Eine Frage und die Folgen

Tell me what to do

Schwer atmend stoppte ich. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Stirn war schweißnass. Taemins Hand lag in meinem Rücken und hielt mich fest. Wir waren uns so nahe, dass wir den Atem des jeweils anderen spüren konnten. Auch wenn ich heute Mittag noch geglaubt hatte, uns beiden könnte zu viel Nähe unangenehm werden, hatten wir die ersten Berührungsängste schnell überwunden und waren uns beim Tanzen um einiges nähergekommen.
„Das war gut“, meinte ich und lächelte Taemin an.
„Aber irgendwas passt noch immer nicht ganz. Gerade im letzten Teil habe ich ein paar Probleme dich richtig zu halten.“, meinte Taemin frustriert. Ich musste schon zugeben, dass er ein kleiner Perfektionist war.
„Wir können die Schritte auch einfach ändern. Du könntest versuchen beide Hände zu benutzen. Das macht es vielleicht leichter“, schlug ich vor.
Taemin schien kurz über meinen Vorschlag nachzudenken, ehe er nickte und meinte: „Lass es uns einfach mal versuchen.“
Gesagt getan, wir stellten uns in unsere Anfangspositionen, ließen das Lied noch ein Mal von vorne laufen und begannen unsere Choreografie. Im letzten Teil änderte ich meine Schrittfolge ein klein wenig, sodass ich in einer anderen Position vor Taemin zum Stehen kam. Er legte seine Arme um mich, während ich mich ein Stück nach hinten lehnte, sodass allein seine Arme mich davon abhielten auf den Boden zu fallen. Als das Lied zu Ende war, zog Taemin mich zu sich und meinte: „Also ich fände es besser, wenn wir die Choreo so enden lassen würden.“
Ich lief leicht rot an und stammelte: „D....Da...Ich...Du...“
Taemin lachte leicht kehlig und meinte: „Du bist echt süß, wenn du verlegen bist. Aber wenn es dir unangenehm ist...“
„Nein“, meinte ich schnell: „Ist es nicht.“
Taemin gab ein Glucksen von sich und meinte: „Das freut mich.“
Ich schaute zu ihm auf und versuchte zu erkennen, was er gerade dachte. Doch als ich in seine Augen sah, war es um mich geschehen. Mein Herz klopfte aufgeregt in meiner Brust und meine Gedanken waren wie ausradiert. Alles was ich wahrnahm war sein Atmen den ich auf meinem Gesicht spürte und seine Arme, die mich noch immer umschlungen hielten.
„Mina, ich...“, wollte Taemin etwas sagen. Doch das Klingeln meines Handys unterbrach uns. Wir beide schüttelten kurz unsere Köpfe, ehe wir auseinanderschnellten.
„Ich... Da muss ich rangehen“, meinte ich mit noch immer knall rotem Gesicht. Auch Taemin war leicht rot angelaufen und meinte: „Ähm ja... Ich füll unsere Wasserflaschen auf. Wir sollten ein bisschen was trinken.“
Er nahm unsere Trinkflaschen und rannte aus dem Raum. Ich schüttelte noch ein Mal meinen Kopf in der Hoffnung so wieder Herrin meiner Selbst zu werden. Ich nahm mein Handy aus meiner Tasche und schaute auf den Bildschirm. Als ich sah, wer mir gerade den Kopf gerettet hatte, konnte ich nicht anders, als ungläubig lachen.

„Minho?“, nahm ich den Anruf entgegen.

„Hi Mina, ich bin gerade mit meiner Aufnahme fertig geworden und würde dich in dreißig Minuten abholen“, meinte Minho fröhlich.

„Ok, ich werde mich dann ein wenig frisch machen“, meinte ich: „Soll ich vor dem Gebäude warten?“

„Nein, ich komme dich aus dem Tanzraum holen.“, bot Minho an.

„Gut, dann warte ich hier.“, willigte ich ein.

Minho verabschiedete sich noch und legte dann auf. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an die Wand.

Die Tür öffnete sich und Taemin kam mit unseren beiden Trinkflaschen in der Hand in den Raum. Er setzte sich neben mich und reichte mir meine Flasche. Ich dankte ihm, öffnete die Flasche und trank einige große Schlucke daraus.
„Wer hat denn gerade angerufen?“, fragte Taemin, nachdem auch er etwas getrunken hatte.
„Minho. Er kommt mich gleich hier abholen.“, antwortete ich.
„Wirklich? Schade. Ich hatte gehofft ich könne dich noch zum Essen einladen.“, meinte Taemin enttäuscht. Ich stupste ihn in die Seite und meinte nur: „Dann heb dir den Gefallen einfach auf. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns öfter mal sehen würden.“
Bildete ich mir das nur ein oder lief Taemin gerade wieder etwas rot an? Ich konnte nicht anders, als ihn fasziniert zu beobachten. Noch vor einer Minute hatte er ziemlich enttäuscht und niedergeschlagen ausgesehen. Doch jetzt hatte er ein strahlendes Lächeln aufgesetzt und wirkte zufrieden mit sich und der Welt.
„Wo ist denn das Klo? Ich würde mich gerne ein wenig frisch machen. So verschwitzt kann ich in kein Restaurant gehen.“, fragte ich, nachdem ich meinen Blick von Taemin reißen konnte.
„Ich bring dich schnell hin. Nachher verläufst du dich hier noch. Du wärst nicht die Erste, der das passiert.“, meinte Taemin und stand auf. Er hielt mir seine Hand entgegen und half mir auf die Beine. Als sich unsere Hände berührten spürte ich ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Mittlerweile sollte ich doch absolut gar nicht mehr aufgeregt sein, wenn er mir nahekam. Immerhin hatten wir uns beim Tanzen mehr als nur ein Mal berührt. Und doch flatterte mein Herz gerade aufgeregt in meiner Brust. Wie ein kleiner Vogel, der zum ersten Mal seit langem wieder aus seinem Käfig gelassen wurde.


Wir verließen den Raum und Taemin führte mich durch die Gänge. Irgendwie war die Stille, die sich zwischen und ausgebreitet hatte, alles andere als angenehm. Taemin wirkte plötzlich ziemlich bedrückt. Aber gleichzeitig auch, als würde ihm etwas auf der Seele brennen.
„Mina, kann ich dich was fragen?“, fragte er nach langem rum Gedruckse schließlich.
„Klar. Frag mich alles was du möchtest.“, meinte ich in der Hoffnung, die Stimmung so ein wenig zu bessern.
„Du und Minho. Wart ihr mal zusammen?“, fragte er und schaute dabei peinlich berührt auf den Boden. Diese Frage brachte mich mehr aus der Fassung, als sie eigentlich sollte. Ich hielt inne und schaute Taemin fassungslos an. Auch er blieb stehen und drehte sich zu mir um. Seinen Blick hatte er weiterhin auf den Boden geheftet.
„Ich... Wieso interessiert dich das?“, fragte ich noch immer leicht fassungslos.
„Minho hat schon in unserer Anfangszeit immer von dir gesprochen und ihr habt das gleiche Armband.“, versuchte Taemin sich zu erklären: „Außerdem hast du bei unserem ersten Treffen erwähnt, dass Minho für dich mehr gewesen war, als ein Freund.“
Innerlich verfluchte ich mein angetrunkenes Ich dafür, nicht die Klappe gehalten zu haben. Doch was änderte das denn noch? Taemin wusste schon, wie ich mich damals gefühlt hatte. Wieso fiel es mir also so schwer mit ihm darüber zu sprechen. Es war, als würde ein Stein in meinem Magen liegen. Am liebsten wäre ich abgehauen.
„Wir waren nie zusammen.“, meinte ich mit monotoner Stimme: „Wie du dich sicher auch noch erinnern kannst, habe ich auch gesagt, dass er nicht so gefühlt hat wie ich.“
„Es tut mir Leid. Ich habe dich mit meiner Frage verletzt.“, entschuldigte sich Taemin: „Ich hätte nicht fragen sollen.“
„Schon in Ordnung. Nicht du hast mich verletzt, sondern die Vergangenheit. Man müsste meinen ich sei schon darüber weg. Aber solche Wunden verheilen leider nicht so schnell wie wir uns das wünschen“, meinte ich wahrheitsgemäß.
„Du liebst ihn immer noch?“, fragte Taemin und beinahe meinte ich einen Hauch von Bitterkeit in seiner Stimme zu hören. Über diese Frage musste ich tatsächlich etwas länger nachdenken. Liebte ich Minho noch immer so, wie damals? War er immer noch an erster Stelle?
„Ich bin mir nicht sicher. Es ist viel Zeit vergangen und ihn plötzlich wieder zu treffen hat so einiges in mir aufgewühlt.“, sagte ich nach einer kurzen Zeit des Überlegens: „Ich weiß nur, das wir nicht mehr die Gleichen sind wie damals. Entsprechend sind meine Gefühle anders und doch irgendwie gleich. Wenn das denn überhaupt einen Sinn macht.“

 

Taemin hob nun seinen Kopf und schaute mich nun aus unergründlichen Augen an. Was wollte er mit seinen Fragen bezwecken? Wieso fragte er mich überhaupt so etwas? Doch eine noch bessere Frage war, wieso beantwortete ich ihm diese Fragen? Wieso erzählte ich ihm alles? Wieso fühlte es sich so bedrückend an ihm das alles zu erzählen? Ich fühlte mich, als würde mir die Luft abgeschnürt werden. Ich war mir sicher, dass ich in den nächsten Minuten anfangen würde zu weinen. Das wollte ich auf keinen Fall vor Taemin tun. Ich riss mich also noch ein Mal zusammen, schluckte dem Kloß in meinem Hals runter und meinte: „Wir sollten weiter.“
Taemin nickte, drehte sich um und lief weiter den Gang entlang. Als wir am Damenklo angekommen waren, hastete ich durch die Türe und schloss direkt hinter mir ab. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, begannen die Tränen meine Wangen hinab zu laufen. Wieso nur tat es so weh? Wieso konnte ich nicht einfach über das sprechen, was mich so bedrückte? Wieso musste ich diesen Schmerz auch noch nach so vielen Jahren spüren? Konnte er nicht einfach vergehen?

 

Obwohl ich gerade nicht unbedingt in bester Verfassung war, begann ich mich umzuziehen. Immerhin würde Minho bald da sein. Doch wollte ich ihn in meinem jetzigen Zustand – total verheult und am Ende mit den Nerven – überhaupt noch sehen? Irgendwie kamen Zweifel in mir auf, ob ich das alles hier überhaupt wollte. Die Vergangenheit schmerzte noch immer so schrecklich. Wie konnte ich da einfach so tun, als wäre alles in Ordnung? Ich sollte diese Gefühle nicht einfach verdrängen. Daran würde ich irgendwann noch zu Grunde gehen.

„Mina? Ist alles in Ordnung? Ich wollte dir wirklich nicht weh tun“, hörte ich plötzlich Taemins Stimme durch die Tür hindurch.

„Ja, alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen.“, meinte ich mit belegter Stimme und schniefte ein Mal laut. Sehr überzeugend konnte ich in diesem Moment gar nicht wirken. Wem wollte ich eigentlich was vormachen? Ich war alles andere als überzeugend. Was sollte ich nur machen? So sollte mich eigentlich niemand zu sehen kriegen. In der Hoffnung nicht ganz so schrecklich auszusehen, wie ich mich gerade fühlte, warf ich einen Blick in den Spiegel. Seufzend stellte ich fest, dass ich genauso, wenn nicht sogar schlimmer, aussah als ich mich fühlte. Meine Augen waren rot angelaufen und begannen anzuschwellen. Da war Hopfen und Malz verloren. Vielleicht würde ja ein bisschen kaltes Wasser helfen. Gesagt getan, ich spritzte mir mehrere Schwalle kaltes Wasser ins Gesicht. Es half zwar nicht gegen die Rötung, jedoch half es mir mich zu beruhigen.

 

Es klopfte an der Tür. Erst leise, dann ein wenig lauter.

„Taemin, ich habe dir doch gesagt, dass alles in Ordnung ist“, meinte ich mit noch immer belegter Stimme.

„Mina, lass mich rein.“ Zu meiner Überraschung hörte ich nicht Taemins, sondern Minhos Stimme durch die Tür. Wieso war er denn schon da? Ich lief zur Tür und wollte sie öffnen. Doch etwas ließ mich innehalten. Wollte ich Minho denn überhaupt sehen? Würde ich wieder anfangen zu weinen, sobald ich sein Gesicht sehen würde? Wollte ich, dass er mich so sah? Ich fasste mir letzten Endes doch ein Herz und schloss die Tür auf. Irgendwann musste er die Wahrheit erfahren. Doch was war die Wahrheit? War ich noch immer in ihn verliebt? Tat es deswegen so weh?

Ich öffnete die Tür einen Spalt weit und schaute vorsichtig hinaus. Direkt vor der Tür stand Minho und schaute besorgt zu mir runter. Ich schaffte es nicht ihm in die Augen zu sehen, weswegen mein Blick auf an seiner Brust verharrte.

„Würdest du mich rein lassen?“, fragte Minho besorgt.

„Das ist das Damenklo“, war meine Antwort: „Ich glaube nicht, das du hier reinkommen solltest.“

„Dann hol dein Zeug und komm raus“, meinte Minho.

Ich nickte steif, drehte mich von der Tür weg und begann mein Zeug zusammen zu klauben. Doch noch ehe ich meine Sachen alle beisammen hatte, war Minho einfach in den Raum gekommen und hatte seine Arme um mich geschlungen.

„Minho, du solltest nicht“, wollte ich mich beschweren, doch Minho unterbrach mich einfach: „Ist mir doch egal was ich sollte und was nicht. Dir geht es nicht gut und ich will für dich da sein. Da ist mir doch egal ob ich in einem Damenklo stehe, in dem so oder so niemand außer uns beiden ist.“

Er hatte Recht und doch war es mir unangenehm das er hier war. Auf der einen Seite wollte ich nichts Anderes, als das er mich tröstete. Auf der anderen Seite wollte ich ihn nicht so nah bei mir wissen. Seine Berührung war unangenehm und angenehm zu gleich.

„Minho, bitte. Ich möchte das nicht“, meinte ich und wand mich aus seinem Griff. Er schaute mich verletzt an.

„Mina, egal was Taemin dir gesagt hat, egal was er dir vielleicht getan hat, du kannst mir sagen was los ist. Ich werde für dich da sein.“, meinte Minho ernst.

Ich schaute ihn verwirrt an und meinte: „Taemin hat mir nichts getan. Wie kommst du denn darauf?“

„Wieso solltest du sonst heulend im Klo stehen, während Taemin auf dem Flur steht und aussieht, als hätte er gerade jemanden umgebracht?“, fragte Minho wütend: „Was soll ich denn sonst denken?“

„Er hat mich nur etwas gefragt. Das ist alles.“, meinte ich. Nun fühlte ich mich schlecht. Taemin stand vor der Tür und machte sich schreckliche Vorwürfe, obwohl er eigentlich nichts Schlimmes getan hatte.

„Und deswegen bist du so niedergeschlagen?“, fragte Minho weiter.

„Es war etwas Persönliches.“, versuchte ich zu erklären, ohne ihm zu sagen, dass es um ihn gegangen war. Minho schaute mich enttäuscht an. Er hatte wahrscheinlich gehofft mehr aus mir heraus zu bekommen.

„Mina bitte. Erzähl mir was los ist. Ich möchte dir doch nur helfen.“, flehte Minho. Wieder ein Mal hatte er den Tonfall angeschlagen, bei dem ich ihm einfach nicht nein sagen konnte. Wieder verfluchte ich mich für meine Schwäche.

„Er hat mich etwas über uns gefragt.“, sagte ich bitter: „Das hat einfach alte Wunden aufgerissen, von denen ich glaubte sie seien verheilt.“

Minhos ganze Körperhaltung änderte sich mit einem Mal. Er ließ seine Schultern und seinen Kopf kraftlos hängen. An sich sah er ein bisschen aus wie ein kleiner Hund der ein Mal zu oft geschlagen und dann im Regen ausgesetzt worden war. Alles an ihm zeigte, dass er innerlich litt.

„Es tut mir Leid. Wäre ich damals nicht so dumm gewesen, müsstest du nicht leiden. Ich weiß nicht, wie ich diesen einen Fehler je wieder gut machen kann.“, entschuldigte sich Minho. Ich schaute ihn einfach nur schweigend an. An sich wäre es jetzt an mir gewesen, ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war und er sich keine Sorgen machen brauchte. Doch das wäre wieder eine Lüge gewesen. Manchmal war eine bittere Wahrheit eben doch besser, als eine süße Lüge.

 

Als ich keine Anstalten machte mich zu bewegen oder auch nur etwas zu sagen, sackte Minho noch mehr in sich zusammen. Es war als wäre er innerhalb von wenigen Minuten um Jahre gealtert.

„Was soll ich denn noch tun? Ich kann nicht mehr tun, als dich um Vergebung beten. Was geschehen ist, ist nun mal geschehen und ich bereue es, nicht anders gehandelt zu haben.“, meinte Minho mit müder, trauriger Stimme.

„Ich habe dir Vergeben“, meinte ich: „Aber vergeben heißt nicht vergessen. Noch dazu finde ich, dass ich eine Erklärung verdient habe.“

„Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich dir das noch nicht erklären kann.“, warf Minho mir sofort an den Kopf. Ich schaute ihn fassungslos an. Selbst jetzt, wo er wusste, dass es mir wegen dem Geschehenen nicht gut ging, wollte er mir nicht sagen was los war. Glaubte er etwa, er wäre mir keine Erklärung schuldig? Da war ich aber komplett anderer Meinung.

„Minho das mit uns hat doch keinen Sinn. Wie soll das zwischen uns je wieder gut werden, wenn du mir nicht ein Mal einen Grund für dein Verhalten nennen möchtest?“, meinte ich resignierend: „Ich kann dich nicht zwingen mir zu sagen was los war, oder wieso du plötzlich wieder einen auf heile Welt machen möchtest, aber ich fände es schön, wenn du es tun würdest. Bis dahin würde ich dich bitten ein wenig auf Abstand zu bleiben.“

„Das meinst du nicht ernst.“, meinte Minho fassungslos.

„Doch, dass meine ich. Weißt du eigentlich wie sehr es weh tut in deiner Nähe zu sein und nicht zu wissen wie lange dieser Frieden zwischen uns hält? Weißt du wie zerrissen ich innerlich bin? Ich wünsche mir nichts sehnlicher als das alles wieder so wird wie früher. Doch wie soll ich das machen, wenn ich mich jedes Mal wenn ich dich sehe daran erinnere, wie sehr du mich verletzt hast?“, ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf. Es hatten sich auch wieder Tränen in meinen Augen gesammelt, die nun ungehindert meine Wangen hinab liefen: „Und dann hälst du es nicht mal für nötig mir zu sagen was in deinem Kopf vor sich geht. Verlange ich denn wirklich so viel?“

Minho stand einfach nur da und schaute mich mit großen Augen an. Ab und zu öffnete er seinen Mund um etwas zu sagen, doch kein Wort verließ seine Lippen.

„Mach dir bitte Gedanken darüber, wie es mit uns weitergehen soll.“, meinte ich, nahm meine Sachen und verließ den Raum.

 

Vor der Tür stand ein ziemlich bedrückt dreinschauender Taemin, der den Streit gerade eben wahrscheinlich komplett mit angehört hatte. Er wollte etwas sagen, doch kam nicht dazu, da Minho aus der Klo gestürmt kam und mich am Arm packte.

„Bitte sag mir, dass du das nicht ernst gemeint hast.“, flehte er. Wieder diese Tonlage. Ich atmete tief durch und versuchte stark zu bleiben. So wie es gerade lief konnte es mit uns doch nicht weitergehen. Doch ehe ich etwas sagen konnte, hatte sich Taemin eingeschaltet: „Minho, ich glaube ein bisschen Abstand würde euch jetzt guttun. Lass ihr ein bisschen Zeit.“

„Du hälst dich da raus. Mit dir hat das doch alles erst angefangen. Was hast du ihr überhaupt erzählt?“, fuhr Minho seinen Kumpel an.

 „Das geht dich gar nichts an“, meinte ich kalt: „Und jetzt lass mich bitte los.“

„Lass mich dich wenigstens nach Hause bringen. So fertig wie du gerade bist, möchte ich dich nur ungern alleine quer durch die Stadt fahren lassen.“, meinte Minho geknickt, nachdem er meinen Arm losgelassen hatte.

„Ich möchte wirklich ein bisschen Abstand“, meinte ich.

„Dann lass mich dich fahren.“, schlug Taemin vor: „Das ist das mindeste was ich tun kann.“

Ich schaute ihn unentschlossen an. Sollte ich sein Angebot annehmen? Es wäre wirklich das Beste. So wie ich mich fühlte, würde ich gerade nicht mal mehr bis zur nächsten U-Bahnstation kommen.

„Na gut.“, meinte ich: „Ist wahrscheinlich wirklich besser so.“

„Dann lass uns los.“, sagte Taemin. Minho hielt ihn noch kurz zurück und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Taemin erwiderte daraufhin nur: „Natürlich. Mach dir keine Sorgen.“

An mich gewandt meinte Minho: „Es tut mir wirklich Leid.“

„Ist schon in Ordnung. Mach dir bitte einfach nur Gedanken darüber, was ich für dich bin und ob du mir nicht doch erzählen willst was los ist.“, meinte ich, drehte Minho meinen Rücken zu und lief einfach los.

 

Taemin kam mir direkt hinterher und meinte: „Wir gehen direkt in die Tiefgarage. Da steht mein Auto. Du legst dich am besten auf die Rückbank.“

Ich nickte nur steif. In meinem Kopf schrie ich mich selbst an. Hatte ich gerade alles kaputt gemacht? Hätte ich einfach alles schlucken sollen? Was genau erhoffte ich mir eigentlich von meinem Verhalten? Was wenn Minho sich diesen Stress nicht antun wollte? Was wenn er mich wieder von sich stoßen würde? Würde ich mir selbst verzeihen können, wenn Minho mich nicht mehr sehen wollte? Was konnte ich denn jetzt noch tun? Es war geschehen. Alles was mir jetzt noch blieb, war die Hoffnung, dass Minho sich für unsere Freundschaft und gegen seinen Stolz entscheiden würde.

 

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Comments

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Shurracaro #1
Chapter 8: Oh man deine Geschichte ist soooo genial! Mein Herz rast richtig. Ich freu mich sehr die nächsten Kapitel zu lesen ❤