht auffallt, dann weiß ich auch nicht.“

Nun begann er noch breiter zu strahlen als zuvor. Er war so süß. Seine Finger glitten durch meine Haare.

„Danke, das ist süß von dir. Warte mal ab, wie wir mit Minhos Make-up aussehen werden“, er zwinkerte.

Hyunjin nahm heute Mittag an einem Dance Contest teil, zusammen mit seiner Gruppe. Zeit und Ort waren unglücklich gewählt und es war auch recht spontan aufgekommen. Die Gruppe bestand zwar nur aus Hyunjin, Felix und Minho, war dafür aber sehr präsent auf der Bühne. Ich zweifelte nicht, dass sie einen Top drei Platz belegen würden. Was anderes könnte ich mir gar nicht vorstellen.

„Uhm… wahnsinnig gut vermutlich“, nuschelte ich, ehe ich mich räusperte, „Weis mich bitte ein, bevor ihr geht.“

„In die Klapse?“

Nun ließ er mich los, als ich beleidigt maulte. Er lachte bloß, woraufhin auch ich zu grinsen begann. Hyunjins Lachen war zu ansteckend. Auch wenn der Witz schlecht gewesen war. Mein Lachen lenkte auch etwas die Aufmerksamkeit von meinen geröteten Wangen weg.

„Okay, pass auf, heute Morgen war ich schon mit Kkami raus. Geh einfach gegen Mittag eine kurze Runde und heute Abend nochmal. Wenn du magst könnt ihr auch in den Park gehen. Wie du willst, Hauptsache mein Baby kommt vor die Tür“, er seufzte, „Mein Gott, ich hab richtig Anschiss von Chan hyung bekommen, dass wir so selten mit Kkami raus gehen. Dem ist voll egal, dass wir hier nicht in Australien sind. Naja, egal, Futter steht schon neben dem Herd, stell das einfach gegen sieben hin. Die Leine liegt glaube ich irgendwo im Wohnzimmer rum und das Geschirr auch. Ich glaube, das war es. Du weißt, wie man das anlegt?“

Ich nickte aufmerksam. Leine im Wohnzimmer, Futter um sieben. 

„Ah, ja, ich weiß.“

„Wundervoll. Du kannst auch den Ball mitnehmen, der liegt auf der Terrasse. So einer mit Schnur. Tust du mir noch einen Gefallen?“

„Klar.“

Ich sah in den Flur, durch den mir der kleine Hund entgegen kam. Hyunjins Mom rief nach dem Brünetten. Indes stand ich auf und kniete mich zu Kkami, um ihn zu begrüßen. Er sah mich an und bellte einmal, ehe er ohne Weiteres an mir vorbeistolzierte. Zur Krönung scherte er noch mit den Hinterpfoten. Okay. Danke für nichts schätzte ich mal. Ganz schön viel Stolz für die kleine Statur.

Es war nicht so, dass ich Kkami nicht kannte, nein, aber er war ein verwöhntes Schoßhündchen, das seine fünf Minuten gern an meinen Schuhen oder meiner Jacke auslebte. Nur glaubte Hyunjin mir das nicht. Zumal wir oft nur in Hyunjins Zimmer oder ganz draußen waren und ich dadurch nicht allzu viel Kontakt zu Kkami hatte. 

Aber der Hund konnte auch sehr süß und freundlich sein. Die meiste Zeit sogar. Und es war schon schlimm niedlich, wie die zwei sich übereinander freuten, wenn Hyunjin nach Hause kam. Kkami war dann immer total aufgeregt und rannte um Hyunjins Füße, sprang an ihm hoch und drehte sich immer und immer wieder im Kreis. Er musste Hyunjin lieben. Das konnte ich ihm auch nicht verübeln, wer mochte Hyunjin denn nicht? Und zugegeben, ich war ein klein wenig eifersüchtig. Immerhin staubte der Hund regelmäßig Küsschen ab.

„Ja, ich komm sofort! Uh- lass Kkami bitte nicht in den Garten. Mom hat eben die neuen Blumen gegossen und jetzt ist alles matschig und wenn Kkami da rein rennt, wird das ganze Haus dreckig. Und Mom hat Angst um ihre Blumen.“

„Ja, schaff ich schon.“

„Wunderbar, das ist lieb von dir. Überhaupt, dass du auf mein Schätzchen aufpasst. Ich wusste gleich, dass ich dir mein Baby überlassen kann. Dad ist nämlich immer noch in LA und Mom hat als einzige heute frei, um uns zu fahren.“

Mit vor den Lippen gefalteten Händen sah er mich an. Er lächelte engelsgleich. Wie könnte ich auch nein zu Hyunjin sagen? Das ging nicht. Nicht nur, dass er sowieso schon so süß war, nein, ich wollte ihm den Gefallen wirklich tun. Weil ich ihn mochte. So richtig. Und wenn er mich so ansah, wurde ich weich. Und schwach. Und dumm.

„Kein Problem, ich mach das gern. Kkami benimmt sich ja.“

Dumm genug, um zu glauben, dass ich schlauer war als Kkami… Oder dass Hyunjin schlauer war als Kkami. 

„Okay, wir sehen uns später. Danke nochmal“, kicherte er. 

Dann beugte er sich vor und gab mir einen Kuss auf die Wange. 

„J-Ja, ja, bis heute Abend.“

„Bedien dich am Kühlschrank und fühl dich wie zu Hause.“

Mit einem Lächeln und einem verdammten Zwinkern machte er auf dem Absatz kehrt und lief zur Haustür. Ich konnte ein schiefes Lächeln nicht unterdrücken und hob kurz zum Abschied noch die Hand. 

Er hatte meine Wange geküsst und mir zugezwinkert? War das ein Traum? 

Etwas betäubt und verwirrt davon begab ich mich ins Wohnzimmer. Kkami war inzwischen auf das Sofa gesprungen und beobachtete mich. Ich setzte mich neben ihn und sah zurück. War nicht irgendwas gewesen, dass man Hunde nicht anstarren sollte? Scheinbar schon, da Kkami mich auf einmal anbellte und ich einen kleinen Moment Angst um meine Finger hatte. Mit etwas Streicheln ließ er sich allerdings besänftigen. 

„Stimmungsschwankungen, huh?“, kicherte ich und kraulte ihn hinter dem Ohr.

Kkami war so süß. Vor allem, weil er so klein war. Ich erdreistete mich, ihn auf meinen Schoß zu setzen und den Fernseher einzuschalten. Während ich nach wie vor seine Ohren kraulte, textete ich mit der freien Hand Felix. 

Ich berichtete ihm, dass Hyunjin meine Wange geküsst hatte und dass ich da noch nicht ganz mit klarkam. Einfach, weil ich es nicht deuten konnte. Er antwortete mir, er würde ihn vielleicht mal subtil oder auch ganz unverschämt auf der Fahrt drauf ansprechen. Man/n war ja neugierig. 

Der Ältere hatte mir auch die letzten Tage versichert, dass es Hyunjin dank der Vorbereitungen auf den Contest erst einmal gar nicht aufgefallen war, dass wir uns so selten gesehen hatten. Damit hatte ich Zeit gehabt, mich zu ordnen und herauszuarbeiten, dass ich durchaus wieder Nähe zu ihm wollte. Einer der Hauptgründe, mich für das Kkami-Sitten bereit zu erklären.

Ich wollte Hyunjin auch sagen, dass ich ihn gern mochte. Also so… verliebt-sein mochte. Ich wusste nur noch nicht, wie. Zumal ich ja auch sehr unsicher war, ob er mich ebenfalls mochte. Natürlich waren wir Freunde und wir hingen auch aneinander, aber ich hatte keinen blassen Schimmer, ob er mich so mochte, wie ich ihn. 

Eine Möglichkeit wäre, es ihm heute noch zu sagen, wenn er zurück käme. Natürlich, wenn sein Team gewann, was sie vermutlich tun würden. Weil dann wäre er sowieso schon gut gelaunt und wenn er so fühlte wie ich, wäre das gleich noch ein doppeltes Plus. 

Vielleicht sollte ich aber auch warten. Bis Morgen oder so. Oder vielleicht bis Montag oder nächsten Samstag. Ich könnte ihm auch schreiben. Eine SMS und wenn er negativ reagieren würde, gäbe es immerhin kein unangenehmes Gespräch, sondern ich könnte ihn einfach ghosten. Wobei das auch nicht ging, da wir zur gleichen Schule gingen. Und das war ja auch sowieso nicht mein Ziel. Ich wollte ja wirklich mehr von ihm. 

Während ich weiter nachdachte, wie und wann ich Hyunjin meine Gefühle gestehen könnte, verging auch die Zeit. Gegen zwölf Uhr mittags stand ich dann auch selbst einmal vom Sofa auf. 

Kkami war verdächtig ruhig gewesen und als ich ihn dann suchen ging, wurde mir mit Schrecken klar gemacht, wo er sich herumgetrieben hatte. 

Der kleine Mistkerl war im Garten. 

Die Terrassentür war scheinbar nur angelehnt gewesen. Hyunjins Mom musste vergessen haben, sie zu schließen. Als ich schnell und vor allem ohne Schuhe in den Garten rannte, sah ich mich um. Ihn auf der Wiese gesichtet, traf mein Blick sofort auf den Kkamis, der auf einem Gummiknochen herum kaute. 

Komplett mit nasser Erde verschmutzt. 

„Nein, Scheiße“, murmelte ich, „Spinnst du?! Jetzt muss ich dich baden, was soll das?!“, maulte ich den Hund an. 

Der stellte die Ohren auf und sah mich nun aufmerksamer an. Er machte große Augen und sprang auf. Oh nein.

„Na komm her, Kkami- komm- Scheiße. Kkami!“

Als ich mich Kkami näherte… sprintete der Hund an mir vorbei. Kurz vor der Terrassentür holte ich ihn ein, stolperte aber über meine eigenen Füße, da Kkami plötzlich bremste und umkehrte und ich natürlich nicht auf ihn drauf treten wollte. So ein Mist, warum musste es auch ein Chihuahua oder was auch immer sein? Hätte Hyunjin sich nicht etwas Größeres zulegen können? Einen Akita oder sowas, oder vielleicht direkt eine Dogge?!

Kkami war wirklich flink trotz seiner kurzen Beinchen und schlau genug, immer zwischen meinen Beinen durch zu rennen, um mich zu bremsen. Und nein, natürlich konnte ich ihn nicht abhalten, so schmutzig, wie er war, ins Wohnzimmer zu flüchten. Ich rannte ihm nach. 

Was ich nicht bedacht hatte, waren meine eigenen Füße, mit denen ich selbst auch noch Dreck ins Haus trug. So ein Mist! Ich müsste Kkami jetzt wirklich in so wenigen Schritten wie möglich fangen. Aber der Dreckspatz forderte mich heute heraus. Er sah mir ganz dreist im Türrahmen zur Küche stehend in die Augen. 

Gott verdammt, der Hund sah aus, wie einmal komplett in Matsch getunkt. Ertränkte Hyunjins Mom ihre Blumen im Wasser, dass das Beet so aufgeweicht war? Das ganze weiße Fell war nun dunkelbraun gefärbt, wie das Fell auf seinem Kopf und Rücken. 

„Kkami“, sprach ich ihn an und ging langsam auf ihn zu.

Ganz langsam. Jetzt keinen Fehler machen. Schön, dass der Hund spielen wollte, aber das konnte ich jetzt absolut nicht brauchen. Nicht, wenn er so beschmutzt herumrannte. 

„Komm schon her, Kkami, komm her Schatzi.“

Er ging schon wieder in Position, bellte mich an. Vielleicht hatte ich ja irgendwas an mir. Oder er hatte bloß seine fünf Minuten. Hoffentlich letzteres. Ich sollte nächstes Mal Geld dafür verlangen, wenn ich erneut auf ihn aufpassen sollte.

„Nein… komm schon, komm- her!“

Ich schnappte nach dem Hund, griff ihn aber nicht richtig und die Verfolgungsjagd ging einmal quer durch die Küche weiter. Kurz bevor er die Treppe erreichte, erwischte ich ihn gerade so. 

„So mein Freund, jetzt… gehst du baden. Und ich weiß jetzt schon, das wird uns beiden nicht gefallen.“

Um ihn auf meinem Arm ruhig zu halten, gab ich mir alle Mühe und kraulte seine Ohren wie ein Weltmeister. Um den Worst Case zu vermeiden, schloss ich erst die Terrassentür, ehe ich Kkami ins Bad verfrachtete. Ich setzte ihn in der Badewanne ab und schloss die Zimmertür. 

So ohne Wasser blieb Kkami still in der Wanne, tappte etwas umher, verteilte den Matsch nur auf dem weißen Untergrund. Seelenruhig der Hund. Bis ich das Wasser einschaltete. 

Mal im Ernst, das Vieh war doch nicht normal. Warum war er bei Hyunjin so ruhig, aber bei mir so ein fieses Gör?! 

Ständig schüttelte er sich und machte alles nass. Wasser war schon ein No-Go, aber dann auch noch das Hundeshampoo? Halleluja. Als der kleine Blödmann gebadet war, war ich es auch. Nicht weiter denkend nahm ich ihn aus der Wanne und ganz recht, er schüttelte alles zwischen Badewannen und mir ab. Aber immerhin hatten ihn Jagd und Bad etwas ausgepowert. 

Ihn mit einem Handtuch trocken rubbeln war dann auch halbwegs okay. Ich musste zwar mit ihm Tauziehen, bis mir einfiel, dass ich besser kein Handtuch beschädigen sollte, aber das war ja erträglich. 

Weniger spaßig war dann allerdings, das gesamte Erdgeschoss zu putzen. Ich sollte mir dringend angewöhnen, meiner Mutter mehr im Haushalt zu helfen. Putzen war furchtbar und das ständige Bücken machte meinem Rücken zu schaffen. Kein Wunder beschwerte sie sich häufiger über Rückenschmerzen.

Jedenfalls schaffte ich, alles zu bereinigen. Sogar so, dass nichts schmierig war. Ich warf einen Blick raus in den Garten… und sah daraufhin Kkami direkt in die Augen. Er hatte mich bisher beobachtet, wie ich durch Flur, Küche und Wohnzimmer gekrochen war. Jetzt sah er mich an, hatte die Ohren zurückgelegt und saß einfach nur da. Vielleicht hatte er ja doch ein Gewissen und es tat ihm leid.

„Das ist nicht wahr, oder? Das hast du nicht gemacht.“

Das Beet sah aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Ein paar Blumen waren so sehr ausgebuddelt, dass sie umgekippt waren, zwei waren komplett ruiniert. Das Chaos hatte ich eben gar nicht wirklich gesehen.

„Du beknacktes Huhn, Hyunjins Mom lässt mich doch nie mehr ins Haus!“, tadelte ich ihn weiter.

Den Hund gekonnt mit dem Fuß davon abhaltend, mir zu folgen, betrat ich erneut den Garten, um die Blumen wieder zu ordnen. Zumindest die feuchte Erde zurück über teils freigelegte Wurzeln zu legen und die Pflanzen aufzurichten. Die wirklich kaputten Blüten entfernte ich so vorsichtig ich konnte vom Stängel. Na sah doch wieder halbwegs hübsch aus. Die bunten Blumen waren immerhin dankbarer als Kkami.

Seit wann war Hundesitten mit so viel Garten- und Hausarbeit verbunden? Und wieso zum Teufel verarschte Kkami mich am laufenden Band?!

Ich passte auf, selbst nichts mehr schmutzig zu machen, als ich zurück ins Haus ging. Dann lief ich hoch in Hyunjins Zimmer, um mich an seinem Kleiderschrank zu bedienen. Er hatte zwar Kühlschrank gesagt, aber wenn ich mich wie zu Hause fühlen sollte, musste halt auch sein Kleiderschrank herhalten. Zumal es sein Hund gewesen war, der mein gesamtes Outfit ruiniert hatte. 

In einer passenden, enger als geplant anliegenden Jeans und einem losen Shirt und neuen Socken bekleidet, begab ich mich zurück ins Wohnzimmer. Meine alten Klamotten faltete ich zusammen und legte sie auf dem Wohnzimmertisch ab. 

Kkami saß auf dem Sofa und putzte- ja. Naja, er putzte sich. Ruhig setzte ich mich neben ihn und wurde schief angeguckt. Vorsichtig streichelte ich seinen noch etwas feuchten Kopf und kraulte ihn noch einmal hinter dem Ohr.

„Also… bist du jetzt bereit für den Park? Oder bist du immer noch nicht sauber genug?“

Selbstverständlich bekam ich keine Antwort. Ich hatte auch keine erwartet, aber wenigstens ein kurzes Bellen wäre doch nett gewesen. Hunde in Filmen waren so viel gesprächiger. 

Also stand ich auf und sammelte Leine und Geschirr vom Wohnzimmertisch und ging voraus in den Flur. Mal sehen, ob er kam, wenn ich ihn rief. 

„Kkami, komm!“

Tatsächlich hörte ich ihn vom Sofa springen und in den Flur traben. Ich testete aus, ob er sich setzte, wenn ich es ihm anwies. Zu meiner Verwunderung hörte er auf mich. Etwas skeptisch begab ich mich in die Küche. Ich meinte mich zu erinnern, dass Hyunjin die Leckerlies hier bunkerte. Als ich sie in einem Hängeschrank fand, rief ich Kkami gleich noch einmal. 

Der kleine Hund stolzierte ins Zimmer und sah mir zu. Dass er gehört hatte, belohnte ich dann auch. Ebenso, als ich ihm noch einmal anwies, sich hinzusetzen. 

„Gut hörst du. Endlich. Oder verarschst du mich?“

Das gleiche Spiel wiederholte ich ein weiteres Mal im Wohnzimmer, nachdem ich seinen weichen Ball, der an einem Seil befestigt war, von der Terrasse geholt hatte. Danach hob ich ihn auf den Arm und legte ihm im Flur Geschirr und rote Rollleine an, ehe ich meine Schuhe anzog. Aus dem Schlüsselkasten nahm ich scheinbar Hyunjins Hausschlüssel und schloss hinter uns die Haustüre ab.

„Okay?“, fragte ich Kkami, „Okay. Na komm. Und wehe du benimmst dich nicht.“

Damit gingen wir los. Bis zum Park war alles in Ordnung. An einer Ampel fragte mich eine junge Frau, ob sie meinen Hund streicheln dürfte. Da ich nicht wusste, ob Hyunjin damit einverstanden wäre, lehnte ich es höflich ab. Sie fand es zwar sehr blöd von mir, aber ich würde auch nicht wollen, dass Fremde mich einfach anpackten. Also lächelte ich ihr bloß matt zu und überquerte mit Kkami schnell die Straße am Skatepark um in die grüne Parkanlage zu gelangen. 

Kaum waren wir im Park, kamen uns erneut zwei Mädchen entgegen. Eine davon kannte ich flüchtig aus der Schule. Auch die beiden musste ich enttäuschen. Ich wollte nichts tun, was nicht abgeklärt war. 

„Sorry, ich bin nur der Babysitter für heute“, nuschelte ich und hob zum Abschied kurz die Hand. 

Im Schnellschritt bewegte ich mich von ihnen weg, weiter aufs Gelände und möglichst weg von der Straße. Um den Hund mit seinen kurzen Beinen nicht zu sehr zu fordern, machte ich langsamer, als die Mädchen außer Sichtweite waren. Kkami folgte mir ziemlich entspannt, schnüffelte mal an der einen oder anderen Ecke und markierte den einen oder anderen Baum. Er benahm sich gerade hervorragend, ich glaubte ihm kein Stück.

Ich zog mein Handy hervor, als Kkami sich etwas abseits vom Weg setzte und schrieb Hyunjin.

>Ist das eine Masche von dir? Ich wurde schon von drei Mädchen angesprochen, ob sie meinen Hund streicheln dürfen…??<

Er antwortete quasi sofort.

>lol nein, ehrlich nicht… viel spaß, wir sind gleich dran <3! Danach noch drei gruppen, dann ist pause und nach dem voting kommen wir heim denke es wird doch nur so sechs uhr werden :))<

>Viel Glück!!<, antwortete ich ihm. 

„Kkami! Schatzi, hallo! Hallo mein Baby!“

Erschrocken sah ich auf, als Kkami sich schnell auf die schwarzgekleidete Person zubewegte. 

„Oh mein Gott, Chan hyung, erschreck mich nicht so!“, fluchte ich, „Wo kommst du auf einmal her?!“

„Hat Hyunjin dich zum Babysitter gemacht?“, grinste er mich an. 

Der Blonde hockte vor mir auf dem Boden und kraulte Kkami hinter den Ohren. Er hielt eine geflochtene Leine in der anderen Hand. Sein Hund Berry war daran angeleint. Ich ging auch in die Hocke, um den Spaniel zu begrüßen.

Berry war ganz ruhig und richtig süß. Wenn ich Chan hyung und Felix besuchte, kuschelte ich total gerne mit ihm. Sein Fell war auch so weich wie das von Kkami. So süß.

„Ja, die drei sind ja bei dem Contest.“

Chan hyung nickte. 

„Hast du vor es ihm zu sagen?“

Ich wusste sofort, was er meinte. Etwas druckste ich herum, ehe ich nickte. 

„Also… ja, auf jeden Fall. Ich weiß nur noch nicht wann.“

„Wieso nicht heute?“, lächelte er und nickte in Richtung einer Parkbank, „Er würde sich sicher freuen. Hyunjin mag dich, weißt du doch.“

Ich zog eine Braue hoch und folgte ihm. Er ließ Berry von der Leine, als ich ihm den Ball hinhielt.

„Oh cool, danke. Kkami, guck mal hier! Berry!“ 

Ich leinte nun auch Kkami ab. Mit Chan hyung konnte ja nichts passieren. Er konnte schließlich mit Hunden. Prompt warf er den Ball auch, als er die Aufmerksamkeit von beiden Vierbeinern hatte.

„Wieso sagst du’s deinem Freund denn nicht endlich? Der mag dich doch auch?“

Mit beiden hochgezogenen Brauen sah er mich nun an.

„Welchem Freund denn?“, hakte er unschuldig nach.

„Der Typ da aus dem Café? Woo… Wooo… Irgendwas mit Woo.“

„Woojin meinst du?”, er schnaubte belustigt, „Woojin und ich sind doch nicht zusammen.“

Als Kkami den Ball anschleppte, nahm ich ihn diesmal und warf ihn locker.

„Ja nee, deshalb doch. Felix meint, du klaust immer Berry, um den Typ aufzureißen.“

„Erstens ist Berry mein Hund und zweitens soll Felix mal abwarten, bis er nach Hause kommt. Ich mag das Café in dem Woojin arbeitet eben gerne, na und? Und wenn ich eh mit Berry unterwegs bin, geh ich halt auch mit ihm rein. Außerdem geh ich ja auch ohne Berry hin…“

„Rede dich nicht raus. Berry ist ein Aufreißer, guck ihm doch in die Augen.“

Daraufhin lachte Chan hyung. 

„Er ist… eine große Hilfe, sagen wir es so. Okay, du hast mich erwischt. Aber du müsstest mal sehen, wie Woojin sich freut, wenn Berry rein kommt. Ich wünschte, er würde sich auch so über mich freuen.“

„Wem sagst du das“, seufzte ich. 

Noch einmal warf ich den Ball für die beiden Hunde. 

Eine Weile spielten wir weiter mit den Hunden und unterhielten uns, bis Chan hyung Berry zu sich pfiff. Auch Kkami kam angelaufen.  Er hatte den Ball in der Schnauze. Ich nahm das Seil und forderte ihn wortlos auf, zu ziehen. Niedlich, wie der kleine Stinker versuchte, der Stärkere zu sein. Mit dem Ball zu spielen war doch besser, als ein Handtuch zu ruinieren. 

„Wir machen uns auf den Weg. Immerhin haben wir heute noch ein Date, nicht wahr?“, er sah hinab zu Berry und zurück zu mir, „Im Ernst, du solltest nicht länger warten. Spätestens Ende der kommenden Woche. Deal?“

„Ja…“, ich seufzte, „Ja okay, Deal.“

„Wunderbar. Ich sag’s Woojin auch. Versprochen. Uhm… nächsten Sonntag“, nuschelte er.

„Feigling!“, beschwerte ich mich.

Er grinste peinlich berührt. 

„Ja. Naja. Wir sehen uns die Woche bestimmt, oder?“

Zuversichtlich nickte ich. Noch einmal zum Abschied streichelte ich Berry, ehe ich mich wieder Kkami zuwandte. 

Er sah mich erwartungsvoll an. Bevor auch wir gehen würden, wollte ich den Hund noch etwas auspowern, also spielten wir noch. Ich bewegte mich selbst auch nochmal etwas mehr, als ich mit ihm zusammen über die Wiese lief.

Irgendwann geriet auch der Ball in Vergessenheit. Der fiel mir auch erst wieder ein, als ich Kkami wieder angeleint hatte, um mit ihm nach Hause zu gehen. Als ich den etwas störrischen Karabiner eingehakt hatte, streichelte ich sein Fell und sah ihn an.

„Hey, Kkami, wo hast du denn deinen Ball, hm?“

Angesprochener schlenderte nun etwas um mich herum, schnüffelte an der Bank. Ich sah mich indes um, bis ich das pinke Band auf der Wiese liegen sah. 

„Nicht abhauen“, wies ich an und wickelte die Rollleine einmal um den Fuß der Bank.

Ich joggte rüber auf die Wiese, nahm den Ball auf. Das Band lag daneben. Komisch, hatte ich gar nicht mitbekommen, wie ramponiert das Ding war. Was hatte der kleine Köter bitte für eine Kraft?

Und wieso bellte er plötzlich so lautstark?





*

 

 

 

Warum der kleine Köter plötzlich so ein Palaver macht, findest Du nächstes Kapitel heraus :D
Wobei ich denke, dass Du es schon weißt.

Lass mich gerne wissen, wie es dir bisher gefällt!
Ich hoffe sehr, du hattest mit Teil 1 Spaß und bist jetzt für Drama bereit.

Bis dann
Sazandora <3


Übrigens... falls Kkami doch ein Weibchen ist... Lass es mich bitte sofort wissen. Sämtliche "Quellen" die ich fand, sagten, er sei ein naja... ein Er eben.

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