Der Moment

Dieser Sommer

Kennst du dieses Gefühl, wenn alles um dich auf einmal nicht mehr wichtig ist. Wenn es dir mehr als scheiß egal ist, ob dir in diesem Moment die Tränen vor mehreren Leuten über die Wangen kullern. Weißt du wie es sich anfühlt, wenn man weint und dabei denkt man zerberstet von Innen.

Ich habe immer gehofft solche Gefühle nicht spüren zu müssen und doch steh ich jetzt hier vor meinen Freuden und kann die Fassade, welche ich krampfhaft versucht habe nicht brechen zu lassen, nicht mehr aufrechterhalten. Aber wie sollte man sich sonst fühlen, wenn sich dein Freund (pardon Exfreund) von vier Jahren, zu jemand anderem mehr hingezogen fühlt als zu dir und du immer noch im selben Haus mit ihm und deinem Rudel wohnst. Dieser Abend, war der Abend der Realisation, dass ich kein Teil mehr dieser Gruppe sein konnte, solange ich nicht mit meinen Gefühlen klarkam.

Als Jackson mir vor einem Monat mit wässrigen Augen beichtete, dass er das nicht wollte und er mich zwar liebt aber nicht so sehr wie sie, bröckelte meine Welt. Ich dachte immer wir wären Teile des jeweils anderen, zu wichtig füreinander um jemals auseinandergerissen zu werden, aber er fand einen neuen Teil seiner Selbst in ihr. Ich wollte sie hassen, weil die Wut vieles kurzfristig einfacher machen würde aber ich sah ihre Schuld nicht, niemand hatte Schuld. Und doch fing ich an sie bei mir zu suchen, war ich nicht genug? Bin ich nicht hübsch genug? Habe ich was gesagt oder getan was ihn vertrieben hat? Dumme Gedanken, welche mich nachts wach trieben und mich um schlaf brachten, den ich mehr als nötig hatte.

An dem besagten Abend, als mir alles egal wurde hörte ich unabsichtlich den Schluss eines Telefonats zwischen Jackson und ihr an. Mittem im Wohnzimmer stehend konnte ich die Tränen nicht mehr kontrollieren und brach zusammen. JB und Jinyong scheuchten ihn aus dem Zimmer und versuchten mich zu beruhigen während Mark mir eine Decke bringen ging und der Rest nicht wusste wie sie mit der Situation umgehen sollten. Ich wusste, nicht nur für mich war das eine schwere Zeit, sondern auch für die anderen Mitglieder meines Rudels, die uns beide gleich liebten und nicht wussten wie sie mein kaputtes Herz wieder zusammenstückeln konnten.

Raus, du musst hier raus Hye Mi, raus, raus aus seiner Nähe, raus aus seinem Geruch, raus, raus, raus.

Ich wusste es schon länger, dass das die einzige Option war wieder zu mir zu kommen und doch wollte ich es verdrängen. Dieses Haus war für mich stehts mein Rückzugshort und mein geliebtes Zuhause gewesen, welches befüllt war mit den Menschen, die ich am meisten liebte. Doch ich musste gehen, nicht nur meinen Exfreund, sondern auch für eine unbestimmte Zeit diese Familie zurücklassen, welche mir mein Leben bedeutete.

Kein Yugyeom und Bambam mehr welche auf dem Sofa mit mir Videospiele spielen und Chips futtern, kein Youngjae der immer gute Laune ins Haus brachte, kein JB und Jinyong die sich mütterlich um alle kümmerten und vor allem nie mehr Jackson, keine Umarmungen, keine dummen Witze, kein geheimes süßes Geflüster zwischen uns damit die anderen uns nicht hören, nie mehr.

Ich drängte mich aus der führsorglichen Umarmung von JB und stürmte in mein Zimmer, zog den Reiserucksack hervor und fing an so schnell wie möglich meine wichtigsten Sachen zusammenzupacken. Die Jungs standen halb im Zimmer, bereit mir zu sagen, dass das keine gute Idee ist, dass das mein Zuhause ist und alles wieder gut wird, doch ich stoppe sie. „Leute, es gibt niemand der mir wichtiger in diesem Leben ist als ihr alle, aber wenn ich jetzt bleibe, zerbreche ich und ich möchte diese Gefühle nicht mit diesem Haus verbinden, ich muss weg“

„Wir können Jackson sagen, das du gegangen bist und wehe du kommst nicht trotzdem manchmal besuchen, wenn er nicht da ist!“, sagt Yugyeom so erwachsen wie sonst nie. „Melde dich, wenn du was brauchst, egal wann egal was!“, bringt Jinyoung hervor, der Rest nickt und ich weine nicht mehr nur aus Schmerz sondern weil ich bessere Freunde nie hätten wünschen können. Wir umarmen uns ein letztes Mal und ich nehme verheult den nächsten Bus in das kleine Dorf 20 Kilometer entfernt von unserer Hütte um dort meine nächsten Schritte zu planen.

Das war der Sommer in dem ich mich von meiner Familie trennen musste um zu heilen und der in dem sich mein Leben veränderte.

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