cold hands and colder hearts;

setsunai; [koi tsudu]

Er sah zu ihr hinab

The Cinematic Orchestra - To Believe

 

Er sah zu ihr hinab.
Ein letztes Lächeln huschte über ihre Lippen. Ihre Augen glitzerten kurz, bevor sie von Lider verdeckt wurden und ihre Hand wurde lose; rutschte von seinem Finger.

Sein Mund formte Worte, die jedoch nicht über seine Lippen kamen. Er ging weiter.

"Miyu", hauchte er und schüttelte sie leicht. "Miyu, bitte bleib bei mir."

In seinem tiefen Inneren begann bereits seine Wut aufzukochen. Vermengt mit Verzweiflung und purem Hass gegenüber sich und diesem Menschen, der ihn erst in diese Lage gebracht hat. Als würden seine Tränen dadurch verdampfen, schwanden sie aus seinen Augenwinkeln.

Ihm wurde schlecht und er drauf und dran, sich zu übergeben.

Was war dies alles.
Es war so neu für ihn.

Mit einem blassen Gesicht schleifte er seine schweren Beine in Richtung Kardiologie. Seine dunklen Augen starrten paralysiert in eine Richtung. Sein Mund war nur mehr ein Strich in einer trostlosen Landschaft.

Er fühlte sich, als wie wenn er aus seinem Körper geschwunden war und neben sich selbst herging; zusah wie er in sich zusammenbrach.

Doch Kairi musste nicht zuhören, dass sein Herz mit seiner Seele in einem Meer aus Scherben lag. Es fühlte sich an, als würden diese spitzen Kanten bei jedem Schritt in seine Fußsohlen schneiden.

Mit der Schulter voraus, sein Blick auf Miyu gerichtet, drückte er die Tür zur Kardiologie auf.

Er nahm nicht wahr, wie die Gespräche zwischen den Schwestern verstummten. Sie starrten ihn nur an und versuchten erst einmal mit der Lage fertig zu werden.

Er stand da und verstand die Welt um sich herum nicht mehr.

Was hat er getan, um so etwas verdient zu haben.

Kairi wollte alles niederbrennen, gleichzeitig er ebenfalls in diesem Feuer sitzen.

"Dr. Tendo?", fragte die Oberschwester und er riss den Kopf hoch. Seine Hände zitterten, steckten seinen Körper damit an und die Tränen waren wieder in seinen Augen zurück. Jedoch dicker und schwerer als jemals zuvor.

Er versuchte sich zusammenzureißen und wünschte sich, doch auf der Stufe zwischen vierten und fünften Stockwerk sitzen geblieben zu sein.

Kraftlos stolperte er an die Wand zu seiner rechten und sackte mit der Schulter daran gelehnt auf den Boden.

Sein Aufkommen setzte einen Knall in die stille Abteilung.

Er rief einen bebenden Schrei in die Luft, der schmerzender nicht sein konnte; er ging durch Mark und Bein. Als würde man Kairi bei lebendigem Leib den Arm amputieren.

Er schrie und schluchzte.
Es waren die schlimmsten zehn Minuten seines Lebens gewesen.

Sein Hals wurde rau und fühlte sich schon wund an, während er an seiner Stirn vor Schmerz nichts mehr spürte.

Sein Schluchzen erschütterte seinen ganzen Körper und er strich dem Kind in seinen Armen immer wieder über die Wange. Seine Tränen tropfte auf sie hinab.

"Miyu!"

Ein stechender Schmerz zog um seine Bauchgegend und ließ ihn sich zusammenkrümmen. Er fühlte sich, als würde er sterben.

In seinem Inneren tat er dies.

"Komm' zurück Miyu", hauchte er und drückte seine Wange gegen ihre kalte. Seine Hand klammerte sich an ihre kleine und mochte nicht, dass sie eisig war. "Bitte lass' mich nicht allein."

Er drückte den leblosen Körper an sich, mit dem Ohr auf ihr Herz, als würde er den Puls suchen wollen, um sich doch noch vom Gegenteil überzeugen zu können.

Er war aus fünf Metern Höhe auf den Boden der Tatsachen gefallen.
Ohne Fallschirm.
Einfach so.

So fühlte sich auch sein Körper an. Als würden seine Rippen in seine Lunge stechen, sein Brustkorb zerquetscht und unter seiner Schädeldecke das Blut schwimmen.

Keine der Schwestern hatte sich getraut, auch nur einen Schritt auf ihn zu zugehen. Als würden sie selbst nicht damit fertig werden. Sakai tropften bereits die Tränen vom Gesicht.

"Miyu, meine Kleine", murmelte er weinend in ihren Körper. "Bitte verlass' mich nicht."

Er drückte sie an sich und hatte den Kopf gesenkt.
Tränen tropften nun auf den Boden.

Seine Hände lagen auf seinen Oberschenkel und erneut musterte er ihren Körper.
Er hat so vieles übersehen.

Und er musterte seine Hände.
Jahrelange Erfahrung, für nichts.

Manchmal müssen wir Doktoren auch einsehen, dass es Patienten gibt, die dafür vorgesehen sind, zu sterben. Wir können nicht alle retten. 
Dieser Satz seiner Ansprache vor vielen Jahren, hallte schmerzlich durch seinen Kopf.

Er stemmte sich langsam auf und hatte Mühen seinen Kopf zu heben.

Kairi stand unter dem Schock seines Lebens, dies war nicht nur den Schwestern aufgefallen. Auch Kisugi. Der wollte eigentlich nur seine Unterlagen holen und war nun in dieser hilflosen Situation.

Der Arzt war der erste, der sich traute, langsam auf Tendo zu zugehen. Bäche von Tränen haben Striche durch seine blutverschmierten Wangen gewaschen.

Kairi ließ die Station hinter sich, stolperte über seine Füße und konnte sich im letzten Moment noch fangen.

Kisugi konnte nicht anders, als ihm wortlos zu folgen, wie er den Flur entlang rannte zur Intensivstation.

Er suchte sich das erstbeste Zimmer, drückte mit seinem Ellbogen den Knopf für die Tür und rannte nach drinnen.

Es wirkte so, als hätte er es aus seinem Kopf verdrängt, dass es für Miyu bereits zu spät war.

"Tendo!", versuchte Kisugi dem Tempo standzuhalten, musste aber nachgeben und mit einem kurzen Husten den restlichen Weg gehen.

Kairi bekam nicht einmal mit, dass man seinen Namen gerufen hat. Er riss nur die Bettdecke zur Seite und legte das Mädchen auf das Bett.

Sofort schob er den Stoff ihrer Bluse zur Seite und klebte die Elektroden für das EKG an. Er drückte den Schalter an der Rückseite des Gerätes und wollte gerade wieder aus dem Raum laufen, als er vor Kisugi stand.

Er sah ihn nur stumm an.

"Hol mir den Defibrillator."

"Werde ich nicht."

Die Antwort kam schnell und präzise. Alleine das ganze Blut an Tendos Händen und seinem Kittel und überall an seiner Kleidung, erklären das Herzversagen für Kisugi. So leid es ihm auch tat, dies wird nicht mehr viel nützen.

Kairi drehte sich entschlossen um und kniete sich in das Bett, bevor er eine Herzrhythmusmassage begann. Kisugi machte nur kleine Schritte auf ihn zu.

Er hatte den Arzt noch nie so gesehen.
Und er wollte ihn aus dieser Zwangsjacke befreien. Doch beim besten Willen, er wusste nicht wie.

Tendo grummelte immer wieder Worte, doch Kisugi verstand ihn nicht.

Das Pfeifen des EKGs war zu laut und zu schmerzhaft in seinen Ohren.

"Kairi, bitte hör' auf damit", hauchte er und wusste, dass er ihn nicht hörte. Tendo wirkte so, als wäre er in dieser Welt nicht mehr präsent. Als wäre er selbst gestorben.

Kisugi konnte sich das ganze nicht mehr ansehen.

Sakai stand bereits hinter ihm und drückte ihren Kopf in seinen Arm. Er spürte ihre zitternden Lippen; wie sie sich zusammenriss, mit dem Weinen aufzuhören.

"Kairi", baute er seine Stimme auf und wurde laut. "Hörst du das Pfeifen denn nicht!"

Tendo zuckte zusammen und hielt für einen kurzen Moment inne. Die Worte von Kisugi haben ihn aus seinem Trance gerissen.

Er hörte das Pfeifen, den langanhaltenden Ton den jeder Arzt hasste. Doch er hätte geglaubt, er kam von seinem Herzen. Alleinig, von seinem Herz.

Erneut sackte er zusammen und legte seinen Kopf auf die Brust des Mädchens. Eine fremde Hand schaltete die Maschine ab, um den Bruchteil einer Sekunde die Chance zu geben, nicht so erdrückend zu sein.

"Miyu."

Er begann wieder zu schniefen und eine warme Hand legte sich auf seine Schulter.

"Ich hab' mir doch geschworen, dass ich dich nicht sterben sehen will."

Wieder kam dieser Hass in ihm auf.
Er fühlte sich an, wie die knisternde Luft während dunkle Wolken nach einem heißen Sommertag aufziehen und Regen, Blitz und Donner brachten.

Miyu hat Yukiya immer die Ohren zugehalten, da er vor dem Donner Angst hatte.

Seine Hand formte sich zu einer Faust und er biss die Zähne zusammen. Seine Kiefermuskulatur zitterte vor Anstrengung. Er fühlte sich leer und ausgelaugt, als hätte man ihm einen Liter Blut genommen.

Warum hat er nur so schreckliche Angst gehabt.
Es war ihm zum Verhängnis geworden.

Er hätte sie retten können.

Er rutschte vom Bett und richtete sich auf. Mit seinem Handrücken strich er die Tränen von seinen Wangen und musterte danach das getrocknete Blut.

Sterbe ich als Heldin, Papa?

Es stand immer noch in den Sternen, warum sie geglaubt hat, zu sterben. Sie gab sonst nicht so leicht auf.

Sein Blick fiel auf ihre Brust und die vielen Schnitte in ihrer Haut.

Kairi wurde ungewollt in frühere Zeiten katapultiert.

Nanase saß am Sofa, Yukiya auf dem Schoß und sahen sich ein Bilderbuch an, während Kairi immer noch die Tränen in ihren Augenwinkeln glitzern sah.

"Warum ist Opa gestorben, Papa?"

Miyu saß neben ihm und aß mit ihm noch eine Kleinigkeit zu Abend, da er später als erhofft gekommen war. Kairi hatte Soba Nudeln und Miyu einen Müsliriegel.

Eine schwere Frage, schaufelte sich Kairi etwas mehr vom Essen in den Mund, um Zeit schinden zu können. Doch er wusste nicht, wie er es ihr erklären soll.

"Weil sein Herz stehengeblieben ist", kam es knapp und er wusste genau, dass eine weitere Frage kommen würde, um diese Aussage zu präzisieren. So schnell gab sie sich nicht geschlagen.

"Wie passiert sowas", tippte sie auf ihre Brust, als würde die Frage an ihr eigenes Organ gehen.

"Naja", stellte er die leere Schüssel zur Seite und lehnte sich zurück; verschränkte die Arme vor der Brust. "Wenn es aufhört."

"Wenn es in einzelne Teile ist?"

"Tendo?"

Tränen verschleierten seine Sicht, doch diese Stimme gehörte unverwechselbar zu Kisugi.

Kairis Hand hatte sich bereits an die von Miyu geklammert.

Es gab ja noch eine Realität.

In seinem Kopf hat er sich geborgen gefühlt. Er wünschte sich, dass er dieses Band der Wahrheit zurückspulen konnte.

Dass er jetzt nicht hier stand und schon überlegte beim nächstbesten unbeobachteten Moment aus dem Fenster zu springen.

Dass er am Abend wieder herzlich von Miyu empfangen wurde und sie ihn mit Fragen überhäufte, über die er einmal ein Buch für ebenfalls ratlose Eltern verfassen würde.

Er wollte nicht hier stehen und in Trauer versinken. Wer wollte das schon.

Er wollte nachhause, sich abschotten und so lange in seinen Gedanken und Tagträumen aus vergangenen Zeiten verweilen, bis er bewusstlos umfiel.

Doch wie sollte er es Nanase erklären.

Es traf ihn wie einen Schlag ins Gesicht und er sackte auf den Boden.

Erneut schrie Kisugi seinen Namen, doch er antwortete nicht. Zu viel musste sein Kopf verarbeiten.

Sein Blick war starr vor seine Knie auf den Boden gerichtet.

Alles, was sein Kopf ihm sagte, war wegzulaufen. Es scheint die einfachste Lösung zu sein.

Doch ein Widerspruch in seinem Herzen zog krampfhaft seine Muskulatur zusammen. Er biss sich auf die Unterlippe.

Er konnte und wollte Nanase nicht alleine lassen.

Sein Kopf zwang ihn, aufzustehen. Er benahm sich wie eine Marionette und jagte Kisugi und Sakai ziemliche Angst ein.

Er stolperte aus der Tür, starrte paralysiert in die Ferne und wirkte, als hätte er einen Massenmord miterlebt.

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Comments

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airauralintensity
#1
Chapter 5: i used machine translation to read this fic, and i almost wish i didn't. it was so simple, yet it hurt so much. should i thank you or yell at you? 😭
TheLonelyDandelion #2
Chapter 2: I love your fanfiction, keep up the good work